Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

20. Mai

 

Der heilige Bernhardin von Siena, Priester und Bekenner,

+ 20.5.1444 - Fest: 20. Mai

 

An Mariä Geburt im Jahre 1380 kam Bernhardin als Kaufmannssohn zu Siena in Mittelitalien zur Welt. Weil er mit sechs Jahren bereits Vollwaise war, sorgten in der Folgezeit ein paar Tanten für den Jungen, der stets wie ein Wiesel umher lief, ständig heiter und fröhlich zwitscherte wie ein Spatz und immer auch einen Streich im Sinn hatte. Er war sozusagen der Schrecken seiner Tanten. Aber trotzdem konnte man ihm nicht böse sein, weil man über seine Ideen eher lachen musste. Nur wenn die Kameraden wüste Reden führten und fluchten, da machte Bernhardin nie mit. Solche Worte ekelten ihn förmlich an.

 

Als Bernhardin zwanzig Jahre alt war, kam die Pest nach Siena. Viele Menschen starben an dieser ansteckenden und damals unheilbaren Krankheit. Aus Furcht vor der Ansteckung kümmerte sich niemand um die Kranken. Das konnte Bernhardin nicht mit ansehen. Todesmutig pflegte er die Leidenden, stand den Sterbenden bei und begrub die Toten, wochenlang.

 

Man muss es als ein Wunder ansehen, dass der heldenhafte Krankenpfleger und Totengräber nicht selbst von der Pest ergriffen wurde. Aber wenn ihn die Seuche auch verschonte, so brach er doch infolge der Überanstrengung im Dienst der Nächstenliebe zusammen. Er schwebte lange Zeit zwischen Leben und Tod, und als er doch wieder gesund wurde, hatte er, der die Schrecken des Todes bei sich und bei vielen anderen erlebt hatte, von der Welt genug. Bernhardin trat in den Franziskanerorden ein. Mit vierundzwanzig Jahren erhielt er die heilige Priesterweihe, und dann vergrub er sich in die Einsamkeit und las das Buch der Bücher, die Heilige Schrift. Zehnmal las er das Buch von der ersten bis zur letzten Seite, langsam und besinnlich, und trank dabei den Strom des Gotteswortes in sich hinein, so dass er ganz davon erfüllt wurde. Dann verließ er die stille Klosterzelle und wanderte von Kanzel zu Kanzel durch Mittelitalien als der größte Prediger seiner Zeit.

 

Es war damals eine brutale und böse Welt. Hass und Feindschaft regierten überall. Mord und Totschlag galten als Alltäglichkeiten. Spielwut, Maßlosigkeit, Trunksucht waren die Regel. Die Armen wurden unterdrückt und getreten, und die Wucherer ließen sich Zinsen bis zu achtzig Prozent zahlen. Mit einem Wort gesagt, man hatte die Zehn Gebote Gottes abgeschafft und dadurch die Säulen umgestürzt, auf denen die Welt steht. Der Bankrott der Menschheit stand vor der Tür.

 

Bernhardin von Siena war es, der den drohenden Bankrott verhütete. Mit dem Ernst und der Wucht eines Propheten geißelte er auf ungezählten Kanzeln überall im Land die herrschenden Laster. In großen Scharen drängte sich das Volk zu den Predigten des feurigen Franziskaners, der unerschrocken und ohne Pause den Zehn Geboten durch sein Wort wieder Geltung verschaffte. Nicht selten ereignete es sich, dass die Leute nach Bernhardins zündenden Reden Spielkarten und Würfel, schlechte Bücher und Bilder und anderes unnützes Zeug auf den Marktplätzen öffentlich verbrannten.

 

Da traten an die Stelle der ausgelassenen Gelage kirchliche Festfeiern und an die Stelle brutaler Volksbelustigungen Prozessionen und Wallfahrten. Darlehnskassen, die Bernhardin einrichtete, unterbanden den grauenhaften Wucher. Für die Armen und Kranken gründete er Heime und Pflegestätten. Der Sittenlosigkeit begegnete er dadurch, dass er sich eifrig für die Verehrung der Gottesmutter Maria einsetzte. Und den weitaus größten Erfolg hatte er gegen das grobe Schimpfen und Fluchen zu verzeichnen, denen er den heiligsten Namen Jesus entgegenstellte. Bernhardin von Siena war es, der die Andacht zum Namen Jesus mächtig gefördert hat. Von ihm stammt übrigens das bekannte Namen-Jesus-Zeichen IHS, das in den katholischen und evangelischen Kirchen und auf Bildern oft zu finden ist und das man in Deutschland mit „Jesus, Heiland, Seligmacher“ deutet.

