Inhalt:

 

1. Kreuzzeichen

2. Kniebeuge

3. Katakomben

4. Karfreitags-Legenden

5. Klöster

6. Krankensalbung

7. Kreuzweg

8. Kraft der Sakramente

9. Kirchweihfest

10. Kunst, gut zu sterben

11. Kommunismus

12. Kampf der Hölle gegen die Kirche

13. Kirchenschmuck

14. Katholische Kirche

15. Kalender

16. Kalifornien

17. Kritik

18. Kathedrale

19. Kreuzzeichen

20. Kraft des Namens Jesus

21. Keine Zeit

22. Kulturkampf

23. Katholikentag

24. Krieg

25. "katholisch.de"

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1. Kreuzzeichen

       

Kreuz und Kreuzzeichen

 

Viele Menschen machen gedankenlos das Kreuzzeichen. Andere gehen gleichgültig an einem Kreuz vorüber. Erinnern wir uns deshalb an den Sinn und die Bedeutung dieses heiligen Zeichens.

 

Der Gebrauch, das heilige Kreuzzeichen zu machen, ist uralter, christlicher Herkunft. Einer Legende nach soll der Heiland bei Seiner Himmelfahrt die Apostel mit dem Kreuzzeichen gesegnet haben. Sicher aber ist, dass schon der Apostel Paulus ermahnt, nach seinem Beispiel, uns in nichts anderem zu rühmen, als im Kreuz Christi.

 

Die kindliche Frömmigkeit alter Zeiten hat in allem das Kreuz aufgesucht; im fliegenden Vogel, im segelnden Schiff, im wachsenden Baum, in der Gestalt des menschlichen Körpers. Sie liebte es nicht bloß in der Kirche und auf dem Gewand des Priesters; ihr war es eine Ehre, es auf dem Purpur des Kaisers glänzen und der Könige Kronen damit geschmückt zu sehen.

 

Die Wand der Wohnung, die Zinnen und Dächer, sodann Bücher und Trinkgefäße u.v.a. trugen als Ehrenschild in einfacher oder kostbarer Ausführung das Kreuz und bekannten sich so als dem Dienst des großen Kreuzträgers geweiht.

 

Das Zeichen des Kreuzes begegnet uns bei jedem Gottesdienst; es bildet einen wichtigen Bestandteil der Liturgie. Keine Kirche, kein Altar, kein Sakrament, kein Heilsmittel ist möglich ohne Kreuzzeichen. In ihm wird getauft, gefirmt, losgesprochen, gesühnt, geweiht, geräuchert, gesegnet; mit ihm beginnt der Priester tagtäglich das heilige Opfer und die gesamte katholische Christenheit ihre Gebete.

 

Von der Zeit des Kaisers Konstantin an, der mit dem Kreuz und durch das heilige Kreuzzeichen die Welt eroberte, war es zur eigentlichen Fahne des Christentums geworden. Sogar die christliche Erde, Berg und Tal sollten ihm öffentlich die Ehre geben, weshalb das Kreuz auf den Höhen und in den Schluchten, in Feld und Wald, Weg und Steg, in Palast und Hütte errichtet wurde. „Im Kreuz ist Heil,“ so rufen uns diese einsamen Prediger zu, „im Kreuz ist Trost und Freude!“

 

Die Sitte, das heilige Kreuzzeichen zu machen, ist in der Kirche deswegen so allgemein, weil dies Zeichen so tief bedeutsam, so voller Geheimnisse ist. Das heilige Kreuzzeichen ist das kürzeste Glaubensbekenntnis; denn es enthält die vorzüglichsten Wahrheiten unserer Religion, die Wahrheiten von der Einheit und Dreipersönlichkeit Gottes und von der Erlösung durch Jesus Christus. Indem wir nämlich sprechen: „Im Namen,“ drücken wir die Einheit Gottes; mit den Worten: „des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ aber Seine Dreipersönlichkeit aus; und in der Form des heiligen Kreuzes ist das Leiden und der Erlösungstod Christi dargestellt, weshalb das Kreuz auch das Zeichen unserer Erlösung genannt wird.

 

Das Kreuz und Kreuzzeichen ist ein überaus wirksames und kräftiges Schutzmittel gegen die Feinde unseres Heils; denn es ist das glorreiche Siegeszeichen über Sünde, Tod und Hölle. Darum betet die Kirche: „Durch das Zeichen des heiligen Kreuzes bewahre uns, o Gott, vor unsern Feinden“ und ruft den Dämonen zu: „Sehet das Kreuz des Herrn, fliehet ihr feindlichen Mächte!“ Durch das Kreuzzeichen stürzten die Götzenbilder von den Altären und wurden die Wahrsager in ihren schwarzen Künsten machtlos gemacht. Zahllos sind die Wunder des Kreuzes; so hat der heilige Benediktus das Kreuzzeichen über den Giftbecher gemacht und er zersprang und der heilige Tiburtius machte es über die sengende Glut, über die er gehen sollte und sie verletzte ihn nicht. Wer die Geschichte der Märtyrer, wer die unserer seitherigen Heiligen liest und so manche großartige Begebenheiten in den Geschicken der Menschen näher betrachtet, dem kann der segensvolle Einfluss vom Kreuz und Kreuzzeichen nimmer als etwas Gehaltloses scheinen; demnach haben wir Katholiken einen glorreichen Stammbaum vor uns, wenn wir das Zeichen des heiligen Kreuzes lieben und ehren, wenn wir uns mit demselben oft und gerne bezeichnen, am Morgen und am Abend, wenn wir uns zu Tisch setzen und wenn wir uns vom Mahl erheben, vor und nach dem Gebet, vor jedem wichtigen Geschäft, in den Gefahren des Leibes und der Seele.

 

Ja, machen wir das heilige Kreuzzeichen, aber machen wir es doch recht andächtig und mit Bewusstsein. Man sieht oft Leute, die ganz absonderliche Figuren machen, bei denen alles eher erkennbar ist, als das heilige Zeichen; man sieht solche, die es so hastig machen, als schämten sie sich dessen, man sieht aber auch zahlreiche Katholiken, die überhaupt keines mehr machen. Es ist doch schön, wenn man in einem Gasthof oder bei einer Gesellschaft einen Menschen sieht, der still und unauffällig, aber glaubensfreudig sein Tischgebet mit dem Kreuzzeichen einleitet. Hierbei sei bemerkt, dass man in diesem Punkt eine gewisse Klugheit walten lassen muss, bedenkend, dass man das Heilige dem Spott nicht aussetzen darf. Wo also ein solcher irgendwo dem Zeichen des Kreuzes zuteil würde, ist es besser, sein Tischgebet zu verrichten, ohne das Kreuzzeichen zu machen. Zwischen einer unrühmlichen Menschenfurcht und dem unklugen Eifer darf dieser Mittelweg begangen werden.

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2. Kniebeuge

       

Dem Allerheiligsten in unseren Kirchen sollen wir Anbetung entgegenbringen, nicht nur innere, sondern auch äußere. In vielfältiger Weise hat diese äußere Anbetung in der Kirche Ausdruck gefunden und ist sogar geregelt worden. Ein Zeichen dieser Anbetung ist die Kniebeuge, die eine ebenso alte wie bedeutungsvolle religiöse Zeremonie ist.

 

Die Kniebeuge ist ein alter Brauch, der schon zu Zeiten des alten Bundes vorkam. Es heißt zum Beispiel von Abraham als Gott ihm erschien: „Er fiel nieder auf sein Angesicht.“ Besonders geheiligt ist dieser Brauch durch das Beispiel Jesu selbst, der am Ölberg, als er von der Todesangst fürchterlich gequält wurde, auf die Knie sank, auf sein Angesicht fiel und um Abwendung des bitteren Leidenskelches flehte. Und wenn wir von Jesus hören, dass er sich oft auf einen Berg zurückzog, um zu beten, dann dürfen wir wohl annehmen, dass er auch da auf den Knien liegend zum Vater um Gnade für uns Menschen rief. Diesem Beispiel folgten zuerst die Apostel. Als Petrus die Tabita ins Leben zurückrief, beugte er zuerst die Knie und betete. Als Paulus Abschied von den Christen in Tyrus nahm, begleiteten ihn alle zur Stadt hinaus und sanken am Strand auf ihre Knie und beteten. Noch zur Zeit Beda’s des Ehrwürdigen, das war im 7./8. Jahrhundert, zeigte man den Pilgern die Stätte dieses Gebetes. Was der Apostel hier selbst getan hat, das lehrt er ausdrücklich die Gläubigen, wenn er an die Philipper schreibt: „Im Namen Jesu sollen sich alle Knie beugen, alle die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.“ Die Kirche hat diesen Brauch von den Aposteln übernommen und stets an ihm festgehalten. Nach dem Zeugnis Tertullians (2./3. Jahrhundert) wurde beim öffentlichen Gottesdienst immer kniend gebetet mit Ausnahme des Sonntags und der Zeit von Ostern bis Pfingsten, in welcher man zur Erinnerung an die Auferstehung Christi stehend betete, was auch jetzt noch geschieht zum Beispiel beim Gebet zum Angelus-Läuten. Ein Beispiel dafür, dass man in der alten Kirche die Gebete kniend verrichtete, ist auch die Aufforderung des Diakons, die sich noch heute in unserer Liturgie, beispielsweise bei den großen Fürbitten am Karfreitag, findet: „Flectamus genua! Beuget die Knie!“ und dann „Levate! Erhebet euch!“ Diese Aufforderung zum Knien scheint übrigens aus Bequemlichkeit nicht immer beachtet worden zu sein; denn der gallische Erzbischof Cäsarius von Arles (5./6: Jahrhundert) tadelt deshalb seine Zuhörer: „“Wenn der Diakon ruft: Beuget die Knie! So sehe ich den größten Teil der Gemeinde wie die Säulen stehen, was den Christen, wenn in der Kirche gebetet wird, weder erlaubt noch geziemend ist.“ Vielleicht passt dieser Tadel ja auch auf so manche Christen unserer Tage, die sich aus Gleichgültigkeit oder Stolz oder anderen Gründen scheuen, vor ihrem Gott die Knie zu beugen.

 

Unterschieden wird bei der Kniebeuge zwischen der doppelten, bei der man sich mit beiden Knien niedersenkt und in dieser Stellung einige Zeit verbleibt, und der einfachen, bei der bloß das rechte Knie bis zur Erde gesenkt wird. Die doppelte Kniebeuge oder das Beten auf den Knien ist zuallererst ein Bekenntnis der Sündhaftigkeit und ein Ausdruck der Reue, der bußfertigen Gesinnung. „Zeichen der Buße und Trauer“ nennt Rhabanus Maurus, der Abt des Klosters Fulda (8./9. Jahrhundert), die doppelte Kniebeuge. Der Mensch, der sich seiner Sünden bewusst geworden ist, fühlt lebhaft die furchtbare Last derselben, und unter diesem niederdrückenden Gewicht sinkt er zur Erde. Er hält sich nicht für würdig, mit Sünden beladen vor dem Angesicht Gottes aufrecht zu stehen. Demütig als Sünder fällt er auf seine Knie nieder. Diese Weise liegt auch in dem Brauch der alten Kirche zu Grunde, wonach unter den Büßern die „Niedergeworfenen“ (substrati) und unter den Katechumenen die „Knienden“ (genuflectentes) immer, auch da, wo die anderen Christen standen, knien mussten. Da das Knien aber ein Ausdruck des Schuldbewusstseins ist, deshalb fiel und fällt es an den Sonntagen und in der Osterzeit weg, denn da feiern wir die Befreiung von der Sünde des Menschen durch Christi Erlösungstod und Auferstehung. Die heilige Messe aber ist die Erneuerung des großen Sühneopfers; daher wird in ihr zu jeder Kirchenjahreszeit gekniet.

 

Außerdem galt die Kniebeuge von jeher als sprechender Ausdruck einer dringenden und inständigen Bitte. Auch nichtchristliche Völker kannten sie und warfen sich als Schutz- oder Hilfesuchende zur Erde nieder, um so ihrer Bitte größeren Nachdruck zu geben und natürlich dadurch auch das Herz des Angeflehten zu rühren. Was ist aber auch der Mensch Gott gegenüber anders als ein armer Bettler, samt und sonders außer Stande, sich selbst zu helfen, ganz und gar auf Gottes Hilfe angewiesen? Wie kann der Mensch dieses besser zeigen als dadurch, dass er sich vor Gott auf die Knie niederwirft? Dadurch zeigt er seine eigene Ohnmacht, dadurch gibt er sich ganz in die Hände Gottes, von dessen Güte und Erbarmen er Alles erwartet. Demut, Vertrauen, Ergebung, diese notwendigen Eigenschaften des Gebetes, sie gelangen durch das Knien in der schönsten Weise zum Ausdruck.

 

Was dann die einfache Kniebeuge angeht, so ist sie Zeichen der Anbetung, der Anerkennung Gottes als des höchsten Herrn. Da die heidnischen Kaiser und Könige und andere Herrscher sich selbst als die höchsten Herren ansahen, so verlangten sie oft von ihren Untertanen als Zeichen der Anerkennung ihrer Oberherrlichkeit die Kniebeuge. Bekannt ist ja auch, wie diejenigen sich verbeugt haben und zur Erde niederwerfen mussten, die vor dem Kaiser von China erscheinen wollten. Unser höchster Herr ist Gott; er hat uns erschaffen, und in seiner Herrschaft stehen wir in jedem Augenblick unseres Lebens. Vor ihm, dem Urquell alles Guten, dem König der Könige, wird daher die Kniebeuge zur Anbetung und zur fröhlichen Hingabe unserer selbst. Der Glaube lehrt uns aber, dass dieser allgewaltige Gott im allerheiligsten Sakrament wahrhaft wohnt; daher die Pflicht, vor dem heiligsten Sakrament, wo immer man ihm begegnet, zu knien. Deshalb kniet auch der Priester am Altar während der heiligen Messe, sobald er die Wandlungsworte gesprochen hat. In diesem einen Akt, in der Kniebeuge, drückt sich Alles aus, was die Seele des Christen bewegt, wenn er sich seinem Gott gegenüber sieht.

