Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

2. April

 

Der heilige Franz von Paula, italienischer Ordensgründer,

+ 2.4.1507 - Fest: 2. April

 

Paula ist ein süditalienisches Städtchen, in dem der Heilige im Jahr 1416 geboren wurde.

 

Das Vaterhaus des heiligen Franz von Paula war klein, eine baufällige Hütte mit einem einzigen Raum zu ebener Erde, den neben der Familie auch das gesamte Vieh bewohnte, ein Schaf und sechs Hühner. Franz war das einzige, lange vom Himmel erflehte, späte Kind alter Eltern, die so arm waren, dass sie nicht einmal den einen Jungen gut ernähren konnten. Immer war Schmalhans Küchenmeister im Haus. Franz hat mit den Eltern viel gehungert.

 

Es kommt jedoch selten ein Unglück allein, und wo das Unglück einmal im Haus ist, da bleibt es gern sitzen. Franz war von Geburt an auf dem rechten Auge blind, und eines Tages bildete sich an dem gesunden linken Auge ein gefährliches Geschwür, das befürchten ließ, der Junge werde die Sehkraft vollständig verlieren. In dieser neuen Not verrichteten die Eltern mit großem Vertrauen eine neuntägige Andacht zum Namenspatron des Kindes, dem heiligen Franz von Assisi, und versprachen, den Sohn, wenn er gesund werde, später für ein Jahr als Knecht ohne Entgelt in ein Franziskanerkloster zu geben. Die Bitte der Eltern wurde erhört. Franz erhielt auf die Fürbitte seines heiligen Namenspatrons die Sehkraft sogar auf beiden Augen zurück.

 

Als der geheilte Franz dreizehn Jahre alt war, erfüllten die Eltern das Gelübde und gaben den Sohn als Kleinknecht um Gottes Lohn in ein Franziskanerkloster. Dort musste Franz bei der heiligen Messe dienen, musste die Sakristei versorgen, den Speisesaal herrichten, die Hühner füttern und so weiter. Mit Freude hat er es getan. Als Entschädigung für seine Dienste unterrichteten ihn die Patres im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der lateinischen Sprache. Und als das Jahr zu Ende ging, hätte man den aufgeweckten, gläubigen und bescheidenen Jungen gern im Kloster behalten, um aus ihm einen Pater zu machen, aber Franz wollte nicht.

 

Aber warum wollte er denn nicht? Darum wollte er nicht, weil ihm das arme Leben bei den armen Franziskanern noch nicht arm genug war. Da war er von Haus aus noch eine ganz andere Armut gewöhnt. Und wenn er sich Gott schenken wollte, und er wollte es tatsächlich, dann sollte seine Armut, die er um Gottes Willen auf sich nahm, die Armut in den bestehenden Klöstern noch weit übertreffen.

 

Man betrachtet Gedanken von dieser Art bei einem Vierzehnjährigen meistens als ungesunde Schwärmerei. Oft ist es auch so, aber bei Franz von Paula war es anders. Mit jungen Jahren baute er sich nahe am Meer in einer abgelegenen Gegend eine Einsiedelei. Bald kamen Gefährten mit gleicher Gesinnung zu ihm, und eine neue Ordensgesellschaft entwickelte sich, deren Mitglieder sich die „Kleinen Franziskaner“ nennen. Es ist ein strenger Orden mit großer Armut und ständigem Fasten. Der Orden erfreute sich aber trotzdem solch großen Anklangs und Zulaufs, dass er wenige Jahre nach dem Tod des Stifters, über die ganze Christenheit zerstreut, weit über vierhundert Klöster zählte. Bis auf den heutigen Tag geht von dem Orden der Kleinen Franziskaner ein großer Segen aus. Die Quelle des Segens aber ist Franz von Paula, der sich bereits mit vierzehn Jahren ein religiöses Hochziel setzte, das er später auch verwirklichte.

 

Lebensretter

 

(Aus: Tiere unterm Regenbogen, Aloysius Roche, Berlin 1954)

 

Die Heiligen, die mit Wölfen und Füchsen verhandelten und allerlei Gewürm verschonten, waren wohl keine besonders praktischen Leute. So vertauschte der heilige Franz von Assisi einen guten Rock, den er trug, gegen ein paar Lämmer, die auf dem Weg zum Metzger waren. Er verschonte die Mäuschen und Joseph Anchieta sogar Giftschlangen. Es mag ja sein, dass diese Menschen Träumer waren, in ihren Träumen aber hatten sie vielleicht Visionen, wie der Prophet sie hatte, eine Vision der „neuen“ Erde, auf der nicht mehr geschlachtet und gemetzelt wird.

 

Die Tiere, die den eiligen Franz von Paula zu seinen Lebzeiten kannten, waren sehr gut dran; besonders, wenn es Wespen waren oder Wild oder Lämmer, er machte geradezu Umwege, um diesen Geschöpfen seinen Schutz zu schenken. Er kam im Jahr 1416 in einem kleinen Ort in Calabrien in Italien zur Welt und kann wohl den Anspruch erheben, einer der jüngsten Eremiten gewesen zu sein, denn er war erst vierzehn Jahre alt, als er in die Wälder ging. Dann folgten ihm aber so viele nach, dass er eine Gemeinschaft gründen musste, sie wurden bekannt als die „Geringsten Brüder“.

 

Als er einmal durch den Wald ging, rettete er eine Hirschkuh vor den Jägern, und ehe er sie wieder davonspringen ließ, machte er ihr ein Zeichen, dass er sie gegebenenfalls sicher wiedererkennen könnte. Dann ging er zurück in seine Zelle und vergaß die Sache. Lange Zeit später stand er am offenen Fenster und bewunderte das frische Frühlingsgrün, als er leichten Hufschlag hörte und gleich darauf das Tier kommen sah. Es war wirklich dasselbe, er konnte sich nicht irren, die Markierung war da.

 

Franz streichelte ihm liebevoll den Kopf, da hörte er in weiter Ferne schwachen Hörnerklang. Es wurde ihm schnell klar, dass sein armer Freund sich wieder in Not befand und den Mann nicht vergessen hatte, der schon einmal sein Retter gewesen war.

 

Danach aber wollte das Tier kein Risiko mehr eingehen, und es beschloss, ganz bei den Brüdern zu bleiben. Wo Franz auch hinging, dahin ging es mit, sogar in die Kapelle, wenn es Zeit zum Beten war. Es liebte sogar die Kleider des Einsiedlers und beleckte sie immer wieder.

 

Ein andermal sammelten die Brüder Steine zum Bau. Dabei fanden sie ein Wespennest im Steinbruch, übrigens ganz wütende Wespen. Sie kamen angeschwärmt und jagten die Brüder zurück zur Einsiedelei. Wieder und wieder versuchten diese, zum Steinbruch zurückzukehren und mit ihrer Arbeit voranzukommen, die Wespen duldeten es nicht!

 

Endlich wandten sie sich in ihrer Verzweiflung an Franz. Er schlüpfte in seinen Mantel, sagte den Brüdern, sie möchten bleiben, wo sie waren, und ging ruhig zum Steinbruch. Er hatte keine Mühe, das Nest zu finden. Einige kehrten gerade erst von ihrer Attacke auf die Bauleute zurück. Was er den Wespen sagte, hat nie einer erfahren, aber es muss überzeugend gewesen sein, denn der ganze Schwarm kam aus seiner Felsenhöhle hervor, flog über die Bäume hin und wurde nicht mehr gesehen.