 

Im Namen Jesus hat Bernhardin von Siena stets gepredigt, und in diesem Namen hat er die großartigen Erfolge errungen, mit denen sein Wirken gesegnet war. Sein Wirken war aber auch deswegen begnadet, weil hinter den Worten des Predigers ein heiliger Mensch stand. Als ihn, den erfolgreichsten Redner seiner Zeit, einst ein Priester fragte, auf welche Art man am besten predige, gab Bernhardin die bedeutsame Antwort: „Tue selbst zuerst, was du lehrst, dann ist dein ganzes Leben eine Predigt.“

 

Der gottselige Bartholomäus Holzhauser, Priester,

+ 20.5.1658 – Gedenken: 20. Mai

 

Bartholomäus Holzhauser, der Sohn eines Schuhmachers zu Laugna, in Schwaben (24.8.1613) fühlte von Jugend auf Antrieb und Neigung, sich den Studien zu widmen, um einst als Priester des Herrn zum Heil der Seelen wirken zu können. Er hatte sie wirklich in Augsburg begonnen, aber die Pest, die in dieser Stadt ausgebrochen und so viel Jammer und Elend in ihrem Gefolge hatte, entzog ihm seine Wohltäter, und er sah sich gezwungen, Augsburg zu verlassen und wieder ins väterliche Haus zurückzukehren, wo er nun sich mit den anderen Brüdern den häuslichen Arbeiten und dem Handwerk des Vaters unterziehen musste. Aber die Neigung des Jungen konnte nicht unterdrückt werden. Er hörte nicht auf mit Vorstellungen und Bitten, bis er von seinen Eltern endlich die Erlaubnis zur Fortsetzung der Studien erlangte. Bei ihrer Armut und bei der großen Zahl ihrer Kinder (Bartholomäus hatte noch zehn Geschwister) konnten sie ihn wenig unterstützen, und er war ganz auf Gott und gutmütige Menschen angewiesen. Rührend ist es, zu lesen, wie der junge Student bei seinem Abgang aus dem elterlichen Haus vom Vater kein anderes Reisegeld erlangen konnte, als eine Denkmünze, die ungefähr zwei Kreuzer galt. Von der Mutter erhielt er einen Rosenkranz. Sie fügte ihrem Geschenk die dringende Ermahnung bei, Bartholomäus sollte öfters und andächtig Gebrauch von ihm machen, und sich stets Gott, der heiligsten Jungfrau und dem heiligen Schutzengel im Gebet empfehlen. „Sieh, mein Sohn,“ sprach sie, „wir können dir wenig geben; da du von allen menschlichen Hilfsmitteln entblößt bist, so musst du dich um so mehr durch guten Lebenswandel und durch eifriges Gebet der Hilfe des Himmels würdig und fähig machen.“

 

So wanderte nun der Junge, arm an zeitlicher Habe, aber doch voll Gottvertrauen, Eichstädt zu, wo die Väter der Gesellschaft Jesu die lateinischen Schulen leiteten, hoffend bei ihnen Aufnahme und in der Stadt Wohltäter zu finden. Aber ach! Seine Hoffnung wurde enttäuscht. Er wurde abgewiesen. So sehr ihn dies auch betrübte, so fand er doch im Gebet und in der Erinnerung an die Ermahnungen der Mutter bald neuen Mut, und er entschloss sich, sein Glück in dem nahen Neuburg an der Donau zu versuchen. Daselbst angekommen, erfuhr er, dass auch ärmeren Jungen eine schöne Gelegenheit zum Studieren geboten sei, indem unter der Leitung der Jesuiten in der Stadt ein Haus sei, die Präbende genannt, in dem arme Studenten Aufnahme und Verpflegung fänden. Hoffnung hierzu dürften sich besonders jene machen, die musikalische Kenntnisse besäßen. Er wurde in die Präbende aufgenommen, wo er zur Bedienung der anderen Musiker so lange verwendet wurde, bis er sich die nötigen musikalischen Kenntnisse erworben hatte, was bei dem gründlichen Unterricht, den er hier genoss, und bei seinem Fleiß und eifrigem Gebet um höheren Beistand bald der Fall war.

 

Als er seine Vorstellungen vollendet hatte und die Zeit gekommen war, wo er sich zur Wahl eines bestimmten Lebensstandes entschließen sollte, nahm er seine Zuflucht zum Vater der Lichter, von dem, wie von einer nie versiegenden Quelle, gute Gedanken und heilige Werke kommen. Er verdoppelte mit erhöhtem Eifer, so viel dies noch möglich war, seine Gebete, und vermehrte seine Besuche der heiligen Gottesmutter in ihrer Kirche, in der Absicht, sie möchte den vielen Gnaden, die sie ihm dort seither zu Teil habe werden lassen, auch diese beifügen, dass sie ihm ein höheres Licht zur Wahl seines Lebensstandes von Gott erbitten möge.

 

An dieser heiligen Stätte wollte er auch sein erstes heiliges Messopfer feiern, als er im Jahr 1639 in Eichstädt zum Priester geweiht worden war, um da, wo er schon längst im häufigen Gebet Gott sein Herz zu opfern gewohnt war, ihm auch den heiligen Leib seines menschgewordenen Sohnes zu opfern.

 

Von zartester Jugend an war Bartholomäus Holzhauser der heiligen Jungfrau mit innigster Andacht ergeben, und hatte ihr mit solcher lebhaften Zuneigung alle Gefühle seines Herzens geweiht, dass dieses sein Herz nur aus Liebe zu Maria zusammengesetzt schien, wie sich sein Lebensbeschreiber ausdrückt. Er fasste keinen Entschluss, ohne ihn vorher mit Maria zu besprechen, er unternahm kein Werk, ohne es ihr anbefohlen, ohne es in die Hände seiner geliebtesten Frau und Königin gelegt zu haben: Maria war sein geheimer Rat, sein Sachverwalter, sein Schutz, seine Mutter.