 

Schließlich ist die Kniebeuge auch eine Verrichtung, die Segen bringt. Wer sie übt als Anbetung Gottes und im Geist der Kirche, vollbringt damit ein gutes Werk und erwirbt sich, man traut es sich kaum mehr zu sagen, ein Verdienst für den Himmel. Insbesondere ist sie eine Übung der Demut, um unseren Stolz zu bekämpfen. Immer wieder erinnert uns die Kniebeuge an unsere Nichtigkeit und Sündhaftigkeit, sie mahnt uns, dass wir allen Grund haben, uns vor Gott in den Staub niederzuwerfen und bereitet so das Herz vor, die Gnade zu empfangen; denn nur „dem Demütigen gibt Gott seine Gnade“. Es ist also wichtig beim Eintritt in die Kirche vor dem Tabernakel andächtig die Kniebeuge zu machen, um so das Herz in die rechte Stimmung zu versetzen und für die Aufnahme der Gnade empfänglich zu machen.

 

So sollen wir unserem im Sakrament gegenwärtigen Gott durch eine recht andächtige Kniebeuge Anbetung und Huldigung darbringen. Wir tun damit was die Weisen aus dem Morgenland vor der Krippe taten: „Sie fielen nieder und beteten das Kind an.“ Wir knien bis auf den Boden. Einen seltsamen Eindruck macht es auf ein gläubiges Herz, wenn man sieht, wie manche Menschen sich mit einer halben Kniebeuge oder einer bloßen Verneigung vor dem heiligsten Sakrament begnügen. Wenn nicht Alter oder körperliche Gebrechen und Schwächen entschuldigen, so der heilige Vincenz von Paul, fordert die Ehrfurcht, dass man bis zur Erde das Knie beuge, dass man auch während der heiligen Messe und vor ausgesetztem Allerheiligsten knie und nicht etwa sitze. Niederknien sollen wir aber auch, wenn wir dem heiligen Sakrament auf der Straße begegnen, wenn es zum Beispiel zu den Kranken getragen wird. Es ist ja immer derselbe Gott, dem überall Anbetung gebührt.

 

Und für diejenigen, denen die Kinder anvertraut sind, ergibt sich daraus noch die besondere Pflicht, die Kinder schon frühzeitig an richtige Kniebeugen in der Kirche zu gewöhnen, auch darauf zu achten, dass sie knien, wenn sie dem heiligsten Sakrament begegnen. Dadurch wird die Ehrfurcht vor dem Sakrament in den Kindern ganz sicher größer und der Glaube wird immer mehr gefestigt.

      

Die Kniebeugung vor dem heiligsten Sakrament

 

Ein Priester berichtete, dass, als er in eine neue Gemeinde kam, kaum jemand beim Betreten und Verlassen der Kirche, ja nicht einmal beim Empfang der heiligen Kommunion das Knie beugte. Die männlichen Gemeindemitglieder machten kaum einen Knix, sie stellten bloß den rechten Fuß etwas zurück, und die weiblichen Gemeindemitglieder taten überhaupt nichts dergleichen. Mit der Gnade Gottes fing er bei den Kindern an und sah darauf, dass sie das Knie bis zum Boden beugten; er hoffte, die Erwachsenen würden dann von den Kleinen lernen, wie man sich in der Nähe des Allerheiligsten beträgt. Doch darin täuschte er sich.

 

Nun hielt er eine Predigt, in der er hervorhob, dass der Apostel an die Philipper schreibt: „Im Namen Jesu sollen sich beugen die Knie aller derer, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.“ Im Anschluss daran richtete er einen kurzen Appell an die Männer, sie sollten als Männer das, was sie tun, ganz tun und sollten sich nicht mit einer angefangenen Kniebeuge begnügen, sondern sollten eine vollständige machen. Diese Aufforderung verhallte nutzlos. – Dann wandte er sich an die weiblichen Zuhörer, die nicht die geringste Ehrfurchtsbezeugung vor dem Herrn im Tabernakel machte. Die große Mehrzahl leistete der Aufforderung Folge, musste sich aber dafür von anderen, deren Stolz es ihnen nicht gestattete, das Knie vor ihrem einstigen Richter zu beugen, viel gefallen lassen. „Falschheit und Heuchelei!“ waren die geringsten Ausdrücke, die diese folgsamen Seelen zu hören bekamen. Eine Mutter hat bitter geklagt über den Hohn und Spott, den der elende Hochmut über die gottgewollte Demut ausgoss. – Doch hatte er auch manche herzliche Freude, wenn er z.B. ein altes Mütterchen, das schon mehr als 80 Jahre auf dem Rücken trägt, seit jener Predigt sah, wie es sich bemühte, so gut es eben ging, seine Kniebeuge zu machen.

 

Mit welcher inneren Einstellung soll die Kniebeuge vor dem hochheiligen Sakrament gemacht werden?

 

Es soll eine Kniebeuge sein: langsam und ehrerbietig gemacht – voll lebendigen Glaubens an die Gegenwart des Herrn über Leben und Tod im allerheiligsten Sakrament.

 

Es soll eine Kniebeuge sein: voll himmlischer Hoffnung auf die Barmherzigkeit unseres Erlösers, der uns vom Tabernakel aus geben will Segen und Gnade zum ewigen Leben.

 

Es soll eine Kniebeuge sein: voll inniger Gottesliebe zu unserem verborgenen Gott in der Brotsgestalt, den seine Liebe zu uns zum Gefangenen gemacht hat bis an das Ende der Zeiten.

 

Es soll eine Kniebeuge sein: voll tiefinnerster Reue über alle Fehltritte unseres Lebens, durch die wir den beleidigt haben, von dem wir nichts anderes als nur Liebe und wieder Liebe empfangen.

 

Es soll eine Kniebeuge sein: voll herzlichster Demut in dem Bewusstsein unserer unbedingten Armseligkeit gegenüber demjenigen, der, so klein und arm er auch ist im Tabernakel, doch die Geschicke des ganzen Weltalls in seinen Händen hat.

 

Es soll eine Kniebeuge sein: voll heißer Sehnsucht nach dem, der unser Alles sein muss schon in dieser Zeit, wenn er unser Alles sein soll einmal in der seligen Ewigkeit.

 

Es soll eine Kniebeuge sein: der gänzlichen Hingabe an den, der sich für uns hingegeben hat in den Tod, der sich uns hingibt zur Speise, der sich uns hingeben will in alle Ewigkeit.

 

Und wie sollen diese Akte erweckt werden?

 

Das eine Mal, wenn du dein Knie andächtig, ehrerbietig, langsam bis zum Boden beugst, kannst du dabei beten:

 

„O Herr, ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich.“

 

Ein anderes Mal:

 

„O Herr Gott, sei mir armen Sünder gnädig und barmherzig!“

 

Oder:

 

„O Herr, sieh an mich armen Sünder; ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber komme jetzt von Deinem Tabernakel in geistlicher Weise in mein Herz.“

 

„O mein Herr, Du Bräutigam meiner unsterblichen Seele, mein Herz dürstet nach Dir; stille meine Sehnsucht und komme geistlicher Weise zu mir.“

 

„O Jesus, Dir lebe ich; o Jesus, Dir sterbe ich; o Jesus, Dein bin ich tot und lebendig.“

 

„O Jesus, segne mich von Deinem Tabernakel aus.“

 

„Hochgelobt und gepriesen sei ohne End, Jesus Christus im allerheiligsten Altarsakrament.“

 

Und wenn du den Herrn im Tabernakel verlässt, kannst du noch beten mit dem frommen Simeon, indem du dich auf dein Knie niederlässt: „Nun entlässt Du, Herr, Deinen Diener in Frieden; denn meine Augen haben gesehen Dein Heil.“

 

Möge jede Kniebeuge, die du voll Anbetung, voll Glaube, Hoffnung und Liebe, voll Reue und Demut, voll hingebender Sehnsucht machst, dir einen hellglänzenden Edelstein in die Krone deiner Seligkeit bringen, damit er leuchte in Ewigkeit!

 

Dankesgrüße vor dem Tabernakel

 

Zieh mich hier zu Deinen Füßen,

Süßer Jesus, voller Huld,

Dich in Liebe zu begrüßen,

Dir zu zahlen Dankesschuld.

 

Du hast ja für mich vergossen

Deinen letzten Tropfen Blut,

Sterbend mir Dein Herz erschlossen,

Du, mein Gott und höchstes Gut!

 

Drei und dreißig Jahr hienieden

Gingst Du segnend einst umher,

Hinterließest Deinen Frieden,

Deine Gnade, Deine Lehr.

 

Nicht als Waisen willst verlassen

Du uns wissen bis ans End;

O, wer kann die Lieb erfassen

In dem heilgen Sakrament?

 

Deine Freude ist`s, zu wohnen

Bei den Menschenkindern Dein;

Möchten sie die Liebe lohnen,

Ihre Herzen ganz Dir weihn.

 

Sieh, ich opfre Dir das meine;

Nimm es, Jesus, huldvoll an;

Schließ so fest es in das Deine,

Dass es nie sich trennen kann.

 

Tausendmal hab ich empfunden

Süße Tröstung ohne End,

Weilte ich in Deinen Wunden

Vor dem heilgen Sakrament.

 

Doch noch größer war die Wonne,

Wenn Du selbst als Seelengast,

Du, des Himmels ewge Sonne,

Ganz Dich mir geschenket hast.

 

Ja, wer kann die Gnaden zählen,

Die ich, Herr, verdanke Dir?

Mich mit neuer Kraft zu stählen,

Wohntest liebend Du in mir.

 

Du, o Herr, ließ`st mich gesunden,

Da an Leib und Seel ich krank,

Was ich Gutes je empfunden,

Süßer Jesus, Dir ichs dank!

 

Darum will ich für Dich leben

Diese kurze Spanne Zeit,

Ganz der Liebe hingegeben,

Deinem Dienste ganz geweiht.

 

Immer will ich Dir vertrauen,

Ehren Dich im Sakrament,

Bis dereinst ich Dich darf schauen

Und Dich lieben ohne End.

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3. Katakomben

 

Das Bild Mariens in den Katakomben

 

In den Katakomben, die lange Zeit verschüttet waren, hat man im neunzehnten Jahrhundert eine Reihe von Bildern entdeckt. Es sind Freskogemälde, die in den frischen Putz der Wände und Decken gezeichnet wurden. Auf sehr vielen von ihnen erblickt man Maria, die erhabene Gottesmutter. Das älteste und zugleich das schönste Marienbild, das wohl schon dem ersten Jahrhundert angehört, befindet sich in der Katakombe der hl. Priszilla. Auf diesem Bild trägt die Muttergottes um das Haupt einen Schleier und über dem Gewand eine Stola und hält das göttliche Kind auf ihrem Schoß. Über ihrem Haupt schwebt ein Stern. Links von ihr steht ein Jüngling. Er hält in der linken Hand eine Schriftrolle. Mit der rechten Hand weist er nach der Jungfrau und dem Stern hin. Es ist der Prophet Jesaja, der dem Volk ein großes Licht geweissagt hatte mit den Worten: „Stehe auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht über dir auf. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel der Völker, über dir aber geht der Herr auf, und seine Herrlichkeit erscheint in dir.“ (Jes 60,1-3) Wir finden in den Katakomben auch Darstellungen von der Verkündigung, von der Vermählung, von der Heimsuchung Mariä und manch andere. Man sieht daraus, wie schon die ersten Christen Mariens Würde und Erhabenheit schätzten.

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4. Karfreitags-Legenden

       

Recht sinnig und poetisch hat das deutsche Volksgemüt das Gedächtnis des Karfreitags besonders in die Blume- und Pflanzenwelt eingeschrieben. Das beweisen die Namen der Passionsblume, des Kreuzdorns, des Bluttröpfchens, der bitteren Kreuzblume u.a. Wo immer eine Blume oder Pflanze durch Gestalt und Farbe eine Beziehung zur Leidensgeschichte des Herrn gestattete, da hat das Volk in frommer Andacht sie in den Kranz verflochten, mit dem es das Kreuz des Herrn schmückte. Gern spricht das Volk das Mitleid, das es über das bittere Leiden seines Erlösers empfindet, in seinen Sagen aus. Es erzählt sich, dass die Dornzweige, aus denen man die Dornenkrone geflochten hat, sich wehrten, als die Hände der rohen Henkersknechte sie brechen wollten. Und als sie endlich der Gewalt nicht widerstehen konnten, da erfüllte sie Trauer, weil sie zu so grausamem Dienst bestimmt wurden. Der Heiland erkannte das Mitleid des Dorns, streckte seine Segenshand aus, und der düstere Schlehdorn (prunus spinosa) schimmerte hell auf in weißer Blütenpracht; ihm wurde zum Lohn verheißen, dass er stets im Frühling die ersten Blüten haben sollte. Nach einer anderen Sage wurde die Dornenkrone des Heilandes aus dem Christusdorn oder der Dorn-Akazie geflochten, die scharfe Hakenförmige Stacheln, eine rötliche Rinde und goldgelbe Blüten hat.

 

Beim Tod des Erlösers Jesus Christus nahm, nach dem Bericht der heiligen Schrift, die ganze Natur Anteil und schien von Schauern durchbebt zu werden: die Felsen zersprangen, und die Sonne verlor ihren Glanz. Diese Wahrheit ist von der Legende in bunten Bildern dargestellt worden. Als Christus am Kreuz die Worte sprach: „Es ist vollbracht!“ da streckten alle Blätter und Wipfel, so erzählt man, ihre Köpfe zusammen und berichteten einander vom Tod des Herrn. Mächtig rauschten die Zedern des Libanon, und die Zypresse gelobte, von nun an nur zu wohnen an den Gräbern im Andenken an den Tod des Heilandes. Die gelbe Schwertlilie sprach zur Zypresse: „Von nun an will ich mich in Trauer kleiden“, und sie umhüllte sich mit einem blauen Schleier. Nur ein Baum, die hohe Espe (Populus tremula), blieb ungerührt bei der allgemeinen Trauer und wiegte gleichgültig in stolzer Ruhe den ragenden Wipfel. Da traf sie der Fluch, immer zu zittern mit ihren Zweigen und Blättern. Rückert hat diesen Gedanken dichterisch behandelt:

 

Als den Herrn ans Kreuz geschlagen

Nun des Feldes Bäume sahen,

Kam ein Zittern und ein Zagen

Allen fernen, allen nahen.