 

Einige Zeit später brachte ein Mann, der im benachbarten Fluss gefischt hatte, seinen Fang als Geschenk für das Kloster. Die Fische sahen tot aus, sie waren ja auch schon eine ganze Zeit aus dem Wasser heraus und an den Kiemen mit einer Schnur zusammengebunden. Franz nahm die Gabe an, band die Fische los und ließ einen nach dem anderen in den Teich gleiten, den er im Garten hatte. Da kam’s heraus, dass sie gar nicht tot waren, denn augenblicklich schossen sie auf der Suche nach Futter hierhin und dorthin. Der Heilige sorgte dafür, dass sie genug fanden.

 

Der Sohn eines mächtigen irischen Stammeshäuptlings im 7. Jahrhundert wünschte sich ein ganz anderes Leben, er fuhr nach Wales hinüber und wurde Schüler des berühmten heiligen David. Nach vielen Jahren kam er in sein Vaterland zurück und gründete Klöster. Aber nie verlor er seine alte Liebe zum Leben in freier Luft.

 

Eines Tages saß er lesend an einem einsamen Ort, da hörte er die Hörner der Jäger in der Ferne. Nach kurzer Zeit brach ein Hirsch aus dem Dickicht hervor und stürzte sich in die Höhle des Einsiedlers. Gerade war er darin verschwunden, da kam ein Rudel Hetzhunde auf der frischen Fährte ihm nach. Mit großer Geistesgegenwart ergriff der Heilige seinen Leuchter und setzte ihn dem Hirsch zwischen die Geweihstangen auf den Kopf.

 

Und der Hirsch enttäuschte ihn nicht, er spielte seine Rolle tadellos. Aufrecht stand er, stockstill in einer Ecke der Höhle, ohne die leiseste Bewegung. Hereingehetzt kamen die Hunde, bellend, heulend, toll auf ihre Beute. Dann ließen sie Ohren und Schweif sinken, da war ja kein Hirsch, nur ein alter Mann mit einem Buch auf den Knien und in der Ecke wohl ein kleines Heiligtum, wo man beten konnte. Die Hunde zogen lärmend ab und nahmen die Fährte wieder auf. Aber sie fanden sie nicht und entfernten sich allmählich. Als alles still geworden war, nahm der Heilige seinem Gast den Leuchter wieder ab und zeigte ihm den Weg in die sichere Freiheit.

  

Die heilige Maria von Ägypten,

Büßerin von Ägypten im 4. und 5. Jahrhundert,

+ 2.4.432 - Fest: 2. April

 

Zu den Zeiten des jüngeren Kaisers Theodosius, um das Jahr 432, hat sich der kostbare Tod der heiligen Maria von Ägypten zugetragen, deren wunderbare Buße und Tugendleben Gott der Welt hat bekannt machen wollen durch den heiligen Zosimus, so wie er durch den heiligen Einsiedler Antonius das heilige Leben des Einsiedlers Paulus an den Tag gebracht hat.

 

Es lebte in einem Kloster in Palästina ein Einsiedler von großem Verdienst, Zosimus mit Namen. Er wurde von frühester Jugend auf in großer Unschuld zum geistlichen Leben erzogen und war darin zu hoher Vollkommenheit gelangt. Sein unsträflicher Wandel, sein Eifer in Leibesstrengheiten, seine Liebe zur Einsamkeit, seine Emsigkeit im Gebet und in allerhand Andachten, seine hohe Erleuchtung, mit der ihn Gott begnadigte, setzten ihn bei seinem Bischof in eine solche Hochschätzung, dass er von diesem zum Priester geweiht wurde.

 

Nachdem Zosimus dreiundfünfzig Jahre in seinem geistlichen Leben in strengster Beobachtung aller Ordensregeln zugebracht hatte, wurde er von der Versuchung zur eitlen Ehrsucht beschlichen, dass er sich einbildete, es sei wohl niemand aus all denen, die die Einöden bewohnten, zu einer höheren Vollkommenheit gelangt, als er, zumal er von früher Kindheit an den Weg der Tugend angetreten habe und auf ihm mit stets zunehmendem Eifer fortgeschritten sei. In diesen eitlen Gedanken blieb Zosimus nicht lange. Denn zur selben Zeit meldete sich bei ihm ein fremder Ordensmann. Und als er ihm seine eitle Einbildung äußerte, offenbarte ihm der Fremde den Betrug, in dem er steckte, und bat ihn nach erhaltener Erlaubnis in ein nicht weit entlegenes Kloster zu folgen. Da werde seinem Hochmut die Larve ohne Zweifel abgezogen und er werde erkennen, wie sehr er in seiner Meinung falsch liege. Zosimus ließ sich gern überreden. In das fremde Kloster aufgenommen, sah er, was für eine hohe Stufe der Tugend die Geistlichen darin erstiegen hatten und wie er gegen sie nur ein unvollkommener Bruder sei. Sie lebten nämlich nicht anders, als wie Engel in Menschengestalt, in großem Stillschweigen, beinahe der Leibesnotdurft vergessend, allein nur damit beschäftigt, wie sie Gott gefallen könnten. Mit Beten, Psalmensingen und Handarbeit brachten sie ihre Zeit zu. Und wenn auch das ganze Jahr ihr Leben nicht strenger sein konnte, so hatten sie doch während der vierzigtägigen Fasten etwas Ungewöhnliches vorgenommen. Denn zu dieser Zeit zerstreuten sie sich in die Wildnis, auf dass jeder einzeln, nach dem Beispiel Jesu Christi, faste. Am ersten Fastensonntag wurde ein feierliches Amt gesungen, wobei sich alle Brüder versammelten. Darauf erteilte ihnen der Abt den Segen. Darauf erteilten die Brüder einander den Friedenskuss, gingen über den Jordan und zerstreuten sich in der Wildnis, um auf den Palmsonntag sich in ihrem Kloster wieder einzufinden.

 

Zosimus bekam Lust, bei dieser Gelegenheit in dieser großen, weitschichtigen Wüste etwa einen recht großen Heiligen aufzusuchen. Und er lief zu diesem Ende an einander fort wohl zwanzig Tage. Als er einmal zur Mittagszeit die gewöhnlichen Psalmen sang, sah er von weitem einen Schatten eines menschlichen Leibes, der aber eilends verschwand. Zosimus erschrak und bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz, fasste darauf sogleich ein Herz ruft seine Schritte verdoppelnd: „Wenn du etwa ein Diener Gottes bist, so halt still, und warte auf mich; ich bitte dich, tu es aus Liebe dessen, dem du in dieser Wildnis dienst." Die fliehende Person tut solches, nachdem sie zu einer Tiefe gekommen, wo sie sich verbergen konnte, und da Zosimus näher kam, hörte er folgende Stimme: „Vater Zosimus! wirf deinen Mantel einer armen Sünderin zu, wenn du ihr den heiligen Segen geben und ihr erlauben willst, dass sie mit dir rede.“ Zosimus hört mit Verwunderung sich mit Namen nennen und zweifelt nicht, es müsse eine Seele von großer Heiligkeit sein, der Gott seinen Namen kundgetan habe. Er wirft ihr darum sogleich seinen Mantel zu. Mit diesem bedeckt erscheint eine Frau vor ihm. Der heilige Alte wirft sich vor ihr auf die Knie und begehrt von ihr den Segen. Sie aber wirft sich vor ihm auf die Erde und spricht: „Vergiss nicht, mein Vater, dass du ein Priester bist; an dir ist es, dass du mich segnest und zu Gott betest für die allerelendeste Sünderin, die es je gab.“ Als nach dieser beiderseitigen Verdemütigung sich beide aufgerichtet hatten, fragte Zosimus: „Wer bist du und wie lange weilst du schon in dieser Wildnis?“ Sie antwortete: „Wir wollen zuerst zu Gott beten, alsdann will ich deinem Verlangen genug tun.“

 

