Der heilige Kreuzweg nach den bekannten 14 Stationen aus dem "Handbuch der kirchlichen Verrichtungen" von 1846
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Vorbereitungsgebet
Ich armes und elendes Geschöpf werfe mich nieder zur Erde, und in tiefster Demut bete ich dich an, meinen Gott und Herrn. An dich glaube ich, auf dich hoffe ich, dich liebe ich über alles, und darum ist mir von Herzen leid, dass ich dich, als das höchste Gut, jemals beleidigt habe. Im Vertrauen auf deine unendliche Barmherzigkeit, und in der tröstlichen Hoffnung, durch andächtige Betrachtung deines heiligen Leidens Verzeihung meiner Sünden und Nachlass der verdienten Strafen zu erlangen, will ich, dem Beispiel der schmerzhaften Mutter Maria folgend, in Begleitung meines heiligen Schutzengels mit deiner Gnade, zu deiner größeren Ehre und zum Heil meiner armen Seele den Kreuzweg antreten.
Vorbereitung
Bang auf den blut´gen
Spuren der Schmerzen,
Jesus, von Herzen
Zieh´ ich mit dir.
Trauernd, mit Sehnen,
Augen voll Tränen
Lass mich auf Golgatha
Schmelzen in mir.
Jesus vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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1. Station
Jesus wird zum Tode verurteilt.
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Der unschuldige Jesus, der niemals ein Übel getan hat, wird zum Tod, und zwar zum schmählichen Tod des Kreuzes verurteilt. Damit Pilatus für einen Freund des Kaisers gehalten werde, übergibt er Jesus dem Willen seiner Feinde. – Schreckliche Lastertat! Die Unschuld zum Tod verdammen, und Gott missfallen, damit man den Menschen gefalle.
Anmutung
Ach, unschuldiger Jesus! Ich habe gesündigt, ich habe den Tod verschuldet; damit aber ich lebe, nimmst du das Todesurteil willig an. Wie soll ich denn hinfort leben können, wenn nicht dir allein, o Jesus! So lange ich den Menschen zu gefallen suche, kann ich dein Diener nicht sein. Darum will ich den Menschen und der Welt missfallen, damit ich dir allein gefallen möge.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Herze, du hartes,
Ach, deine Schulden
Ließen ihn dulden
Qualen so schwer.
Sieh, Jesus schmachtet!
Schmerzen umnachtet
Ruft er: ich sterbe,
Sünd´ge nicht mehr!
Jesus vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Als Jesus das Kreuz erblickte, hat er nach ihm mit größter Begierde seine bluttriefenden Arme ausgestreckt, hat es liebevoll umfangen, herzlich geküsst, und mit Freuden auf seine verwundeten Schultern genommen; und obschon er todschwach war, hat er sich dennoch gefreut wie ein Riese, zu laufen den Weg.
Anmutung
Werde ich wohl ein Freund Jesu Christi sein, wenn ich ein Feind des Kreuzes bin? O süßes, o gutes Kreuz! Ich umfange, ich küsse dich, mit Freuden nehme ich dich aus der Hand Gottes an. „Fern sei es von mir, mich in etwas anderem zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesu Christi, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt.“ (Gal 6,14) Damit ich, o Jesus, ganz dein sei, so mach mich zum Genossen deines Leidens.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Jesus, du Treuer!
Wehe, nicht lange
Säumt nun die bange
Stunde der Not.
Heil uns zu bringen,
Sieh ihn umschlingen
Freudig den Kreuzbaum,
Weih´n sich dem Tod.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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3. Station
Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuz
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Als der liebe Heiland das schwere Kreuz auf seinen Schultern trug, wurde er durch dessen Schwere zu Boden gedrückt, und tat einen schmerzlichen Fall. Unsere Sünden und Missetaten nämlich haben sich wie eine schwere Last ihm aufgebürdet und ihn zu Bodengedrückt. Eine leichte und gute Bürde war ihm das Kreuz; aber eine schwere und unerträgliche Last unsere Sünden.