 

Nur der Espe Krone

Ließ die Blätter ohne

Beben in die Lüfte ragen,

Gleich als ging sie das nichts an.

 

Damals war der Fluch gesprochen

Und ihn hörten Berg und Kluft:

„Dass dir sei dein Stolz gebrochen,

Zittre künftig jeder Luft!

 

Alle Bäume zittern

Nur in Ungewittern;

Zitternd soll das Herz dir pochen,

Wenn im Wald ein Vöglein ruft.

 

Zittere, wo im Erdenkreise

Künftig du entkeimst dem Staub!

Jedes Blatt soll zittern leise,

Bis es wird des Herbstes Raub!

 

Und in allen Tagen

Soll man hören sagen

Dir zur Strafe sprichwortweise:

Zittre wie ein Espenlaub!“

 

Von der Trauerweide erzählt eine alte Sage, dass sie ihre Zweige zur Erde neige aus Trauer darüber, weil von ihr die Ruten genommen wurden, mit denen man den Heiland schlug. Die sammetbraune Blume, die unter dem Namen „Christusauge“ bekannt ist, soll erinnern an die Todesangst des Herrn im Garten Gethsemane. Als der Heiland die Worte demütiger Ergebung sprach: „Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!“ da rang sich im tiefsten Seelenschmerz eine Träne aus seinem Auge und fiel zur Erde. Sofort entsprosste dem Boden des geweihten Ortes eine zarte Pflanze, deren Blüte in mildem Farbenspiel das Bild des Auges wiederzugeben scheint. Die Sage des Blutströpfleins wird wie folgt erzählt: „Aus tausend Blüten unserer Juni-Flora, zwischen dem rotbraunem Kreuzkraut und anderen, schaut zu Hunderten das Blutströpflein oder die kleine Blut-Immortelle hervor. Der Blutschweiß des Heilandes hat sie geboren. Am Ölberg, wo diese Blume häufig wächst, kniete der Herr in schrecklicher Angst und Seelenqual. Die Sündenlast der Menschheit und die Ahnung seiner Leiden drückten ihn zu Boden. In seiner Todesangst tropfte blutiger Schweiß zur Erde herab. Als dann am Morgen darauf die Sonne durch die weidenartigen Blätter der Ölbäume brach und die Leidensstelle mit ihren warmen Strahlen erhellte, da schlug aus dem dunkelgrünen Moos ein Blümlein die Augen auf, sein Kleid war rot wie Blut; das ist unser „Blutströpflein“ (gnaphalium sanguineum).“

 

Den Wermut, eine Pflanze von bitterem Geschmack, aber großer Heilkraft, lässt der Volksglaube entstehen aus den Tränen, welche die heilige Gottesmutter unter dem Kreuz weinte. Die Haselnussstaude hat ihre Blutroten Kerne nach einer alten Sage erhalten zum Dank dafür, dass sie mit ihren Blättern das Schweißtuch mit dem Bild des heiligen Antlitzes des Herrn verborgen hat, das Veronika vor den Verfolgern zu ihr brachte. Darum soll sie auch nie der Blitz treffen.

 

Der Kreuzesstamm soll aus dem paradiesischen Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen gezimmert sein. In der Kreuzes-Präfation heißt es, dass „Gott das Heil der Welt an dem Holz des Kreuzes begründet hat, damit von da, woher der Tod gekommen ist, auch das Leben entstehe, und damit der, der am Kreuz gesiegt hat, am Holz auch besiegt wird. Durch Christus, unseren Herrn.“ Ein schöner Schmuck des Kreuzes ist die Passionsblume. Weil man in der Blüte der passiflora die Leidenswerkzeuge angedeutet fand, so wurde diese Blume oft als Schmuck des heiligen Kreuzes verwendet. Der rotpunktierte Nektarienkranz wurde mit der Dornenkrone, die fünf Staubfäden mit den fünf Wundmalen, der Griffel mit der Geißelsäule, die Narben mit den Nägeln, die Ranken mit der Geißel verglichen. Man liebte es, in Vignetten zu Erbauungsbüchern die Passionsblume darzustellen, wie sie zu den Füßen des Kreuzes wächst und an ihm hinaufrankt. Man nennt schön diese deutungsreiche Blume „Das Vergissmeinnicht des Erlösers“.

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5. Klöster

 

Das Kloster

 

Kloster! Einen eigentümlichen Klang hat dieses Wort in unserer heutigen Zeit! Auf die Nerven sehr vieler Nichtchristen – aber mittlerweile auch Christen – wirkt es erschütternder selbst als die Namen Irrenhaus oder Gefängnis. – Sie sind eben zunehmend von Vorurteilen befangen!

 

Der Mensch in der Welt unserer Tage geht am Kloster vorbei oder hört von ihm mit einem mitleidigen Lächeln und denkt höchstens: was müssen das doch für arme, hirnlose Menschen sein, die da drinnen ihr Leben fristen! – Er kennt eben nicht Gottes Geist und Gottes Gnade!

 

Die Männer und Frauen unserer Parteien ob mit roter oder gelber oder grüner oder andersfarbiger Fahne geraten beim Anblick eines Klosters eher in Zorn und schwören von neuem Treue all den Märchen und Schaudergeschichten, die man ihnen über Kloster und Klosterleute aufgetischt hat.

 

Und während die modernen Staatsdiener in Regierung und Opposition die Klöster höchstens noch als notwendiges Übel betrachten, gedenkt der Historiker und Geschichtskenner all der unzählbaren Verdienste, die sich die Klöster für Wissenschaft und Kulturfortschritt errungen haben. Der Arzt und Menschenfreund preist sie als Stätten der Barmherzigkeit und tätigen Nächstenliebe; der gläubige Christ aber verehrt sie als Orte der Frömmigkeit und Gottesfurcht, wo für ihn mitgebetet und mitgeduldet wird; wo er Belehrung über seinen Glauben und Erleuchtung in seinen Zweifeln finden kann.

 

Was ist nun ein Kloster? Der heilige Thomas, selber ein Ordensmann, sagt es uns kurz und bündig: Das Kloster ist eine Stätte der Buße und eine Schule der Vollkommenheit. Buße und Vollkommenheit! Das erste ist Mittel zum zweiten. Das zweite aber macht uns Gott ähnlich. „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“

 

Das erste Wort, das der göttliche Heiland gesprochen hat, war: Tut Buße, und sein letztes Wort war eine Ermahnung zur Vollkommenheit.

 

So ist der Ordensberuf ein Ruf Gottes, den der Mensch sich selber nicht geben kann. Aber Gott ruft seine auserwählten Seelen, und darum hat es zu allen Zeiten Klöster gegeben. Allerdings hatten diese Klöster nicht immer die gleiche Gestalt. In den ersten Zeiten des Christentums sammelten sich gottesfürchtige Männer in der Wüste, wo sie in Höhlen und kleinen Zellen um ein gemeinsames Bethaus herum wohnten. Später zog man der Sicherheit halber unter ein Dach und in ein Gebäude, das in kreisförmiger oder viereckiger Gestalt um einen freien Platz herum lag. Ähnlich so sind auch noch die Klöster in unseren Tagen.

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6. Krankensalbung

 

Eine verkannte Gottesgabe – Das heilige Sakrament der Krankensalbung

 

Der Heiland mit seinem goldenen, menschenfreundlichen Herzen zog einst in Palästina umher und suchte überall wohl zu tun. Er erbarmte sich aller, die ihn um Hilfe baten. Am meisten aber rührte ihn die Not der Kranken. Sie erfuhren von ihm die zärtlichste Behandlung: er war der Trost der Kranken.

 

Der Heiland mit seinem goldenen, menschenfreundlichen Herzen hört auch jetzt nicht auf, Wohltaten zu spenden. Er wirkt fort in seiner Kirche, besonders durch die heiligen Sakramente. Und weil er den Kranken seine Vorliebe bewahrte, so setzte er eigens für sie ein Sakrament ein. Ein großes Sakrament. Ein Sakrament der größten Erbarmung. Ein Sakrament, das an Wirkung der Taufe fast an die Seite gestellt werden kann. Ein Sakrament, das eine ganze Fülle von Gnaden mitteilt. Ein Sakrament, für das wir ihm nicht dankbar genug sein können, das aber leider wenig geschätzt, ja vielfach wegen dummer Vorurteile ganz verkannt wird. Es ist das Sakrament der heiligen Krankensalbung oder – wie es weniger zutreffend bezeichnet wird – das Sakrament der letzten Ölung.

Dass dem so ist und dass die Lobsprüche, die du eben gesehen hast, keine Übertreibungen enthalten, soll in aller Kürze gezeigt werden. Die heilige Fastenzeit, in der uns Christus der Herr selbst als „der Mann der Schmerzen“ erscheint, ist ja für solche Erwägungen wie gemacht. „Wahrlich“, sagt der Prophet Jesaja vom Erlöser im 53. Kapitel, „er trägt unsere Krankheiten und lädt auf sich unsere Schmerzen ... unseres Friedens willen liegt die Züchtigung auf ihm und durch seine Wunden werden wir geheilt.“

 

Welchen Zweck hat denn das Sakrament der Krankensalbung? Warum hat es der Heiland eigens für die Kranken eingesetzt?

 

Es soll nach seiner Absicht dem Kranken die Gesundheit wieder geben und zwar vor allem und an erster Stelle seine Seele vollkommen heilen. Denn die Seele ist ja unendlich mehr wert als der Leib und oft sind die körperlichen Leiden nur eine Strafe oder eine Folge unserer Sünden. Was heißt das aber? Worin besteht die vollkommene Heilung der Seele? Darin, dass, wer immer die vollen Wirkungen dieses Sakramentes an sich erfährt, ganz rein und heilig und deshalb im Falle des Todes fähig wird, sogleich, ohne Fegfeuer, in die ewige Glückseligkeit einzugehen. Ist das nicht trostvoll?

 

Und wie wirkt das Sakrament der Krankensalbung?

 

Der Priester salbt den Kranken mit dem heiligen Öl und betet dabei. Durch diese Salbung und durch die begleitenden Worte des Priesters wird in der Seele des Kranken die heiligmachende Gnade vermehrt. Zugleich bekommt der Kranke einen Rechtsanspruch auf viele, beistehende, d. h. den Verstand erleuchtende und den Willen anregende Gnaden, um den Versuchungen, die in schwerer Krankheit oft heftig sind, siegreichen Widerstand leisten zu können. Außerdem wird er durch diese Gnaden zur Übung kostbarer Tugenden angetrieben und unter ihrem Einfluss ruhiger und froher gestimmt. Er wird getröstet, ergibt sich in den Willen Gottes, empfindet Gottesliebe und Reue, macht sich los von allen ungeordneten Neigungen und wird so allmählich von allen lässlichen Sünden und zeitlichen Sündenstrafen völlig frei. Welch herrliche Wirkungen! – Wenn der Kranke den ihm mitgeteilten Gnaden treu entspricht, so wird seine Seele also so schön und rein wie die Seele des Menschen nach Empfang der heiligen Taufe – ja, vielleicht noch schöner, weil er sich, wie gesagt, durch die verschiedenen Tugendakte viele Verdienste erwirbt. Kurz, sie wird vollständig gesund unter der huldreichen Heilkraft des Heilandes.

 

Aber nicht nur die Seele, sondern oft auch der Leib. Denn die ruhige und gottergebene Seelenstimmung sowie die sakramentale Gnade und das Gebet der Kirche machen, dass die Krankheit, wenn es deren Beschaffenheit ermöglicht und wenn es der vollkommenen Heilung der Seele förderlich ist, nachlässt und der Kranke völlig genest.

 

Wahrlich, der Heiland mit seinem goldenen, menschenfreundlichen Herzen heilt auch heute noch wie ehedem. Ist also die Krankensalbung nicht wirklich ein großes Sakrament, ein Sakrament der größten Erbarmung.

 

Aber, aber – und nun kommt eine wichtige Schlussfolgerung; die ins praktische Leben eingreifen soll und wegen der ich dies schreibe: damit die heilige Krankensalbung diese entzückenden Wirkungen in ihrem ganzen Umfang ausüben kann, ist es unbedingt notwendig, dass sie rechtzeitig empfangen werde.

 

Wann ist es rechtzeitig? Solange der Kranke noch das volle Bewusstsein hat, damit er imstande ist, mit Verstand und Willen den erleuchtenden und anregenden Gnaden zu folgen. Denn wenn jemand schon so schwach ist, dass ihm die Sinne schwinden, so kann er unmöglich mehr beten. Das weiß jeder, der einmal erfahren hat, wie schwer es uns schon bei heftigen Kopfschmerzen oder bei schlimmen Zahnschmerzen wird, auch nur einen guten Gedanken zu fassen. Wann ist es rechtzeitig? Solange die Krankheit durch den Einfluss der Gnade und eines ruhigen, friedlichen Gemütes noch gebrochen werden kann, weil ja Gott der Herr für gewöhnlich keine Wunder wirkt, sondern seine Hilfe davon abhängig macht, dass der Mensch auch das Seinige tut.

 

Daraus folgt die äußerst wichtige Regel, die nicht genug eingeschärft werden kann, zumal heutzutage neben der heiligen Beichte kaum ein Sakrament so sehr verkannt wird und deshalb ein fast entgegengesetzter Gebrauch herrscht: Warte nicht erst ab, bis die Todesgefahr nahe ist oder gar schon das Bewusstsein schwindet, sondern Empfange die heilige Salbung früher, ja gleich bei Beginn einer jeden schweren Krankheit. Sie ist ja für alle Schwerkranken, nicht nur für jene, die dem Tod nahe sind. Das allerbeste wäre, wenn man sich es zum Lebensgrundsatz machen würde: So oft ich schwer krank werde, empfange ich das Sakrament, das der Heiland zu Gunsten der Kranken seiner Kirche hinterlassen hat, die heilige Krankensalbung.

