Der heilige Rosenkranz 3

 

»Gebenedeiter Rosenkranz Mariens,
süße Kette, die uns an Gott bindet
«

 

(Papst Johannes Paul II. in ROSARIUM VIRGINIS MARIAE)

 

 

1. Die Macht des vereinigten Rosenkranz-Gebetes

2. Das Gebet einer Mutter

3. Erbauliche Rosenkranz-Geschichte

4. Beten Sie den Rosenkranz!

5. Der Musiker Gluck und der Rosenkranz

6. Der gefundene Rosenkranz

7. Der Rosenkranz vertreibt den bösen Feind

8. Der Rosenkranz auf dem Schafott

9. Die Rosenkranzkönigin hilft!

10. Durch den Rosenkranz der Hölle entrissen

11. Trage stets deinen Rosenkranz bei dir!

12. Wozu ein Rosenkranz gut sein kann

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1. Die Macht des vereinigten Rosenkranz-Gebetes

 

(Aus: Eichsfelder Blatt, Nr. 2, 1884)

 

Wie oft hat man doch bereits der heiligen Kirche und dem Papsttum den Untergang prophezeit, ja selbst das Grabeslied gesungen! Doch eitler Wahn, das Papsttum stirbt nicht. Von den steinigen Abhängen der Apenninen bis zu den rauen Bergrücken des Himalaja, von den reizenden Städten Italiens bis zum Kaiserreich Brasilien, von den einsamsten Schlössern auf den freien Hügeln der Schweiz und Belgiens bis zu den niedrigsten, von dichten Wäldern umgebenen und mit einem Schleier ewigen Nebels bedeckten Hüttchen in den Tälern von Irland und Schottland, von Rom bis Manila, von Lima bis Berlin ist ein Loblied erklungen, ein gewaltiger Gesang von Millionen angestimmt worden; es ist der Preis- und Lobgesang des Grußes an die Königin des Weltalls, welcher auf den Lippen von Millionen und Millionen Kindern der katholischen Kirche ertönt. Es ist der zärtliche Liebesgesang zur heiligen Jungfrau, der Hymnus der Seligpreisung auf die Gebenedeite unter den Frauen, auf die Zuflucht der Sünder, auf die unvergleichliche und erhabene Gottesmutter. Es ist der Rosenkranz Mariens, der von himmlischer Abstammung zeugt, der die Himmel erfreut und die Erdenpilger mit Hoffnungen erfüllt.

 

Wer aber ist doch jener Mann, der die Macht und Kraft besitzt, dem Willen und dem Herzen so vieler Millionen Personen zu gebieten? Es ist ein Greis, der eingeschlossen im Vatikan, unter Seufzen und Beten die Stunde der Barmherzigkeit Gottes erwartend, seine Vaterstimme erhoben hat. Und jene Stimme, die aus den Wunden Christi, dessen Stellvertreter er ist, eine übermenschliche Kraft schöpft, hat die Feinde des Papsttums derartig aufgerüttelt, dass sie bekennen müssen, dass das Papsttum noch nicht gestorben ist.

 

Vielfach hat man ein Gebell und Hohnlächeln über diese einzige dem Papst noch gebliebene Waffe, wie die des Rosenkranzes ist, erhoben. Wir haben das gelesen. Aber wir lesen auch in der Geschichte, dass einst zwei mächtige Fürsten, der stolze Graf Raimund von Toulouse und König Jakob von Aragonien ein ähnliches Lächeln der Verachtung und des Hohnes gegen den milden und friedfertigen Papst Innocenz III. und seinen Kreuzzug erhoben haben, als sie an der Spitze von hunderttausend wutschnaubenden und gottesräuberischen Albigensern das letzte Bollwerk der Kreuzfahrer, nämlich die von der Garonne bespülte Festung Müret, in die jene eingeschlossen waren, belagerten. Aber in der Kirche der Zisterzienser zu Müret befand sich damals der große Apostel seiner Zeit, der erste Prediger des Rosenkranzes, der Mann Gottes Dominikus Guzman. An jenem denkwürdigen Tag, am 12. September 1213 betete St. Dominikus im Verein mit den Kindern, Greisen und Frauen den Rosenkranz, und mit welch einem Erfolg! Er erlangte mit dem tapfersten Kreuzfahrer, dem wackersten Ritter seiner Zeit, dem ersten Tertiarier der Dominikaner, mit dem edlen Grafen Simon von Montfort jenen berühmten Triumph, den er mit tausend katholischen Rittern über hunderttausend Häretiker davontrug. An einem einzigen Tag wurde der albigensischen Schlange das Haupt abgeschlagen, dem exkommunizierten Raimund sein Fürstentum genommen, während der hartnäckige und verstockte König von Aragonien auf schmachvolle Weise sein Leben verlor. Seit jenem Tag verlachten die Albigenser nicht mehr den Papst, nicht mehr den Rosenkranz.

 

Es lachte ferner mit zynischem Sarkasmus über den Papst und den Kreuzzug des Rosenkranzes der wilde und grausame Selim, als er an der Spitze eines furchtbaren und durch die errungenen Siege übermütig gewordenen Türkenheeres sich anschickte, in Europa einzudringen, dasselbe in seiner ganzen Ausdehnung zu überschwemmen und dem schändlichen Gesetz Muhameds zu unterwerfen. Aber der Papst jener Zeit war ein würdiger Sohn des heiligen Dominikus, nämlich der heilige Pius V. Er greift nach der unscheinbaren Waffe des heiligen Rosenkranzes. Er betet ihn mit aller Inbrunst des Herzens und des Geistes, wie nur immer ein Heiliger beten kann, und lässt ihn von allen Bruderschaften in der heiligen Stadt Rom und in den übrigen christlichen Städten beten - und erlangte am ersten Sonntag des Oktobers 1571 jenen denkwürdigen Sieg bei Lepanto, einen Sieg, der ganz Europa den Glauben und die christliche Zivilisation vor dem barbarischen Joch des Halbmondes rettete. Und das einstige Hohnlächeln über Papst und Rosenkranz wurde durch das furchtbare Schwert eines Marcus Antonius Colonna und eines Johannes von Österreich den muhamedanischen Feinden verleidet.

 

Es lachte nochmals mit satanischem Hohngelächter über Papst und Rosenkranz der Großvezier Kara Mustapha, als er an der Spitze von dreimalhunderttausend Türken und mit furchtbaren Artillerie-Geschützen alle Städte, die sich seinem Durchmarsch entgegen stellten, niederkämpfte und mit der Absicht nach Rom zu ziehen und die Kirche des heiligen Petrus zu einer Waffenstätte Muhameds umzuwandeln, das Bollwerk der Christenheit, das katholische Wien, belagerte und stürmte. Aber der Papst jener Zeit war der große und hochherzige Innocenz XI., der den Kreuzzug des Rosenkranzes und der heiligen Jungfrau Maria verkündet hatte. Und jene Rosenkränze erwirkten dem König Johannes Sobieski von Polen jenen glorreichen Triumph über die Türken am 12. September 1683, dessen Gedächtnis die katholische Christenheit mit Dank Gott gegenüber, den Geber aller guten Gaben, gefeiert hat. Seit jenem Tag aber lachten die Feinde des christlichen Namens nicht mehr über den Papst und den Rosenkranz. 

 

Diejenigen, die heutzutage den Papst und den Rosenkranz verlachen, sind nicht mehr die Türken und die Albigenser, es sind solche, die sich noch Christen nennen, es sind entartete Kinder der Kirche Christi. Sie setzen uns überall ihre modernen Götzen und Helden entgegen. Wir kennen diese Helden wohl, es sind Helden ohne Gott, ohne Glauben, nur zu oft von persönlichem Interesse und von den niedrigen Arten des Ehrgeizes geleitet. Wenn sich heutzutage die Riesengestalten unserer christlichen Helden, ein Graf von Montfort, ein Marcus Antonius Colonna, ein Johannes Corino, ein Eugenius von Savoyen, ein Johannes von Österreich, ein Johannes Sobieski und tausend andere aus ihren marmornen Monumenten erheben würden, sie würden den modernen Helden ohne Glauben und ohne Gott jene Hand zeigen, die am Tag der Kämpfe das siegreiche Schwert geschwungen und am Abend vorher die Körnchen der Ave Maria am Rosenkranz berührt hatte.

 

Der Rosenkranz ist nicht bloß die Waffe für die Niedrigstehenden, für die Ungebildeten und die Bauern, nein, er bildet das wesentliche Gebet der heiligen Kirche; er ist der Schild der christlichen Seelen, die in dem Kriegsdienst dieses sterblichen Lebens kämpfen; er ist das Zeichen des Glaubens an Christus und seine jungfräuliche Mutter. Der Rosenkranz ist das Gebet aller Völker, die sich ehrfurchtsvoll niederwerfen, um ihren Erlöser und die Miterlöserin des menschlichen Geschlechtes, wie die heiligen Väter mit Recht die heiligste Jungfrau preisen, mit einem Lobgesang zu feiern.

 

Bei den übrigen Gebetsarten sammelt sich der Mensch einzeln in der Betrachtung seines Elendes als ein winziges Wesen vor dem unendlichen Wesen. Er bekennt sein Nichts und setzt mit dem Vertrauen eines Kindes, das sich zu dem besten Vater wendet, Gott seine Bedürfnisse auseinander. Aber beim Rosenkranzgebet sind es ganze Städte, sind es durch Sprachen, Abstammung, Farbe, Sitten und Gebräuche unterschiedene Volksmassen, die in einer vollkommenen Übereinstimmung, in ein und derselben Gesinnung der Liebe in einem vielstimmigen, harmonischen Gesang sich zu der Gebenedeiten unter den Müttern, zur Jungfrau der Gnaden, zur Mutter der Sünder wenden. Das Rosenkranzgebet ist der Gesang der Jungfräulichkeit, ist die Lobeshymne eines Erzengels, die von einem Chor von vielen Millionen Stimmen wiederholt wird.

 

Dieses ihm eigentümliche Merkmal, nämlich das allgemeine Gebet der Welt zu sein, hat sich mit neuer Pracht und großem Glanz vor den Augen derjenigen entfaltet, die im verflossenen Monat Oktober kamen, um das noch nicht vollendete Heiligtum des Rosenkranzes im Tal von Pompeji zu besuchen. In den Gedanken, in den Herzen und auf den Lippen aller, die erschienen, lebten nur zwei Gefühle, erklangen nur zwei Worte: nämlich Ehrenbezeigungen an Leo XIII., dem neuen Bannerträger des heiligen Rosenkranzes für die Welt, und der Ruhm, die Glorie und Verherrlichung für die Königin der Siege. Bildet ja doch dieses Zweifache gerade zwei wesentliche Bestandteile in der heiligen katholischen Kirche: Liebe und Ehrfurcht zum Papst, Liebe und Ehrfurcht gegenüber der heiligen Jungfrau Maria. Wo diese zwei Pfeiler fehlen, kann von einem Katholizismus, überhaupt von einem rechten Christentum keine Rede mehr sein.