 

Oft unternahm er nicht minder weite als beschwerliche Reisen, um Orte, die Maria besonders geweiht und durch ihre Gnadenerweisung berühmt geworden waren, zu besuchen. Besonders zog ihn seine Andacht und Liebe zur Gottesmutter nach Maria-Einsiedeln in der Schweiz und nach Altötting in Bayern. Wenn er in Ingolstadt die Alumnen seines Institutes, die dort studierten, besuchte, und wie schon gesagt, in der Liebfrauenkirche die heilige Messe las, mussten sie alle ohne Ausnahme bei ihr erscheinen.

 

Es ist nicht auszusprechen, mit welcher Andacht er die Feste der heiligen Jungfrau feierte, besonders aber war es das Fest Mariä-Opferung, das er mit der größten Innigkeit beging, weil er sich an eben diesem Tag im Jahr 1642 mit seinen Priestern zum gemeinschaftlichen Leben verbunden hatte. Und wie er ihre Vereinigung dem besonderen Schutz der mächtigsten Himmelskönigin zuschrieb, so weihte er ihr auch sich und sein Institut. Allen Aggregierten machte er es zur Pflicht, der heiligen Jungfrau täglich den Tribut von gewissen Gebeten und Andachtsübungen zu entrichten. Zugleich setzte er als Regel fest, dass sie am frühen Morgen, sobald sie das Lager verlassen, in Gemeinschaft, zu Ehren eben derselben heiligen Jungfrau und ihres Bräutigams des heiligen Joseph gewisse Gebete und Litaneien beteten. Die Mitglieder, die noch nicht zu den kanonischen Tagzeiten verbunden waren, mussten alle Tage zu verschiedenen Stunden wenigstens den sogenannten Marianischen Kurs dafür verrichten. Überdies hatte er festgesetzt, dass sie täglich den dritten Teil des heiligen Rosenkranzes hinzufügten, wobei sie nach seiner Anleitung bei jedem Zehner die gute Meinung erneuerten und bei jedem englischen Gruß, wenn sie den Namen Jesus aussprechen, ein Geheimnis aus dem Leben des Erlösers betrachteten. Die Meinung, die er den Seinen für jede Abteilung des heiligen Rosenkranzgebetes vorschrieb, und welche seine Lebensgeschichte ausführlich berichtet, zeigt, wie seine Liebe alle Menschen umfasste, und wie er alle ihre Bedürfnisse in seinem Herzen trug, zugleich auch, wie innig überzeugt er war, dass alle Gnaden, die von Gott dem Menschen zukommen, durch die Hände der gütigen und mächtigen Jungfrau ihnen mitgeteilt werden.

 

In diesem Vertrauen, in dieser zarten Liebe zu seiner himmlischen Schutzfrau gab Bartholomäus Holzhauser auch seinen Geist in die Hände seines Gottes durch die Hände Mariens, nach einer dreiwöchigen, sehr schmerzhaften Krankheit im Jahr 1658, am 20. Mai, im 45. Jahr seines Lebens. 

 

Die selige Hendrina Stenmanns, Mutter Josefa, Ordensschwester und Ordensbegründerin, Schülerin P. Arnold Janssens,

+ 20.5.1903 – Gedenktag: 20. Mai

 

Mutter Josefa wurde am 29. Juni 2008 von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. Als für die Seligsprechung notwendiges Wunder wurde von Papst Benedikt XVI. bestätigt: 1985 lag in Brasilien ein junger Mann nach einer Blinddarmoperation mit Komplikationen durch einen irreversiblen Schock im Sterben. Eine Krankenschwester betete zu Mutter Josefa. Für die Ärzte unerklärlich soll der Mann innerhalb weniger Sekunden gesund geworden sein.

 

1. Die Kindheit

 

Im preußischen Regierungsbezirk Düsseldorf liegt das Dorf Issum. Hier lebte ein frommes Ehepaar: Wilhelm Stenmanns und seine Gattin Anna Maria, geb. Wallborn. Begütert waren diese guten Leute nicht, doch besaßen sie ein kleines Landgut, das sie bei regem Fleiß und steter Arbeitsamkeit ernährte. Am 28. Mai 1852 war es, dass ihnen ein Töchterlein geboren wurde, das erste von sieben Kindern, die nach und nach das Häuschen der Stenmanns füllten.

 

Bald nach der Geburt empfing die Kleine die heilige Taufe und erhielt den Namen Hendrina, der, der Sitte des Landes gemäß, in Dineken abgekürzt wurde.

 

Die Eltern Dinekens waren, wie bereits erwähnt, fromme, rechtschaffene Leute, die wohl wussten, dass sie ihrem Kind keine bessere Mitgift fürs Leben geben konnten, als eine kräftige, religiöse Erziehung. In diesem Sinn hielten sie frühzeitig die Kleine zum Guten an und hatten die Freude, zu sehen, dass die Samenkörner, die sie ausstreuten, zu schöner Frucht ausreiften.