Darauf wendet sie sich gegen Sonnenaufgang und hebt Augen und Hände gen Himmel. Zosimus, der auch sein Gemüt zu Gott erhebt, tut einen Blick auf sie und sieht sie ganz mit hellem Glanz umgeben, erschrickt davor und meint, es wäre entweder ein Geist oder ein Gespenst. – Sie aber wendet sich zu ihm und spricht: „Ich bin weder ein Geist noch ein Gespenst, sondern ich bin Staub und Asche, nicht würdig, das Tageslicht anzuschauen. So verachtungswert und unglückselig ich aber bin, so bin ich doch eine Christin.“ Und da sie solches redete, machte sie das Kreuzzeichen auf Stirn, Augen, Mund und Herzen. Darauf setzte sie sich nieder und sagte: „Wisse, mein Vater, dass Gott, der für die irrenden Schäflein ebenso viel Liebe trägt, als für die, die beständig in seinem Schafstall bleiben, er hat dich nicht ohne Grund hierher geschickt! Er sei darum ewig gebenedeit! – Ich bin eine Tochter aus Ägypten, die sich selber mit Fleiß unglücklich gemacht hat. Erst zwölf Jahre alt verließ ich aus Liebe zur Freiheit das väterliche Haus, begab mich nach Alexandria und führte siebzehn Jahre lang ein so freches und zügelloses Leben, dass keine Bosheit erdenklich war, die ich nicht verübte, und zwar nicht etwa aus Begierde eines Gewinns, sondern einzig nur von der Sucht und der Lust der Leidenschaft dazu getrieben. Es hat die Welt noch nie eine Frau gesehen, die boshafter war als ich, und von der so viele Seelen verführt worden wären. Als ich einmal wahrgenommen hatte, wie viel Volk dem Hafen des Meeres zulief, um sich in ein großes Schiff zu begeben, und vernahm, sie hätten vor, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen, um dort das Fest der Kreuzerhöhung zu feiern, hatte ich ein Verlangen, mich zu ihnen zu gesellen, und ließ mich auch einschiffen. Da dachte ich viel Gelegenheit zu einem ausgelassenen Leben zu bekommen. Nicht ohne Abscheu und Schauder gedenke ich der Lastertaten, mit denen ich das Schiff erfüllte. Ich führte auch zu Jerusalem ein ebenso unverschämtes und verruchtes Leben, wie früher in Alexandria. Als das Fest anfing und jedermann in die Kirche des heiligen Kreuzes eilte, wollte ich auch mit den Leuten hinein; merkte aber mit großem Entsetzen, dass ich von einer unsichtbaren Macht zurückgehalten wurde. Ich versuchte hineinzukommen, das zweite, das dritte Mal umsonst. Eine unsichtbare Gewalt verwehrte mir jedes Mal den Eintritt. Alsdann eröffneten sich die Augen meines Gemüts und ich erkannte, dass die Menge und Größe meiner Sünden mir den Eingang in die Kirche verwehrte und mich unwürdig machte, das heilige Holz anzusehen, daran Jesus Christus unser Heil gewirkt hat. Da fing ich an mich zu schämen, weinte bitterlich und empfing einen großen Abscheu über meine Sünden. Darauf folgte ein solcher Schmerz im Innersten meines Herzens, dass ich mich in den nächsten Winkel setzte, um mir durch Seufzen und Weinen Luft zu machen. Da erblickte ich mir gegenüber ein Bildnis der Mutter Gottes und mir kam in den Sinn, dass ich oft gehört habe, sie sei eine Mutter der Barmherzigkeit und eine Zuflucht der Sünder. Und ich warf mich vor dem Bild auf die Knie und schrie laut auf: „O Mutter Gottes, ich habe gehört, du seiest eine Mutter der Barmherzigkeit, eine Zuflucht der Sünder! Darum erbarme dich über mich elende Kreatur und beschütze mich, denn sieh! ich bin ja eine Sünderin, ich bin die allergrößte Sünderin, die es geben kann! Ich verdiene freilich nicht, wie eine andere reine Seele, das kostbare Blut meines Erlösers zu verehren, aber doch hoffe ich durch dich den Trost zu erlangen, dass ich wenigstens das heilige Kreuz, daran Jesus Christus ja auch für mich gestorben ist, ansehen und anbeten darf. Wenn du mir diese Gnade erwirbst, verspreche ich es da zu dieser Stunde, dass ich die Tage meines Lebens meine Sünden beweinen, die Welt verlassen und in einer Einöde mich so lange verbergen will, bis alle Freude und Neigung zu den Sünden völlig verloschen ist.“ Als ich so gebetet hatte, fasste ich ein Herz und wagte aufs Neue in die Kirche zu gehen, und siehe, ich konnte es ohne jeden Widerstand vollbringen, warf mich da unter den vielen Gläubigen mit ganz reumütigem und zerknirschten Herzen vor das heilige Kreuz nieder und beweinte mit vielen Tränen meine Sünden. Und wie ich merke, dass mein Vertrauen sich vermehre, gehe ich zurück an den Ort, wo ich das Bildnis der heiligen Jungfrau angetroffen und rufe vor diesem kniend mit neuem Eifer: „O Mutter der Barmherzigkeit, dir habe ich nach deinem Sohn die Gnade meiner Bekehrung zu verdanken, vollende das Werk, das du begonnen. Wenn ich auch unwert deines Schutzes bin, so bin ich doch deines Mitleidens bedürftig! Auf dich setze ich nach deinem Sohn all mein Vertrauen. Ich habe dir versprochen, die Welt zu verlassen; und siehe, dazu bin ich auf der Stelle bereit. Sage mir nur, wie ich es angehen soll und sei du meine Führerin auf dem Weg meines Heils.“ Kaum hatte ich diese Worte ausgeredet, so höre ich wie aus der Ferne eine Stimme, die sprach vernehmlich: „Geh über den Jordan und du wirst Ruhe finden.“ Ohne Verweilen bitte ich Maria um ihren mütterlichen Segen, versah mich mit drei Broten, und verließ die Stadt. Bei anbrechender Nacht komme ich an den Jordan. Da treffe ich eine Kirche an, die zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers geweiht ist; darin betete ich eine Zeitlang und brachte die Nacht, nachdem ich ein halbes Brot verzehrt hatte, in Reue und Beweinung meiner Sünden zu, sowie in inbrünstiger Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit. Nachdem ich nun am Morgen darauf meine Sünden reumütig gebeichtet und das heilige Altarsakrament empfangen hatte, setzte ich in einem kleinen Schifflein über den Jordan und kam danach in diese Wildnis. Ich war damals neunundzwanzig Jahre alt und lebe nun bereits siebenundvierzig Jahre in dieser Einöde, so dass ich seither keinen Menschen außer dich gesehen habe.“ – „Wie hast du dich so lange Zeit erhalten können?“ fragte sie Zosimus. „Das wenige Brot“, antwortete sie, „das ich mitgebracht hatte, war bald aufgezehrt. Darauf waren Kräuter und Wurzeln meine Speise.“ – „Hattest du von dem höllischen Feind keine Anfechtungen zu erleiden!“ sagte Zosimus weiter. „Ach, mein Vater“, antwortete sie, „erlasse mir dir zu erzählen, was für schrecklichen Streit ich zu bestehen, was für grausame Versuchungen ich zu überwinden hatte – die ersten siebzehn Jahre. Ich entsetze mich, wenn ich nur daran denke. Es schien, als habe die ganze Hölle gegen mich gestritten, alle bösen Neigungen meines Gemüts, die alten Leidenschaften, Geist, Herz und Sinne waren in Aufruhr gebracht und verschworen sich zu meinem Untergang. Ach, was hat es mich gekostet, meine unmäßigen Begierden zu bekämpfen, den Verdruss und die Langeweile zu überwinden, die Herbe des Winters und die Schwüle des Sommers zu ertragen, das Fleisch abzutöten, die Weltfreuden und Eitelkeiten aus dem Sinn zu schlagen! Dass ich in den Anfechtungen nicht unterlag, habe ich der unendlichen Barmherzigkeit Gottes zu verdanken. Ich verdoppelte mein Gebet, meine Bußwerke, mein Vertrauen auf Gott, meine Zuversicht auf den Schutz der heiligsten Mutter Gottes, der ich sowohl meine Bekehrung als auch meine Beständigkeit in der Buße zuschreibe. O ja, du göttliche Mutter! Bei dir habe ich Hilfe gefunden! Du bist mir in den vielen Gefahren, du bist mir in meinem Kampf beigestanden, du hast meine Tränen und meine Klagen vor deinen göttlichen Sohn gebracht! Du hast mir in all meinen Widerwärtigkeiten deine mütterliche Hand geboten.“ – Als Zosimus merkte, dass sie auch einige Schriftstellen in ihre Reden einmischte, fragte er sie, ob sie wohl auch jemals die heilige Schrift gelesen habe. „Niemals“, antwortete sie, „habe ich lesen können; Gott aber kann alle Unwissenheit ersetzen, wenn Er will.“ – Da sie dieses sagte, stand sie auf und bat ihn, dass er von allem diesem nichts offenbaren möchte, so lange sie noch am Leben wäre. Folgendes Jahr am hohen Donnerstag soll er wieder zu ihr kommen, die heilige Engelspeise mit sich bringen und sie kommunizieren lassen. „Du wirst vor diesem Tag nicht aus dem Kloster kommen“, setzte sie hinzu, „und wenn du auch wolltest, wirst du früher nicht ausgehen können. Komm bis an das Ufer des Jordans, da wirst du mich finden.“ Jetzt begehrt sie noch seinen Segen und weicht in den Wald zurück.