 

 

2. Das Gebet einer Mutter

 

(Aus: Mt. Rosenkranz, 11. Heft, 1884)

 

Alfred diente als Offizier und ergab sich, da er reich und unverheiratet war, allen Genüssen, die das verfeinerte Weltleben bietet. Sein Herz war für die heilige Religion zwar nicht gänzlich erstorben, aber doch ziemlich erkaltet. Seine Mutter, bei der er wohnte, war eine fromme Witwe. Sie weinte im stillen und betete häufig für ihren Sohn, besonders das Rosenkranzgebet, um die Fürbitte der heiligen Jungfrau Maria, der Königin des heiligen Rosenkranzes, zu erlangen.

 

"Mutter!" sagte eines Tages Alfred, "warum betest du für meine Besserung? Ich bin ein ehrlicher Mann, der keine Schulden hat. Pünktlich versehe ich meinen Dienst und komme nie betrunken nach Hause. Warum betest du sogar den Rosenkranz, der sich nur für unwissende Leute ziemt?"

 

"Weshalb ich für dich bete, mein Sohn?" versetzte traurig die Mutter, "weil du für vieles andere Zeit hast, nur für Gott und deine arme Seele nicht. Weshalb ich den Rosenkranz bete? In diesem Gebet ruht eine verborgene Wunderkraft. Durch den Rosenkranz ist mancher Kranke genesen, mancher Sünder zur Buße getrieben worden. Das andächtige Rosenkranzgebet hat manchen Sterblichen aus Gefahren des Leibes und der Seele gerettet."

 

"Wirklich!" sprach Alfred spöttisch, "sollte der Rosenkranz mich aus einer Gefahr erretten, so will ich ihn täglich beten und überhaupt ein anderer Mensch werden."

 

Nach einigen Wochen zeigte sich an Alfred eine auffallende Änderung. Täglich wurde er ernster und zurückhaltender. Ja, eines Morgens zog er sich auf sein Zimmer zurück, ordnete seine Papiere und schrieb Briefe. Nachmittags suchte er seine Mutter auf. Er fand sie in ihrem Zimmer auf den Knien liegend den Rosenkranz beten. 

 

"Mutter?" fragte Alfred tiefbewegt, "warum betest du?"

 

"Eine unnennbare Angst foltert mich," antwortete die Mutter, "es könnte dir ein schreckliches Unglück bevorstehen. Das Vertrauen meines Sohnes habe ich leider längst verloren. Zu Gott bete ich um Rettung für dich, um Trost für mich."

 

"Beruhige dich, Mutter!" bat der Sohn, "es wird alles gut gehen." Der Ton seiner Stimme strafte seine Worte Lügen.

 

Einige Stunden verstrichen, Alfred stürzte in das Zimmer seiner Mutter, einen Brief in der Hand haltend. Erschöpft saß die alte Frau im Lehnstuhl und betete den Rosenkranz.

 

"Mutter!" rief Alfred erregt, "lies diesen Brief, oder lass dir vielmehr seinen Inhalt mitteilen! Mein heftiger Charakter hatte mich in einen Ehrenhandel verwickelt, der morgen bei Tagesgrauen seine blutige Lösung finden sollte. Mein Gegner, ein Kaufmann, ist ein ausgezeichneter Schütze und hat schon früher einen Menschen im Zweikampf getötet. Als Beleidigter hatte er den ersten Schuss. Seine Kugel würde mich unfehlbar gemordet haben. Jetzt nimmt er freiwillig die Forderung zum Zweikampf zurück; nicht aus Feigheit, wie er mir schreibt, sondern weil sein Gewissen plötzlich wach geworden ist und ihn mit den bittersten Vorwürfen über sein vergangenes Treiben verfolgt. Zeitlebens will er in einem Kloster Buße tun.

 

Teure Mutter! Deinem innigen Rosenkranzgebet verdanke ich meine Rettung aus dieser augenscheinlichen Gefahr. Feierlich gelobe ich dir vor Gott und Maria, der Königin des Rosenkranzes, ein besserer Mensch zu werden."

 

Mutter und Sohn knieten nieder und beteten unter heißen Dankestränen das Rosenkranzgebet. Nach einigen Wochen nahm Alfred seinen Abschied und wirkte gleichfalls in stiller Klosterzelle das Heil seiner Seele.

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3. Erbauliche Rosenkranz-Geschichte

 

Ein Priester wurde zu einer Kranken gerufen, die in einer Straße mit der Hausnummer 28 wohnte. Irrtümlicher Weise ging er in die Nummer 18 hinein. Er stieg in den ersten Stock und fand nur verschlossene Türen. Er stieg in den zweiten Stock hinauf, wo ihm ein Kind ein Zimmer zeigte, worin eine Kranke liege.

 

Er fand in dem Zimmer wirklich eine kranke Frau, neben deren Bett ein Mann von ungefähr 50 Jahren saß.

 

Der Priester fragte ihn: "Wie geht es Ihrer Frau?"

 

"Das geht Sie nichts an. Was haben Sie hier zu tun? Wer hat Sie gerufen?"

 

"Es hat mich jemand zu einer Kranken gerufen. Vielleicht habe ich mich in der Hausnummer geirrt, aber ich glaube doch auf jeden Fall, dass ich auch hier von Nutzen sein könnte. Es ist ohne Zweifel eine Fügung Gottes, dass ich zu Ihrer Frau gekommen bin."

 

"Ja, gewiss hat Sie der liebe Gott hierher geführt," flüsterte die Frau mit sterbender Stimme, "ich will gerne beichten."

 

"Durchaus nicht!" versetzte der Mann, "seit 10 Jahren hat kein Priester den Fuß hier ins Haus gesetzt. Lassen Sie uns in Ruhe, Herr Pfarrer, und kümmern Sie sich nicht um unsere Angelegenheiten."

 

"Mein Freund!" erwiderte der Priester, "die Seele Ihrer Frau gehört Ihnen nicht. Also werde ich sie Beichte hören und meine Pflicht tun, Sie wollen uns daher eine Weile allein lassen."

 

Der Mann brummte noch etwas, ging aber doch endlich hinaus.

 

Dann zeigte die Frau dem Geistlichen einen Rosenkranz, der neben ihr hing und sagte: "Sehen Sie, dieser Rosenkranz hat mich gerettet. Seit 10 Jahren habe ich aus Furcht vor meinem Mann Gott und meine Religion verlassen, aber doch an jedem Tag noch ein Gesätz des Rosenkranzes gebetet."

 

Darauf bereitete sich die totkranke Frau durch eine reumütige Beicht auf ihr bald folgendes, gottergebenes Hinscheiden vor. 

 

(Aus: Eichsfelder Volksblatt, Nr. 1, 1884)

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4. Beten Sie den Rosenkranz!

 

Vor nicht langer Zeit saß ein geachteter Herr, der in den Augen der Welt sehr geschätzt, aber unglücklicherweise der Ausübung der Religion ganz entfremdet war, bei einer festlichen Gelegenheit in der Gesellschaft mehrerer Geistlichen.

 

Im Laufe der Unterhaltung entschlüpfte ihm gelegentlich das Geständnis: "Ich hätte auch gern einen festen Glauben, aber es ist mir rein unmöglich, dazu zu gelangen." Einer der anwesenden Priester, der in seiner Nähe saß, flüsterte ihm ins Ohr: "Sie haben keinen Glauben? So beten Sie ab jetzt den Rosenkranz!" - Dann ging die Unterhaltung fort, ohne dass dieses Thema weiter besprochen wurde.

 

Drei Jahre später erhielt dieser Priester einen Brief folgenden Inhalts: "Sie erinnern sich wohl noch, Herr Pfarrer, dass ich vor ungefähr drei Jahren in einer Gesellschaft von geistlichen Herren, unter denen auch Sie sich befanden, freimütig eingestanden habe, dass ich keinen Glauben hätte und zugleich auch mein Bedauern darüber ausgedrückt habe, dass ich nicht glauben könne. Hierauf haben Sie mir geraten: "So beten Sie ab jetzt den Rosenkranz!" Diese Worte, die mir anfangs so fremd vorkamen, blieben mir immer im Gedächtnis. Es war, als klängen sie mir immer in den Ohren, als sei ich davon wie besessen. Nach und nach gewöhnte ich mich daran und sie drangen mir ins Herz. Endlich kamen sie mir schön und lieblich vor - ich fing an, den Rosenkranz zu beten. Heute glaube ich, ich bin glücklich und erfülle mit Vergnügen die religiösen Pflichten."

 

Die Moral aus den drei Stücken

Lässt sich also kurz ausdrücken:

Mehr als Menschengunst und Glanz

Nützt ein guter Rosenkranz.

 

(Aus: Eichsfelder Volksblatt, Nr. 1, 1884)

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5. Der Musiker Gluck und der Rosenkranz

 

Der Musiklehrer der unglücklichen Maria Antoinette von Frankreich war ein ebenso ausgezeichneter Christ als Musiker. Wie die Mehrzahl der großen Tonkünstler, hatte Gluck die Musik unter den mystischen Wölbungen eines Domes zu lernen begonnen. Eines Tages, als Gluck vom Chor kam, wo er soeben auf bewundernswerte Weise das Lob Gottes gesungen hatte, trat ihm ein armer Ordensgeistlicher entgegen und schloss ihn unter Glückwünschen seines so herrlichen Talentes voll Rührung an seine Brust. "Wahrlich, ich habe nichts, was ich dir als Pfand meines Entzückens geben könnte, mein kleiner Freund," sagte der Geistliche, "nichts als diesen Rosenkranz; aber bewahre ih zum Andenken an den Bruder Anselmus und versprich mir besonders ihn täglich zu Ehren der lieben Gottesmutter zu beten; diese Übung wird dir Glück bringen, mein junger Freund, und wenn du treu dabei bleibst, ich habe das sichere Vorgefühl davon, wird der Himmel deine Anstrengungen segnen, du wirst groß werden vor den Menschen und einst würdig der himmlischen Gesänge im Paradies." Gerührt durch diese Worte nahm der jugendliche Chorknabe den Rosenkranz mit dem Versprechen, ihn zu beten, solange er lebe.

 

Zum jungen Mann geworden, hatte Gluck bereits so herrliche Proben seines Verstandes gegeben, dass seine Eltern den Entschluss fassten, ihn nach Rom zu schicken, damit er dort seine musikalischen Studien fortsetze. Allein, wie sollte man ohne Mittel die Reise von der Kaiserstadt an der Donau bis zur Hauptstadt der christlichen Welt bewerkstelligen? Indessen verzagte Gluck nicht, sondern in Demut und voll Vertrauen auf den Beistand Mariä betete er den Rosenkranz des Bruders Anselmus. Sein Gebet wurde erhört. Einige Tage danach fuhr Gluck mit einem guten Freund seinem Bestimmungsort zu. 

 

Zwanzig Jahre weilte er in Italien. Treu hielt er das Versprechen, das er dem Bruder Anselmus gegeben hatte. Bei seinem späteren Aufenthalt an den Höfen zu Wien und Versailles verstand er es, sich den Annehmlichkeiten eines glänzenden Gastmahles oder einer anziehenden Unterhaltung zu entreißen, um in einer Ecke des Salons den Rosenkranz zu beten, den er als sein Brevier bezeichnete. So brachte Gluck sein ganzes Leben zu, und noch an dem Tag, wo der unsterbliche Künstler seine Seele Gott anheim gab, umschlang eine Hand den Rosenkranz des Bruders Anselmus. (Johann Christoph von Gluck starb 1787 in Wien.)