 

Schon im zarten Alter zeigte Dineken Zeichen inniger Frömmigkeit. Sie hörte nichts lieber, als wenn die Mutter vom lieben Gott, dem heiligen Schutzengel erzählte oder aus der Legende der Heiligen vorlas. Frühzeitig faltete sie die kleinen Hände zum Gebet, und als sie in die Schule aufgenommen wurde, war sie eine eifrige Besucherin der täglichen Schulmesse. Trotzdem sie leicht lernte, demnach der Liebling des Lehrers wurde, der den Fleiß der Kleinen anerkannte, blieb sie allzeit zurückhaltend und bescheiden. – So gerne Dineken die Schule besuchte, so durfte sie sich nicht völlig den Wissenschaften widmen. Daheim im Elternhaus gab es viel zu tun, und kaum fünf Jahre alt, musste das Mädchen tüchtig mit heran, der Mutter im Besorgen des Haushaltes beispringen, vorzugsweise aber die kleinen Geschwister hüten. Doch tat Dineken das stets mit Fröhlichkeit, wie es überhaupt ihre Freude war, anderen dienen zu können. Schon in jungen Jahren brachte sie gern Opfer, und erhielt sie ein Geschenk, dann gab sie es entweder völlig oder doch zum Teil den Armen.

 

Als die Zeit der ersten heiligen Kommunion herannahte, war das dreizehnjährige Mädchen auf das eifrigste bestrebt, diesen schönen Tag so würdig wie möglich zu begehen. Sie war die fleißigste Schülerin des Vorbereitungsunterrichts und schrieb sich die Ermahnungen des Seelsorgers auf, damit sie nicht nur ihr, sondern auch anderen zum Nutzen werden sollten. Als der gnadenreiche Tag dann herangekommen war, empfing Dineken das Brot des Lebens mit tiefster Andacht und heißen Freudentränen. Ihr junges Herz war von der Liebe des göttlichen Heilands zu den Menschenkindern dergestalt erfüllt, dass sie beschloss, alle acht Tage die heilige Kommunion zu empfangen, ein Vorsatz, den das fromme Mädchen treulich hielt.

 

2. Die Jugendjahre

 

Dineken war noch nicht volle vierzehn Jahre alt, als sie die Schule verlassen musste, da die Eltern ihrer zu Hause bedurften.

 

Das Wohnhaus sollte vergrößert werden. Da wenige Mittel hierzu vorhanden waren, musste Dineken monatelang am Webstuhl sitzen und das Schiffchen hin und her gleiten lassen. Auf diese Weise trug sie bei, die Sorgen zu verringern. Und das gute Mädchen tat es gern und freudig. Die Kraft für ihr Tun schöpfte sie aus dem heiligen Messopfer, dem sie täglich beiwohnte. Mancher Stoßseufzer entfloh auch untertags ihrer Brust, und wenn sie sich ein wenig Zeit zum Ausruhen gönnte, versenkte sie sich in die Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes oder sie tat einen Akt werktätiger Nächstenliebe. Des Mädchens höchste Freude war es, Kranke und Arme zu besuchen und ihnen von dem Wenigen mitzuteilen, was sie besaß, oder ihnen Trost und Ermunterung zu spenden. Für ihre Armen wandte sich Dineken auch entschlossen an die, die reichen, äußeren Besitz ihr eigen nannten. Selten auch tat sie eine Fehlbitte, da man genau wusste, wie vortrefflich Dineken die Liebesgaben zu verteilen verstand.

 

Da damals im Heimatort des Mädchens noch keine Krankenschwestern arbeiteten, wurde es in seinem Kreis bald zu einem Engel der Barmherzigkeit, dem mancher Segenswunsch folgte und der von vielen Kranken sehnlichst erwartet wurde.

 

Aber nicht allein in der Aufopferung für andere fand Dineken genügende Abtötung, sondern sie legte sich solche noch obendrein auf, schlief gewöhnlich auf einem harten Gegenstand und übte sich besonders in der Fastenzeit, in allerhand Bußwerken.

 

Als sie ihr achtzehntes Jahr erreicht hatte, trat das Mädchen gemeinsam mit einer Freundin in den dritten Orden des hl. Franziskus. Da in Issum keine Ordensgemeinschaft war, waren die beiden Mädchen genötigt, nach Sonsbeck zu gehen, um an den Versammlungen teilzunehmen. Hierbei geschah es, dass sie einmal in arge Besorgnis versetzt wurde.

 

Es war zur Winterszeit und es dunkelte bereits stark, als die Mädchen sich von Sonsbeck aus auf den Heimweg begaben. Kaum waren sie auf der öden, menschenleeren Landstraße, als sich ihnen ein Mann anschließen wollte. Er hatte ein keineswegs vertrauenerweckendes Äußeres, so dass die Mädchen in starke Furcht gerieten, die noch zunahm, als sie sich dem dunklen Wald näherten, den sie durchqueren mussten.

 

„Was sollen wir tun?“ fragte leise die Freundin Dinekens und zitterte vor Furcht.

 

„Beten wir den Rosenkranz“, gab Dineken zurück, und begann sofort ganz laut den Rosenkranz zu beten. Kaum hatte sie das erste Gesätz vollendet, war der unheimliche Mensch verschwunden. Das Beten schien er nicht hören zu können.

 

Diese sichtbare Hilfe, die ihnen die liebe Gottesmutter in großer Gefahr erzeigte, trug dazu bei, dass in Dinekens Herzen die Liebe zu ihr immer größere Flammen schlug, der sich ein inniges Vertrauen zum hl. Joseph zugesellte. Mehr als einmal sagte sie tagsüber: „Der hl. Joseph wird helfen“, und in jeder Bedrängnis nahm sie zu ihm ihre Zuflucht.