 

Zosimus dankte dem Herrn über dieses Wunder der Gnade, geht in sein Kloster zurück und verbringt das ganze Jahr in ununterbrochenem Stillschweigen und großer Lebensstrengheit zu. Während der Fastenzeit lag er an einem Fieber erkrankt darnieder und konnte mit seinen Brüdern nicht ausgehen bis zum hohen Donnerstag, wie es ihm die Heilige vorhergesagt hatte. An diesem Tag begab er sich mit der konsekrierten Hostie in einer Kapsel zum Ufer des Jordans, kam aber spät dort an. Da sah er beim Mondschein die Heilige in der Ferne zum Jordan hin schreiten und ihn wunderte es sehr, wie sie nun über den Fluss zu ihm hinüber gelangen könnte. Als die Heilige an den Jordan kam, macht sie das Kreuzzeichen und geht über das Wasser, als ob es fester Grund gewesen wäre. Zosimus war entsetzt darüber und fällt vor der Heiligen auf die Knie. Da reicht sie ihm die Hand und hebt ihn auf, das Geschehene ihm mit den Worten erklärend: „Vergisst du, dass du ein Priester bist und dazu noch das Hochwürdigste Gut bei dir trägst?“ Vor diesem warf sie sich nieder und als sie ihre Sünden bekannt und ganz in Tränen zerflossen war, bat sie den Zosimus, dass er ihr die Glaubensartikel und das Vaterunser vorbeten möge. Danach empfing sie die heilige Kommunion aus seiner Hand, wurde von empfindlicher Andacht völlig eingenommen und von der göttlichen Liebe ganz entzündet. Mit gen Himmel erhobenen Augen und Händen ruft sie mit dem alten Simeon aus: „Lass, o Herr, deine Dienerin jetzt nach deinem Wort im Frieden fahren; denn meine Augen haben dein Heil gesehen! Zosimus, noch um eine Wohltat bitte ich dich, kehre die nächstfolgenden Fasten wieder an den Ort der Wüste zurück, wo du mich das erste Mal angetroffen hast; allda wirst du mich so finden, wie es Gott belieben wird.“ Zosimus bot ihr etwas zu essen von dem, was er mitgebracht hatte. Sie genießt nur drei Linsenkörner, bittet Zosimus um den priesterlichen Segen, macht das Kreuzzeichen und ging wieder trockenen Fußes über den Jordan in ihre Wildnis zurück.

 

Im folgenden Jahr ging Zosimus zur heiligen Fastenzeit wieder, wie seine Brüder, in die Einsamkeit und ging zu dem Ort, an welchem er vor zwei Jahren die heilige Büßerin angetroffen hatte, mit dem festen Vorhaben nun nicht zu vergessen, sie nach ihrem Namen zu fragen. Er findet die Heilige tot. Ihr Leichnam lag der Länge nach auf der Erde noch so frisch, als wäre sie eben gestorben. Auf dem Sand findet er neben ihr die Worte geschrieben: „Vater Zosimus! Begrabe allda, um der Liebe Christi willen, den Leichnam der armen Maria, welche gestorben ist am heiligen Karfreitag, bald nachdem sie aus deinen Händen die heilige Kommunion empfangen hat, und vergiss nicht für sie zu beten.“

 

Zosimus betrachtete den heiligen Leib, fängt laut an zu weinen, fällt auf seine Knie und betet. Indessen kommt ein ungemein großer Löwe aus dem Wald, vor dem Zosimus sich nicht wenig erschrickt, sich aber von seiner Angst bald erholt, da er sieht, wie dieses wilde Tier dem Leichnam die Füße leckt und mit dem Schweif ihm schmeichelt, darauf den Sand aufscharrt und ein großes Grab macht und sich dann wieder zurück in den Wald begibt. In dieses Grab legt Zosimus den heiligen Leib unter den vorgeschriebenen Kirchengebeten und Psalmengesang. – In das Kloster zurückgekehrt erzählt er den Brüdern den ganzen Verlauf von dem, was er gehört und gesehen hatte.

 

Diese Heilige ist anfangs in der griechischen, danach auch in der lateinischen Kirche öffentlich verehrt worden. Ihr Fest wird heute noch am 1. oder 2. April in vielen Bistümern mit großer Feierlichkeit begangen, an einigen Orten am 9. April. Man behauptet, ein Teil ihrer heiligen Gebeine sei nach Rom gebracht worden, zu der Zeit, da die Ungläubigen anfingen, das gelobte Land einzunehmen. Etwas davon, das der Papst Honorius dem heiligen Eleutherius verehrte, wird zu Tournes aufbewahrt. Das Haupt der heiligen Maria, das 1059 der Abt von Kalabria nach Neapel gebracht hatte, wird jetzt in der Jesuitenkirche zu Augsburg im Rieß verehrt. Man findet auch etwas von diesen heiligen Reliquien zu Antorf.

 

Der heilige Appianus, Blutzeuge zu Cäsarea in Palästina,

+ 2.4.306 – Fest: 2. April

 

Appianus (auch Aphian und Amphian genannt) stammte aus Lycien von reichen und durch ihre Geburt ausgezeichneten Eltern. Man schickte ihn nach Berytus in Phönizien, wo damals berühmte Schulen der Beredsamkeit, der Philosophie und des römischen Rechts waren. Er machte da schnelle Fortschritte in allen Zweigen des menschlichen Wissens. Als ihn Gott zur Kenntnis der Wahrheit geführt hatte, gewann er eine große Liebe zum Gebet und der Einsamkeit, und verwahrte sich dadurch vor den Klippen, an denen die Jugend durch die Stürme der Leidenschaften, leider nur zu häufig ihren Untergang findet. Als er wieder in sein Vaterland zurückgekommen war, arbeitete er an der Bekehrung seiner Eltern, die noch Heiden waren. Der Schmerz, den ihm ihre Hartnäckigkeit im Aberglauben des Heidentums verursachte, führte ihn auf den Gedanken, das väterliche Haus zu verlassen. Er begab sich nach Cäsarea in Palästina, als er erst 18 Jahre alt war, und schloss sich an die Jünger des heiligen Pamphilus an, der mit ebenso großer Frömmigkeit als Gelehrtheit in dieser Stadt die göttlichen Schriften erklärte.