(Aus: Mt. Rosenkranz, 2. Heft, 1883)

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6. Der gefundene Rosenkranz

 

Rüstig schritten zwei junge Männer auf der Landstraße, die sich durch einen Wald zog. Das Gespräch war einige Zeit ins Stocken geraten, als einer der Fußgänger etwas auf dem Boden liegen sah und aufhob. "Ein Rosenkranz!" sagte er verächtlich, "und dazu ziemlich abgenützt und von geringem Wert." - Mit diesen Worten wollte der Finder den Rosenkranz wieder zur Erde schleudern. Sein Begleiter entriss dem Sprecher den Rosenkranz und nahm ihn an sich. - "Eugen!" fing er in verweisendem Ton an, "ich dulde nicht, das religiöse Gegenstände schnöde behandelt werden. Ich will den Rosenkranz seiner Eigentümerin zustellen."

 

"Karl!" versetzte Eugen, "du scheinst sehr bestimmt zu wissen, dass der Rosenkranz einer Frau gehört. Natürlich, dein gesunder Sinn muss dir sagen, dass selbst ungebildete Männer und gar Aufgeklärte, Universitätsstudenten, wie wir sind, nur mit seltenen Ausnahmen ihr Herz an solche Dinge hängen. Wie indes willst du die Eigentümerin ausfindig machen? Willst du vielleicht in jedem Dorf, das wir auf unserer Ferienreise berühren, durch den Gemeindediener ausrufen lassen, dass du einen Rosenkranz gefunden hast?"

 

"Alle Rosenkränze," sprach Karl ernst, "also auch dieser, sind der hehren Himmelskönigin geweiht. Deshalb werde ich ihn in der nächsten Muttergotteskapelle, die ich offen antreffe, vor dem Bild der unbefleckten Jungfrau niederlegen."

 

Kurze Zeit danach führte der Weg die beiden Wanderer an einer offenen Kapelle vorbei. Karl betrat das Innere. Eugen, der keinen weiteren Widerspruch wagte, wartete draußen. Als indes Karl nach längerer Zeit nicht kam, trat auch Eugen in die Kapelle. - Siehe! vor dem Bild der Gottesmutter kniete Karl, die Hände zum andächtigen Gebet gefaltet. Eugen mahnte zum Aufbruch, Karl erhob sich, und beide gingen ins Freie.

 

Nach längerem Stillschweigen begann Karl: "Ich habe den Rosenkranz nicht vor dem Bild der seligsten Jungfrau niedergelegt, sondern will ihn für mich behalten zur Erinnerung an eine der wichtigsten Stunden meines Lebens. Seither schwankte ich in der Wahl meines künftigen Standes. Vor dem Bild der Gottesmutter ist es mir klar geworden, dass ich zum Wirkungskreis eines Priesters berufen bin."

 

Diesen gefassten Vorsatz führte Karl aus. Nachdem er seine Studien vollendet und die Weihe empfangen hatte, war er mit seltenem Eifer zur Ehre Gottes in verschiedenen Gemeinden tätig erst als Hilfspriester, dann als selbstständiger Seelsorger. Später wurde ihm die geistliche Obhut einer Krankenanstalt übertragen, und hier fühlte er sich so recht an seinem Platz. Mit tröstendem Zuspruch erhob er manches niedergedrückte Gemüt, durch eindringliche Ermahnungen vermochte er manchen in Sünden verstockten Kranken zum Empfang der heiligen Sterbesakramente für den Gang in die Ewigkeit.

 

In das Spital war ein Schwerkranker geschafft worden, der seinen hoffnungslosen Zustand erkannte und desungeachtet nichts wissen wollte vom Empfang der heiligen Wegzehrung.

 

Karl hatte bei dem Kranken mit Vorstellungen und Ermahnungen nichts ausgerichtet. Trotzdem betete der Priester emsig zu Gott und rief die Fürbitte der seligsten Gottesmutter an um die Gnade der Bekehrung für den Verhärteten Sünder. Gestärkt durch diesen Gebetseifer und wie von einer göttlichen Eingebung erleuchtet, fragte Karl bei einem wiederholten Besuch: "Hatten Sie keine fromme Mutter, mit der Sie gemeinsam den Rosenkranz beteten?"

 

"Erinnern Sie mich nicht an den Rosenkranz!" rief der Kranke verzweiflungsvoll, "einem Rosenkranz verdanke ich alles Unglück, das mich in meinen späteren Jahren verfolgte."

 

"Einem Rosenkranz!" wiederholte der Geistliche entsetzt. "Unglücklicher! Sie täuschen sich."

 

"Nein, nein!" entgegnete heftig der Kranke, "allabendlich betete ich mit meinen gottesfürchtigen Eltern den Rosenkranz, denn ich war ein guter Junge, ein gehorsamer Sohn. Doch der Vater starb frühzeitig: schlechter Umgang, schlechte Bücher verdarben meine Sitten, und ich wurde taub gegen die Warnungen und Vorstellungen der lieben Mutter. Als ich auf die Wanderschaft ging, gab mir die Mutter ihren Segen und einen Rosenkranz. Sie ermahnte mich, zurückzukehren auf den Weg der Religion und Tugend. Sie bat und beschwor mich, täglich am Rosenkranz wenigstens ein Gesätz oder einige Perlen zu beten. Die Mutter zu beschwichtigen, versprach ich das Gebet. Kaum aber war ich eine Stunde vom heimatlichen Dorf entfernt, da warf ich hohnlachend den Rosenkranz auf die Landstraße und trat ihn mit Füßen. Seit diesem Tag ist die Ruhe der Seele und alles irdische Glück von mir gewichen. Nie werde ich diesen Tag vergessen. Es war - - -" "Es wird der 23. Juni 18 . . gewesen sein," ergänzte Karl, "denn dieser Tag ist auch mir mit unauslöschlichen Zügen ins Herz eingeprägt. Ich, ich war der glückliche Finder des Rosenkranzes."

 

Hierauf beschrieb Karl genau den Fundort und fuhr in begeisterter Rede fort: "Mit diesem Rosenkranz eilte ich in die nahe Kapelle. Dort wurde mir in inbrünstigem Gebet klar, dass mich der liebe Gott zum hehren Priesterstand berufen hat, und nun soll ich mit demselben Rosenkranz, der mir den Frieden meiner Seele und mein irdisches Glück gebracht, die Seele eines Mitbruders dem Himmel zu gewinnen suchen. O mein Freund! Nehmen Sie den gefundenen Rosenkranz, den ich stets bei mir trage, als Ihr Eigentum zurück! Erkennen Sie, dass Sie durch ein und denselben Rosenkranz Gottes Gerechtigkeit herausgefordert haben und Gottes Barmherzigkeit an sich erfahren sollen!" 

 

Schluchzend, mit zitternden Händen griff der Kranke nach dem dargereichten Rosenkranz und bedeckte ihn mit Küssen! Voll glühender Andacht, voll inniger Reue und Zerknirschung empfing er die heiligen Sterbesakramente und hauchte kurze Zeit danach seine Seele aus. Möge ihm Gott ein gnädiger Richter gewesen sein!

 

(Aus: "Leo", Sonntagsblatt, Nr. 2, 1882)

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7. Der Rosenkranz vertreibt den bösen Feind

 

Die gottselige Maria Anna Josepha Lindmair, in München 1726 gestorben, hatte ungefähr mit zehn Jahren unter anderen Andachten sich vorgenommen, alle Samstage den heiligen Rosenkranz für die armen Seelen zu beten und sich durch ein Gelübde verpflichtet, es ihr Leben lang zu tun. Sie hat den heiligen Rosenkranz in Krankheit und großer Schwäche nicht unterlassen, und er brachte ihr große Hilfe, besonders darum, weil sie ihn für die armen Seelen aufopferte. Er war Ursache, dass sie das Leben der Gnade auch in den gefährlichen Jahren nicht verlor. Die Hölle bot alles auf, sie zu verschlingen. Aber Gott und die Muttergottes taten ihr um so mehr Gutes. Wie wirksam für sie der heilige Rosenkranz war, geht aus einer späteren Aufzeichnung ebenfalls hervor. Sie schreibt: "Als ich mich einst schlafen legte, sah ich bald nachher zwei böse Geister nahe an meinem Bett stehen. Da habe ich gleich meinen Rosenkranz zur Hand genommen und sie mit ihm in die Flucht geschlagen. Es wurde mir auch geoffenbart, dass durch den heiligen Rosenkranz viele Seelen gewonnen werden und dass Gott vom Strafen abgehalten wird."

 

(Aus: Franz Stock, Leben der gottseligen Mutter Lindmair)

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8. Der Rosenkranz auf dem Schafott

 

Vor mehreren Jahren sollte in einer Stadt des Elsasses ein junger Verbrecher von kaum 22 Jahren hingerichtet werden. Dichtgedrängt stand die zahlreiche Menge um den Richtplatz, und lautlose Stille herrschte ringsumher. Vor seinem nahen Tod ersuchte der Verbrecher den ihn begleitenden Geistlichen, ob er ihm noch eine Bitte gewähren wolle. Darauf zog der Unglückliche einen Rosenkranz aus der Tasche und sagte halblaut zu dem Geistlichen: "Diesen Rosenkranz hat mir meine Mutter am Tag meiner ersten heiligen Kommunion zum Andenken gegeben. Sie hat ihn in meiner Jugend täglich mit mir gebetet und mir dabei tausend gute Lehren ans Herz gelegt. Ich musste meine Mutter später verlassen, kam in die gefahrvolle Welt, geriet auf Abwege und gelangte zuletzt zu dem schrecklichen Verbrechen, weshalb ich zum Tod verurteilt bin. Lange saß ich im Kerker und hatte bei mir geschworen, mich nie zu bekehren, bis ich eines Tages in meinen Kleidern diesen Rosenkranz wiederfand. Bei seinem Anblick trat das Bild meiner lieben Mutter vor meine Seele, und alle guten Lehren, die sie mir gegeben hatte, tauchten in meinem Gedächtnis wieder auf. Lange, lange Jahre hatte ich den Rosenkranz nicht mehr gebetet; ich betete ihn jetzt wieder, und kaum hatte ich angefangen, als meine Augen in hellen Tränen standen, weil ich meiner guten Mutter durch mein verbrecherisches Leben solchen Gram und Kummer bereitet habe. Bringen Sie doch, lieber Herr, diesen Rosenkranz meiner Mutter, erzählen Sie ihr von meiner Reue und meinen Tränen und sagen Sie ihr, dass ich mich vor meinem Tod wieder zu Gott bekehrt habe."

 

(Aus: "Leo", Sonntagsblatt, Nr. 40, 1882)

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9. Die Rosenkranzkönigin hilft!