 

Je älter Hendrina wurde, desto mehr trat auch der Wunsch hervor, der sich schon seit ihrer Kindheit in ihrem Herzen regte.

 

Sie sehnte sich, die Welt zu verlassen, um Gott ihr Leben als Ordensfrau zu widmen. Durch Besuche bei einer Tante, die zu Kapellen als Ordensfrau lebte, wurde sie in ihrem Vorhaben bestärkt, und gar zu gerne hätte sie sich in den Klosterfrieden zurückgezogen. Allein ihr Wunsch sollte sich nicht erfüllen.

 

Die Eltern verweigerten ihre Einwilligung, da die Tochter daheim unersetzlich war. Zuletzt kam der bittere Tod. Die treue Mutter starb, nachdem ihr Dineken hatte versprechen müssen, die Geschwister nicht früher zu verlassen, bis sie auf eigenen Füßen ständen. Mit größter Opferwilligkeit nahm das Mädchen diese schwere Bürde auf sich und sie glaubte für alle Zeit ihren Klostergedanken entsagen zu müssen, zudem die befreundeten Schwestern in Kapellen wegen des Kulturkampfes das Land verlassen mussten. Doch Gottes Wege sind wunderbar, wird uns der eine verschlossen zum Heil zu gelangen, dann öffnet sich ungeahnt ein neuer.

 

3. Die Dienstmagd

 

Während Hendrina ihr väterliches Anwesen besorgte und ihre Geschwister erzog, blieb sie ihren religiösen Übungen treu und wirkte nach wie vor im Sinne der christlichen Nächstenliebe. Zu den vielerlei Werken, die sie auf diesem Gebiet verrichtete, gehörte auch, dass sie einen Zögling des seit dem Jahr 1875 in Steyl errichteten Missionshauses unterstützte. Da Steyl nur sieben Stunden von ihrem Heimatort entfernt lag, ging sie häufig dahin zum Besuch, nahm an den geistlichen Übungen teil, von denen sie das Vierzigstündige Gebet zum Heiligen Geist vor Pfingsten besonders anzog und trat dem Gedanken der Missionstätigkeit immer näher. Wenn sie doch selbst hätte im Missionshaus Aufnahme finden können! Die Küchengeschäfte dort lagen in den Händen der Schwestern von der Vorsehung, denen sich zwei Mägde beigesellt hatten, fromme Jungfrauen, die hofften, einer möglicherweise in Steyl entstehenden weiblichen Missionsgesellschaft beitreten zu können. Wie gerne hätte Hendrina Stenmanns gleichfalls eine solche Stellung im Haus eingenommen! Jetzt wäre es möglich gewesen. Ihre Geschwister waren versorgt; sie durfte nun an sich denken. Nach langem Zögern wandte sie sich an den hochwürdigen Pater Superior Janssen und trug ihm ihre Bitte vor, sie als die geringste Magd in das Missionshaus aufzunehmen, darauf hinweisend, dass, wenn es Gottes Wille wäre, sie doch noch zum Ordensstand gelangen könnte.

 

Wenige Tage später hatte das Mädchen eine zustimmende Antwort in der Hand und glücklich darüber, ordnete sie ihre Angelegenheiten und trat im Februar 1884, beinahe zweiunddreißig Jahre alt, als demütige Dienstmagd in das Missionshaus zu Steyl ein. Ihr Los hier war kein leichtes; die Arbeit war reichlich und schwer, doch trugen die braven Mägde dies gern und freudig, hoffend, dass, wenn sie dies alles für das Werk der Missionen aufopferte, sie selbst einmal darin würden tätig sein können. Allein die braven Kandidatinnen mussten sich gedulden. P. Janssen konnte sich nicht entschließen, eine weibliche Genossenschaft zu gründen, und so mussten die drei frommen Jungfrauen nach wie vor als Mägde dienen und dadurch Proben der Geduld und der Standhaftigkeit ablegen. Doch diese sollten nicht unbelohnt bleiben.

 

4. Die Ordensfrau

 

Mittlerweile vollzog sich im Missionshaus eine Veränderung. Die Schwestern von der Vorsehung verließen das Haus, da die Brüder die Küche selbst besorgen wollten. Damit waren auch die Mägde übrig, und schon machten sie sich daran, traurigen Herzens einen neuen Wirkungskreis zu suchen, als der hochwürdige P. Superior ihnen eröffnete, dass er ihnen ein altes Haus in der Nähe des Missionshauses zur Wohnung geben wolle. Er würde es ihnen klösterlich einrichten und ihnen eine Tagesordnung geben. Wer war glücklicher als die drei frommen Jungfrauen! Voller Freude zogen sie in ihr Bethlehem, wie sie die Stätte nannten, wo ihrer nichts wartete als Armut, bittere Not und Entbehrungen. Hier nahmen sie auch andere Namen an und Hendrina Stenmanns hieß fortan Schwester Josefa, ihre Gefährtinnen Maria und Anna. Nach wie vor arbeiteten sie für das Missionshaus, glücklich, in etwa für die Rettung der Seelen beitragen zu können.

