Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat

Mariä Krönung (Fünftes glorreiches Geheimnis)
Mariä Krönung (Fünftes glorreiches Geheimnis)

 

Der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat

 

Die Federzeichnung, die in ihrer typischen Schönheit keiner Erklärung bedarf, erinnert an die festlichen Worte der Kirche: "Lasset uns alle im Herrn an der Ehre der seligen Jungfrau Maria uns erfreuen, über deren Aufnahme die Engel frohlocken und dem Sohn Gottes Loblieder singen."

 

Aus der ersten Predigt des heiligen Bernhard über die Himmelfahrt der allerseligsten Jungfrau:

 

Da die allerseligste Jungfrau am heutigen Tag (Fest Mariä Himmelfahrt, 15. August) glorreich in den Himmel aufgefahren ist, hat sie ohne Zweifel die Seligkeit der Himmelsbewohner unaussprechlich vermehrt. Ein bloßes Wort der Begrüßung von ihr lässt ja selbst diejenigen in Jubel frohlocken, die der Mutterschoß noch umschließt. Wenn nun schon das Herz des ungeborenen Kindes Johannes vor Freude fast zerschmolz, als es Maria hörte, wie unbeschreiblich groß war da wohl die Freude der Himmelsbürger, als sie ihre Stimme hören, ihr Angesicht sehen und ihre beseligende Gegenwart genießen durften.

Wer vermöchte es wohl, das herrliche Schauspiel sich auszudenken, wie glorreich heute die Königin der Welt in den Himmel einzog? Wer vermag es zu sagen, mit welcher Ehrfurcht und Begeisterung alle Himmelsheere ihr entgegenzogen? Mit welchen Lobpreisungen wurde sie zu ihrem glorreichen Himmelsthron geleitet? Wie lieblich war der Blick, wie huldreich das Angesicht, wie göttlich milde die Umarmungen, mit denen sie von ihrem Sohn aufgenommen und über alle Geschöpfe erhoben wurde? Er nahm sie auf mit jener Ehre, wie sie einer so erhabenen Mutter würdig war. Er umgab sie mit so viel Glanz, wie nur ein göttlicher Sohn ihn verleihen kann.

 

Zehn Sätzchen, von denen jeweils eins vor jedem Ave gelesen werden kann:

 

1. Die Gottesmutter zieht mit Leib und Seele in den Himmel ein, begrüßt vom unendlichen Jubel der Engel und Heiligen. "Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." So soll auch mein Einzug in den Himmel dereinst glorreich sein.

 

2. Der himmlische Vater heißt Maria willkommen als sein gnadenreichstes Kind, unschuldiger als Abel, weiser als Salomo, schöner als die Engel, tugendhafter als alle Heiligen, starkmütiger als die Märtyrer. Er heißt sie willkommen als die Mutter seines Sohnes.

 

3. Der Heiland setzt ihr die Krone der Himmelskönigin aufs Haupt. Was sie im Innern immer war, das ist sie nun auch nach außen: "Eine Frau mit der Sonne bekleidet, der Mond zu ihren Füßen, und ein Kranz von zwölf Sternen um ihr Haupt."

 

4. Der Heilige Geist häuft noch mehr Gnade und Seligkeit auf sie. Er krönt sie als oberste der Engel und Menschen.

 

5. Maria ist die Königin der Engel, weil herrlicher als die Engel. Die Königin der Patriarchen und Propheten, die sie von Ferne erwarten. Die Königin der Apostel, weil sie den Heiland nicht nur verkündet, sondern gebracht hat. Die Königin der Märtyrer, die sie an Schmerzen übertrifft. Die Königin der Bekenner, weil standhafter als alle. Die Königin der Jungfrauen, deren Reinheit sie übersteigt. Maria ist die Königin aller Heiligen.

 

6. Maria war und ist jetzt noch das demütigste aller Geschöpfe Gottes. Darum ist sie von Gott als höchstes erhoben worden. Sie ist die Magd des Herrn und Königin des Himmels zugleich.

 

7. Sie hat das schwerste Kreuz erduldet. Darum wird ihr höchste Seligkeit zuteil. "Ich halte dafür, dass die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird."

 

8. Sie ist nicht eine irdisch gesinnte Martha. Sondern eine auf das Ewige gerichtete Maria. "Maria hat den besten Teil erwählt, der ihr nicht wird genommen werden." Sie ist keine der törichten Jungfrauen, die die Welt lieben und die Gnade in ihren Herzen vergessen: sie ist der Sitz der Weisheit.

 

9. O demütigste und liebreichste Königin des Himmels. Bitte für mich in meinen Kämpfen und Versuchungen, in meinen Arbeiten und Leiden, bis ich knien darf vor deinem Thron.

 

10. Sieh herab auf die Betrübnisse und Gefahren aller armen Erdenpilger. Sieh herab, wie die Pforten der Hölle anstürmen gegen uns. Sei eine mächtige Helferin unserer heiligen Mutter, der Kirche. Ave Maria.