 

Was ist aber eine schwere Krankheit? Eine schwere Krankheit ist eine solche Krankheit, die den begründeten Verdacht erregt, dass sie tödlich sein könnte, die also zum Tod, aber auch natürlicherweise, d.h. ohne Wunder, zur Genesung führen kann, wie z.B. eine Lungenentzündung und drgl. Wenn jemand also gleich, sobald der Arzt eine Krankheit als schwer erklärt, nach der heiligen Krankensalbung verlangt, so hat er den besten Zeitpunkt getroffen, um am sichersten die vollen Wirkungen derselben sowohl für die Seele als auch den Leib zu erlangen.

 

Die heilige Krankensalbung kann nämlich öfter empfangen werden: so oft jemand schwer erkrankt. Dass sie nur für die Sterbenden bestimmt sei, ist ein bedauerlicher Irrtum, den niemand mehr beklagen sollte als die Kranken selbst. Einen durchschlagenden Beweis dafür bietet schon der Ritus der Krankensalbung, in dem kein Wörtchen vom Tod zu finden ist, wohl aber viel um Gesundheit des Kranken gebetet wird. So betet der Priester z.B. nach der Salbung der fünf Sinne:

 

„Herr, unser Gott, du hast durch deinen Apostel Jakobus gesprochen: Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Priester der Kirche und sie sollen über ihn beten, indem sie ihn mit Öl salben im Namen des Herrn; so wird das Gebet des Glaubens dem Kranken zum Heil sein und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er in Sünden ist, werden sie ihm nachgelassen werden: Wir bitten dich, unser Erlöser, heile durch die Gnade des Heiligen Geistes die Schwäche dieses (dieser) Kranken, heile seine (ihre) Schäden, vergib ihm seine (ihr ihre) Sünden, befreie ihn (sie) von allen Leiden des Geistes und des Leibes und gib ihm (ihr) gnädig wieder die volle innere und äußere Gesundheit, damit er (sie) durch deine Barmherzigkeit wiederhergestellt, zu seinen (ihren) früheren Arbeiten zurückkehre. Der du lebst und herrschst mit dem Vater und dem Heiligen Geist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

 

Es ist daher höchst töricht, ja geradezu als eine Verkennung der barmherzigsten Absichten des Heilandes zu bezeichnen, wenn die Leute meinen, man müsse nun sterben, wenn man dieses Sakrament empfangen hat. Im Gegenteil ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass du wieder gesund wirst, wenn du die heilige Krankensalbung nur rechtzeitig empfangen hast. Und sollte schließlich nach Gottes Willen die schwere Krankheit dich doch zum Tod führen – denn einmal müssen wir ja sterben – so ist das wahrhaftig immerhin ein großes Glück, dass du reich an Verdiensten dein Schmerzenslager mit dem Himmel vertauschen kannst, ohne das Fegfeuer gesehen zu haben. Wie sehr sollten wir dem Heiland dafür danken.

 

Um Missverständnissen vorzubeugen muss noch etwas gesagt werden. Aus dem bisher Gesagten folgt nicht, dass derjenige gar keine Wirkungen der heiligen Salbung empfangen kann, dem sie erst in der Todesgefahr oder im bewusstlosen Zustand gespendet wird und noch dazu, wenn er vorher gar nicht beichten und kommunizieren konnte, was ja der heiligen Salbung in der Regel vorausgehen soll. Die Erbarmungen Gottes sind groß und ein solcher Christ kann auch in diesem Zustand noch mancher Früchte dieses großen Sakramentes teilhaftig werden, wie vor allem der Nachlassung schwerer Sünden, die etwa auf seinem Gewissen lasten, wenn man auch kaum erwarten darf, dass er bis zu jener Reinheit gelangt, die Anspruch gibt zum augenblicklichen Übergang in die ewige Glückseligkeit. Das sei manchem zum Trost gesagt.

 

Schätze also gebührend dieses kostbare Gnadengeschenk und verkenne es nicht. Benütze es so, wie der Glaube und die Vernunft es dich lehren, ungeachtet der törichten Vorurteile kurzsichtiger Leute. Merke dir es: Manche leiden im Fegfeuer, die schon im Himmel jubeln würden – manche sind ewig verloren, die selig geworden wären – manche sind gestorben, die noch gesund leben würden: wenn sie dieses Sakrament der göttlichen Barmherzigkeit rechtzeitig empfangen hätten. Daher soll es dein Lebensgrundsatz werden: So oft ich schwer erkranke, will ich um die heilige Krankensalbung bitten.

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7. Kreuzweg

 

Die erste Nachahmung des Kreuzweges

 

Vor zweihundert Jahren lebte in Dülmen in Westfalen eine Frau, namens Anna Katharina, die die Gabe hatte, in ihrem Geist die Geschichte der Erlösung der Menschheit in außerordentlich deutlichen Bildern zu sehen. Die Gesichte sind von dem berühmten Schriftsteller Klemens Brentano aufgeschrieben worden.

 

Unter anderem erzählt Anna Katharina auch, dass die Mutter Gottes nach Jesu Tod sich zumeist in einem kleinen Häuschen in der Nähe der Stadt Ephesus aufgehalten habe. Dort habe sie einen Kreuzweg nach dem Vorbild des wirklichen in Jerusalem angelegt. Sie zählte die Schritte und auf jeder Stelle, wo auf dem wirklichen Kreuzweg etwas Besonderes geschehen war, setzte sie einen Stein in den Boden und schrieb mit einem Griffel darauf, was sich hier ereignet hatte. Sodann legte sie um den Stein herum ein Blumengärtchen an und umhegte es mit einem Zaun.

 

Von dieser Zeit an ging Maria diesen Weg, so oft das liebende Herz es ihr eingab, in stiller Betrachtung, und sie trug dabei jenes Kleid, das sie auf dem wirklichen Kreuzweg getragen hatte, und das sie nie zur Arbeit, sondern nur für diese Andacht verwendete. Das Kleid bestand, wie Anna Katharina berichtet, zunächst aus einem Oberkleid, das um die Mitte des Leibes gegürtet war und in Falten bis zu den Füßen hinabging. Die Haare waren in einer gelblichen Mütze verborgen, die auf die Stirn hinabreichte und darüber lag ein schwarzer Schleier von weichem Stoff, der auch die Hälfte des Rückens bedeckte.

 

Von Interesse ist auch, was Anna Katharina über das Aussehen der heiligen Mutter in jener Zeit sagte. „Obwohl Maria“, so erzählt Anna Katharina, „damals schon sehr bei Jahren war, lag in ihren Zügen kein anderer Ausdruck des Alterns als der einer großen Sehnsucht. Sie war mager, aber trug keine Runzeln oder sonst ein Zeichen der Verwelkung an sich und je älter sie wurde, desto weißer und durchsichtiger erschien ihr Angesicht.“

 

Der ersten Nachahmung des wirklichen Kreuzweges in Jerusalem folgten im Lauf der Jahrhunderte Millionen und Millionen andere und zurzeit gibt es keine katholische Gemeinde, ja fast keine katholische Kirche, in der nicht diese zartfromme Einrichtung zu finden ist. Lieben auch wir den Kreuzweg mit seinen Stationen, aber ebenso sehr auch die Andacht, die sich an den Kreuzweg knüpft. Denn es gibt kaum eine religiöse Übung, die so sehr geeignet ist, das Herz zu veredeln und uns mit Gnaden-Schätzen zu bereichern, wie die Andacht, die unter dem Namen Kreuzwegandacht allen katholischen Christen bekannt ist. Aber auch ein besseres Vorbild für diese Übung fänden wir nicht, als die Mutter des Erlösers selbst, die einst in Jerusalem den wirklichen und in Ephesus den nachgeahmten Kreuzweg ging, beiderorts aber mit einer Teilnahme und Andacht, deren nur ein Herz wie das ihrige fähig war. 

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8. Kraft der heiligen Sakramente

       

Kaum hatte der heilige Bischof Erhard das Taufwasser über das Haupt der blindgeborenen Herzogstochter ausgegossen, so erhielt sie nicht nur das Licht des Glaubens, sondern auch das Licht der Augen, das sie von ihrer Geburt an entbehrt hatte. Diese Heilung war ein außerordentliches Wunder der göttlichen Gnade, das ohne Zweifel manchen die Augen öffnete, die noch an der Wahrheit des christlichen Glaubens zweifelten oder die Wirkungen der heiligen Sakramente gering schätzten. Und doch enthalten und geben die Sakramente jederzeit eine überirdische, göttliche Kraft.

Als Jesus einst einen Blindgeborenen heilte, strich er seinen Speichel mit Erde vermischt, auf dessen Augen und sprach zu ihm: „Geh hin und wasche dich im Teich Siloe! Da ging er hin, wusch sich und wurde sehend.“ (Joh 9,4-7) Erkennen wir daraus die verborgene Kraft der Sakramente und die Notwendigkeit unserer Mitwirkung.

 

1. Durch ein bloßes Wort, ja durch seinen Willen allein konnte Jesus den Blindgeborenen heilen, wie er es oft in seiner Allmacht tat. Gewiss hatte auch die Erde, mit der er die Augen des Blinden bestrich, keine natürliche Heilkraft. Die Handlung Jesu sollte ein Sinnbild sein, an dem er die Gnade der Genesung knüpfen wollte. So konnte auch das Waschen des Blindgeborenen im Teich Siloe an sich das Augenlicht nicht verschaffen, aber dieser Teich war ein Vorbild jener heilsamen Bäder der Reinigung von Sünden, die Christus in seiner Kirche einsetzte. Christus wollte seine Gnaden an sichtbare Zeichen knüpfen, um dem Empfänger über den Zeitpunkt der Gnadenwirkung Sicherheit zu geben. Deshalb werden alle Sakramente unter äußeren Zeichen erteilt. Besonders hat Jesus das Wasser durch seine Berührung geheiligt, da er sich im Jordan taufen ließ, um dadurch dieses Element zum sichtbaren Zeichen des ersten Sakramentes einzuweihen, das die Tür zu allen Gnadenmitteln ist. O wie schön entspricht diese Anordnung dem Doppelwesen des Menschen, dass er vom Sinnlichen zum Übersinnlichen, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren aufsteige. Wie innig sollen wir Gott danken für so viele äußere Gebräuche und Zeremonien der Kirche, die uns eine heilige Leiter sind, auf der wir uns zu Gott erheben und die unter unscheinbarer Hülle große Schätze bergen. Was ist einfacher, als Wasser? Wird es aber im Namen des dreieinigen Gottes über den Täufling ausgegossen, so wird in diesem Augenblick die Seele unsichtbar gereinigt von jeder Makel, und der Heilige Geist vollbringt zur selben Zeit die Feuertaufe, die die Liebe ins Herz ergießt. O wunderbare Kraft der Sakramente, deren geheimnisvolle Hülle so große Gnadenschätze birgt und spendet.

 

2. Soll aber die Anwendung jener geheiligten Gnadenzeichen jene Wirkung in der Seele hervorbringen, zu der sie bestimmt sind, so muss der Mensch mit Glauben und gutem Willen entgegenkommen. Mit welch freudiger Bereitwilligkeit nahm die blinde Herzogstochter Othilia die Lehre des Glaubens an. Wie gern horchte sie der Rede des heiligen Bischofs Erhard. Mit welchen Andachts- und Bußübungen bereitete sie sich auf die Gnade der heiligen Taufe vor. Gleich den Blindgeborenen im Evangelium tat sie ohne Widerrede alles, was ihr der Herr durch seinen Diener auftrug. Sie gehorchte ohne zu ahnen, welch außerordentliche Gnadengabe ihr Gott zugedacht hatte. Ihr Glaube, ihr Vertrauen, ihr Gehorsam wurde herrlich belohnt. Mit dem Licht des Glaubens empfing sie das lang entbehrte Licht der Augen, um die Herrlichkeiten dieser Welt zu sehen, aber auch jenes höhere Licht, das sie die irdischen Freuden und Genüsse verachten ließ, um nach höheren zu trachten, das ihr auf dem rechten Weg zum Himmel vorleuchtete und in dem sie ewig wohnen wollte. – O Licht der Welt, das jeden Menschen erleuchtet, erleuchte mich, wie jene Blinde. Lass mich nicht in der Finsternis und in den Todesschatten der Sünde und des Irrtums schmachten, sondern auf dem Weg des Glaubens und Gehorsams gehen; denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Amen.

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9. Kirchweihfest

       

Ich weiß ein Haus, dort wandeln auf und nieder

Die Seligen um Gottes Hochaltar,

Dort taut dem Flehn der andachtsvollen Lieder

Gewährung, gnadenreich und wunderbar;

Zerrissen liegen bald die Leidensketten,

Aus ihren Trümmern sprießt der Hoffnung Grün,

Und auf zum Licht kann sich die Seele retten,

Wo ihr des Strebens goldne Kronen blühn.

Und fragst du nach dem Wallfahrtsort mich aus:

Des Himmels Vorhof ist das Gotteshaus!

 

Wie der Christ seinen Namenstag feiert, jenen denkwürdigen Tag, da er sich in der Taufe unter den besonderen Schutz eines Heiligen stellte, so feiert jede Kirche alljährlich den Tag ihrer Weihe, da sie zu Ehren eines Heiligen oder eines heiligen Geheimnisses für den Gottesdienst gesegnet und geweiht worden ist. Wie aber die Kirche jedes Jahr das Allerheiligenfest begeht, so gibt es auch einen Tag, an dem alle Gotteshäuser mitsammen gleichsam ihren Tauftag feiern, das ist das Kirchweihfest. Weit zurück reicht dieser fromme Brauch. Das erste Beispiel des Andenkens an die Kirchweihe finden wir im vierten Jahrhundert. Kaiser Konstantin erbaute im dreißigsten Jahr seiner Regierung die Martyrerkirche zu Jerusalem. Von dieser Kirche wurde alljährlich am 14. September der Gedenktag der feierlichen Einweihung begangen. Dieses Kirchweihfest zu Jerusalem wurde das Vorbild aller Kirchweihfeste bei den Christen im Morgen- und Abendland.