 

Während er die Schule des heiligen Pamphilus besuchte, flammte Galerius Maximianus, der am 1. Mai 305 zum Kaiser des Orients ausgerufen wurde, das Feuer der Verfolgung wieder an. Dieser Fürst sandte Briefe nach Cäsarea, worin dem Landpfleger befohlen wurde, alle Untertanen seines Reiches zum Opfern zu zwingen. Appian, dem ein solcher Befehl das Herz tief verwundete, wartete nicht, bis man ihn aufsuchte, um seine Gesinnungen zu erklären. Er ging hinaus, sagt Eusebius, ohne sein Vorhaben jemanden mitgeteilt zu haben, nicht einmal uns, bei denen er wohnte. Er trat raschen Fußes in den Tempel, schritt vor den Landpfleger Urban, da ihm die Soldaten der Leibwache, die nichts Arges vermuteten, den Hingang nicht verwerten. Als er ihn den Arm zum Opfern emporheben sah, hielt er ihn ein, und sagte ihm, man solle nur den wahren Gott anbeten, und die den Götzen erwiesene Ehre sei gottesräuberisch. Dieser kühne Schritt war der Klugheit nicht gemäß. Allein in dieser Gelegenheit begeisterte Gott den jungen Appian, der noch keine zwanzig Jahre alt war, um die Ruchlosigkeit des Götzendienstes zu beschämen und zu zeigen, wie sehr ein Jünger Jesu Christi den Tod verachtet.

 

Die Leibwache, erstaunt über eine solche Keckheit, stürmt nun auf ihn los, wirft ihn zu Boden, misshandelt ihn mit grausamen Schlägen, und bedeckte ihn mit Wunden. Hierauf warf man ihn in ein finsteres Kerkerloch, wo er 24 Stunden zubrachte, die Füße in einen Stock oder in hölzerne Fesseln gezwängt. Dann wurde er dem Landpfleger vorgeführt, der ihn auf das Grausamste peinigen ließ. Man zerriss ihm die Hüften mit eisernen Krallen, bis man ihm die Gebeine und Eingeweide sah. Man zerfetzte ihm mit gebleiten Ruthen so unmenschlich das Gesicht, dass er seinen besten Bekannten ganz unkenntlich war. Dennoch konnte man keine andere Rede von ihm erhalten, als diese: Ich bin ein Diener Jesu Christi. Der Landpfleger, dadurch in Wut gebracht, ließ seine Füße einwickeln in ein Tuch, das man ins Öl getaucht hatte und dann anzünden. Als die Flamme das Fleisch aufgezehrt hatte, drang sie bis in die Gebeine, und man sah das Fett wie geschmolzenes Blei herabfließen. Die Standhaftigkeit des Märtyrers setzte selbst seine Henker in Erstaunen, und als sie ihn ermahnten den Befehlen des Kaisers gehorsam zu sein, antwortete er ganz ruhig: „Ich bete Jesus Christus an, der ein und derselbe Gott ist mit seinem Vater.“

 

Appianus wurde in den Kerker zurückgeführt und verblieb drei Tage daselbst. Hierauf musste er sich abermals vor den Landpfleger stellen, der ihn immer ebenso unerschütterlich fand und daher ins Meer werfen ließ. Es geschah damals ein Wunder, wovon alle Einwohner Cäsareas, nach dem Bericht des Geschichtsschreibers Eusebius, Augenzeugen gewesen. Der Märtyrer, dessen Füße man mit Steinen belastet hatte, war kaum in die Fluten gestürzt, als sich plötzlich ein heftiger Sturm erhob, und in der Stadt ein starkes Erdbeben entstand. Die Wellen stießen den Leib des Heiligen gegen eines der Tore von Cäsarea, gleichsam als hätte das Meer ihn in seinem Schoß zu behalten sich geweigert. Alles Volk lief zu dieser Wundertat herbei. Man pries den Gott der Christen, und bekannte öffentlich den Namen Jesus. Der heilige Appian empfing die Krone des Märtyrertodes am 2. April 306, im neunzehnten Jahr seines Alters.

 

Die heilige Theodosia, Jungfrau und Märtyrin von Cäsarea in Palästina,

+ 2.4.308 – Fest: 2. April

 

Diese Heilige war aus der Stadt Tyrus in Phönizien. Sie wurde in der christlichen Religion erzogen, und gelobte Gott eine beständige Jungfrauschaft. Als sie sich im Jahr 308 zu Cäsarea aufhielt, näherte sie sich den Bekennern, die in Ketten schmachteten vor dem Palast des Landpflegers Urbanus, und wollte ihrem Verhör beiwohnen. Sie wünschte ihnen Glück über die ihnen gewordene Gnade, für Jesus Christus zu leiden, ermahnte sie zur Standhaftigkeit im Glauben, und bat sie, sich ihrer zu erinnern, wenn sie in Gottes Herrlichkeit sein werden. Die Wachen hielten dies für ein Verbrechen, nahmen sie gefangen, und führten sie vor den Landpfleger, der seit drei Jahren geschäftig war, den christlichen Namen in seiner ganzen Provinz zu vertilgen. Urbanus betrachtete das heldenmütige Benehmen, womit Theodosia vor ihm erschien, als eine Verhöhnung seiner Gewalt. Sie wurde daher auf dessen Befehl auf die Folterbank gelegt, und die Schergen, nachdem sie ihr die Hüften mit eisernen Krallen zerrissen hatten, schnitten ihr mit unerhörter Barbarei die Brüste ab. Die Heilige ertrug diese gräuliche Qual, ohne dass ihr eine Klage oder ein Seufzer entfiel. Man bemerkte sogar auf ihrem Antlitz eine Heiterkeit und Wonne, die nichts zu trüben vermochte. „Deine Grausamkeit,“ sagte sie dem Richter, „verschafft mir eine Glückseligkeit, die ich mit Schmerzen verzögert sähe. Ich freue mich, zur Märtyrerkrone berufen zu sein und danke Gott aus meinem ganzen Herzen, dass er mich einer solchen Gnade gewürdigt hat.“ Als der Landpfleger sah, dass sie, ungeachtet aller ihr angetanen Peinigungen, nicht sterbe, ließ er sie ins Meer stürzen. Andere Bekenner wurden in die Bergwerke von Palästina geschickt (Der Landpfleger überlebte nicht lange die Hinrichtung der heiligen Theodosia. Der Kaiser ließ ihn seiner Frevel wegen enthaupten. So bestraft Gott die Sünder oft schon in diesem Leben.). Die heilige Theodosia war erst 18 Jahre, als sie für Jesus Christus ihr Leben hingab. Ihr Märtyrertod fiel auf den 2. April 308. Man verehrt sie besonders zu Venedig und an anderen Orten. Ihr Name steht in den Kalendern der Lateiner, Griechen und Russen.

 

Der heilige Nicetius, Bischof und Bekenner von Lyon,

+ 2.4.573 – Fest: 2. April

 

Nicetius, französisch: Nisier, stammt aus Burgund von einer unter den alten Galliern sehr ausgezeichneten Familie. Seine Eltern ließen ihn sorgfältig erziehen in der Kenntnis der Wissenschaften und den Grundsätzen der christlichen Frömmigkeit. Man bemerkte an ihm von seiner ersten Kindheit an große Demut und Liebe zum Gebet. Er suchte die niedrigsten Beschäftigungen, gab in allem seinen Brüdern den Vorzug, und erniedrigte sich durch die Gesinnungen seines Herzens sogar unter die Bedienten seines Vaters herab. Vorzügliches Vergnügen war es für ihn, diese Letzteren und deren Kinder in den Wahrheiten der Religion zu unterweisen, und sie den Psalter und die Kirchengesänge zu lehren. Mit diesen Tugenden verband er eine unverletzliche Reinheit des Leibes und der Seele, weshalb er auch alles sorgfältig vermied, was den Versuchungen des bösen Feindes hätte Eingang in sein Herz verschaffen können.