Anmutung
Ach mein Jesus! Du hast das schwere Joch meiner Sünden getragen, und „meine Missetaten haben gleich einer schweren Bürde auf dir gelastet.“ (Ps 37,5) Warum soll denn nicht auch ich das Joch deiner Gebote auf mich nehmen, damit so einer des andern Last trage? „Dein Joch ist sanft und deine Bürde ist leicht.“ (Mt 11,30) Darum will ich es gerne und mit Freuden auf mich nehmen, und tragen, so lange ich lebe. Du aber, o Jesus, stärke mich mit deiner Gnade, dass ich nicht mehr in Sünden falle.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Fühlet, empfindet,
Fühllose Steine,
Um Jesum meine
Ängsten zumal.
Hilflos zur Erden
Sinkt er: es werden
Wilder die Rotten,
Herber die Qual.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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4. Station
Jesus begegnet mit dem Kreuz seiner Mutter
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Welch ein schmerzlicher und leidender Anblick muss es für Maria, die tiefbetrübte Mutter, gewesen sein, als sie ihren liebsten Sohn Jesus unter der Last des Kreuzes, voll Blut und Wunden, misshandelt von einer wütenden, ehrlosen Henkerschar erblickte? Welche unaussprechlichen Schmerzen mögen ihr zartes, mütterliches Herz zerrissen haben! Ach, wie innig verlangte sie zu sterben, entweder für Jesus, oder wenigstens mit ihm!
Anmutung
O Jesus, o Maria! Ihr liebenden und leidenden Herzen! Ich bin die Ursache eurer großen und vielfältigen Schmerzen. Ach, dass auch mein Herz teilnehme an eurem Schmerz!
O Maria, Liebes-Quelle!
Lass die Leiden deiner Seele
Mich verkosten fort und fort;
Lass mein Herz für Gott entbrennen,
Jesus meine Liebe nennen,
Und mein Leben hier und dort.
Um das endlich bitte ich dich noch demütig, dass du, eingedenk dieser deiner bitteren Qual, mir auf dem Weg meines Hinscheidens mit mütterlicher Liebe entgegen kommen, und mit deinem göttlichen Sohn mir beispringen wollest!
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Qualen Mariens
Seele durchzücken:
Weh! sich erblicken
Mutter und Sohn.
Grausam zum Morde
Sieht sie die Horde
Reißen den Herrn mit
Blutigem Hohn.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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5. Station
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Simon von Cyrene wird gezwungen, dem wegen unserer Laster zerschlagenen und abgematteten Jesus das Kreuz tragen zu helfen; und Jesus nimmt ihn, obwohl er sich weigert, doch als Gefährten an. Wie angenehm wäre ihm seine Begleitung auf dem Leidensweg gewesen, wenn er nicht gezwungen, sondern freiwillig sich angeschlossen hätte! Auch dich, meine Seele, würde er gerne annehmen, wenn du möchtest. Er ruft dich, er ladet dich ein: „Nimm dein Kreuz, und folge mir!“ Du aber weigerst dich, wie Simon. Welche Schande! Nur gezwungen trägst du das Kreuz.
Anmutung
O Jesus, du hast gesagt: Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt, und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Siehe, damit ich deiner würdig werde, will ich mich freiwillig als Begleiter auf dem Kreuzweg an dich anschließen; ich will Kreuz und Leiden tragen, wie es dir gefällt, sie mir aufzulegen. In deine Fußstapfen will ich treten, und in Geduld ausharren bis ans Ende meines Lebens.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Simon, des Kreuzes
Last ihm zu tragen,
Willst du´s versagen,
Bin ich bereit.
Sieh, er erlieget,
Tod ihn besieget!
Jesus, zu groß ist die
Bürde, das Leid!
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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6. Station
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Veronika, von Ehrfurcht und Mitleid ergriffen, reicht Jesus den Schleier ihres Hauptes, damit er sein durch Blut und Speichel entstelltes Antlitz abtrocknen möchte. Er aber drückt in selben das Bild seines Angesichtes ein, und gab ihn so wieder zurück. Ein kleiner Dienst, eine große Belohnung! Aber welchen Dienst erweist du, meine Seele, deinem Heiland für so unzählige Wohltaten? Denk zurück, bereue deinen Undank und gelobe Besserung.
Anmutung
O Jesus! „Was soll ich dir vergelten für alles, was du für mich getan hast?“ Siehe, ich weihe mich ganz deinem Dienst, ich opfere dir mein ganzes Herz, „setze dich wie ein Siegel darauf“, und drücke dein Bildnis hinein, damit ich stets dein gedenke, „und du meiner, des Werkes deiner Hände, nicht gänzlich vergessest“.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Antlitz, du hehres,
Du schönstes Bilde,
Schönheit und Milde
Wie schwand sie hin!