 

Darüber schwand ein Jahr dahin und nun durften die frommen Jungfrauen, zu denen sich noch zwei hinzugesellt hatten, die Freude erleben, dass der hochwürdige P. Jassen sich entschloss, wohl angeregt durch ihren Opfermut und ihre Standhaftigkeit im Dienst Gottes, die offenbar von der Vorsehung gewollte weibliche Missionsgesellschaft zu gründen.

 

Er gab ihnen das von den Kapuzinern verlassene Kloster zu Steyl zur Wohnung, erwirkte ihnen die Erlaubnis, in ihrer Kapelle das hochwürdige Gut aufzubewahren und ordnete ihre klösterliche Tageseinteilung. Später kaufte P. Janssen das wohleingerichtete Kloster von den Schwestern Unserer Lieben Frau und gab es den frommen Jungfrauen zum endgültigen Wohnsitz. Hier konnte Klausur eingerichtet werden und waren somit alle Bedingungen für eine Klostergemeinschaft erfüllt.

 

In den Jahren 1892 und 1893 erhielten die Schwestern noch ihr klösterliches Gewand neben der bestimmten Klosterregel, und nun hatten sie das Ziel ihrer Wünsche erreicht.

 

5. Mutter Josefa, der Mittelpunkt der Ordensgemeinschaft

 

Bis zum Jahr 1891 hatte Mutter Josefa das Amt der Oberin der jungen Ordensgemeinschaft versehen. Dann aber litt das ihre Demut nicht länger und sie übertrug die Leitung ihrer Gemeinde ihrer Gefährtin Maria. Dessen ungeachtet blieb Mutter Josefa der Mittelpunkt des Ganzen. Sie war die rechte Hand der Oberin, Arbeitsmeisterin, später auch Novizenmeisterin. In ihr sah man die Mutter, und alle Jungfrauen, die sich zum Missionswerk drängten, schlossen sich voll Vertrauen an sie an. Sie, die mit so großer Ausdauer ihr Ziel verfolgte, war die beste Erzieherin der jungen Schwestern. Und welch vortreffliches Vorbild wurde sie ihnen! In Mutter Josefa vereinten sich alle Tugenden einer Ordensfrau. Treue Pflichterfüllung, Gehorsam, eine glühende Liebe zum göttlichen Heiland, eine tiefe Demut, gepaart mit wahrer Selbstverleugnung, weitgehendster Opfersinn waren die Merkmale der reinen Seele dieser schlichten Ordensfrau.

 

Dabei war Mutter Josefa von heiterer, fröhlicher Gemütsart. Düsteres, unfreundliches Wesen war ihr zuwider und duldete sie solches entschieden nicht in ihrer Gemeinde. „Kindlein, liebt einander!“ rief sie mit dem heiligen Johannes ihren Schwestern zu, „wisst ihr nicht, dass der Heilige Geist, den wir so sehr verehren und dem wir uns geweiht haben, ein Geist der Liebe ist?“

 

Geleitet von diesem Gedanken war Mutter Josefa allzeit bemüht Freude zu bereiten, nicht allein denen, die in ihrer Nähe weilten, sondern vor allem auch jenen, die, ihrem Mutterherzen fern, das schwere Missionswerk ausübten. Dass sie selbst nicht hinausziehen und unter den Heiden wirken konnte, tat ihr leid. Da es aber Gottes Wille war, dass es nicht geschah, fügte sie sich in Demut und betete ohne Unterlass für die Ausbreitung des Glaubens und für die Schwestern, die bestimmt waren, in fernsten Erdteilen dafür zu wirken.

 

Es ist nichts Leichtes, einem Haus vorzustellen, in dem sich die verschiedensten Charaktere zusammenfinden, die nach dem Grundsatz erzogen und gebildet werden sollen. Es gehört hierzu eine besondere Gabe, die die gute Mutter Josefa besaß.

 

Ihr Hauptstreben war, alle ihre Hausgenossinnen auf ein Ziel hinzuweisen: ihr Leben, ihre Tagesarbeit für den Dienst Gottes unter Verleugnung aller Eigenliebe aufzuopfern.

 

„Ach, liebe Schwestern“, sagte sie häufig, „es ist einerlei, was wir tun. Wenn wir nur treu unsere Pflicht erfüllen und alle unsere Arbeiten für Gott geschehen.“

 

Auf dem Gebiet der Arbeitsamkeit ging sie allen mit leuchtendem Beispiel voran. Keine Arbeit war ihr zu gering. Oft konnte man Mutter Josefa, der Ordnung und Sauberkeit zur zweiten Natur geworden war, mit dem Spinnenfeger in der Hand die langen Gänge des Hauses bis hinab in die entfernteste Kellerecke durchwandern sehen, um irgendeiner Spinne, die übersehen worden war, zu entfernen.

 

„Mutter Josefa sieht aber auch alles“, klagten die jüngeren Schwestern häufig, wenn die gute Mutter zu tadeln fand, wo sie glaubten, es sehr gut gemacht zu haben.

 

Ebenso groß wie ihre Arbeitsamkeit und ihre Pflichttreue war Mutter Josefas Demut und Anspruchslosigkeit. Das Schlechteste glaubte sie für sich gut genug. Ihren Habit flickte sie so lange, bis der Beichtvater ihr gebot, einen besseren anzuziehen. Niemals war sie glücklicher, als wenn sie ihre Habseligkeiten sämtlich für die Missionen hingegeben hatte. – „Jetzt war sie arm wie das Kindlein von Bethlehem.“

 

Machte ihr jemand ein Geschenk, dann war sie herzlich dankbar dafür; jedoch konnte man sicher sein, dass sie nur zu bald trachtete, andere damit zu erfreuen.