 

Nachdem er von dem heiligen Agricola, Bischof von Chalons-sur-Saône, die Priesterweihe empfangen hatte, folgte er dem heiligen Serdot, seinem Oheim, auf den bischöflichen Stuhl zu Lyon im Jahr 551 nach. Er regierte seine Kirche mit unermüdlichem Eifer bis in seinen Tod, der am 2. April 573 erfolgte. Mehrere Wunder bestätigten seine Heiligkeit. Man bewahrte noch in den letzteren Zeiten seine Überbleibsel in der Pfarrei seines Namens zu Lyon. Er steht an diesem Tag in den Martyrologien.

 

 

Der heilige Launogisilus oder Longis,

Abt zu Boisseliere in der Provinz Maine in Frankreich,

+ 2.4.653 – Fest: 2. April

 

Dieser Heilige (Longis auf französisch, wie auch Longils, Langis, Lourgesil, Longison, und Languisou; im Lateinischen hat er neben Launogisilus noch mehrere Namen, als: Launogisilus, Leonegisilus, Lenogisilus, Longisolus, Lonegilus) stammt aus Deutschland von adeligen, aber heidnischen Eltern. Nachdem er das Glück hatte, den wahren Glauben kennen zu lernen, verließ er sein Vaterland, kam nach Clermont, in der Provinz Auvergne, wo er die heilige Taufe empfing und zum Priester geweiht wurde: hierauf ging er in die Maineprovinz. Man glaubt, der Ruf der Heiligkeit, in dem damals der Bischof Haduin stand, habe den Neophiten dahin gezogen. Einige Zeit nachher besuchte er die Gräber der Apostel zu Rom und brachte von ihren Reliquien mit sich zurück. Nach seiner Heimkunft nach Maine erbaute er sich in dem Dorf la Boisseliere eine Zelle und ein Bethaus, das er dem heiligen Petrus weihte. Er bekehrte viele Heiden der Umgegend. Er musste große Verfolgungen ausstehen, wegen einer Jungfrau namens Agnafleta, der er den Ordensschleier gegeben hatte. Sogar an den Hof Clotars II. musste er sich verfügen, um sich zu rechtfertigen. Der König erkannte die Falschheit der wider ihn erhobenen Anklagen, gab ihm viele Merkmale seiner Hochachtung und versprach ihm seinen königlichen Schutz. Longis errichtete hierauf ein Kloster um seine Kapelle. Er starb gegen das Jahr 653, ungefähr in seinem 73. Lebensjahr. Sein Fest steht unter dem 2. April und unter dem 13. Januar.

 

Die heilige Ebba, Äbtissin von Coldingham und Märtyrin in Schottland,

und ihre Gefährtinnen,

+ 2.4.867 – Fest: 2. April

 

Ebba stand im 9. Jahrhundert dem großen Kloster von Coldingham vor, in der Provinz Mers, die bald den Engländern, bald den Schottländern gehörte. Dieses Kloster, das berühmteste in ganz Schottland, hatte seine Stiftung einer anderen heiligen Ebba, Schwester des heiligen Oswald und Oswis, Könige der Northumberland, zu verdanken (Dieses Kloster wurde abgebrannt unter Johann, König von England. In der Folge wurde es wiederhergestellt. Es führte aber nur noch den Namen eines Priorats, das bis zur Zeit der sogenannten Reformation bestand. Der Neffe des Bischofs Lesley, ein schottischer Jesuit, Verfasser einer Sammlung von Lebensbeschreibungen der Heiligen Schottlands, in lateinischer Sprache, sagt, dass er im Jahr 1610 noch beträchtliche Trümmer des Klosters gesehen habe.). Als die Dänen, unter der Anführung Hinguars und Hubbas dieses Land überschwemmt hatten, war die heilige Ebba großen Ungemachen und Stürmen ausgesetzt. Sie schwebte aber nicht sowohl wegen ihres Lebens, als wegen ihrer Keuschheit in großer Furcht. Sie wandte daher folgendes Mittel an, um sich gegen die frechen Andränge der Dänen zu verwahren. Sie versammelte ihre Nonnen im Kapitelsaal, hielt an sie eine rührende Rede, und schnitt sich hierauf die Nase und die obere Lippe ab. Die gesamten Klosterfrauen hatten den Mut, ihrem Beispiel nachzuahmen. Die Barbaren erschauderten vor dem Schauspiel, das sich ihren Augen darbot, wagten keinen Angriff auf die Schamhaftigkeit der Bräute Jesu Christi, setzten aber ihr Kloster in Flammen, und ließen sie alle im Feuer zu Grunde gehen. Dies ereignete sich gegen Ende des 9. Jahrhunderts. Diese heiligen Frauen werden in den schottischen Märtyrerverzeichnissen am 2. April, und in den englischen am 5. Oktober genannt. (Constantin II., König von Schottland, ging mit einer Armee den Dänen entgegen, die heranrückten, um seine Ländereien zu verwüsten. Er überfiel die Heeresabteilung, die unter Hubbas Oberbefehl stand, und schlug sie in die Flucht, indes ein plötzlicher Austritt des Flusses Lenin, Hinguar verhinderte, seinem Bruder zu Hilfe zu eilen. Er wurde aber nachher von Hinguar überwunden und auf dem Kampfplatz getötet, unweit des Fleckens Cararia. In seinen letzten Augenblicken wiederholte er mit Inbrunst die Worte des Psalmisten: „Herr, lass nicht zu, dass diejenigen, die dir dienen, ein Raub der wilden Tiere werden.“ Nach Buchanan und Lesley fiel sein Tod ins Jahr 874. Er wurde auf der Insel Jona oder Y-Colm-Kille bestattet, und man sagt, es seien an dessen Grab mehrere Wunder geschehen. Er steht als Märtyrer im Kingischen Kalender, und zwar unter dem 11. März.

 

Die gottselige Dienerin Marias Deodata Rigoli, OSM Kloster Bagolino,

+ 2.4.1602 – Gedenken: 2. April

 