Qualen gebeuget,
Blutig, erbleichet!
Sage, wie kann die
Wut so erglüh´n?
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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7. Station
Jesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuz
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Der schmerzvolle Jesus liegt abermals unter der Last des Kreuzes, hingestreckt mit seinem heiligsten Angesicht zur Erde. Aber die teuflische Wut seiner Henker lässt ihm nicht einen Augenblick Ruhe; er wird mit Prügeln aufgetrieben und mit Stricken fortgezogen. Unsere so oft wiederholten Sünden sind Ursache an seinem Fall; werde ich auch ferner noch Lust haben an der Sünde?
Anmutung
O Jesus, erbarme dich meiner! Reiche mir deine Rechte, und unterstütze mich, auf dass ich nicht mehr in die alten Sünden falle. Fern sei es von mir, dich je wieder mit Wissen und Willen durch eine Sünde zu beleidigen. Ich habe es gesagt, und diesen Augenblick soll auch der Anfang gemacht sein: Lieber will ich tausendmal sterben, als noch einmal sündigen. Du Jesus, stärke mich mit deiner Gnade, ohne die ich nichts vermag, dass ich meinen Vorsatz auch unverbrüchlich halten möge.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Warum den Herrn mit
Rasendem Spotte,
Grausame Rotte,
Höhnst du, mit Wut?
Frevelnd verbunden
Schlägst du ihm Wunden,
Ihm, der zur Erde
Sinkt in sein Blut.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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8. Station
Jesus redet die weinenden Töchter von Jerusalem an
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Dieses andächtige Frauenvolk weint über den leidenden Heiland; er aber wendet sich ihnen zu und sagt: „Weint nicht über mich Schuldlosen, sondern weint über euch selbst, und über eure Kinder“; (Lk 23,28) weint über eure Sünden, als die Ursache aller meiner Leiden. – So weine denn auch du, meine Seele! Es ist Christus nichts angenehmer, und dir nichts nützlicher, als die Tränen, die als Reue über die Sünden vergossen werden.
Anmutung
O Jesus, „wer wird meinem Haupt Wasser geben, und meinen Augen eine Tränenquelle, dass ich Tag und Nacht meine Sünden beweine?“ (Jer 9,1) Durch deine bitteren und blutigen Tränen bitte ich dich, verleihe mir die Gnade der Tränen, zerknirsche mein Herz, dass es blute, und meine Augen lass einen Strom von Tränen vergießen, damit meine Sünden dadurch ausgetilgt werden.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Weinende Frauen!
Selig der Tränen
Flut, die in jenen
Strom sich ergoss,
Des hochverehrten
Bluts, des bewährten,
Welches den Wunden des
Heilands entfloss.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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9. Station
Jesus fällt das dritte Mal unter dem Kreuz
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
„Jesus, der verachtetste und mindeste der Menschen, der Mann der Schmerzen, der das Leiden erfahren, das er für uns sich aufgeladen und ertragen hat“ (Jes 53,3), Jesus stößt am Fuß des Kalvarienberges an einen Stein und fällt zum dritten Mal schmerzlich zu Boden. Kein Wunder wäre es gewesen, wenn er sein heiligstes Haupt ganz und gar zerschmettert hätte. Doch seine Liebe unterliegt nicht und ermüdet nicht. Was muss es doch für eine entsetzlich schwere Last um die Sünden sein! Jesus drücken sie so oft zu Boden, und mich hätten sie längst in den Abgrund der Hölle gezogen, wenn ich nicht durch die Verdienste seines heiligen Leidens wäre erhalten worden.
Anmutung
O gütigster Jesus, ich sage dir unendlichen Dank, dass du mich bei meinen vielen Sünden nicht in Sünden hast sterben, noch auch, wie ich es hundertmal verdient hätte, in die Tiefe der Hölle hast fallen lassen. Entzünde in mir einen neuen Eifer zum Guten und erhalte ihn, bewahre in mir deine Gnade, dass ich nicht mehr in die alten Sünden falle, sondern im Guten stark werde, und endlich aus diesem Todes-Leib hinüberwandle zur vollkommenen Freiheit der Kinder Gottes.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Von deiner Sünden
Schwere gebeuget,
Sinkt er erbleichet
Hin und erblasst.