 

Der Hochwürdigste Bischof Herr Pichon, apostolischer Vikar von Süd-Su-Tschuen, erzählt in einem Brief vom 15. August 1863, den er an den Direktor des "Werkes der heiligen Kindheit" richtete, unter anderem folgendes:

 

Revolutionäre, "wahre wilde Bestien" - wie er sie nennt - verwüsteten das ganze Land. Sie hatten bereits mindestens dreihundert Neubekehrte gefangen genommen oder getötet. Nichtsdestoweniger müssen wir Gott von ganzem Herzen Dank sagen für seine große Barmherzigkeit uns gegenüber. Ich will Ihnen nur ein Ereignis erzählen, dem selbst die Heiden ihre Bewunderung nicht versagen können. Die Rebellen hatten eine fast ganz christliche Stadt von zehntausend Seelen erobert. Aber alle ihre Einwohner hatten mit Gottes Hilfe teils vor, teils nach der Ankunft der Banditen die Stadt verlassen und durch die Flucht sich retten können. Nur eine arme, gelähmte Frau, die unmöglich hatte fortgeschafft werden können, blieb zurück und fiel in die Hände der Barbaren. Sie setzte ihr ganzes Vertrauen auf Gott und auf die allerseligste Jungfrau und betete in dieser besonderen Art von Todeskampf fast ununterbrochen während zwei Monate den Rosenkranz. So lange brauchten die Barbaren zur Verwüstung und Plünderung der Stadt. Was geschah nun aber mit unserer kranken Frau? Die Verbrecher fügten ihr nicht das geringste Unheil zu. Wohl aber verstanden sie sich dazu, sie zu ernähren, ihr Kleidung und alles Notwendige zu verschaffen. Endlich nach zwei Monaten wurde diese Gegend von der chinesischen Plage befreit, und ein Enkel dieser Frau hatte nach der Rückkehr nichts eiligeres zu tun, als deren Wohnung zu besuchen. Er dachte nicht im geringsten daran, sie noch unter den Lebenden zu finden, und war deshalb nicht wenig erstaunt, als er sie wohlbehalten wiedersah. Ihre Angehörigen hatten vom Bischof schon ein Seelenamt für sie halten lassen, und in der Freude des Wiedersehens waren sie gern bereit, alle ihre Wünsche zu erfüllen. Sie aber erbat sich nur die Erlaubnis nebst den nötigen Mitteln zu einer Reise von achtzehn Meilen, die über einen sehr gefahrvollen Fluss führte. Die furchtbaren Ereignisse der letzten langen Wochen und die Freude des ganz unverhofften Wiedersehens hatten die Schwachen Kräfte der armen alten Matrone zu sehr in Anspruch genommen. Sie fühlte ihr letztes Stündlein nahen und wünschte deshalb, da die Geistlichen noch nicht zurückgekehrt waren, in der ruhigen Bischofsstadt durch den Empfang der heiligen Sterbesakramente ihre Rechnung mit Gott, dem Herrn über Leben und Tod, vollständig in Ordnung zu bringen. Während nun ihre Angehörigen diesen letzten Wunsch mit Freuden zu erfüllen sich anschickten, war schon ein Geistlicher wieder zurückgekehrt. Seine ersten Schritte lenkte er zum Haus der wunderbar geretteten Kranken, die er mit dem Trost der Kirche versah und in ein glücklicheres Jenseits hinüberleitete.

 

(Aus: Marianischer Psalter, 4. Heft, 1881)

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10. Durch den Rosenkranz der Hölle entrissen

 

Ein Priester in Bayern wurde am 3. November 1856 zu einem kranken Mädchen gerufen, das ein sehr unkeusches Leben geführt hatte. Es gab Zeichen der Reue, redete aber verwirrt und konnte nur mit Mühe beichten. Der Priester besuchte sie fleißig. Am 15. November wurde er gerufen, um ihr den letzten Beistand zu leisten. Sie fiel in die letzten Züge und er erteilte ihr die letzte Ölung. Gegen zwölf Uhr wurde das Mädchen schwarzblau im Gesicht, die Augen traten hervor, die Haare stiegen zu Berge, sie schrie mit einem Mal: "Ich bin verdammt, verdammt in den Abgrund der Hölle, Teufel, Teufel!" Der Priester forderte sie auf, die Namen Jesus und Maria auszusprechen. Sie sagte: "Ich kann es nicht, sonst wäre ich gerettet." Das Schreien: Teufel, Teufel! ging weiter, die Anwesenden erblassten, weinten und rangen die Hände. Alles umsonst; das Mädchen schrie fortwährend: "Die Teufel holen mich." Der Priester sprengte Weihwasser. Umsonst. Der Priester forderte nun die Anwesenden auf, den Rosenkranz zu beten, und siehe da: das Mädchen wurde ruhiger, endlich ganz ruhig. Der Priester hieß es "Jesus" sprechen; es antwortete "Maria". Er fragte: "Sind die Teufel weg?" "Ja," war die Antwort. Sprich "Jesus!" Das Mädchen sprach es. Der Priester betete weiter und das Mädchen betete nun mit, es sprach fleißig: "Jesus, Maria." Die Teufel wichen und das Mädchen starb gegen vier Uhr ruhig. Die Muttergottes hatte wieder eine Seele dem Teufel entrissen.

(Aus: P. A. Scherer, Exempel-Lexikon, III. Band, S. 873)

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11. Trage stets deinen Rosenkranz bei dir!

 

Im Jahre 1808 am 2. Mai brach in ganz Spanien ein schrecklicher Aufruhr gegen die Franzosen aus, die dieses Land erobert hatten. Schonungslos wurde sie, besonders in der Stadt Madrid, hingemordet. Unter ihnen befand sich damals auch ein Arzt, von Klaubry mit Namen, der, ein eifriger Diener Mariä, gerade an diesem Tag zu Ehren der allerseligsten Jungfrau in einer ihr geweihten Kapelle die heilige Kommunion empfangen hatte und hierauf auf seinen Posten sich verfügte. Auf dem Weg wurde er plötzlich von einem wütenden Haufen, der ihn als französischen Offizier erkannte, angegriffen. Schon zückten sie ihre Schwerter, um ihn niederzustoßen. 

 

In dieser äußersten Gefahr stellte er sich unter den Schutz Jesu und Mariä, und da er hörte, wie die Wüteriche die Franzosen als Gottesschänder und gottlose Ungläubige bezeichneten, - wie denn auch viele solche unter ihnen waren, - da leuchtete ihm plötzlich ein rettender Gedanke.

 

"Nein," rief er den Wütenden zu, "ich bin kein Ungläubiger, hier sehet den Beweis!" Bei diesen Worten zog er den Rosenkranz aus der Tasche, den er immer bei sich trug, und an dem eine silberne, von Papst Pius VII. geweihte Medaille hing.

 

Kaum hatten die Spanier den Rosenkranz erblickt, als sie die Schwerter senkten. Einige jedoch waren nicht befriedigt, aber da trat ein Mann in ihre Mitte, der wie von Gott gesandt kam, um den Verehrer Mariens zu retten. Es war der Mesner der Kapelle, in der der Arzt in der Frühe seine Andacht verrichtet hatte. 

 

"Tut dem Mann nichts zu leide, meine Freunde," sprach er; "denn ich selbst habe ihn gesehen, wie er heute der Mutter Gottes zu Ehren die heilige Kommunion empfing." 

 

Kaum hatte der Mesner gesprochen, da überhäuften die kurz zuvor noch so erzürnten Spanier den Arzt mit ihren Liebenswürdigkeiten, nahmen den Rosenkranz, küssten ihn ehrfurchtsvoll und reichten ihn auch dem Arzt zum Kuss, der ihn mit der innigsten Liebe und Dankbarkeit Maria gegenüber an seine Lippen drückte. Sie geleiteten ihn nun durch die Straßen in ein sicheres Haus, wo er vor aller Gefahr geschützt war.

 

Als der Arzt nach Frankreich zurückkehrte, erzählte er überall von dem wunderbaren Schutz, den ihm die Königin des heiligen Rosenkranzes hatte angedeihen lassen, und wohnte mit dem herzlichsten Dankgefühl einer neuntägigen Andacht zu Ehren der seligsten Jungfrau bei, die in einer der Kirchen von Versailles zum Andenken an seine wunderbare Rettung feierlich gehalten wurde.

(Aus: Marianischer Psalter, 3. Heft, 1882)

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12. Wozu ein Rosenkranz gut sein kann

 

Ein Bruder der Genossenschaft der christlichen Schulen erzählt von seinen Erlebnissen während der schrecklichen Commune-Revolution in Paris im Jahr 1871. Erst wurde er von den Kommunarden 14 Tage nebst einem andern Bruder gefangen gehalten; dann in Freiheit gesetzt, kehrten sie in das Haus ihrer Genossenschaft zurück. Endlich während des Straßenkampfes der Aufständischen mit den Regierungstruppen zwang man sie unter Androhung des Todes, an den Barrikaden zu arbeiten und kämpfen zu helfen. Als die Versailler Truppen siegreich vorrückten, wurden beide nebst vielen anderen, die mit den Waffen in der Hand ergriffen wurden, gefangen genommen. "Wir wurden zum Gefängnis Roquette gebracht," erzählt er, "das war ein trauriger Zug. Die Soldaten wussten schon von der Ermordung der Geiseln von Paris, des Erzbischofs, samt einer Anzahl von Priestern u.a., und waren voller Wut. Sehr merkwürdig schien mir die plötzliche Umstimmung der Bevölkerung, die früh noch mit solcher Raserei auf den Barrikaden gefochten hatte. Jetzt überhäuften sie uns auf unserem Weg mit Beschimpfungen und Drohungen. - In dieser Stunde der Demütigungen und Schmerzen, wo meine Füße geschwollen waren, dass ich kaum von der Stelle konnte, kam mir lebhaft das Bild unseres Heilandes vor die Seele, wie er den schrecklichen Weg gen Kalvaria hinaufstieg. Dieser Gedanke an seine Liebe und Geduld tröstete mich.

 

Bei Roquette, einem alten schlossartigen Gebäude, angekommen, schaute ich auf und las über der Tür die Inschrift: "Gefängnis der Verurteilten." Dies sollte also der letzte Tag meiner irdischen Laufbahn sein!

 

Die schwere Eisenpforte des schrecklichen Hauses schloss sich hinter uns, wir wurden in eine finstere Zelle gebracht. Kaum waren wir dort zur Besinnung gekommen, da öffnete sich die Tür, und es rief eine Stimme in barschem Ton: "Fünf Mann!" Fünf Mann, die nächsten am Ausgang, trennten sich von der Gruppe; die Tür schloss sich wieder hinter ihnen. Welches war ihr Los? Verschiedene Schüsse, deren Knall kurze Zeit später durch unsere Mauern drang, gaben uns eine fürchterliche Antwort auf diese Frage. Es war Gerechtigkeit geübt für eines der abscheulichsten Verbrechen, die unsere Zeit gesehen hat. - Noch mehrere Male öffnete und schloss sich so die Tür unseres Gefängnisses.