Mit der Zeit verlor sich der freudig-religiöse Geist dieser Erinnerungsfeier; es kamen Jahrmärkte (Kirchmessen) mit allerhand Volksbelustigungen dazu. Deshalb legte man zuerst sämtliche Kirchweihfeste einer Diözese, später ganze Sprengel und Länder auf einen Tag zusammen. Eine wahrhaft erhabene Idee liegt diesem Kirchweihtag zugrunde. Alle Kirchen begehen ihren Namenstag: der imposante herrliche Dom in der Bischofsstadt, die altehrwürdige Abteikirche auf grünem Plan, das prunkvolle Münster, die schmucke Dorfkirche, die verwitterte, grünumsponnene Waldkapelle. Sie alle läuten es froh hinaus über Berg und Tal: Heute begehen wir den Gedächtnistag unserer Weihe, heute sind wir für den höchsten Dienst bestimmt worden, zur Verherrlichung Gottes und zur übernatürlichen Beseligung der Menschen.

 

Will Gott Kirchen haben? Es ist eine beliebte Redensart unserer modernen Freigeister, aber auch der Christen, die eher selten in eine Kirche gehen, dass man Gott überall anbeten könne. Ringsum in seiner schönen Welt umweht uns sein Geist, in den Stürmen umrauschen uns seiner Allmacht Flügel, im Sonnenschein erwärmt uns seine Gunst. Diejenigen sind die eigentlich großherzigen, weitblickenden Menschen und die echten Gottesverehrer, die im andächtigen Waldesdunkel mit ihrem Schöpfer geheimnisvolle Zwiesprache halten, die auf lichten Höhen, dem Himmel nahe, ihre Psalmen singen; auf den Bergen hält die Gottheit Schule. Wie beschränkt seien aber jene, die da glaubten, der Allmächtige schlage seinen Thron in einer armen Landkirche auf, und dort könne man am besten beten.

 

Gewiss! Überall kann man beten, überall kann man Gott verehren. Aber Gott selber will bestimmte Kultstätten, will Gotteshäuser und Heiligtümer. Und dieser Wille allein ist ausschlaggebend.

 

Schon im Alten Bund befahl Gott dem Mose, das heilige Zelt zu bauen, später ließ er sich den heiligen Tempel auf dem Berg Sion errichten. Was aber im Alten Bund nur Vorahnung, Schatten und Nacht war, ist im messianischen Reich Wirklichkeit, Licht und Tag geworden. Der zwölfjährige Jesus nennt den Tempel von Jerusalem das Haus seines himmlischen Vaters. Wieviel mehr sind es die katholischen Gotteshäuser, in denen „vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang dem Allerhöchsten ein reines Speiseopfer dargebracht wird“ (Mal 1,11), in denen der „Gefangene der Liebe“ Tag und Nacht wohnt.

 

Ja, Gott will eigene Kultstätten, und die Kirche weiht sie in feierlichster Weise ein, weil sie für den höchsten Dienst bestimmt sind. In der heiligsten Eucharistie als Opfer und Sakrament geht der Kirche Puls- und Herzschlag.

 

Voll tiefen Sinnes sind die Zeremonien der Kirchweihe. Zuerst wirft sich der Bischof vor dem Haupttor auf sein Angesicht nieder; indessen wird die Allerheiligenlitanei gebetet. Hierauf segnet der Bischof Wasser und besprengt sich damit, alle Umstehenden und die Kirchenwände. Nun klopft er dreimal an die Tür, aber sie öffnet sich nicht; erst nachdem er mit dem Bischofsstab das Zeichen des Kreuzes auf das Tor gemacht hat, gehen ihre Flügel auseinander.

 

In der Kirche brennen an den Wänden entlang die zwölf Apostelkerzen. Wenn der Bischof in die Mitte kommt, wirft er sich auf den Boden, erhebt sich und segnet die Kirche. Dann schreibt er auf den mit Asche bestreuten Boden in Form eines Kreuzes das lateinische und griechische Alphabet. In lateinischer und griechischer Sprache war ja einst der erste christliche Gottesdienst gefeiert worden. Nun werden Boden und Wände mit Weihwasser besprengt und die Haupttür der Kirche und die Wände mit Chrisam gesalbt. Dabei wird ein längeres Gebet verrichtet, dessen Anfang lautet: „Obschon wir den allgegenwärtigen Gott überall im Geist und in der Wahrheit anbeten können, so wolle er sich doch in diesem Haus unsere Versammlung besonders gefallen lassen . . .“

 

In ähnlicher Weise vollzieht sich die Weihe des Altars. Seine Ecken werden vom Bischof mit dem Zeichen des Kreuzes versehen, dann wird der Altar von allen Seiten mit Weihwasser besprengt und der Rest am Fuß ausgeschüttet. In der Mitte werden in eine bereitstehende Öffnung Reliquien eines Heiligen gelegt und sie dann mit einer Steinplatte verschlossen. In die steinerne Altarplatte sind fünf Kreuze eingemeißelt; diese salbt der Bischof mit Chrisam, belegt sie mit Weihrauchkörnern und kleinen, aus Wachs geformten Kreuzchen und zündet sie an. Während fünf Flammen süßduftig in blauen Wölkchen aufwärts ziehen, betet der Bischof: „Heiliger, ewiger Vater! Blick herab auf das Brandopfer dieses Altars, das nicht mit sichtbarem Feuer, sondern mit dem Gnadenfeuer des Heiligen Geistes dir zum Wohlgeruch dargebracht wird, damit allen, die von diesem Altar die heilige Eucharistie genießen, diese eine Arznei werde für das ewige Leben.“

 

Nun feiert der Bischof selber in der neugeweihten Kirche das erste heilige Opfer.

 

Der ungemein feierlichen, tiefsinnigen und eindrucksvollen Weihe einer Kirche entspricht auch ihre hohe Würde. Die Kirche ist unsere Heimat für das übernatürliche Leben. So sollen wir dankerfüllten Herzens jedes Jahr das Kirchweihfest begehen und uns immer wieder des einen Notwendigen erinnern und im ganzen Jahr von diesem Gedanken tragen lassen, des einen Notwendigen, unserer Ewigkeitsbestimmung. 

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10. Kunst, gut zu sterben

       

Das Leben der Heiligen war oftmals eine beständige Vorbereitung auf einen seligen Tod. Darum schälten sie mehr und mehr ihre Seelen los von den irdischen Dingen, schmückten sie mit einem Kranz von Tugenden und manche von ihnen gingen sogar voll Mut und Gottvertrauen dem Martertod entgegen. Lerne von ihnen die Kunst, gut zu sterben.

 

1. Willst du gut sterben, so denke oft an die letzten Dinge, an Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Du musst einen gefährlichen Weg gehen, wo viele Feinde dir auflauern, wo die bösen Gelüste dich auf Abwege verlocken. Lass dich nicht betören, sondern denke an das Ende, denke an die Rechenschaft. Darum haben einsichtsvolle Menschen oft an den Tod gedacht. Der heilige Bischof Johannes, der Almosengeber, ließ sich noch bei Lebzeiten eine Gruft graben, um täglich an den Tod erinnert zu werden. Kaiser Karl V. nahm auf allen seinen Reisen seinen Sarg mit sich und pflegte zu sagen, der Tod sei ihm unter allen das Liebste. Kaiser Maximilian I. sprach beim Anblick seines Sarges zu sich selbst: „Max, denke an den Tod! Was machst du dich breit und blähst dich auf? Dich, der über so viele Königreiche gebietet, wird hier das enge Bretterhaus umschließen.“ Besuche oft die Gräber, wohne den Beerdigungen bei, und gedenke, dass du Staub und Asche bist.

 

2. Waffne dich durch zeitigen Empfang der heiligen Sterbesakramente. Lege eine reumütige und vollständige Beichte ab und begnüge dich nicht mit geringen Bußwerken. Der heilige Augustinus ließ in der Voraussicht seines Todes die Bußpsalmen mit großen Buchstaben an die Wände seines Zimmers schreiben, um sie beständig lesen zu können. Er vergoss dabei reichliche Tränen und sagte, es solle niemand, wäre er auch noch so vollkommen, ohne Buße aus der Welt gehen. Der heilige Martinus wollte auf Asche liegend und mit einem Bußgürtel angetan sterben. Der heilige Franciscus wünschte, im Tod auf den harten Fußboden gelegt zu werden. Haben Menschen von so großer Heiligkeit sich harte Bußübungen auferlegt, was wirst du tun? – Die Kirche reicht dem Sterbenden die letzte Wegzehrung. Mit dem Brot der Starken erquickt, mit dem hochzeitlichen Kleid angetan, geht der Sterbende seinem himmlischen Bräutigam mutig entgegen und hofft um der Verdienste Christi willen ein gnädiges Gericht. – Die Krankensalbung tröstet und stärkt wider die Schauer des Todes und die Niedergeschlagenheit des Gemütes. Der Kranke säume nicht mit dem Empfang der heiligen Sterbesakramente, damit er nicht der Früchte der heiligen Sakramente verlustig gehe.

 

3. Wer gut sterben will, schmücke sich mit einem Kranz der Tugenden. Am Kreuz hat unser Erlöser den Tod besiegt. Richte deshalb oft dein Auge zum Kreuz und presse das Kreuz noch an deine erkaltenden Lippen, so wirst du Starkmut und Gottvertrauen gewinnen. Wiederhole oft die heiligen Namen Jesus und Maria und sprich mit dem heiligen Fulgentius: „Gib mir, o Herr, hier Geduld und dort Verzeihung.“ Gib deine Seele in Gottes Hand mit den Worten Jesu: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ – Richte dir mit guten Werken ein Ruheplätzchen im Himmel zurecht. Bringe dich und alles, was dein ist, dem Herrn zum Opfer: deine zeitlichen Güter durch Almosen und Entsagung, deinen Leib durch Geduld in Schmerzen, deine Seele durch Gehorsam und Opferfreudigkeit. Sehne dich mit dem Apostel, aufgenommen zu werden und bei Christus zu sein.

 

Lerne frühzeitig die Kunst, gut zu sterben. Benutze jeden Tag deines Lebens, um dich auf ein seliges Ende gut vorzubereiten. Betrachte oft die letzten Dinge, ordne beizeiten deine irdischen Angelegenheiten, empfange öfter die heiligen Sakramente, so wird dich der Tod nicht unvorbereitet überraschen. Amen.

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11. Kommunismus

       

Schon in den apostolischen Zeiten verzichteten die Christen auf ihr Eigentum und hatten alles gemeinschaftlich, „sie waren ein Herz und eine Seele“. So haben durch alle christlichen Jahrhunderte edle, nach Vollkommenheit strebende Frauen und Männer, Jungfrauen und Jünglinge aus Liebe zu Gott auf ihr Eigentum verzichtet, ihren Willen dem Vorgesetzten untergeordnet, und in jungfräulicher Keuschheit ein Leben der Engel geführt. Das war ein Kommunismus in des Wortes edelster Bedeutung. Aber in neuerer Zeit hat sich eine Karikatur jenes echt christlichen Kommunismus ausgebildet, die mit der Religion nichts mehr zu schaffen hat, vielmehr auf den Sturz von Kirche und Staat hinarbeitet und allen Glauben und alle Sitte über Bord wirft. Sehen wir uns einmal die Lehren und Taten des Kommunismus an.

 

1. Die höchst verderbliche Lehre des Kommunismus verwirft alle religiösen und bürgerlichen Gesetze. Nach ihm ist „Eigentum Diebstahl“. Es soll eine allgemeine Gütergemeinschaft herrschen. Was einer an Glücksgütern besitzt, durch Arbeit oder Sparsamkeit verdient, soll abgeliefert werden, damit es den Nichtbesitzern zugutekommt. Muss durch eine solche Lehre nicht alle Ordnung auf den Kopf gestellt werden? Wird daraus nicht eine allgemeine Verarmung entstehen? Wenn dem einzelnen aus der allgemeinen Vorratskammer sein Lebensunterhalt täglich verabreicht wird, muss die Arbeitslust schwinden, und keiner wird mehr arbeiten wollen, wenn ihn nicht die Peitsche des Aufsehers dazu zwingt. Diebstahl, Raub und allerlei Verbrechen werden alle Ordnung umkehren. – Der Kommunismus will aber nicht nur Güter- und Arbeitsgemeinschaft, er will auch die sogenannte „freie Liebe“ und verlangt die Aufhebung der Ehe. Dadurch zerstört er die Familie, die Grundlage der menschlichen Gesellschaft und die erste Bedingung der Sittlichkeit und Religion. Die Kinder sollen auf allgemeine Kosten und in öffentlichen Einrichtungen erzogen, ihren Eltern weggenommen und ohne Religion nur so weit unterrichtet werden, als man sie zur Arbeit und zur Verteidigung des Vaterlandes notwendig hat. Nach dieser Lehre wird die menschliche Gesellschaft zu einer Herde wilder Tiere herabgewürdigt, alle Kultur und die Sitten vernichtet und die Barbarei des Heidentums wäre golden gegen diese Unmenschen, denn unter den Heiden wurde doch die Heiligkeit des Familienlebens anerkannt. In unseren Großstädten wird diese kommunistische Lehre schon vielfach befolgt. Das Tier hat mehr Mitleid mit seinen Jungen, als diese Kannibalen, die nicht einmal für ihre eigenen Kinder Sorge tragen, sondern sie ihrem Schicksal überlassen. – Die dritte Hauptlehre des Kommunismus ist: alle Religion muss ausgerottet werden. Von Gott, Ewigkeit, Himmel und Hölle, Unsterblichkeit der Seele, wollen sie nichts wissen. Das irdische Leben möglichst auszunutzen, sich allen Genüssen und Lüsten überlassen, ist ihre einzige Seligkeit. Mit dem Tod ist ja nach ihrer Meinung alles aus.