Mit Todesschmerze
Ringet sein Herze.
Fliehe die Sünde,
Lindr´e ihm die Last.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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10. Station
Jesus wird seiner Kleider beraubt
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Es werden dem lieben Heiland die Kleider ausgezogen, oder vielmehr mit roher Gewalt herabgerissen. Ach, mit welch großen Schmerzen! Samt den Kleidern, die in die Wunden und das Blut ganz eingebacken sind, wird auch die anklebende Haut mit hinweggerissen, und alle Wunden erneuert. Die Kleider werden ihm ausgezogen, damit er nackt und bloß sterbe. Wie gut, wie glücklich würde auch ich sterben, wenn ich, des alten Menschen mit seinen Werken los, von hinnen schiede!
Anmutung
Es geschehe, o Jesus, es geschehe, dass ich den alten Menschen aus und den neuen, der ganz nach deinem Herzen und Verlangen geschaffen ist, anziehe. Sollte es auch meiner Sinnlichkeit schwer fallen, so will ich doch meiner Haut nicht schonen. Von allen Eitelkeiten der Welt entblößt, wünsche ich zu sterben, um mit dir ewig leben zu können.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Steiget vom Himmel,
Englische Chöre!
Breitet die hehre
Flügel um ihn:
Deckt ihm die Blöße!
Ach, meine böse
Lüste, sie machen in
Scham ihn erglüh´n.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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11. Station
Jesus wird an das Kreuz genagelt
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Nachdem Jesus seiner Kleider beraubt war, wurde er auf dem Kreuz grausamer Weise ausgestreckt, und an Händen und Füßen mit schrecklichen Nägeln daran geheftet. O Schmerzen! O Qual! Und er schweigt, weil es dem himmlischen Vater also gefiel, er überträgt es mit Geduld, weil er mir zu Liebe leidet. O meine Seele! Wie verhältst du dich in Kreuz und Leiden? Wie ungeduldig bist du, welche Klagen führst du!
Anmutung
O du geduldiges und sanftmütiges Lamm Jesus! Ich verwerfe und verwünsche alle meine Unvollkommenheit und Ungeduld. Nimm mich hin, o Herr, und kreuzige mein Fleisch mit seinen Begierlichkeiten und Lastern. „Hier brenne, hier schneide; nur verschone mich dort in der Ewigkeit.“ (St. Augustinus) Ich werfe mich ganz in deine Hände, in allem geschehe dein heiliger Wille. Blos allein deine Gnade gib mir, und es ist genug.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Blick im Verscheiden,
Herr, auf mich Armen,
Sieh mit Erbarmen
Nieder zu mir!
Lass mich erwerben
Mit dir zu sterben,
Zeuch mich vom Kreuze,
Jesu, zu dir!
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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12. Station
Jesus wird am Kreuz erhöht und stirbt
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Jesus hängt am Kreuz, entblößt von allem, mit Wunden überhäuft; schaue ihn an! Schaue die Streiche, die er aus Liebe zu dir empfangen hat. Seine ganze Gestalt ist das Bild der Liebe. Sein Haupt ist geneigt, dich zu küssen; seine Arme sind ausgespannt, dich zu umfangen. So viel der Wunden, so viele Pfänder der Liebe des liebenden Heilandes. O wie groß ist diese Liebe! Jesus, stirbt, damit der Sünder lebe, und vom ewigen Tod befreit werde! Aber ach, so groß auch diese Liebe ist, so schlecht die Vergeltung.
Anmutung
O liebster Jesus! Wer wird mir geben, dass ich aus Liebe zu dir sterbe? Lass mich wenigstens aus Liebe zu dir der Welt und ihren Eitelkeiten gänzlich absterben. O wie wird mir die Welt zum Ekel, wenn ich dich am Kreuz hängend betrachte! Nimm mich, o Jesus, in dein eröffnetes Herz hinein; dein will ich sein ganz und gar. Ich will nicht leben, noch sterben, außer dir.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Sonne verhüllt sich!
Ihr Eingeweide
Schüttert vor Leide,
Erde mit Schmerz!
Tod ist das Leben!