 

Endlich stand ich unter den Vordersten. "Fünf Mann!" rief er wieder. Der Schließer führte uns in einen Saal, wo wir ein kurzes Verhör bestehen sollten. Mein Ordensbruder war bei mir. Wir nannten unsere Namen und gaben uns als Brüder der christlichen Schule zu erkennen. Die Mitglieder des Kriegsgerichts hörten uns mit einem ungläubigen Lächeln an; die Entstellung unseres Gesichtes, die Unordnung der Kleidung, unsere äußerste Erschöpfung - alles sprach gegen uns. - Nur zu bald wurde uns alles klar, und voll Verzweiflung brach ich in Tränen aus. - "Beruhige dich," sagte eine wohlwollende Stimme zu mir, "kannst Du Deine Aussage beweisen, hast Du irgend ein Zeugnis?" - "Ach, man hat mir alle meine Sachen fortgenommen, als die Kommunisten uns in Mazas einsperrten . . ." - Die Richter sahen sich an, und ein Zeichen, das nicht misszuverstehen war, sagte mir, dass das Verhör zu Ende war; wir waren abgeurteilt, das heißt verurteilt! - In demselben Augenblick fuhr mir ein Gedanke durch den Kopf. "Ein Zeugnis soll ich beibringen" - so wandte ich mich an den Gerichtshof - "ein Zeugnis: Wohlan, hier, hier ist es!" und mit der einen Hand zog ich meinen Rosenkranz aus der Tasche, mit der andern das Skapulier von der Brust - beide waren mir von dem Gefängniswärter zu Mazas gelassen. - Mein Mitbruder hatte das Skapulier nicht, nur den Rosenkranz konnte er aufweisen, was er auch sofort tat. Da kam Bewegung unter die Richter; sie berieten sich leise miteinander, und endlich sagte einer: "Setzt euch und wartet einen Augenblick, wir werden bald darüber im Reinen sein, ob ihr die Wahrheit sagt." - Wir waren gerettet, und wem verdanken wir anders unser Leben, als dem teuren Rosenkranz! Wie viele Ursache hatten wir, Gott zu danken und unsere Mutter Maria zu benedeien, die noch nie jemand umsonst anrief. 

 

Indes wurden wir in einen benachbarten Saal vor einen Polizeikommissar geführt. Hier mussten wir genau angeben, wie es kam, dass wir unter die Aufständischen geraten waren; wie wir zuerst mit der ganzen Ordensgesellschaft gefangen genommen, dann zur Pflege der Verwundeten herangezogen, endlich gezwungen waren, tätigen Anteil am Kampf zu nehmen. - Der Kommissar erklärte sich befriedigt. O, welch ein glücklicher Augenblick, welch eine Engelsbotschaft, da wir endlich hörten: "Ihr seid frei!" - Wir verließen das Gefängnis und suchten zuallererst unsere Kapelle auf. Dort haben wir das Gelübde gemacht, dass auch fürderhin das Leben, das uns so unvermutet wiedergeschenkt war, noch vollständiger wie bisher dem Dienst Gottes und seiner heiligen Mutter gewidmet sein solle."

 

(Aus: Marianische Blüten, 5. und 6. Heft, 1882)

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Der Königin des Rosenkranzes

 

Des Rosenkranzes Königin

Allzeit zu loben steht mein Sinn;

Und kann auch stammeln nur der Mund,

Was tief verbarg des Herzens Grund,

Es möchte doch zu ihrem Preise

Ertönen eine schlichte Weise.

 

Wie Gott in tiefe, öde Kluft

Uns reichte einen Kranz voll Duft,

Daran die Rosen rot und weiß

Und golden blüh`n in weitem Kreis,

Das will zum Liede sich gestalten

Und künden ew`ger Güte Walten.

 

Will künden, wie die Jungfrau rein

Ihr Sohn umgab mit Glorienschein,

Der auf des Rosenkranzes Pracht

Wie Frühlingssonne niederlacht,

Dass uns gelüsten muss zu schauen,

Dem Himmelsbande zu vertrauen.

 

Lass solchen Sang, Maria mild,

Wie er aus vollem Herzen quillt,

Gefallen deiner Mutterhuld!

Er möchte wohl als süße Schuld

Aus seines Sängers Lieb` und Leben

Zu deinem Gnadenthrone schweben. 

 

Die Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes

 

 

Mit dem heil`gen Kreuzeszeichen

Tritt der Vater zum Betrachten,

Dass die Feinde mögen weichen,

Die ihm gern den Blick umnachten.

 

In der Seele ist nun Helle;

Vorwärts die Gedanken eilen,

Bis sie staunend an der Schwelle

Von dem ew`gen Jenseits weilen.

 

Welch ein Glück ist dort zu schauen

Oben in des Himmels Bunde! -

Welch ein namenloses Grauen

Unten tief im Höllengrunde! -

 

Wieder oben ist zu sehen,

Wie gar reichlich beim Dreieinen

Gaben in Bereitschaft stehen,

Ewig uns mit Ihm zu einen. - -

 

Tief ergriffen und gerühret

Ist der Beter. - Volle Klarheit

Wird ihm, dass es sich gebühret,

Gott getreu zu sein in Wahrheit.

 

Ja, dass sonst wir nicht entrinnen

Dem Verderben. - Und, o Segen,

Furcht und Lieb` bei solchem Sinnen

Netze um den Frommen legen;

 

Netze, die zum Guten ziehen,

Wie sie fern vom Bösen halten. -

Bist auch du so weit gediehen,

Dass sie kräftig für dich walten?

 

 

Die Fahrt ist schwer, es geht durch Wellen

Und Wogendrang des Schiffes Lauf;

Da kann es jäh am Riff zerschellen,

Dort lauert ihm ein Strudel auf;

Bedrängter Schiffer, habe acht,

Bis glücklich du die Fahrt vollbracht.

 

Doch sei voll Mut! Wie du dich windest

Aus der Gefahr mit starker Hand,

Auf dunkler Flut die Wege findest

Zum lieben, trauten Heimatland,

Zeigt dir ein Stern gar wunderbar.

O nimm sein mildes Leuchten wahr.

 

Der über allen Sternen thronet,

Hat ihn gesetzt der Finsternis,

Und ewig Er dem Schiffer lohnet,

So jene Bahn er nicht verließ,

In die des Sternes Wunderschein

Das schwache Fahrzeug lenkte ein.

 

Schon kommt, wenn nach dem Sturm sich glätten

Die Wasser in dem Himmelslicht

Und friedlicher den Nachen betten,

Das Wonneland in nahe Sicht.

Wie schaut der Schiffer dann so gern

Nach seinem Führer, seinem Stern.

 

Und muss er auch noch durch die Brandung,

Bevor ihn birgt der sich`re Port,

Ihn führt der Stern zu sel`ger Landung,

Wenn Aug` und Herz nur fort und fort

Geöffnet bleiben jenem Strahl,

Der Rettung zeigt in Not und Qual. -

 

O solchem Stern will ich vertrauen,

Der mir erhellt des Lebens Fahrt. -

Wo kann sein mildes Licht ich schauen, 

Das Weg und Ziel mir offenbart?

Fahr` wohl, mein Schifflein, schwanke nicht,

Dein Leitstern ist des Glaubens Licht.

 

Ums Kreuz auf Golgatha erglänzen

Lichtstrahlen rings - ein Gnadenstern -

Der hält bis zu der Zeiten Grenzen

Den Irrtum und den Tod dir fern,

Und bist du ganz von ihm erhellt,

Ist gut dein Lebensschiff bestellt.

 

So muss ich denn zum Höchsten flehen:

Vermehre mir des Glaubens Gnad`,

Und wenn die Stürme finster wehen,

Dann zeige mir den rechten Pfad

Des Glaubens Stern, bis ich vom Strand

Blick` froh ins ew`ge Vaterland.

 

 

Ein starker Anker ist mein Hoffen,

Er hat in Gott gefasst den Grund.

Nun kann ich, wenn mich Sturm getroffen,

Und böser Mächte arger Bund

Mein Lebensschiff versenken will,

Wohl ruh`n, bis Wind und Wellen still.

 

Was bangt mir noch für meine Barke,

Braust auch gewaltig an der Sturm!

Es hält sie ja der ewig Starke,

Der Welten wie des Staubes Wurm

Erschuf, der einst als Herrscher sprach

Zu Winden und ihr Toben brach.

 

Und öffnen sich auch Wellenschlünde,

Die gähnend mir Verderben droh`n,

Mein Retter dringt in alle Gründe;

Er stieg ja einst vom Himmelsthron,

Mich aus der Tiefe schwerer Schuld

Zu heben in des Vaters Huld. 

 

Ja, müssen schier die Sinne schwinden,

Wenn mich des Wirbels Wut umrast,

Der Treue, der sich wollte binden

Mit heil`gem Schwur, mich rettend fasst,

Wo ich in Not verloren schien,

Und heißt den Sturm von dannen zieh`n.

 

Wohl mir, dass in der Hoffnung Gnade

So starker Anker uns beschert!

Wie oft wird auf dem Wellenpfade

Vom Schiffer seine Kraft begehrt!

Da stürmt es wild zu mancher Stund`,

Wo ich in Gott muss suchen Grund.

 

D´rum, starker Helfer, weil mich tragen

Noch raue Fluten fern vom Ziel,

Lass doch den Anker nicht versagen,

Wenn sturmesmüde schwankt mein Kiel;

Ist auch die Stunde noch so bang`,

Errette mich vom Untergang.

 

Und wenn der letzte Sturm wird toben

Beim Einlauf in das Wonneland,

Dann komm mit Hilfe, Herr, von oben

Und reiche mild die Retterhand

Dem Schiffer, der auf Dich geschaut

Und bis zum Ende Dir vertraut.

 

 

Ein Feuer brachtest Du zur Erden,

O Herr, von wunderhellem Schein;

Das soll zu lautern Flammen werden

In Herzen, die gedenken Dein.

Dies Feuer ist der Liebe Glut,

Mit der Du opfertest Dein Blut.

 

Und dass es wie vom Herd aufschlage

Und, die ihm nahen, schnell entzünd`,

Für Gottes Reich mit jedem Tage

Sie läutere von Fehl` und Sünd`,

Traf noch der scharfe Lanzenstich

Dein Herz, als schon die Seele wich.

 

Da war die volle Glut zu schauen,

Die in dem Herzen Dein entbrannt,

Da wurde Kalten selbst und Lauen,

Die solche Flammen nie gekannt,

Die Seele heiß in Liebesglut,

Und Schwachen wurde stark der Mut.

 

Ja, treulich, wie Du hast verheißen,

Ziehst Du zu Dir die Herzen an,

Und keine Macht kann Dir entreißen,

Die sich in Deiner Liebe Bann

Geflüchtet als Dein Eigentum,

Sie geh`n mit Dir zum Siegesruhm.

 

Kein Erdenglück kann mehr genügen

Dem Herzen, das an Deinem lag

Und Liebe trank in heißen Zügen;

Wieviel es Freude finden mag,

Ihm ist doch karg und kalt die Welt,

Zu bald ihr Glück und Glanz zerfällt.

 

Geschaffen für ein ewig Lieben,

Kann nur in Gott ich glücklich ruh`n;

Er hat mir tief ins Herz geschrieben

Mit Flammenschrift: Weih` Mir dein Tun,

Und weih` es, Erdensohn, mit Dank

Für Meiner ew`gen Liebe Drang!

 

Ich hab` im Blut um dich geworben;

Unendlich weit, unendlich tief

Mein Lieben war, als Ich gestorben

Am Kreuz für dich, auf dass Ich rief`

In deinem Herzen Liebe wach,

Der Ich vergelte tausendfach.