 

2. Der Kommunismus, der seine Anhänger besonders unter den Gottesleugnern, den geheimen Gesellschaften und den sittlich verkommenen Menschen rekrutiert, erzeugt furchtbare Taten, wie die Pariser Kommune im Jahr 1871 gezeigt hat. Die Kommunisten schändeten die Gotteshäuser durch viehische Unzucht und Bacchanalien, ermordeten Priester und Bischöfe, opferten die Frauen und Mädchen ihren schändlichen Gelüsten, schlugen friedliche Bürger nieder, zerstörten die Werke der Kunst und Wissenschaft mit Feuer und Eisen, und würden, wenn es in ihrer Macht gestanden hätte, die Stadt dem Erdboden gleich gemacht haben. Das sind die Heldentaten des Kommunismus. Und diese teuflischen Werke geschahen nicht etwa in augenblicklicher Raserei, sondern mit aller Überlegung. Das beweisen die Statuten und Zeitschriften des Kommunismus. So erließ das Komitee in London ein Rundschreiben, worin es wörtlich heißt: „Wir befehlen allen Mitgliedern aller Länder, das Feuer des Hasses und der Rache zu schüren, das wir gegen die Religion, gegen die Obrigkeit, die Reichen und die Bürger angezündet haben. Wir ergreifen die Gelegenheit, um euch zu sagen, dass die Besänftigung weder in unserem Herzen noch in unserem Geist vorhanden ist, und dass unsere sozialistischen Ideen von Tag zu Tag vom Proletariat der ganzen Welt besser gewürdigt werden. Bald werden wir unsere Hilfe suchen in heftigen und schrecklichen Losbrüchen, die dazu dienen sollen, dem bestehenden sozialen System den Garaus zu machen, und wenn es nötig ist, mit der Hacke und dem Gewehr alles abzutun, was heute noch in der bürgerlichen und religiösen Ordnung aufrecht steht.“ Diese beklagenswerten Grundsätze finden von Jahr zu Jahr weitere Verbreitung, wie die politischen Wahlen und andere statistische Nachrichten in erschreckenden Zahlen beweisen. – Vor dem drohenden Ausbruch des Kommunismus schützten und schützen nicht Bajonette und Strafgesetze. Das Christentum allein mit seinen versöhnlichen Lehren und göttlichen Gnadenmitteln kann die furchtbare Katastrophe abwenden, die auf den Trümmern aller bestehenden Ordnung in Kirche und Staat die blutrote Fahne der Gottlosigkeit und Barbarei aufzupflanzen droht. Gott behüte uns vor dem Kommunismus.

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12. Kampf der Hölle gegen die Kirche

       

Wie viele Kämpfe hatten heilige Frauen und Männer um Christi willen zu ertragen, wie viele Leiden und Verfolgungen von den Heiden zu erdulden. Aber sie konnten sagen: „Der Diener ist nicht mehr, als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.“ Das Reich der Finsternis hat zu allen Zeiten das Licht der Wahrheit zu verdrängen gesucht und führt noch fortwährend einen unversöhnlichen Krieg mit der Kirche. Dieser Kampf der Hölle gegen die Kirche ist ein langwieriger, ein furchtbarer und ohnmächtiger Kampf.

 

1. Der Kampf der Hölle gegen die Kirche ist ein langwieriger Kampf, denn er begann mit dem Sündenfall unserer Stammeltern und wird sich fortsetzen bis zum Ende der Zeiten. Mit glühendem Hass verfolgte die Hölle in ihren Werkzeugen die junge Kirche und suchte sie im Blut zu ersticken. Drei Jahrhunderte lang flossen Ströme von Christenblut. Auch in den folgenden Jahrhunderten ruhte der Kampf nicht. Ging auch zuweilen die Friedenssonne über dem Haus des Herrn auf, so brach der Sturm bald umso wütender los. In unseren Tagen haben wir mitten im Feuer der Drangsale gestanden, und das Andenken an diese Bedrängnisse wird nicht so bald in uns ersterben. Auch in den kommenden Tagen wird der Kampf fortdauern, bis der Antichrist aus dem Abgrund steigt, um den letzten entscheidenden Krieg zu führen. Dann, wenn die Kirche ihre Mission auf Erden erfüllt hat und in die Herrlichkeit der Himmel eingeht, gekrönt mit unsterblichem Lorbeer, wird der Teufel mit seinen Legionen in den ewigen Feuerpfuhl verschlossen, die Gerechten aber werden frohlocken in ewigen Freuden.

 

2. Der Kampf der Hölle gegen die Kirche ist ein furchtbarer, denn er wird geführt mit allen Waffen. Die Hölle und ihre Helfershelfer überschütten die Braut Christi mit Hohn, machen ihre Einrichtungen, ihre Gnadenmittel, ihre Priester lächerlich. Denkt nur daran, welches Gift aus der Flut von kirchenfeindlichen Büchern, Zeitschriften, Filmen und Fernsehsendungen weht! Geleugnet wird das Evangelium, ihre göttliche Einsetzung, ihre segensreiche Wirksamkeit. Nichts ist so schändlich, was nicht der Kirche ins Angesicht geschleudert wird. Wie haben die Irrlehrer die Lehre und Einrichtung der Kirche bekämpft! Kaum ein Jahrhundert ist verflossen, wo nicht neue Irrlehren auftauchten und die Kirche bis aufs Blut befehdeten. Selbst in neuerer Zeit floss das Märtyrerblut von zahllosen Christen in Anam und Siam, heute wieder in Syrien, im Irak, im Iran und in afrikanischen Ländern. Und mit welchem Ingrimm kämpft die Hölle! Menschen konnten unmöglich solche grausame Martern erfinden, wie sie gegen die Christen angewendet wurden und werden. Und gibt es nicht auch heute bei uns Menschen, die mit teuflischem Hass gegen die Kirche eifern?

 

3. Der Kampf der Hölle gegen die Kirche dauert lange und entbrennt heftig, dennoch ist er ohnmächtig. Fallen auch zur Zeit der Verfolgungen und Irrlehren manche von Christus ab, so endet doch der Kampf siegreich, denn der allmächtige und allgetreue Gott hat versichert: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Wie oft frohlockte die Hölle: „Es ist aus mit der Kirche!“ Wie oft war sie aufs äußerste bedrängt, aber jedes Mal mussten ihre Feinde beschämt zurückweichen. Glorreich ist der Kampf der Kirche, denn gerade in den Kämpfen und Leiden bewähren sich die Tugenden ihrer Kinder, blühen die schönsten Marterkränze, erprobt sich am schönsten die Treue. Die Verfolgung der Kirche und ihrer Diener führt nur zur weiteren Verbreitung der Wahrheit.

 

Nehmen wir darum keinen Anstoß, wenn wir die Kirche auch in unserer Zeit vielfach verfolgt und bestürmt sehen, denn der göttliche Heiland hat es vorausgesagt. Warten wir ruhig den Ausgang ab und wir werden sehen, dass die Wahrheit und das Recht endlich siegen. Beten wir recht oft und viel und eindringlich, dass Gott die Tage der Prüfung seiner Braut abkürzen möge. Zeigen wir uns alle als wackere Töchter und Söhne der Kirche, streiten wir für sie mit Wort und Tat, fördern wir ihre Ehre nach Kräften, so werden auch wir einst am Triumphzug der Kirche teilnehmen. Amen. 

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13. Kirchenschmuck

       

Können sich nur wenige Kirchen solcher reicher Schätze rühmen, wie wir sie in den Kathedralen und Basiliken und großen Wallfahrtskirchen bewundern können, so versucht doch die kleinste Dorfkirche sich möglichst schön zu schmücken, damit sie als würdige Wohnung des höchsten Herrn erscheine. Mit Recht, denn der Kirchenschmuck ehrt Gott und erbaut den Menschen.

 

1. Der christliche Tempel ist ein Abbild des himmlischen Jerusalems. Auf unseren Altären thront Jesus Christus in Brotsgestalt wirklich, wahrhaft und wesentlich, umgeben von unsichtbaren Engeln, angebetet vom gläubigen Volk. Darum soll das Gotteshaus jede menschliche Wohnung an Schönheit überragen, darum prangt das Innere in festlichem Schmuck und erbaulichen Bildern, darum schimmert der Altar im Glanz der Kerzen und die goldene Monstranz birgt den anbetungswürdigen Gottmenschen, darum steigen duftende Weihrauchwolken zum Himmel empor und die Lobgesänge der Gläubigen preisen unter den feierlichen Klängen der Orgel den Gott der ewigen Güte. Wenn einst Salomo zur Ehre Gottes auf Sion den prachtvollen Tempel baute, der als ein Wunder der Welt galt und im Glanz der edelsten Metalle strahlte, um wieviel mehr verdienen unsere Kirchen des prächtigsten Schmuckes, denn jener Tempel barg im Allerheiligsten nur die Bundeslade mit den Gesetzestafeln des Mose, mit der Rute Aarons und einem Maß Mannakörner, aber in unseren Gotteshäusern wohnt Christus selbst, der göttliche Gesetzgeber des Neuen Bundes, das wahre himmlische Manna zur Erquickung unserer Seelen. Christus ließ es zu, dass Maria Magdalena ihm mit kostbaren Nardenöl die Füße salbte und er tadelte den geizigen Judas, der diesen Beweis des Glaubens, der Liebe und Verehrung für Verschwendung erachtete. Er nahm bei seinem feierlichen Einzug in Jerusalem die Huldigungen und Loblieder des Volkes entgegen. Muss es ihm nicht Freude bereiten, wenn die Christgläubigen seine Wohnung schmücken, das Geheimnis seiner Liebe möglichst würdig feiern und ihn als den König des Himmels und der Erde ehren und preisen? In dieser Überzeugung und in diesem Glauben opferten zu allen Zeiten gottbegeisterte Männer und Frauen einen großen Teil ihres Vermögens, ihre liebsten Kostbarkeiten, für diesen erhabenen Zweck sollen auch wir bereitwillig unsere Gaben darbringen.

 

2. Wie der Kirchenschmuck Gott ehrt, so erbaut er auch den Menschen. Wie mächtig fühlt sich die Seele erhoben, wenn sie in ein prachtvolles Gotteshaus tritt. Mit den schlanken Säulen und den starken Pfeilern steigt das erregte Gemüt himmelan, die Bilder und Reliquien der Heiligen mahnen zu einem lebendigen Glauben, zu freudiger Liebe und starkmütiger Opferwilligkeit, der Altar erinnert an Golgatha und lässt das große Sühnopfer für die Schuld der Menschheit von neuem an dem betrachtenden Geist vorüberziehen, die flammenden Kerzen, die sich in sich selbst verzehren, scheinen zu mahnen: „Suche, was droben ist, nicht, was auf Erden ist!“ Die Blumen auf dem Altar wollen uns andeuten, den Wohlgeruch der Tugenden zu verbreiten, mit den Weihrauchwolken schwebt unser Geist zum Thron des Lammes, den die 24 Ältesten umgeben, angetan mit weißen Kleidern und goldene Kronen auf ihren Häuptern. Lebhaft versenken wir uns in das Geheimnis der göttlichen Liebe, das sich immer wieder auf dem Altar erneuert, und wir fühlen uns zur innigsten Gegenliebe angeregt. Der äußere Kultus will und soll die innere Gottesverehrung befördern. Die schöne Kirche mahnt uns: „Euer Herz sei ein lebendiger Altar, reich an Verdiensten und guten Werken.“ Kelch und Monstranz lehren uns, dass ein reines, goldenes Herz die liebste Wohnstätte Jesu Christi ist. Die Weihrauchwolken deuten uns an: „Werdet in Tugenden ein lieblicher Wohlgeruch vor dem Herrn und erhebt euch von der sündigen Erde zur Herrlichkeit des Himmels!“ Schmücken wir so den Tempel Gottes außer uns und in uns, damit wir einst triumphierend in das himmlische Jerusalem einziehen. Amen. 

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14. Katholische Kirche

 

Die katholische Kirche - ein prächtiger Baum

 

Der göttliche Heiland vergleicht seine Kirche mit einem Senfkörnlein, „das zu einem Baum wird, dass die Vögel des Himmels in seinen Zweigen wohnen“. In der Tat hat seine Kirche einen unscheinbaren Anfang gehabt, aber sie ist zu einem Baum herangewachsen, der seine Äste über den ganzen Erdkreis ausdehnt. Christus selbst hat diesen Baum gepflanzt, die Apostel und Märtyrer haben ihn mit ihrem Blut gedüngt, die Missionare und Bekenner haben ihn wie gute Gärtner gepflegt und für sein Wachstum eifrig gesorgt, so dass er weiter und weiter seine Zweige hinausstreckte. Zu diesen treuen Gärtnern dürfen wir alle Heiligen hinzuzählen. Sehen wir uns einmal den prächtigen Baum der katholischen Kirche an.

 

Wenn wir vor einer Rieseneiche stehen, dann bewundern wir den mächtigen Stamm, die weit ausgedehnten Äste, die hohe Krone, den Reichtum seines Laubwerks und seine reiche Frucht, und staunen, wie aus einem kleinen Kern ein so prachtvoller Baum hervorsprossen konnte. Aber noch weit majestätischer erscheint der zweitausendjährige Baum der katholischen Kirche. Nichts in der Welt kann mit ihrer Kraft und Schönheit, ihrem Wachstum und ihrer Fruchtbarkeit verglichen werden. – Welch einen geringen Anfang nahm die Kirche Jesu Christi. Seht hin auf den Stall zu Bethlehem. In einer armen Krippe liegt der Stifter unserer Kirche. Wer hätte damals ahnen können, dass dieses hilflose Kind Millionen Gläubige beherrschen wird? Seht auf den Kalvarienberg. Am Pfahl der Schande stirbt der Stifter unserer Kirche. War es glaubhaft, dass er vom Kreuz herab alle Herzen an sich ziehen werde? Seht in dem Saal zu Jerusalem auf die zitternde Jüngerschar. Wer hätte denken sollen, dass diese wenigen und unangesehenen Männer das Heidentum mit all seiner Macht und Weisheit überwinden würden? Und doch ist es geschehen. Das Kreuz hat die Welt besiegt.

 

Wunderbar ist das Wachstum der Kirche Jesu. Kein Reich kann sich mit ihr messen. Sie zählt gegenwärtig 1,214 Milliarden Mitglieder (Mai 2013) und steigt damit schneller als die Weltbevölkerung. Sie breitet sich von Jahr zu Jahr weiter über den Erdkreis aus. Wo gibt es noch ein Land, wo nicht katholische Missionare das Evangelium verkündet haben? Gegenwärtig zählt die Kirche (2013) 413.418 Priester und 5.132 Bischöfe.