 

So hatte Mutter Josefa gegen zehn Jahre segensreich in der von ihr begründeten Ordensgemeinschaft gewirkt, als der Herr sie in seine Kreuzesschule zu nehmen beschloss. Eine langwierige Krankheit befiel sie, die auch zu ihrem Tod führen sollte. In dieser schweren Zeit erglänzten die Tugenden dieser braven Ordensschwester noch einmal im hellsten Licht.

 

„Es ist Gottes Wille“, tröstete sie ihre um ihren Verlust bangenden Töchter. „Gegen seinen heiligen Willen lässt sich nichts tun, wir müssen es geduldig ertragen.“

 

Diese unerschütterliche Ergebung in Gottes Willen ließ sie ihre Leiden standhaft ertragen und dem Tod mit klaren Augen und ohne Bangen entgegensehen. Sie, die in ihrem Leben so viel gebetet hatte, tat das noch in erhöhtem Maße auf dem Sterbebett. Stieg die Atemnot aufs höchste, dann vereinte sie ihre Leiden mit denen des göttlichen Heilandes und vermochte dadurch den schweren Anfall zu überwinden.

 

Noch auf dem Sterbebett ermahnte sie ihre geistlichen Töchter zur Andacht zum Heiligen Geist, und ihr letzter Wunsch war, ein Bild des Heiligen Geistes im Kloster aufzuhängen, an einer Stelle, von wo aus es von allen gesehen werden konnte. Bei dem Anblick sollten sie sich daran erinnern, dass das „Veni creator spiritus“ das Atemholen der Dienerinnen des Heiligen Geistes sein müsse.

 

Als der Todesengel sich ihr näherte, fand er die fromme Seele bereit, ihm zu folgen. In den Maitagen des Jahres 1903 löste die Seele sich von dem Körper, der auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.

 

Ein schlichtes, von Immergrün umranktes Kreuz bezeichnet die Stätte, wo Dineken Stenmanns, die gute Mutter Josefa, dem Auferstehungsmorgen entgegenschlummert. Ist sie auch örtlich geschieden, lebt doch ihr Geist fort in ihrer großen Ordensfamilie, die bereits aus mehreren hundert Töchtern besteht. Das Samenkörnlein, das unter P. Janssens kundiger Gärtnerhand aufwuchs und gedieh, hat hundertfältige Frucht gebracht und wird weiter wachsen und gedeihen, „denn es ist ja Gottes Werk“, wie Mutter Josefa zu sagen Pflegte, wenn man ihre Person rühmen wollte. „Er hat alles getan, ohne ihn vermögen wir Menschen nichts.“

 

Gebet nach dem hl. Franziskus von Assisi am 20. Mai

 

Ich begrüße dich Maria, Mutter Gottes, immer Jungfrau, allerheiligste Königin, in der die ganze Fülle der Gnaden und alles Gute sich findet, keine unter allen deines Geschlechtes vermag dich an Heiligkeit und Würde zu erreichen. Du bist die Tochter und Magd des himmlischen Vaters, des großen Königs. Du bist von ihm erwählt zur Mutter seines vielgeliebten Sohnes. Du bist die Braut des Heiligen Geistes, des Trösters. Sei gegrüßt, du Palast, Tempel und Mutter unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ich bewundere die Tugenden, mit denen du ausgerüstet bist, und habe das sehnlichste Verlangen, sie, so viel mir mit Gottes Hilfe gegönnt ist, ebenfalls in Ausübung zu bringen. Du, die du so mild und liebevoll bist, bitte Jesus, deinen geliebtesten Sohn, für mich, und beschwöre ihn durch seine unendliche Barmherzigkeit und durch die Kraft seiner heiligsten Menschwerdung und seines bitteren Todes, dass er mir meine Sünden verzeihe und mir Gnade gebe, mein Heil zu wirken. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürsprache des heiligen Bernhardin

 

O Herr, der Du dem heiligen Bernhardin eine besondere Liebe zu Deinem heiligsten Namen verliehen hast, gib uns durch seine Verdienste und auf seine Fürbitte den Geist Deiner Liebe, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Gebet des heiligen Bernhardin

 

Wenn ich bete, so steige ich im Geist zu Dir, mein Gott, empor. Und um was soll ich zu Dir beten, als um die Liebe? Um sie betete der Prophet, als er flehte: "Lehre mich Deinen Willen tun, weil Du mein Gott bist!" Wohne Du in meinem Herzen: Dies sei der Inhalt meines Gebetes. Dies eine ist die Liebe, und zwar die ausharrende Liebe, und jenseits die Ewigkeit der seligen Liebe. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Was der heilige Bernhard von Siena für eine große Andacht zur seligen Jungfrau trug, hat sein Leben genug angezeigt. Gott ließ ihn an dem Tag Mariä Geburt auf die Welt kommen und an demselben Tag taufen. In der Kindheit gewöhnte er sich an ihre Verehrung, ging an Mariä Geburt in den Ordensstand, machte an eben diesem Tag Profession, las seine erste Messe, hielt seine erste Predigt, und suchte durch seine Predigten und Schriften die Andacht zu ihr auf alle Weise zu befördern.