 

Mein Herr und Gott, welch` süß Gebieten!

Ich soll Dir meine Liebe weih`n?

O nimm mein Herz, es zu behüten

Vor aller Sünd`, dann wird es sein

Dein eigen hier im Pilgerland

Und droben ewig liebentbrannt.

 

 

Freudenreiche Geheimnisse

 

Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.

 

Den Heiland die Erde mög` sprossen,

Ihn regnen der Wolken Gebild`!

Wie klang es, in Sehnsucht ergossen,

Vor Zeiten so ernst und so mild.

 

Da endlich - o selige Stunde -

Erfüllung das Sehen verbannt;

Sanct Gabriel wird mit der Kunde

Zur Erde vom Höchsten gesandt.

 

Der Großen Paläste er meidet,

Er schwebet nach dürftigem Haus, 

Wo Unschuld in Armut sich kleidet,

Aus Demut blickt Größe heraus.

 

Maria, der Jungfrau erkoren,

Er kündet mit herrlichem Gruß:

Es soll von dir werden geboren

Der Höchste nach ew`gem Beschluss.

 

Und Jesus - der Name Ihn preise -

Ein David auf mächtigem Thron,

Er führet Sein Israel weise

Und milde zum himmlischen Lohn.

 

Die Jungfrau, in Staunen befangen,

Blickt nicht auf verheißene Ehr`,

Sie fragt nur mit heiligem Bangen,

Wie Gott die Erfüllung begehr`.

 

Heil! Rettung aus sündigem Wehe

Soll bringen ein wunderbar Reis;

Maria schon spricht: Es geschehe

Der Magd nach des Herren Geheiß.

 

Darüber die Himmel erbeben,

So hebet der Jubel dort an;

Der Ewige menschliches Leben

Im Schoße der Jungfrau begann.

 

Ihr Cherubim, Seraphim steiget

Zur Erde vom seligen Ort;

Das Antlitz verhüllend euch neiget,

Zu huld`gen dem ewigen Wort.

 

Wir aber, noch Pilger hienieden,

Wir rufen mit freudigem Dank:

Barmherzigkeit ist uns beschieden,

Vom Himmel zur Erde sie sank.

 

Denkspruch

 

Ach, was nützen uns Juwelen,

Leibeszierde für die Zeit,

Tragen nicht zugleich die Seelen

Schmuck für Zeit und Ewigkeit!

 

 

Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.

 

Maria aus Nazareth eilet,

Die Liebe beflügelt den Fuß;

Der Base ward Segen erteilet,

Ihr möchte sie bieten den Gruß.

 

Nun jauchzet, ihr Berge, ihr Klüfte,

Entgegen der Pilgerin all`,

Nun traget zum Himmel, ihr Lüfte,

Gesänge mit wonnigem Schall.

 

Geworden zur Arche des Bundes,

Die Jungfrau den Retter uns bringt;

Der heilet, was Welkes und Wundes

Im Menschen nach Retterhand ringt.

 

Elisabeth, du bist zu preisen,

Dass dir die Gesegnete naht:

Doch sel`ger dein Sohn, er wird weisen

Auf Ihn, den sie heilig umfaht.

 

Das Kind der Verheißung entsündigt

Des Heilandes Nähe sogleich;

Voll Rührung die Mutter verkündigt,

Wie Gottes Erbarmung so reich.

 

Und selbst von dem Geiste erfüllet,

Marien sie spendet ein Lob,

Das herrlich den Völkern enthüllet,

Wie Gott die Erwählte erhob.

 

Nun bricht auch die Jungfrau ihr Schweigen;

So schön aus der Seele es klingt,

Dass Engel zur Hehren sich neigen,

Zu lauschen, wie lieblich sie singt.

 

Die Gnadenerfüllte hochpreiset

Des Heiligen Güte und Macht,

Die wunderbar Großes erweiset,

Wo Demut im Herzen hält Wacht.

 

Solch` Sang muss dem Himmel entstammen.

Schon liegt jene Stunde so fern,

Und immer noch lodert in Flammen

Die Liebe zur Mutter des Herrn.

 

Millionen von Zungen schon sangen

Und werden noch singen ihr Lied,

So lange aus irdischem Bangen

Es Herzen nach oben noch zieht.

 

Dass ich auch im Chore dich grüße,

Erhebt sich mein Flehen zu dir:

Du Gütige, Milde, du Süße,

O komme mit Jesus zu mir.

 

Denkspruch

 

Von den Übeln uns`rer Zeit

Uns ein Mittel nur befreit,

Das uns längst ist vorgeschrieben:

Gott und Menschen innig lieben.

 

 

Jesus, den du, o Jungfrau, geboren hast.

 

Zu Betlehem in armem Stalle,

Da liegt ein wunderholdes Kind;

Das soll uns richten auf vom Falle,

Wie tief wir auch gesunken sind.

 

Soll uns des Vaters Huld erwerben,

Die uns der Sünde Frevel nahm,

Dass wir als Gotteskinder erben

Das Reich, davon Es selber kam.

 

Gleich hat zu sühnen Es begonnen:

Die Krippe ist Sein hartes Bett;

Und Tränen sind für uns entronnen

Den Äuglein mild an kalter Stätt`.

 

Im Kinde wir den Heiland preisen,

Als Mutter eine Jungfrau zart;

Drum sangen Engel frohe Weisen,

Als Menschen davon Kunde ward.

 

Die Glücklichen nur Hirten waren,

Die auf den Fluren hielten Wacht;

Wie lauschten die dem wunderbaren

Gesange in der Weihenacht.

 

Das waren hehre Friedensklänge,

So süß der Welt noch nicht bekannt;

Schier ward die Brust den Hirten enge,

Das Herz so weit und liebentbrannt.

 

Es zog sie mächtig nach dem Kinde,

Sie eilten in den armen Stall;

Da löste sich der Augen Binde -

Nun knieen sie anbetend all`.

 

Den sie ersehnt in bangen Nächten,

Liebkosend ihn die Mutter hält;

Er kam von Seines Vaters Rechten

Und wird erlösen bald die Welt.

 

Du Mutter mit dem Gotteskinde,

Ich nahe dir den Hirten gleich;

Hier an der Krippe wird die Rinde,

Die harte meines Herzens, weich.

 

Hier muss sich Demut, Liebe mehren

Und steigen Dank zum Himmel hin;

Nicht anders kann ich von dir kehren

Als mit der Hirten frommem Sinn.

 

Denkspruch

 

Ein Blick von Dir, o Jesuskind,

Im Geiste fromm erwogen,

Gibt meinem Herzen Ruh` geschwind,

Fühlt sich`s zur Sünd` gezogen.

 

 

Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.

 

Wie feierlich die Lichter flimmern

Im Tempel zu Jerusalem!

Sie grüßen jenes Lichtes Schimmern,

Das aufging uns zu Betlehem.

 

Maria kam, in ihrem Arme

Das Jesuskind, zum Opfer heut`;

Die Mutterhand, die liebewarme,

Dem Priester Kind und Gabe beut.

 

Da schaue, wie der Demut Walten

Den stolzen Ungehorsam schilt;

Der Ew`ge und die Jungfrau halten

Die Satzung, die den Sündern gilt.

 

Und du willst nicht die Kniee beugen

Und wählen Gott vor eitlem Tand?

Dann wird gen dich die Gabe zeugen,

Die reicht der Fürstentochter Hand.

 

O schnell zu Jesus dich geselle,

Wie Simeon und Anna froh;

Mit Jesus dich zum Opfer stelle

Für Gott, das heischt die Liebe so.

 

Sie will im Gnadenbunde geben

Viel mehr, als jenen Frommen ward;

Nicht bloß auf deinen Armen schweben

Will Jesus als ein Kindlein zart;

 

Er will sich ganz mit dir vereinen

In Seines Leibes Sakrament,

Will dich als Friedenslicht durchscheinen

Im Leben und am dunklen End`.

 

Was säumest du, wo also winken

Dir Gottes Freuden, vor dem Herrn

Gelobend in die Knie` zu sinken,

Du wollest dich Ihm opfern gern?

 

Wieviel du freudig bringst zur Weihe,

Unendlich mehr Er wieder gibt:

Du opferst wen`ger Jahre Reihe,

Und Er dich ohne Ende liebt.

 

Denkspruch

 

Wollt all` ihr Christi Jünger sein,

In Wahrheit, nicht zu eitlem Schein,

Müsst ihr befolgen männiglich

Sein Grundgesetz: Verleugne dich.

 

 

Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.

 

Die Osterfeier ist vollendet;

Von Sion hat die Pilgerschar,

Alldorthin wieder sich gewendet,

Von wannen sie gekommen war.

 

Auch Joseph und Maria wallen

Vom Heiligtum gen Nazareth,

Und Gottes Freude sie vor allen

Hintragen in die Heimatstätt`.

 

Doch ach, die Blicke bald sich trüben;

Der Knabe, den sie lieben heiß,

Ist fern der ersten Rast geblieben,

Kein Waller von Ihm Kunde weiß.

 

Zurück zur "Friedensstadt" sie kehren,

Die Schmerzensfrage da und dort

Auf ihren Lippen; doch nur mehren

Muss ihre Angst ein jeder Ort.

 

Schon ist der dritte Tag gekommen,

Seit sie das holde Kind geschaut,

Und immer noch ist bei den Frommen

Ein jedes Wort ein Klagelaut.

 

Jetzt lenken sie betrübt die Schritte

Hinauf zum hehren Tempelbau.

Da siehe! In der Lehrer Mitte

Der Knabe sitzt. - O sel`ge Schau!

 

Nun mischt in Tränen sich die Freude,

Und was die Mutterliebe spricht,

Es kündet, wie nach bitt`rem Leide

Die Wonne aus dem Herzen bricht.

 

Was aber Gottes Sohn gesprochen,

Als Er mit euch, erkor`nes Paar,

Von heil`ger Stätte aufgebrochen,

Bleibt uns zur Mahnung immerdar.

 

Ließ je die Seele Ihn entschwinden,

Weil sie die Sünde nahm in Hut,

Dann kann sie Ihn im Tempel finden,

Dort liegt das reichste Gnadengut.

 

Zum Tempel musst du, Sünder, eilen;

Dort kannst vom Bußgericht du geh`n

Gar freudig und bei Jesus weilen; -

Welch` wonnevolles Wiederseh`n!

 

Denkspruch

 

Sünder, suche Gottes Frieden,

Da du wallest noch hienieden;

Wer verstockt von hinnen scheidet,

Ewig in der Hölle leidet.

 

 

Schmerzhafte Geheimnisse

 

Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.

 

Klaget, Christen, euren Heiland

Ängstigt bitt`re Seelennot;

Weinet, Christen, euer Heiland

Ist betrübt bis in den Tod.

 

Betend Er am Ölberg knieet,

Spähend nach des Trostes Stern;

Doch die Leidenswolke ziehet

Immer trüber vor den Herrn.

 

Und des Leidens bitt`re Fluten

Gießt sie in den Kelch hinein,

Vom Verrat bis zum Verbluten

Soll Er kosten alle Pein.