 

Wunderbar ist das Alter unserer heiligen Kirche. Wo hat je ein irdisches Reich, eine staatliche Verfassung so lange bestanden? Im Lauf von zwei Jahrtausenden sah unsere Kirche viele Reiche aufblühen und zerfallen, Herrscherfamilien glänzen und sterben. Während die irdischen Throne stürzten, steht der Stuhl Petri unerschütterlich trotz allen Kämpfen und Verfolgungen seitens zahlloser Feinde. Wäre die katholische Kirche kein göttliches Werk, sie wäre längst untergegangen. Aber wer vermag ein Gotteswerk umzustoßen? Wer macht die ewige Verheißung zu schanden? „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ Der Kirche wohnt eine unverwüstliche Lebenskraft inne, so dass sie nicht altert und abnimmt. Gott selbst hat diesen Baum gepflanzt und verjüngt ihn mit seinem Licht und Himmelstau. Wenn Stürme darüber herbrausen, so fallen höchstens einige dürre Blätter und Zweige ab, aber frische Sprossen ersetzen, was im Wind verflog. Mehr und mehr breitet dieser Gottesbaum seine Äste über alle Lande und ragt mit seiner Krone in den Himmel hinein. Wohl dem, der im Schatten dieses Baumes ruht!

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15. Kalender

       

Hätte ein strenger Staatsanwalt Philipp II. von Spanien gefragt, wo er sich am 5. Oktober 1582 aufhielt, wäre der König wohl um eine Antwort verlegen gewesen, denn in Spanien gab es diesen Tag nie. Die heilige Theresia von Avila, die am 4. Oktober des gleichen Jahres starb und am Tag nach ihrem Tod beerdigt wurde, ist trotzdem erst am 15. Oktober beerdigt worden. Das kam daher, weil Papst Gregor XIII. den Kalender änderte, um ihn mit dem Sonnenstand in Einklang zu bringen. Dies sind nur zwei Merkwürdigkeiten aus der Geschichte des uns so alltäglich erscheinenden Kalenders, den wir an Neujahr gedankenlos an die Wand unseres Zimmers hängen.

 

Haben Sie sich je gefragt, warum wir uns mit allen möglichen Mitteln merken müssen, welche Monate 30 und welche 31 Tage haben? Julius Cäsar, der den Vorläufer unseres modernen Kalenders schuf, tat sein Bestes, um die Sache so einfach wie möglich zu machen. Er gab allen Monaten mit ungeraden Zahlen 31 Tage und denen mit geraden Zahlen 30, natürlich mit Ausnahme des Februar, dem er nur 29 Tage zuwies. Das war alles schön und recht, aber Cäsars Nachfolger, Kaiser Augustus, fand, dass der Monat August, dem er seinen Namen gegeben hatte, nur 30 Tage hatte, während der Juli, der Monat des Julius Cäsar, 31 hatte! Da er sich hierdurch in seinem Stolz verletzt fühlte, stahl er sofort dem wehrlosen Februar einen Tag und gab ihn dem August. Aber dies hatte zur Folge, dass man nun drei aufeinanderfolgende Monate mit 31 Tagen hatte, weshalb der September dem Oktober und der November dem Dezember einen Tag abtreten musste!

 

Der Zweck eines jeden Kalenders – und die Welt hat deren schon sehr viele gekannt – müsste der sein, ein bürgerliches Jahr von der gleichen Länge wie das Sonnenjahr zu verzeichnen. Mit anderen Worten, an jedem 1. Januar oder irgendeinem anderen angegebenen Tag müsste die Erde in genau der gleichen Stellung zur Sonne sein wie am gleichen Tag des Vorjahres. Dieser ideale Kalender hätte 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Lässt man aber diese Regel außer Acht, so wird man früher oder später in eine ähnliche Lage kommen wie der mohammedanische Kalender, der 354 und manchmal 355 Tage hat. 1945 begann das mohammedanische Jahr am 6. Dezember, aber 1955 am 20. August. Dem richtigen Mohammedaner hat es nie etwas ausgemacht, dass er seinen 30. Geburtstag im Winter und seinen 40. Im Sommer feiern musste.

 

Als Julius Cäsar im Jahr 63 v. Chr. an die Macht kam, herrschte im römischen Kalender ein großes Durcheinander. Das Jahr war so sehr in Unordnung geraten, dass die Wintermonate in den Herbst fielen, und die Behörden machten die Dinge noch schlimmer und trieben Politik mit dem Kalender, indem sie die Jahre verlängerten oder verkürzten, je nachdem sie die Dauer eines Amtes verlängern oder eine bevorstehende Wahl früher vornehmen lassen wollten. Julius Cäsar gab sich die größte Mühe, den Kalender wieder in Ordnung zu bringen. Als sein ägyptischer Astronom Sosigines erklärte, dass das Sonnenjahr 365 Tage und 6 Stunden zähle, warf er die chronologischen Bücher über den Haufen, indem er ein „Jahr des Wirrwarrs“, das 445 Tage dauerte, einführte und das folgende Jahr richtig anfing – wenigstens nahm er das an.

 

Da das bürgerliche Jahr von 365 Tagen um 6 Stunden gegenüber dem Sonnenjahr zurückblieb, beschloss Cäsar, dass jedes 4. Jahr 366 Tage haben, d.h. ein Schaltjahr sein sollte. Weil aber in Wirklichkeit Julius Cäsars Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang war, d.h. um mehr als 18 Stunden alle hundert Jahre, sah sich der heilige Beda im 8. Jahrhundert gezwungen, darauf hinzuweisen, dass die Sonne nicht mit dem Kalender Schritt halte. Der 21. Juni war nicht mehr der längste Tag des Jahres. Fünf Jahrhunderte später schrieb Robert Bacon dem Papst über das gleiche zunehmende Abweichen, aber erst 1582 stellte Papst Gregor XIII. den Kalender auf, den wir heute haben.

 

Zu dieser Zeit war das Jahr um 11 Tage der wirklichen Zeit voraus, so dass Papst Gregor verkündete, dass auf den 4. Oktober jenes Jahres sofort der 15. Oktober folge. Daraus erklärt sich die paradoxe Zwischenzeit von tatsächlich 24 Stunden, dem Kalender nach aber von 11 Tagen zwischen Tod und Beerdigung der heiligen Theresia. Um aber das Jahr auch in Zukunft in den richtigen Grenzen zu halten, wurde ferner festgesetzt, dass jedes hundertste Jahr, dessen erste beiden Zahlen nicht durch 4 teilbar sind, kein Schaltjahr sein solle. Daher war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, obwohl das Jahr 1900 keines war.

 

Aber halten Sie noch mit Ihrem Beifall zurück, denn auch das gregorianische Jahr hat seine Unvollkommenheiten. Es ist um 26 Sekunden zu lang, und dieser Fehler wird in 3256 Jahren einen ganzen Tag ausmachen. Die Kleinigkeitskrämer zerbrechen sich den Kopf deswegen, aber die Großzügigen sagen: wenn unsere Nachkommen im Jahr 4905 nicht so gescheit sein sollten, hierfür eine Lösung zu finden, dann wird die Welt sowieso vor die Hunde gehen.

 

Der menschliche Eigensinn und die Politik aber fuhren fort, auch nach der gregorianischen Reform noch eine wichtige Rolle im Kalenderleben zu spielen. Die katholischen Länder nahmen das gregorianische System beinahe sofort an, aber die nichtkatholischen widersetzten sich bis in die jüngste Vergangenheit: England (und die amerikanischen Kolonien) bis 1752, Schweden bis 1753, Russland bis 1918 und Griechenland bis 1923.

 

Das gleichzeitige Bestehen von zwei verschiedenen Kalendern in der westlichen Welt führte zu manchen geschichtlichen Merkwürdigkeiten. Königin Elisabeth z.B. soll nach unseren besten modernen Geschichtswerken am 24. März 1603 gestorben sein, allein dieses Datum ist unbestreitbar falsch. Elisabeth starb am 24. März, dem letzten Tag des Jahres 1602 nach dem alten Kalender Englands (in dem der 25. März der Neujahrstag war). In Frankreich jedoch, wo der gregorianische Kalender galt, war dieser Tag der 3. April 1603. Das Datum der Geschichtsbücher ist der Versuch eines Kompromisses zwischen den beiden Kalendern. Am 24. März 1603 ruhte die Königin von England schon beinahe ein Jahr im Grab.

 

Ein noch phantastischerer Versuch, den „papistischen“ Kalender abzuschaffen, wurde im Jahr 1793 von den Fanatikern der Französischen Revolution gemacht, die einen neuen Kalender einführten, der möglichst gründlich von der „katholischen“ Zeitrechnung abwich. Ein Jahr bestand aus 12 Monaten zu je 30 Tagen und wurde durch 5 Sondertage, die zu keinem Monat gehörten, ergänzt. Die Monate benannte man nach den „Jahreszeiten“: Schneemonat, Regenmonat, Windmonat, Knospenmonat, Blumenmonat usw. Dieser merkwürdige Kalender galt bis 1806. 

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16. Kalifornien

 

Der Staat mit den heiligen Namen: Kalifornien

       

Es gibt unter den Vereinigten Staaten von Nordamerika einen Staat, in dem es besonders viele Ortsnamen nach Heiligen gibt. Es ist Kalifornien. Wer an der Südgrenze des Staates beginnt und nach Norden reist, könnte beim Namen jeder Eisenbahnstation „bitt für uns“ sagen und dabei nahezu die ganze Allerheiligenlitanei durchlaufen.

 

Die Hauptstadt Kaliforniens heißt Sacramento, was eindeutig das Allerheiligste Altarsakrament bedeutet. Es ist ein besonderer Gedanke, dass das Herz des Staates nach dem Herzen der Welt benannt ist. Dieser Name erinnert uns daran, dass die Hauptandacht in der katholischen Kirche dem Allerheiligsten Altarsakrament gilt.

 

Die größte Stadt dieses Staates trägt passend den herrlichen Namen „Nuestra Señora de Los Angeles“ oder abgekürzt Los Angeles, was „Unsere Liebe Frau von den Engeln“ bedeutet. Nach Christus und dem Allerheiligsten Sakrament nimmt die Muttergottes den ersten Platz ein.

 

Am gewaltigen Stillen Ozean liegt die große Metropole San Franzisko. Seit 305 Jahren fahren Schiffe durch das „Golden Gate“, das Goldene Tor. Cabrillo, Drake, Vizkaino und andere waren bis Point Reyes, was „Landspitze der Könige“ bedeutet und nach den heiligen drei Königen der Bibel so benannt worden ist, gekommen. Aber diese Männer fanden noch nicht den Ort für eine Siedlung zwischen jenen Hügeln. Als man einen der Franziskaner darauf aufmerksam machte, dass die Missionare in Kalifornien noch keine Siedlung nach ihrem Ordensstifter benannt hätten, antwortete er: „“Wenn St. Franziskus eine Stadt will, wollen wir sie ihn auch finden lassen.“ Kurz darauf, am 2. November 1769, dem Armeseelentag, betrachtete der erste Weiße die Bucht von San Franzisko vom Land aus, und am 5. August 1775 stieß ein Schiff namens „San Carlos“, Heiliger Karl, zufällig auf das enge „Goldene Tor“, das überraschenderweise zum größten landumsäumten Hafen der Welt führte.

 

Ein Flugzeug kann uns heute in ein paar Stunden über den ganzen „Camino real“, die Königstraße, d.h. den Weg, den einst die braunen Sandalen der Missionspatres zogen, führen. Ungefähr je eine Tagesreise voneinander entfernt, liegen dort 21 Missionsstationen; heute kann man sie vom Flugzeug aus zusammen in der Vogelperspektive sehen. Direkt unter uns befindet sich San Diego, die erste Mission, die, wie der Name sagt, dem hl. Jakob geweiht ist. Rechts davon liegt San Juan Capistrano, das dem hl. Johannes von Capistran geweiht ist, im Tal. Hier kommen seit undenklichen Zeiten die Schwalben mit der Pünktlichkeit der Radiozeit am 19. März, dem Fest des hl. Joseph, an. Nach genau demselben Fahrplan reisen diese Vögel am 24. Oktober, dem Fest des Missionsschutzpatrons, wieder ab.

 

In der Ferne sieht man eine andere Binnenlandmission, San Luis Rey, genannt nach dem heiligen König Ludwig. Nun verschwindet das Sierra Madre-Gebirge hinter uns, und wir fliegen über die Mission San Gabriel. In das Meer hinaus erstreckt sich zu unserer Linken eine Landspitze. Sie trägt den Namen „Pointa Conception“, d.h. „Zur unbefleckt Empfangenen“. Jetzt sehen wir die schöne Station Santa Barbara, die sich zwischen den Bergen und dem Meer hinschmiegt. Zu schnell kommt ein Tal dazwischen, wo wir auf San Juan Baptista, die Station des hl. Johannes des Täufers, hinabblicken. Zur Linken bohrt sich das gewaltige Meer in die Küstenlinie hinein und bildet die Bucht „Santa Cruz“, die Stelle einer anderen Mission, die nach dem heiligen Kreuz benannt ist.

 

Auf der anderen Seite der funkelnden Bucht beansprucht die Mutter Gottes wieder die ihr gebührende Ehre im „Karmel am Meer“. Vielleicht gibt es nirgends auf der Welt eine schönere Vereinigung von Land und Meer als diesen Ort, der nach Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel benannt ist. Viele Künstler sind hierhergekommen, um die einsamen Pinien, den weißen Sand und das herrliche Meer zu malen. Der Ozean verschwindet in der Ferne, wenn wir uns jetzt San José, benannt nach dem Nährvater Christi, nähern. Alsbald sehen wir Santa Clara und bemerken auch gleich die Stellen, wo einst die Missionen von San Carlos und San Bruno sich befanden. Jetzt liegt unter uns ein See, er sieht aus wie ein Wassertropfen auf einem großen, grünen Teppich. Die Leute nennen ihn „Lake Merced“, was aber nur ein armseliger Name ist, wenn man weiß, dass der volle Name lautet: „See Unserer Lieben Frau von der Erlösung der Gefangenen“. Und nun befinden wir uns über der Stadt San Franzisko selbst, und in dem Stadtbezirk, der „Mission“ heißt, befindet sich die Mission selbst mit dem Namen „Nuestra Señora de los Dolores“, „Unsere Liebe Frau von den Schmerzen“.