 

Andacht am 20. Mai:

 

Das Thema im Mai:

Von der Sanftmut

"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)

 

"Werde wegen der Fehler anderer ja nicht verwirrt noch ungeduldig. Sähst du, dass einer sich ins Wasser stürzt: wärst du wohl weise, wenn du dich ebenfalls hinein stürztest, weil er es getan hat?" (Der heilige Bonaventura)

"Wundert euch nicht, dass ich geschwiegen habe, solange ich geschmäht wurde," sprach ein frommer Kardinal; "ich wollte der Vernunft Zeit lassen, Herrin über die Leidenschaft zu werden; damit nicht ich selbst in diesen Fehler verfiele, in den mein Widersacher gefallen war."

Man stellte dem heiligen Franz von Sales vor, dass er sich gar zu sanftmütig gegenüber einem jungen Mann benommen habe, der für gar keine Besserung empfänglich sei und keinen vernünftigen Grund anhöre. Er antwortete hierauf: "Was kann ich dafür? Ich tat mein Möglichstes, mich mit einem Zorn zu bewaffnen, der keine Sünde sein sollte, und deshalb nahm ich mein Herz in meine beiden Hände; hatte aber nicht den Mut, es ihm ins Angesicht zu werfen. Überdies aber fürchtete ich, wenn ich aufrichtig sprechen soll, in einer Viertelstunde die paar Tropfen Sanftmut auszugießen, die ich zweiundzwanzig Jahre hindurch mit so großer Mühe in meinem Herzen gesammelt habe. Hätte ich diesen jungen Mann durch Strenge abhalten wollen, im Schiffbruch umzukommen, so wäre ich vielleicht samt ihm ertrunken!"

 

Mein Gott, gib mir die Kraft, mich selbst zu überwinden, wenn ich mich aufgeregt fühle, und verleihe mir dann einen solchen Sieg über meine Leidenschaft, dass ich den Mut habe, entweder mit Sanftmut zu sprechen, oder Dir zuliebe gänzlich zu schweigen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. Mai

 

"Der Schmerz einer Seele, die betet ohne etwas sagen zu können,

die seufzt, die kämpft, und klagt,

ist siegreich bei Gott und erlangt von ihm Gnaden in Fülle."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 20. Mai - Von der Übung der Tugenden

 

Verleihe, Herr, mir Kraft und Mut

Und deiner Gnade Segen;

Dann wandle ich mit Eifersglut

Auf deinen heil`gen Wegen.

 

1. "Übe dich in der Frömmigkeit! Denn körperliche Übung nützt nur wenig, die Frömmigkeit aber ist nützlich zu allem: Ihr ist das gegenwärtige und das zukünftige Leben verheißen." (1. Timotheus 4,7-8) Ein stehendes Wasser geht in Fäulnis über. Ein Degen, der nicht gebraucht wird, rostet. Und eine Seele, die sich nicht fleißig in Tugenden übt, erschlafft. Wenn du vor jeder geringen Mühe, vor jeder Gelegenheit, dich zu überwinden, vor jedem leichten Spott, vor jeder unbedeutenden Schwierigkeit fliehst, wirst du nie zu Kräften gelangen, mutig Tugenden zu vollbringen. Nur die täglichen Siege über unsere Fehler, die Bändigung unserer Ungeduld und unseres Zorns, die Bezähmung unserer Essgier und andere Übungen dieser Art, wozu die Gelegenheit täglich sich ergibt, helfen uns allmählich zu Kräften, größere Siege zu erringen.

 

2. Wenn du dich darauf beschränkst, bloß zu tun, wozu du streng verpflichtet bist, und meinst, es genügt, dass du Gott nicht beleidigst, nicht Unzucht treibst, nicht lügst noch verleumdest, die Tugenden aber, die Gott ehren, das christliche Leben schmücken und die Seele bereichern, anderen überlässt, dann schwebst du in großer Gefahr. Eine Stadt, die bloß durch Mauern geschützt ist, und keine Vorwerke hat, wird bald vom Feind eingenommen. Also wird auch, wenn du nicht durch die Vorwerke fester Tugenden beschützt bist, an denen die ersten Stürme des Feindes scheitern, der Feind bald von den schuldigen Werken dich abbringen, und unter die Knechtschaft der Sünde dich gefangen nehmen. 

 

3. Bedenke oft den Ausspruch des Apostels: "Und wer an einem Wettkampf teilnimmt, erhält den Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft." (2. Timotheus 2,5) Unermessliches hatte dieser heilige und eifrige Apostel für die Ehre Jesu und seines Evangeliums getan und gelitten. Und dennoch sprach er: "Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist." (Philipper 3, 13b) Wie aber er, so taten es alle Heiligen und Gerechten. Als Geringes betrachteten sie alle Schätze der Tugenden, die sie bereits erworben hatten, und strebten unablässig nach einer höheren Vollkommenheit. Denn es ist ein durch alle Zeiten bewährter Ausspruch: Wer im Leben des Geistes nicht fortschreitet, der geht zurück, er versinkt in Lauigkeit, und fällt in seine vorigen Laster zurück. "Zögere nicht, in der Gerechtigkeit fortzuschreiten bis zum Tod, denn die Belohnung Gottes bleibt in Ewigkeit." 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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