 

Schon den Judaskuss Er fühlet,

Sieht der Feinde Grimm und Hohn;

Wie Sein Blut Ihn rot umspület,

Ach, das fühlt der Gottessohn.

 

Seine Mutter sieht Er stehen

Und umfah`n des Kreuzes Stamm;

Ihre Schmerzensblicke gehen

Schon durch`s Herz dem Gotteslamm.

 

Todestraurig schaut Er wieder

In des Kelches tiefen Grund. -

Weh! - was wogt da auf und nieder!

Klagelaut, erstirb im Mund!

 

Wie der heil`ge Leib erzittert,

Blut`ger Schweiß der Stirn entquillt!

Wie die Angst die Seel` erschüttert,

Wie Entsetzen sie erfüllt!

 

Engel Gottes, eile, eile!

Bring` geheimnisvollen Trost!

Höher steigt mit jeder Weile,

Was so dumpf im Kelche tost.

 

Doch was zittert denn der Reine,

Der von keiner Sünde weiß? -

Ach! - der Menschen Sünd`, auch meine,

Presst Ihm aus den blut`gen Schweiß.

 

Christ! wie atmest du noch Freude

Unter deiner Sündenlast!

Siehe Jesus an im Leide,

Deinetwegen Er erblasst!

 

Mit dem Heiland dich betrübe,

Fließen lass die Reueträn`;

Jesus schwitzte Blut aus Liebe,

Kannst di Ihm nun widersteh`n?

 

Denkspruch

 

Jesu Blutschweiß, Jesu Beben,

Sein Entsetzen und Erblassen,

Welche Lehren für mein Leben,

Jede Sünde stets zu hassen!

 

 

Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.

 

An der Säule festgebunden,

Steht für uns der Herr in Peinen;

Statt der Kleider decken Wunden

Seinen Leib, den heil`gen, reinen.

 

Grimmer Schergen rohe Hände

Harte Geißeln grausam schwingen;

Ach, wann kommt der Qualen Ende?

Muss nicht jedes Herz zerspringen?!

 

Der gesunden ließ die Siechen,

Allen nur erwiesen Gutes,

Der erweckt, die schon verblichen,

Er vergießet Ströme Blutes!

 

Muss nicht Schmerz in Christenseelen

Dringen gleich dem schneid`gen Schwerte?

Wehe! - Christen mehr noch quälen

Ihren Herrn als Henkershärte.

 

Sünder, der du Kränze windest

Bösen Lüsten, arg verblendet,

Du bist`s, der du Jesus bindest,

Deine Wut sich gen Ihn wendet.

 

Wunden schlägst du Ihm auf Wunden,

Reißest wieder auf die alten,

Gleich als sollt` Er nie gesunden,

Läge es an deinem Walten. 

 

O der Bosheit jähe Tiefen!

Christ, du musst dem Steine gleichen,

Siehst den Herrn vom Blute triefen

Und gibst keine Schmerzenszeichen?

 

Willst du deine Geißel schwingen

Fort und fort mit neuen Hieben,

Nimmer Ruh` und Labung bringen

Solchem Leiden, solchem Lieben?

 

Höre, wie vom Gotteslamme

Liebesseufzer zu dir dringen;

Seufzer, dass dem Sündenschlamme

Dich die Gnade mög` entringen.

 

Schaue, höre deinen Heiland,

Eil` zerknirscht zum Bußgerichte;

So erstehst du für den Heiland,

Frieden, Freud` im Angesichte.

 

Denkspruch

 

Des Tugendgartens schönste Blume,

Die Unschuld, bleibt gar rein und traut

Und blühet lieblich Gott zum Ruhme,

Wenn Jesu Blut sie oft betaut.

 

 

Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.

 

Kann ein Künstler wohl erfinden

Meinem Heiland eine Krone?

Kann die frömmste Hand wohl winden

Ehrenkränz` dem Gottessohne?

 

Ach, kein Künstler kann ersinnen,

Was den Heiland würdig schmückte;

Nimmer schaffet frommes Minnen,

Was den Schöpfer selbst beglückte.

 

Doch ich seh`, wie sie Ihn krönen. -

Lässt Er also sich vergelten,

Dass Er kam, uns zu versöhnen

Mit dem Herrscher aller Welten?

 

Ja, Er beut Sein Haupt, das milde,

Uns`rer Krone. - Welcher Krone!

Dornen treibt der Hohn, der wilde,

In das Haupt dem Gottessohne!

 

Was noch keine Kunst erdachte,

Was die Liebe nicht erfunden,

Schnöde Bosheit es vollbrachte:

Jesus ist gekrönt - mit Wunden. -

 

Sieh`, dein Hochmut häufte Schande

Auf die Stirn dem Demutsvollen;

Sieh` den Herrn im Spottgewande

Blut`ge Sühne für dich zollen.

 

Wirst du länger noch versagen

Deinem Heiland Lieb` und Ehre,

Länger grausam Dornen schlagen

In das Haupt, das sanfte, hehre?

 

Schau` die Dornenkron`, sie lehret

Welt und eitlen Ruhm verachten;

Schau sie oft, und bald bekehret

Ist dein Sinn von stolzem Trachten.

 

Wie das Haupt voll Blut und Wunden

Wird dich Demut, Sanftmut schmücken,

Und dein Herz hat Ruh` gefunden,

Ehre kann es nicht beglücken.

 

Denkspruch

 

Weißt du, wie in bitt`rem Hohne

Schnell die Herzenswunde heilt?

Wenn bei Jesu Dornenkrone

Dein Gemüt betrachtend weilt.

 

 

Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.

 

Ziemt es nicht der Menschenwürde, 

Frei zu sein von Druck und Lasten?

Ist erträglich denn die Bürde,

Sollst du nimmer ruhen, rasten?

 

Also naht die alte Schlange

Den Getreuen, die entsagen

Ihrem falschen Freiheitshange

Und das Joch des Herren tragen.

 

Geist der Lüge! Eitles Plagen!

Drückt, erniedrigt denn die Bürde,

Die der Höchste selbst getragen?

Süß ist sie, erhebt zur Würde.

 

Seh` ich, wie auf Leidenswegen

Kreuzbeladen Jesus ziehet,

Soll ich dort das Kreuz ablegen,

Wo für Ihn mein Herz erglühet?

 

Nein, wenn Jesus dreimal sinket

In den Staub um meinetwillen,

Mir das Kreuz auch dreimal winket,

Jesu Leid und Not zu stillen.

 

Und das Kreuz muss ich umfangen,

Das mir ew`ge Liebe wählet,

Und es tragen sonder Bangen,

Schwache Kraft der Herr je stählet.

 

Ob es lastet, ob es drücket,

Ob die Kanten Wunden schlagen,

Jedes Kreuz doch einst beglücket,

Wird es Jesus nachgetragen.

 

Kreuz der Arbeit, Leiden, Sorgen

Wandelt sich in Himmelswonne,

Und am Auferstehungsmorgen

Strahlt es gleich der Frühlingssonne.

 

Denkspruch

 

Von der höchsten Weisheit Wahl

Ward dir ein Beruf beschieden;

Legt er Mühe auf und Qual,

Siehe da, dein Kreuz hienieden.

 

 

Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.

 

Jesus mein, mit Deinen Wunden

Bist Du an das Kreuz geschlagen!

Denk` ich jener bitt`ren Stunden,

Will mir schier das Herz verzagen.

 

Was in Trauermelodien

Einst Dein Ahne hat gesungen,

Und der Väter Prophezien:

An dem Kreuze ist`s verklungen.

 

Wild durchbohrt sind Händ` und Füße,

All` zu zählen Deine Glieder,

Auf das Antlitz, ach, das süße,

Fällt ein blut`ger Flor hernieder.

 

Wund` an Wunde musst Du tragen!

Und im Herzen eine brennet,

Die hat Dir der Hohn geschlagen,

Der nicht Dein Erbarmen kennet.

 

Welch Erbarmen! - Jesus flehet

Für die Sünder, die Ihn höhnen;

Wo die Bahn zum Abgrund gehet,

Will Er noch mit Gott versöhnen.

 

Und der Seele, die verstanden

Kaum der Gottheit heil`ges Minnen,

Nimmt Er schnell der Sünden Banden,

Heißt sie selig geh`n von hinnen. -

 

Herr, nun kann ich Deine Wunden

Heißer an die Lippen pressen:

Wie der Schächer Gnad` gefunden,

Wirst Du meiner nicht vergessen.

 

Hab` ich treulos auch geschlagen

Nägel Dir durch Händ` und Füße,

Du hast noch aus Todeszagen

Mir gesendet Gnadengrüße.

 

Hast such treuer Mutterliebe

Mich empfohlen noch im Scheiden,

Dass sie Führerin mir bliebe

Durch des Pilgerlandes Leiden.

 

Und Dein Auge, schon gebrochen -

Wunderbar - es weiß zu finden

Meine Armut; schon durchstochen

Will Dein Herz vor Liebe schwinden.

 

Jesus, solcher Liebe Sehnen

Zieht mich hin zum Kreuzesfuße,

Und das Auge schwimmt in Tränen -

Lass mich, Herr, zum Liebeskusse.

 

Denkspruch

 

Schauest du im Geist die Wunden,

Die Dein Gott am Kreuze trug,

Lass sie nicht umsonst bekunden,

Welche Liebe dort dir schlug.

 

 

Glorreiche Geheimnisse

 

Jesus, der von den Toten auferstanden ist.

 

Alleluja! Auferstanden

Ist der Herr aus Todesbanden;

Schöner als die Sonne stieg

Aus des Grabes Nacht der Hehre,

Da nach heißem Kampf den Sieg

Er gewann und ew`ge Ehre.

 

Alleluja! Glanzumflossen

Sind die Wunden, die vergossen

All ihr Blut in Not und Tod;

In den neuen Tag der Gnade

Leuchten sie, - ein Morgenrot

Von dem ewigen Gestade.

 

Alleluja! Grüß` in Freuden,

Jungfrau, Mutter, nach den Leiden

Nun den auferstand`nen Sohn!

Wie vergilt Sein Blick dem Lieben,

Das durch Qualen und durch Hohn

Ihm so treu, so treu geblieben.

 

Alleluja! Nicht mehr klaget,

Ihr Marien drei, nicht zaget,

Wer vom Grabe wälz` den Stein;

Jesu Allmacht hemmt kein Riegel;

Er erstand im Glorienschein

Und durchbrach der Feinde Siegel.

 

Alleluja! Fromme Frauen,

Wieder darf das Auge schauen,

Den es weinend wähnte fort;

Magdalena, du vor allen

Musst mit Jesu Jubelwort

Freudig zu den Jüngern wallen.

 

Alleluja! Euch sei Friede,

Grüßt der Meister voller Güte

Der Apostel kleine Schar;

Thomas, sieh` das Mal der Wunden!

Länger nicht des Glaubens bar,

Sei in Liebe mir verbunden.

 

Alleluja fröhlich singet,

Dass es hoch zum Himmel klinget,

Ihr Erlösten allzumal!

Siegreich Jesu Fahne wehet!

Wer ihr folgt durch`s Erdental,

Ew`gem Leben der erstehet.

 

Alleluja, Alleluja!

Auf zu Jesus, Alleluja!