Sünder, durchbeben
Schmerzen dein Herz nicht?
Hast du kein Herz?
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz abgenommen
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Vom Kreuz wollte Jesus nicht lebend herabsteigen, sondern daran verharren bis zum Tod. Da er aber nach seinem Hinscheiden herabgenommen werden sollte, wollte er, gleichwie im Leben, so auch tot im jungfräulichen Schoß seiner heiligen Mutter ruhen. Sei auch du standhaft in deinen guten Vorsätzen, und lass dich nicht vom Kreuz; „denn wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig sein“. (Mt 10,22) Bedenke zugleich, wie rein jenes Herz sein muss, das den Leib Jesu im heiligsten Sakrament empfängt.
Anmutung
O Jesus, ich bitte dich demütigst, lass mich von deinem Kreuz nicht abnehmen; denn ich wünsche an ihm zu leben und zu sterben. „Erschaffe in mir, o Gott, ein reines Herz“, (Ps 50) auf dass ich mittels der heiligen Kommunion deinen allerheiligsten Leib würdig empfangen, in dir verbleiben, und von dir nimmermehr getrennt werden möge in Ewigkeit.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Frömmste der Mütter,
Mit welchem Schmerze
Drückst du ans Herze
Weinend den Herrn!
Schuld, sie bezwang mich,
Reue durchdrang mich,
Entfleuch, o Sünde,
Bleib ewig fern!
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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14. Station
Jesus wird in das Grab gelegt
V. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich;
A. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Betrachtung
Der Leichnam Christi wurde begraben in einem fremden Grab. Er, der am Kreuz nichts hatte, wo er sein heiligstes Haupt hinlegen konnte, fand auch kein eigenes Grab auf der Welt, weil er nämlich nicht von dieser Welt war. – Du, der du sehr von ihr abhängst, bist du nicht von ihr? Fliehe die Welt, und verachte sie, damit du mit ihr nicht zugrunde gehst.
Anmutung
O Jesus, du hast mich auserwählt von der Welt, was soll ich suchen in ihr? Du hast mich erschaffen für den Himmel, was soll ich mehr auf der Erde mir wünschen, der ich leider nur zu lange angehörte? Hinweg von mir, o Welt, mit deinen Eitelkeiten! Auf der Kreuzesbahn, die mein Heiland mit seinen geheiligten Fußstapfen mir bezeichnet hat, will ich rastlos wandeln, und nach dem Himmel, meinem Vaterland trachten, wo ich wohnen und ruhen will in Ewigkeit.
Vaterunser
Ave Maria
V. Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
A. Erbarme dich unser!
Von deinem Grabe
Will ich nicht scheiden,
Bis Liebesleiden
Tod mir verleih´n:
Bis tief im Herzen
Tötende Schmerzen
Mild mir die trauernde
Seele befrei´n.
Jesus, vergib aus Hulden,
Durch deine Leidensgnade
Mir meine Schulden.
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Schlussgebet
Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, stelle dein Leiden, Kreuz und Sterben zwischen dein Gericht und meine Seele, jetzt und in der Stunde meines Todes, und verleihe huldvoll mir Gnade und Barmherzigkeit, den Lebenden und Verstorbenen Ruhe und Vergebung, deiner Kirche Friede und Eintracht, und uns Sündern Leben und die ewige Herrlichkeit, der du lebst und regierst in alle Ewigkeit. Amen.
Aufopferung
O gütigster Herr Jesus Christus, nach diesem unseren verrichteten Kreuzweg sagen wir dir unendlichen Dank wegen der unaussprechlichen Wohltat, die du uns durch dein bitteres Leiden und Sterben erwiesen hast. Wir opfern dir diese Andacht auf zur Verehrung deines heiligen Leidens, zur Erhöhung der katholischen Kirche, zur Ausrottung der Irrtümer, zur Vereinigung der christlichen Machthaber, zur Verzeihung unserer Sünden, zur Besserung unseres Lebens, zum Heil der Lebendigen und Gestorbenen. Endlich aber bitten wir dich, o Jesus, demütigst, du wollest uns deine Gnade verleihen, dass wir die jetzt gemachten Vorsätze halten, nach der Frömmigkeit mit allem Ernst trachten, und einst selig sterben mögen. Amen.
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Zum Schluss wird mit dem Ciborium der Segen erteilt.