Der Serviten-Orden, OSM, (12. Februar) zählt so viele heilige und heiligmäßige Diener Mariä, dass es passend scheint, hier die Lebensskizze von einigen anzureihen. Deodata Rigoli, in dem Flecken Idro geboren (Idro, deutsch: Ider, ist eine Gemeinde im Val Sabbia in den oberitalienischen Alpen, westlich des Gardasees. Der Ort liegt am Idrosee.), hatte frühzeitig das Gelübde ewiger Keuschheit abgelegt, und genoss innige Freundschaft mit einer anderen Jungfrau in dem nahe gelegenen Bagolino, Lucca mit Namen, die in den Orden der „Dienerinnen Mariä“ getreten war. Dem schönen Beispiel der frommen Freundin zu folgen, war der sehnlichste Wunsch Deodatas. Sie wendete darum alles an, das heilige Ordenskleid der schmerzhaften Mutter zu erlangen, und noch andere Jungfrauen wusste sie in ihrer Liebe zur heiligen Gottesmutter zu gleichem Entschluss zu begeistern. Den 15. August, den Freitag der glorreichen Aufnahme Mariä in den Himmel, wählte die kleine Schar, ihr Vorhaben der heiligen Jungfrau besonders zu empfehlen und sich zu seiner Ausführung vorzubereiten. Nachdem sie den Tag selbst in gottseligster Weise zugebracht hatten, zogen sie sich zur Abendzeit in die Kirche zum heiligen Rochus zurück und verharrten dort in Gebet und Betrachtung bis zum Morgen des nächsten Tages, wo dann der Probst dieser Kirche, Bernardin Ferandi, die heilige Messe feierte, der Deodata mit ihren Freundinnen beiwohnte. Als der Priester zur Wandlung gekommen war und die heilige Hostie erhob, wurde Deodata im Geist verzückt und hatte ein wunderbares Gesicht. Sie sah nämlich auf dem Altar Jesus Christus in Lebensgröße, mit Wunden an Händen und Füßen und an der Seite, mit der Dornenkrone auf dem Haupt, und mit ausgespannten Armen, als hinge er am Kreuz. Der Leib, die Wunden und das Angesicht ausgenommen, war mit drei weißen golddurchwirkten Tüchern bedeckt. Die Erscheinung währte so lange, bis der Priester die Hostie genossen hatte. Die fromme Jungfrau wurde durch dieses Gesicht belehrt, dass sie im Begriff stehe, jenes Ordenskleid anzuziehen, das sie stets an die Schmerzen erinnern sollte, die Maria unter dem Kreuz ihres göttlichen Sohnes empfunden hat, und ihr zu erkennen gegeben, die wahre Vorbereitung, ein „Diener Mariens zu werden, bestehe darin, dass man Jesus Christus, den Gekreuzigten, anziehe, nach den Worten des Apostels: Ziehet an den Herrn Jesus Christus.“

 

Deodata trat in das Kloster der Servitinnen zu Bagolino und zeichnete sich vor allen durch ihre Tugenden aus. (Gegenüber dem Kirchplatz von Bagolino steht das ehemalige Kloster Madonna delle Grazie, in dem heute ein Altenheim untergebracht ist - casa di riposo. Das Kloster wurde 1517 von der Seligen Lucia Versaa da Lumi aus Bagolino gegründet.) Bald stand sie auch außer dem Kloster im Ruf der Heiligkeit, und wenn sie, was gewöhnlich ihr Geschäft war, in der Umgegend Almosen für die Gemeinde sammelte, entstand oft ein heiliger Wettstreit unter den vornehmsten Frauen. Unter diesen Frauen zeichnete sich besonders Tisma von Lodron aus, eine vornehme und reiche Witwe, die, zu Ansi wohnend aus Dankbarkeit gegenüber der heiligen Mutter Gottes, von der sie viele Gnaden erhalten hatte, eine große Liebe zum marianischen Orden trug, insbesondere auch der frommen Schwester Deodata zugetan war, und sie gerne bei sich sah. In ihrer letzten Krankheit sagte diese fromme Witwe der Schwester Deodata, die sie besuchte, sie habe dem Kloster zu Bagolino jährlich eine halbe Mut Öl von ihren Gütern zu Gargnano in ihrem Testament ausgesetzt. Die Schwestern sollten mithin bei den Erben zu gehöriger Zeit es abfordern. Als nun nach Tismas Ableben die Schwestern um das vermachte Öl bittend anlangten, wurde es ihnen von den Erben nicht nur nicht ausgefolgt, sondern gänzlich abgesprochen, bis sie eine Handschrift Tismas vorweisen würden. Die Schwestern konnten nichts anderes tun, als die Angelegenheit Gott und der heiligen Jungfrau empfehlen und das Weitere der frommen Deodata überlassen.

 

Drei Jahre waren bereits verflossen, da machte sich Deodata mit noch einer Schwester, Cäcilia von Benigni, auf den Weg nach Salo, wo die Güter der Verstorbenen gelegen waren, aus denen dem Kloster das Öl zukommen sollte. Als sie auf ihrer Reise dahin von der Nacht überfallen wurden, lud sie der Burgpfleger von Ansi, das schon zu jenen Gütern gehörte, ein, im Schloss ihre Nachtherberge zu nehmen, und ließ ihnen ein eigenes Zimmer anweisen. Zwei fromme Dienstmägde des Schlosses, die mit Deodata schon bekannt waren, baten um die Erlaubnis, bei den Schwestern übernachten zu dürfen. Nachdem sie die Tür verschlossen und viel Zeit im Gebet zugebracht hatten, begaben sich alle zur Ruhe, nur Deodata wachte noch und setzte ihr Gebet fort. Auf einmal fühlte sie sich von jemanden am Arm ergriffen. Sie erschrak nicht darüber, sondern rief vertrauensvoll die allerheiligsten Namen Jesus und Maria an, und sprach mutig: „Wer immer du seiest, ein böser Geist oder von Gott geschickt, ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, mich nicht zu belästigen, denn ich bin dem Dienst Gottes und seiner heiligen Mutter ergeben.“ Darauf vernahm sie deutlich die Worte: „Fürchte dich nicht, Deodata, ich bin von Gott zu dir geschickt, damit ich dir Nachricht gebe von der Handschrift, die du suchst: sie befindet sich verschlossen in einem Trühlein bei Lorenz Pralboini, Hauptmann der hiesigen Miliz.“ Während dieses Gesprächs erwachten die beiden Mägde und die Schwester Cäcilia, erschraken heftig und konnten nur durch die Trostworte Deodatas beruhigt werden. Tags darauf erfuhr der Hausherr von den Dienstmägden die nächtliche Erscheinung und ihren Zweck. Alsbald ließ er bei Pralboini nachforschen, fand die erwünschte Handschrift und übergab sie den Schwestern. Von nun an hatte es keine Mühe mehr, die Ölstiftung für das Kloster zu Bagolino von den Erben zu beziehen. Die auf so wunderbare Weise gefundene Schrift wurde sorgfältig im Kloster aufbewahrt, nicht nur als notwendiges Berechtigungszeugnis, sondern auch zum dankbaren Gedächtnis der Fürsorge der heiligen Gottesmutter für Deodata und ihre übrigen frommen Dienerinnen.

 

Pater Aloisius Maria von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Aloisius Maria von Jesus. Pater Aloisius Pianazzi erblickte das Licht der Welt zu Muriscopa in der Diözese Novara am 3. Dezember 1743. In den Orden der Unbeschuhten Karmeliten trat er am 10. Januar 1762 zu Rom. Erfüllt von heiligem Eifer für die Rettung der Seelen, erbot er sich, in die Missionen zu gehen, und erlangte im Jahr 1771 die Entsendung in das Königreich Madura an der Koromandelküste. Da ließ er sich vor allem angelegen sein, die Sprache der Eingeborenen zu erlernen, dann eilte er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und setzte über Flüsse und Berge, ohne auf die Lebensgefahr zu achten, die oft damit verbunden war. Seinem edlen Sinn war kein Opfer zu groß, um das schwache Licht des Glaubens in den Herzen der verlassenen Christen zu nähren und die armen Heiden zur Erkenntnis des wahren Glaubens und in den glücklichen Besitz des ewigen Heils zu bringen. Bei seiner Schwächlichkeit musste Aloisius jede Mühe, jede Entbehrung, jedes Übel doppelt hart empfinden, doch war er nichtsdestoweniger gerne dazu bereit und fühlte sich überreich belohnt, wenn er den guten Erfolg sah und den Nutzen erwog, der den ihm anvertrauten Seelen dadurch erwuchs. Der Kreis seiner Wirksamkeit erweiterte sich noch, als Papst Pius VI. ihn zum apostolischen Vikar von Malabar bestellte. Nun waren nicht weniger denn 150.000 Katholiken, die teils dem lateinischen, teils dem syrochaldäischen Ritus angehörten, seiner Obhut unterstellt. Sie bedurften der wachsamsten Fürsorge, denn sie lebten mitten unter Juden und Heiden, unter Türken und Parsen (Anhänger des Zoroaster), unter Nestorianern (Die Nestorianer glaubten, dass in Jesus nicht nur die göttliche und menschliche Natur, sondern auch zwei verschiedene Personen gewesen wären.) und Kopten (Die Kopten nahmen nur eine Natur in Jesus an.) und schwebten deshalb beständig in großer Gefahr für ihren Glauben. Viel Wachsamkeit und Geduld, Klugheit und Festigkeit war notwendig, um hier alles Unheil glücklich abzuwenden. Der neugeweihte Bischof besaß und betätigte sie so eifrig und glücklich, dass nicht nur seine Schäflein vor Schaden bewahrt blieben, sondern auch viele Heiden zur Erkenntnis des wahren Glaubens gelangten und Lämmer der Herde Christi wurden. Um Mitarbeiter im Weinberg des Herrn zu erhalten, ließ Aloisius sich die Sorge um das Seminar sehr angelegen sein und verwendete sein ganzes Einkommen dafür, das er wegen seiner Bedürfnislosigkeit nicht benötigte. Alles dieses geschah bis zum 2. April 1802, an dem der hochverdiente, nicht nur von den seiner Leitung unterstellten Katholiken, sondern ebenso von den irrgläubigen Engländern und Holländern hochgeachtete Kirchenfürst in die Ewigkeit abberufen wurde, um den Lohn für seine Wirksamkeit zu erhalten.

