Den du , o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast

Wiederauffindung Jesu im Tempel (Fünftes freudenreiches Geheimnis)
Wiederauffindung Jesu im Tempel (Fünftes freudenreiches Geheimnis)

 

Den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast

 

Die Federzeichnung zeigt das göttliche Kind noch sitzend in der Mitte der Lehrer, die über den Scharfsinn seiner Fragen, über die Weisheit seiner Antworten staunen, und ihn dem jugendlichen Daniel vergleichen, doch ohne das Licht der Welt in ihm zu erkennen, wie vormals Simeon; es ist die Decke über Moses Antlitz, welche das Geistesauge dieser Gesetzeskundigen verhüllt; doch findet sich vielleicht mehr als ein Gamaliel unter ihnen. Der ungelehrte Handwerker, der rasch und freudig den Vorhang zurückzieht, um Marias Blick auf den Wiedergefundenen zu lenken, weiß unendlich mehr als sie.

 

 

Lukas 2,41-51: Seine Eltern zogen alljährlich zum Osterfest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt war, pilgerten sie der Festsitte gemäß hinauf nach Jerusalem. Am Ende der Festtage machten sie sich auf den Heimweg. Der Jesusknabe aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. In der Meinung, er sei bei der Reisegesellschaft, gingen sie eine Tagreise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. Da sie ihn aber nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort.

Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel, wie er mitten unter den Lehrern saß, ihnen zuhörte und Fragen an sie stellte. Alle die ihn hörten, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. Da sie ihn erblickten, verwunderten sie sich. Seine Mutter sagte zu ihm: "Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!"

Er erwiderte ihnen: "Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem aufgehen muss, was meines Vaters ist?" Was er ihnen aber mit diesen Worten sagen wollte, verstanden sie nicht.

Dann zog er mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan.

 

Nachfolge Christi II.8.: Du kannst Jesus schnell von dir vertreiben und seine Gnade verlieren; du darfst dich nur aufwärts neigen zu dem, was unter dir sein soll. Und wenn du ihn verloren hast, zu wem wirst du dann deine Zuflucht nehmen? Wenn Jesus nicht dein erster Freund ist, wirst du immer nur traurig sein. Man soll also lieber die ganze Welt zum Feind haben, als das zarte Auge Jesu betrüben.

Kommt die Gnade Gottes in den Menschen, so vermag er alles. Scheidet sie aber von ihm, so ist er wieder der arme schwache Mensch wie vorher und taugt fast zu nichts, als seinen Rücken den Geißelstreichen, die von allen Seiten eindringen, hinzugeben.

Das muss dich aber nicht mutlos machen. Lerne vielmehr mit Gleichmut feststehen, bereit, alles, was über dich kommt, zur Ehre Jesu zu tragen.

Denn siehe, nach dem Winter kommt der schöne Frühling, nach der Nacht der liebliche Morgen und nach dem Sturmregen der heitere Himmel wieder.

 

Zehn Sätzchen, von denen jeweils eins vor jedem Ave gelesen werden kann:

 

1. Der zwölfjährige Jesusknabe, ein Bild strahlender Gnade. Wie freute er sich auf die heilige Stadt und den Tempel. Wie heute die Kinder in diesem Alter durch die Firmung Streiter Christi werden, so wird er heute in den Vorhof der Männer aufgenommen.

 

2. Jesus, Maria und Joseph auf der Reise. Wie sie miteinander beten, reden, einander lieben, geduldig die Anstrengungen des Weges tragen! Möchte auch ich ein so gutes Glied meiner Familie sein!

 

3. Auf dem Ölberg angekommen, erblicken sie voll Freude und Bewunderung die heilige Stadt und den Tempel. Armes Jesuskind, schmerzhafte Mutter Gottes, was werdet ihr in dieser Stadt leiden müssen! Sie gehen in die heilige Stadt und den Tempel und beten miteinander im Haus des Vaters.

 

4. Wie unsagbar groß ist der Schmerz dieser Mutter, die dieses Kind verloren hat! Es ist eine Vorahnung des Verlustes Jesu beim Kreuzestod. Wie kummervoll ist der hl. Joseph!

 

5. Auf Straßen und Plätzen suchen sie ihr göttliches Kind. Dort finden sie es nicht. Dort suche auch ich Glück und Frieden umsonst.

 

6. Bei Verwandten und Bekannten fragen sie nach ihm. Nirgends finden ihn die qualvoll suchenden Eltern. So kann auch ich bei keinem Menschen dieser Erde das wahre dauernde Glück finden.

 

7. Nach drei Tagen angstvollen Forschens finden sie ihn im Tempel. Ich höre den leisen Vorwurf der Mutter Maria: "Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!" Wie gern ist Jesus im Tempel! Drei Tage verharrt er dort. Das Irdische wird ihm klein im Haus des Vaters. "Wusstet ihr nicht, dass es der Drang meines Herzens ist, im Haus meines Vaters zu sein?" Welch erschütterndes Beispiel der Frömmigkeit gibt mir Jesus!

 

8. Unter den Schriftgelehrten finden wir ihn. Da staunen seine Lehrer über sein Wissen göttlicher Dinge und über seine Bescheidenheit. So ist Jesus auch in Schule und Kirche das schönste Vorbild der Jugend.

 

9. Zurückgekehrt nach Nazareth, wird sein ganzes Leben vom zwölften bis zum dreißigsten Jahr beschrieben nur mit den Worten: "Er war ihnen untertan." "Er nahm zu an Alter wie an Gnade und Weisheit vor Gott und den Menschen." Möchte das auch mein inneres Wachstum sein!

 

10. Mein Vorsatz: Ich will Gott nie verlieren durch eine Sünde. Habe ich Gott verloren, so will ich ihn suchen in wahrer Buße. Ich will gerne weilen im Vaterhaus der Kirche. Auch meinen Mitmenschen will ich Gott finden helfen durch Gebet und Beispiel.