Enger um den starken Hort;

Folgen wir Ihm hier in Treue,

Bis wir selig singen dort

Alleluja einst, das neue.

 

Denkspruch

 

Lässt du Christus in dir walten,

Wirst du nicht in Sünden gehen;

Täglich wirst du Ostern halten,

Zur Gerechtigkeit erstehen.

 

 

Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist.

 

Letzte Worte, süße Worte! -

Wie so herzlich sie den Seinen

Jesus spricht am Schmerzensorte,

Wo nun Freude quillt! - Denn scheinen

Wird um Ihn bald jenes Licht,

Das verklärt Sein Angesicht.

 

Liebreich breitet Er die Hände

Aus zum letzten, großen Segen;

Und es strömt die Gnadenspende

Auf Erlöste allerwegen:

Aus der Jünger engem Bund

Kreist sie um den Erdenrund.

 

Und noch segnend Er sich hebet

Von dem Oelberg; selig Schauen

Ihn begleitet, wie Er schwebet

Himmelwärts: den Augen trauen

Die Apostel kaum, da hüllt

Leicht Gewölk das Wunderbild.

 

Nun erhöhet eure Tore,

Himmelsfürsten, dass zur Ehre

Euer Herr mit sel`gem Chore

In das Reich der Himmel kehre!

Öffnet Ihm die Tore weit,

Denn Er kommt zur Herrlichkeit!

 

Zu des Vaters Rechten thronen

Wird Er ewiglich und zeigen

Allen, die im Himmel wohnen

Und sich vor dem Lamme neigen,

Was die Liebe einst erlitt,

Als sie blutig für uns stritt.

 

Und der Geister Dankesweisen

Tönen durch des Himmels Hallen. -

Wird, den Menschensohn zu preisen,

Dort einst auch mein Lied erschallen?

Noch soll ich auf rauer Bahn

Steigen zu der Höh` hinan.

 

Wie der Jünger Sehnsucht schaute

Jesus nach, als Er entschwunden,

Sehnen sich des Liedes Laute

Noch nach bess`ren, sel`gen Stunden;

Herr, zieh` mich zu Dir hinauf,

Wann vollendet ist mein Lauf.

 

Denkspruch

 

Siehst du nicht belohnt dein Streben,

Nimmer sei dir Tugend leid;

Zeit der Aussaat ist das Leben,

Ernte erst die Ewigkeit.

 

 

Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.

 

Deinen Tröster, Herr, uns sende;

Von dem Vater sende Ihn,

Dass Sein Hauch wie Sturm uns wende

Von der Erd` zum Himmel hin,

Dass in Seinem Strahl erblühe

Wahrheit, und die Liebe glühe.

 

Also flehet die Gemeine,

Der das Wort gesprochen ward:

Gottes Geist wird zum Vereine

Fügen euch, der offenbart,

Dass der Allmacht ist gelungen,

Was noch keiner hat errungen.

 

Heil! Verstummen darf das Flehen,

Die Verheißung sich erfüllt:

Der sich in des Sturmes Wehen

Und in Feuerzungen hüllt,

Kommt, mit siebenfachen Gaben

Mild die Seinen zu erlaben.

 

Und der jungen Kirche leihet

Er zum Wachstum Seine Kraft;

Denn so großes Werk gedeihet

Nicht, wenn Menschenhand nur schafft;

Neues Antlitz gibt der Erde

Nur die Allmacht durch ihr Werde.

 

Neues Antlitz! Aus Ruinen

Steigt empor ein Wunderbau,

Schwingt in Bogen, weiten, kühnen

Sich bis in des Himmels Blau;

Und die Pfeiler, die ihn tragen,

Hoch in langen Reihen ragen.

 

Nicht aus Quadern ist gefüget

Dieser Gottestempel hehr; -

Seelen, die, vom Geist besieget,

Sich ergeben Christi Lehr`,

Dass sie Glaube, Liebe eine,

Sind des Bau`s lebend`ge Steine.

 

Und - wie wild auch Stürme treiben

Über Meer und über Land -

Dieser Bau wird stehen bleiben

Bis zum großen Weltenbrand.

Drinnen alle Nationen

Friedlich bei einander wohnen.

 

Heil`gen Geistes erstes Rauschen

In dem Tempel nicht verhallt;

Andachtsvoll Millionen lauschen,

Wenn das mächt`ge Wort erschallt,

Das als frohe Heileskunde

Tröstung beut dem Erdenrunde.

 

Freudig da die Herzen schlagen,

Gottes Liebe zog hinein,

Liebe, die den trübsten Tagen

Licht in Fülle kann verleih`n,

Die mit wunderbarem Walten

Seelen heilig will gestalten.

 

Tröster, Geist, auch meine Liebe,

Kehre gnädig bei mir ein,

Fern von sündigem Getriebe

Läut`re ganz die Seele mein!

Köstlich wird es sie beglücken,

Deinen Tempelbau zu schmücken.

 

Nicht im Mühen, Opfern, Leiden

Wird dies süße Glück vergeh`n;

Heiligmacher, nur Dein Scheiden

Schleudert mich in bitt`re Weh`n;

Darum fleht zu Dir die Seele,

Halt` mich frei von Schuld und Fehle.

 

Denkspruch

 

In der Kirche, in dem Frommen

Lebt und waltet Gottes Geist;

O wie wird es dort vernommen,

Dass Er wahrhaft Tröster heißt!

 

 

Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat.

 

O wie war dein Gnadenleben,

Reinste Mutter meines Herrn,

Ganz dem Einen hingegeben,

Den dein Mutteraug` so gern

Sah in seiner Nähe weilen

Und mit dir die Hütte teilen.

 

Und nun zehrt, da Er gegangen

In des Vaters Herrlichkeit,

Längst am Herzen heiß Verlangen,

Dass, von Sterblichem befreit,

Du zur Himmelshöhe schwebest

Und mit deinem Jesus lebest.

 

Mutter, was dein Herz ersehnet,

Dein geliebter Sohn erfüllt;

Nicht mehr lang dein Auge tränet,

Bald sich all dein Sehnen stillt:

Engelsmund bringt süße Kunde

Von des Todes naher Stunde.

 

Die Apostel auch erscheinen,

Hingerufen wunderbar,

Die Getreuen um dich weinen,

Doch getrost, denn immerdar

Will uns deine Mutterliebe

Bleiben Schutz im Weltgetriebe. -

 

Nun verlanget dich nach Gnade,

Die der Herr im Sakrament

Hinterließ, dass uns`re Pfade

Finden ein glückselig End`,

Und der Liebe Siegesschwingen

Uns in ew`ge Freude bringen.

 

Wie die Blume sich erschließet

Zu der vollen Blütenpracht,

Wann sie Sonnenlicht umfließet

Und der blaue Himmel lacht,

Also sich Maria wendet

Zu dem Herrn, der sich ihr spendet.

 

Himmlisch wird ihr Blick verkläret,

Und, indes der Liebe Brand

An des Lebens Faden zehret,

Löst sich sanft der Seele Band.

Auf zum Himmel kann sie schweben

Und mit ihrem Jesus leben. -

 

Um der Jungfrau Leichnam klagen

Die Apostel wehmutsvoll;

Als er ward zu Grab getragen,

Manche heiße Träne quoll. -

Kurzes Leid! - Nach wenig Stunden

Ist zur Glorie er entschwunden.

 

Freudig steigen Lobgesänge

Von dem leeren Grab empor,

Gleich als wollten sich die Klänge

Mischen in den Jubelchor,

Der zum Sohn die Mutter führet

Und zur Königin sie küret.

 

Sohn und Mutter sind vereinet

Glorreich nun und ewiglich. -

Ach! Wo ihre Glorie scheinet,

Dorthin sehnt die Seele sich.

Mutter, ist mein Stündlein kommen,

Fleh`, bis ich bin aufgenommen.

 

Lass den Feind mich nicht verderben,

Wenn das Licht der Augen bricht;

Lass an deiner Hand mich sterben,

Dann wird Jesus im Gericht

Mild mich zählen zu den Seinen,

Mit den Seligen vereinen.

 

Denkspruch

 

Bald wird sich um den Sohn nicht kehren,

Wer nicht die Mutter weiß zu ehren. -

So muss ich denn Maria preisen,

Soll Jesus mich nicht von sich weisen.

 

 

Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.

 

Mit der schönsten Himmelskrone,

Meine Tochter, sei gekrönt,

Weil du Mutter bist dem Sohne,

Der mich mit der Welt versöhnt!

Also durch des Himmels Stille

Kündet sich des Vaters Wille.

 

Als Maria das vernommen,

Tief anbetend sie sich neigt;

Preis und Dank vom Herzen kommen,

Ob der Mund auch selig schweigt. -

Jetzt hat sie das Haupt erhoben,

Sieh`, da glänzt die Krone droben.

 

Ihres Sohnes Hände Schmückten

Sie mit Ehr` und Herrlichkeit,

Dass sie ward zur Höchstbeglückten.

Und die Himmel sind bereit

Bis zu allen Engelchören,

Sie als Königin zu ehren.

 

Und, o Wunder, in der Krone,

Die ihr Jesu Macht erfand,

Sieht die Schar am Gottesthrone

Jedes Tugendwerk genannt,

Das bis an ein selig Ende

Treu vollbracht der Reinsten Hände.

 

Wie so heilig jene Bande,

Die um Sohn und Mutterherz

Schlangen sich im Pilgerlande

Von der Krippe bis zum Schmerz

Schweren Kreuzes - hell es strahlet

Von dem Lohn, der ihr gezahlet.

 

Freudig darum alle rufen:

Spiegel der Gerechtigkeit!

Zu des Gottesthrones Stufen

Kam aus seiner Prüfungszeit

Keiner schön und ohne Schaden,

Wie du, Jungfrau, voll der Gnaden.

 

Gottesmutter, dich wir preisen

Durch die ganze Ewigkeit - -

Und es tönen Festesweisen

Ihr zum Gruße, dass es weit

Durch des Himmels Räume schallet

Und gar wonnig wiederhallet.

 

Wiederhallet bis vom Grunde

Uns`rer Stätte, wo der Blick

Tränenfeucht noch harrt der Stunde,

Die erschließt des Himmels Glück,

Wo mit Loben sich muss einen

Unser Flehen noch und Weinen.

 

Ja, o Jungfrau, sondergleichen

Mächtig, über alles mild!

Der Verehrung Liebeszeichen

Steigen auf zum Sterngefild`

Bald als Bitte, bald zum Lobe,

Macht und Milde nun erprobe.

 

Helfen musst du deinen Kindern -

Mutterliebe nicht versagt -

Und du kannst die Not uns mindern;

Denn dein Thron gar herrlich ragt

Neben jenem des Dreieinen,

Höher schuf die Allmacht keinen.

 

Voll Vertrauen wir befehlen

Uns in deine Mutterhand;

Nimmer haben sich die Seelen

Dir vergebens zugewandt.

Ach, so hilf, dass wir die Krone

Einst empfah`n von deinem Sohne.

 

Denkspruch

 

Wer Maria recht verehret,

Wird, was ihre Tugend lehret,

Stets mit frommem Sinn beachten

Und nach heil`gem Leben trachten.