 

Gebet am 2. April

 

Gebenedeite Jungfrau, Mutter unseres Gottes, in deinen mütterlichen Schutz empfehlen wir diesen Leib und unsere Seele. Mit kindlichem Vertrauen rufen wir um deine heilige und mächtige Fürbitte dich an. Blicke herab aus deinen himmlischen Höhen, o Mutter der Reinheit, süße Finderin der Gnade, und schirme die Seelen, die dich lieben, vor allen Schlingen der Welt, des Feindes und eigener Sinnlichkeit. Lehre uns auf deinen heiligen Spuren gehen, und entflamme unser Herz mit einem Funken deiner flammenden Liebe, dass wir deinem göttlichen Sohn mit keuschem Leib dienen und mit reinem Herzen gefallen. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Franz von Paula

 

O Gott, der Du den heiligen Franziskus zu der Herrlichkeit Deiner Auserwählten aufgenommen hast, wir bitten Dich, verleihe uns auf seine Fürbitte, dass wir durch seine Verdienste und durch die Nachahmung seines Tugendlebens zu den Belohnungen glücklich gelangen mögen, die Du den Demütigen verheißen hast, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die Bekehrung der heiligen Maria aus Ägypten, die durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau, an die sie sich bei dem Eingang in die Kirche zu Jerusalem gewendet hatte, plötzlich bewirkt worden ist, so dass sie aus einer siebzehnjährigen Sünderin eine siebzehnjährige Büßerin in der Einöde beim Fluss Jordan wurde, wird auf diesen Tag gesetzt. 

 

Andacht am 2. April:

 

Das Thema im April:

Von der Geduld

"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)

 

"Wenn du Gottes wegen nie etwas zu leiden hattest, so halte für gewiss, dass du noch nicht angefangen hast, einer seiner Diener zu sein, denn ausdrücklich spricht der Apostel, dass alle, die fromm in Jesus Christus leben wollen, Verfolgung leiden werden." (Der heilige Augustin)

Als der heilige Franz Xaver zu Lissabon war, schmerzte es ihn sehr, dass alles ihm nach Wunsch von Statten ging, und er hätte gefürchtet, in der Ungnade Gottes zu sein, wenn er nicht oft mit irgend einem Kreuz wäre heimgesucht worden. Wenn es ihm nun widerfuhr, etwas zu leiden, so pflegte er auszurufen: "Noch mehr, Herr, noch mehr!"

Es gibt kein sichereres Merkmal der göttlichen Auserwählung, spricht der gottselige Blasius, als wenn ein Mensch die Trübsale Gott zuliebe demütig und geduldig erträgt. Dies ist ein kostbarer und glänzender Ring, durch den Gott eine Seele mit sich vermählt. So Großes und Würdiges ist es, für Gott zu leiden, dass der Mensch einer so hohen Ehre sich unwürdig achten soll. Denn auch die geringste Bitterkeit, die Gottes wegen gleichmütig ertragen wird, wiegt viele und große gute Werke auf.

 

Wende, Herr, einen Blick des Mitleids auf Deinen Diener, für den Christus leiden und am Kreuz sterben wollte! Verleihe mir, jedes Kreuz mit Geduld, Dankbarkeit und Liebe zu tragen; da Du es mir nur sendest, mich zu reinigen, zu prüfen und mir Gelegenheit zu geben, Verdienste für das ewige Leben zu erwerben! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. April

 

"Es ist dem demütigen Herzen eigen lenksam zu sein

und auf wohlgemeinte Warnungen und Belehrungen leicht einzugehen."

 

ehrw. Juliana Morel OP

1594 bis 26.6.1653

 

Betrachtung am 2. April - Am Fest des heiligen Franz von Paula

 

Hell leuchteten die Heil`gen uns voran:

Dass auf dem Weg nicht zurück wir blieben.

Ihr Beispiel ist das Licht auf unsrer Bahn,

Sie alle lehren büßen uns und lieben.

 

1. Der heilige Franz von Paula war ein Engel an Unschuld und zugleich ein Wunder der Buße. Noch als vierzehnjähriger Junge entfernte er sich in die Einöde, und seine ganze Nahrung bestand aus wenigen wilden Kräutern. Nie aß er Fleisch, nie trank er Wein, nie legte er das härene Bußkleid ab. Und diese strenge Lebensweise beobachtete er bis in sein achtzigstes Jahr, ohne von seinem beständigen Nachtwachen, noch von seinen strengen Geißelungen zu sprechen. Wahr ist es, viele große Heilige wurden vom Geist Gottes zu so außerordentlichen Bußwerken angeregt. Und niemand soll ohne den Rat eines erleuchteten Führers so etwas unternehmen, aber ohne alle Bußwerke ist es nicht möglich, die Reinheit des Lebens zu bewahren.

 

2. Nicht weniger wunderbar als seine Buße war die Demut dieses großen Heiligen. Er sah Könige zu seinen Füßen, ja Gott selbst hatte die Gabe der Wunder in erstaunlich hohem Grad ihm verliehen. Dennoch war nie eine Seele demütiger. Er betrachtete sich als den letzten aller Menschen, und wollte auch, dass die Brüder des kirchlichen Ordens, den er stiftete: Minimen, nämlich die Mindesten, sich nennen sollten. Können wir nun die strenge Buße dieses heiligen Gottesmannes nicht nachahmen, so verhindert doch unsere körperliche Schwäche uns nicht, seine Demut nachzuahmen, ohne die keine Tugend Gott wohlgefällig ist. 

 

3. Setzte aber die Demut diesen Heiligen unter alle Menschen, so erhob dagegen seine feurige Gottes- und Nächstenliebe ihn bis zu den Seraphim. Immer führte er den Namen Caritas im Mund, sein Herz brannte von heiliger Gottesliebe, sie war die Seele seiner Werke, sie auch war der Quell seiner unermesslichen Nächstenliebe. Diese lebendige und tätige Liebe ist das Merkmal aller wahren Jünger Jesu. Herrscht diese Liebe in unserem Herzen? Lieben wir Gott so getreu, dass wir ihm zu Liebe jede Trübsal gern ertragen? Lieben wir den Nächsten um seinetwillen? Ertragen wir seine Fehler mit Geduld? Sind wir bereit, mit Rat und Tat ihm zu helfen? 1. Korinther 13,4-8a: "Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf."

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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