 

Viele Orte sind auch den Engeln geweiht. Wie muss der Engel der Verkündigung über San Gabriel wachen! Wie muss Michael, der Besieger Satans, San Miguel beschirmen! Wie muss Raphael, der Begleiter und Beschützer des jungen Tobias, San Rafael in seinen Schutz nehmen! Wieder andere Orte sind nach den 12 Aposteln oder nach Evangelisten benannt, z.B. San Mateo, San Pedro, San Pablo, San Marcos, San Andrea, San Lucas. Auch die Namen vieler heiliger Frauen sind in diesem Staat Orten gegeben worden.

 

Wer nach der Vorsehung Gottes sich ein Leben lang in Kalifornien aufhält, muss eines Tages von diesem westlichen Gestade Abschied nehmen. Er verlässt einen Staat, den die Touristen den „Eldorado-Staat“, das „Paradies“, nennen. Wenn schon dieser Staat eine solche Wonne darstellt, wie muss dann erst die jenseitige Wirklichkeit sein! Wenn wir aber hienieden unsere Augen zu den Heiligen erheben, die hier die Wege und Siedlungen säumen, dann werden wir sicher auch zum jenseitigen „Goldenen Tor“, dem Eingang zum wahren Paradies kommen.

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17. Kritik

       

Seit Adam und Eva zuerst von der verbotenen Frucht aßen, ist nichts in jedem Leben so alltäglich wie Kritik. Manchmal teilt man sie aus, öfter aber muss man sie einstecken. Ein Teil ist zu unserem Gunsten, aber der größere Teil richtet sich gegen uns. Die Kritik spielt ihre Rolle im Leben eines jeden Sterblichen, und je eher wir uns mit dieser Tatsache abfinden, desto besser ist es. Ganz gleich, was unsere Absichten und Beweggründe auch sind, was wir tun, wird von anderen kritisiert, und wenn wir nicht auf einer einsamen Insel leben, müssen wir uns damit abfinden.

 

Große Führer, berühmte Staatsmänner und Gottesgelehrte, gar nicht zu reden von weniger berühmten Menschenkindern, mussten es erleben, dass man ihre besten Handlungen kritisierte. John Adams, der zweite Präsident Amerikas, hielt so wenig von George Washingtons geistiger Fähigkeit, dass er einst seine Faust vor dem Bild des „Vaters des Vaterlandes“ schüttelte und ausrief: „Wenn dieser Hohlkopf nicht seinen Mund gehalten hätte, hätte man erkannt, was er für ein „Licht“ war!“ Edward Stanton, Kabinettsmitglied in den ersten Tagen des amerikanischen Bürgerkrieges, sprach einst von Präsident Lincoln als dem „Pavian des Weißen Hauses“. Es gibt eine Überlieferung, die behauptet, Richard Henry Lee habe gespottet, als er Thomas Jeffersons Entwurf der Unabhängigkeitserklärung las, weil dieser zum Teil aus der Abhandlung des englischen Philosophen Locke über das Regieren stammte.

 

Sogar die Heiligen haben ihren Teil an gegnerischer Kritik abbekommen. Dem hl. Franz Xaver warf man vor, er reise zu viel. Der kleinen Theresia von Lisieux erklärte eine ältere Schwester, als sie im Alter von 20 Jahren beauftragt wurde, die Novizinnen zu unterrichten: „In ihrem Alter, Schwester, sollte man eher lernen, sich selbst zu beherrschen, als anderen Richtlinien zu geben.“ Oder denken wir an jenen Redemptoristenprior, der einen Laienbruder, den hl. Gerhard Majella, zu einem anderen Superior schickte mit einem Zettel folgenden Inhalts: „Ich sende Ihnen hier einen zu nichts brauchbaren Laienbruder.“

 

Da wir nun einmal mit Kritik rechnen müssen, warum biegen wir sie nicht zu unserem Vorteil um? Sie kann zu einem wertvollen Erziehungsmittel gemacht werden. Flammende Empörung über sie bringt keinen Nutzen. Verärgerte Erwiderung im ersten Moment kann vielleicht verwundeten Stolz befriedigen, aber sie wird letzten Endes Frieden und Freude rauben, und wenn du deinem Ärger die Zügel schießen lässt, kann er dich so fortreißen, dass deine besten Freunde den Kopf über dich schütteln. Aber selbst wenn du nie hochgehen würdest, kann schon die bloße Weigerung, eine Kritik anzuhören, dich um manche nützliche Lehre bringen. Denn selbst in den schärfsten Bemerkungen steckt im Allgemeinen ein Körnchen Wahrheit. Wenn wir daher zu stolz sind, Kritik anzuhören, werden wir nie die Wahrheit über uns selbst erfahren.

 

Lerne die Kritik abwägen! Ihr Wert hängt ab von der Menge der Wahrheit, die in ihr liegt. Kritik kann Wahrheit vermitteln, selbst wenn sie zuweilen sehr mit kleinlicher Eifersucht oder schlecht verhülltem Groll vermischt ist. Kritiker haben den Vorteil, uns so zu sehen, wie wir selbst uns nie sehen.

 

Sie mag zuweilen bitter sein, diese Kritik, aber sie ist nützlich. Sie führt zur Selbsterkenntnis, und das ist etwas, was wichtig ist, aber schwer zu erwerben. Deine Absichten mögen gut sein, aber nur dein Mitmensch kann dir sagen, wie deine Taten aussehen. George Lorimer schrieb einmal: „Die meisten Menschen schielen, wenn sie sich selbst beurteilen, sie sehen einen Engel und nicht das, was sie betrachten wollen. Gerade deshalb, weil sie auf die Wahrheit in dem, was andere Leute sagten, achteten, nahmen die Heiligen oft Kritik mit so ungewöhnlicher Sanftheit hin. Sie waren sich bewusst, dass sie selbst Unrecht haben könnten, wenigstens zum Teil.

 

Die Haltung, die wir gegenüber bestimmten Arten von Kritik einnehmen sollten, kann im Voraus angegeben werden. Wer im politischen Leben steht, sollte wissen, dass es viele Leute mit Talmadge halten, nach dem „eine frische Kritik das grobe Frottierhandtuch ist, mit dem jeder im öffentlichen Leben stehende Mann täglich abgerieben gehört, um eine gesunde Blutzirkulation zu erhalten.“

 

Bist du aber Schriftsteller und ehrlich genug, dir einzugestehen, dass dein Werk nichts taugen kann, wenn dir zuständige Beurteiler dies sagen, dann kannst du es dir auch leisten, trotz mancher groben Kritik mit dem Schreiben fortzufahren. Dem großen Franzosen Monsignore de Ségur, der das klassische Werk „Antworten auf die Haupteinwendungen gegen die Religion“ schrieb, wurde einst von einem Kritiker vorgehalten, sein Werk sei so langweilig, dass es kein Verleger übernehmen werde. In der Tat musste seine Mutter die Druckkosten tragen. Später aber erlebte das Werk viele Hunderte von Auflagen in vielen Sprachen.

 

Wer Erfinder ist, muss ein dickes Fell für Kritik haben. Denn die Erfinder hatten schon immer viel von oberflächlichen Beurteilern auszuhalten. Die Spötter fielen einst über Bell und sein Telefon, über Wright und sein Flugzeug und über Edison und sein elektrisches Licht her. Als der erste amerikanische Auto-Erbauer, Winton, versuchte, einen Bankier an seiner neuen Erfindung zu interessieren, war der Finanzmann über einen solchen Träumer ganz bestürzt, der mit der Idee eines Wagens spielte, der laufen sollte, ohne dass ein Ross davor gespannt würde. „Sie sind verrückt, wenn Sie glauben, dass die närrische Erfindung, mit der Sie ihre Zeit verschwenden, je das Pferd ersetzen wird!“ erklärte er ihm.

 

Bist du aber ein Mensch, der ein Amt hat, so musst du dich in Acht nehmen vor den kleinen Geistern und lernen, die Dinge in ihren richtigen Größenverhältnissen zu sehen, besonders die Bemerkungen der chronischen Kritiker. Diese Leute sind in Wirklichkeit krank und verdienen mehr unser Mitleid als unseren Zorn. Wenn du dich zu sehr über sie aufregst, verdienst du den Vorwurf, den einst Lloyd George Woodrow Wilson machte, nämlich, dass er sich zu sehr um kleinliche Menschen kümmere.

 

Bist du unglücklicherweise der, auf den ein Vorgesetzter seine Kritik ablädt, dann nimm sie unter allen Umständen hin, wenn du wünschst, Erfolg zu haben, besonders wenn diese Kritik im Zorn gegeben wird. Wenn wieder lichte Momente kommen, dann kannst du ja deinen Standpunkt mit den diplomatischsten Worten und in den sanftesten Tönen, über die du verfügst, darlegen. Verteidigst du dich jedoch auf der Stelle, so wird dir dies ganz unwillkürlich den Ruf eines Gegners des Systems eintragen.

 

Es gibt Leute, die einen solchen Wert auf Kritik legen, dass sie Freunde vom gleichen Niveau, die sie als aufrichtig kennen, um eine Kritik angehen. Sie sind glücklich, eine offene Kritik zu erhalten. Aber im Allgemeinen kommt die Kritik nicht aus einer so gut gemeinten Quelle. Trotzdem kann sie, mag sie von Freund oder Feind stammen, nützlich sein, wenn man sie in der richtigen Weise hinnimmt. Große Gelehrte und Heilige wurden durch sie gefördert und weitergebildet. Das Reiben des Geistes mit dem Geist gehörte zu ihrer Erziehung. Wenn wir aber so töricht sind, uns von der Kritik verletzen zu lassen, kann unser ganzes Leben zu einer offenen Wunde werden.

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18. Kathedrale

 

Von F.A. Ryan, Zusammenfassung aus

„Liguorian“, Box A. Oconomowac, Wis., 1948

 

Nichts zeigt den Unterschied zwischen dem glaubensstarken Mittelalter und unserer Zeit so deutlich wie die Geschichte des Wiederaufbaus der berühmten Kathedrale von Chartres, nachdem sie durch Feuer zerstört worden war. Wenn heute eine Kirche gebaut wird, müssen große Anleihen aufgenommen werden, für die bis auf den letzten Cent Zins verlangt wird. Arbeiter müssen eingestellt werden, die natürlich nicht arbeiten ohne Bezahlung und Lohn. Baufirmen übertreffen einander in Angeboten, um das Geschäft zu machen, das der Bau der Kirche mit sich bringt. Wie anders das Bild, wenn wir die Beschreibung Huysmans lesen, wie im Frankreich des 13. Jahrhunderts die Kathedrale Unserer Lieben Frau in Chartres wieder aufgebaut wurde.

 

Als sich die Nachricht verbreitete, dass ein Brand die Kirche zerstört habe, erhoben sich sofort die Einwohner der ganzen Gegend wie ein Mann, um sie wieder aufzubauen. Die Bevölkerung ganzer Dörfer und Städte schloss ihre Häuser und Werkstätten, sammelte, was sich an Baumaterial für eine Kirche nur vorfand, riesige Balken, Quadersteine, Schmiedeeisen und Stahl, und schlug die Straße nach Chartres ein. Hilfe kam nicht nur von den Orten in der Nähe von Chartres, sondern auch aus Orléans, aus den Städten der Normandie, aus der Bretagne und vom äußersten Norden. Es kamen nicht nur die voll arbeitsfähigen und starken Männer, die auf die Baugerüste steigen, Balken und Steine heben und Statuen meißeln konnten, es kamen auch Frauen und Kinder mit ihnen. Ja, nicht einmal die Kranken und Alten ließ man zurück! Sie wurden mitgetragen, damit sie während der Arbeit der anderen beten und dulden und dadurch die Hilfe der Muttergottes erflehen konnten, zu deren Ehre der große Tempel mit den himmelragenden Türmen errichtet wurde.

 

Man schlug eine riesige Zeltstadt auf, die sich meilenweit um Chartres herum ausdehnte. Jeder in der gewaltigen Menge sollte die Arbeit mit Beichte und Kommunionempfang beginnen. Bekannten Sündern, die sich weigerten, ihren Frieden mit Gott zu machen, wurde nicht erlaubt, auch nur einen Stein oder einen Balken zu berühren, der einen Teil der Kirche der Allerreinsten Jungfrau bilden sollten.

 

Jeden Morgen begann zur festgesetzten Stunde die Arbeitszeit. Ein Baumeister, dessen Namen man bis heute noch nicht kennt, hatte den Plan gemacht. Unter ihm standen Gruppen von Mönchen, die den Vorarbeitern, die das Volk selbst gewählt hatte, Weisungen erteilen. Männer, Frauen und Kinder, adelige Damen und einfache Bauern arbeiteten Seite an Seite, mischten Mörtel, schafften Baustoffe herbei, jedes voll Stolz und Freude über die Gelegenheit, einen bescheidenen Teil beitragen zu können, um die Kirche der Muttergottes wieder aufzubauen.

 

Sieben Kilometer weit schleppten die Männer die Steine, die den Hauptbestandteil des neuen Gebäudes bildeten. Mit einfachen rohen Werkzeugen bearbeiteten sie so große Blöcke, dass man oft 1000 Männer benötigte, um einen Block an seine Stelle zu schaffen und hochzuziehen.

 

Am Abend, wenn die Arbeit ruhte, erschallten Psalmgesänge und Kirchenlieder. An den Sonntagen veranstaltete man große Prozessionen, wobei die Tausende von Einwohnern der Zeltstadt hinter den Kirchenfahnen schritten oder am Weg knieten, wenn die Prozessionsteilnehmer vorbeizogen.

 

Die Ordnung und die Haltung unter diesen Massen war trotz der ärmlichen Umstände, in denen alle zusammenlebten, vorbildlich. Als die Nahrung knapp wurde, geschahen Wunder der Vermehrung, die durch Zeugnisse aus jenen Zeiten bestätigt werden. Viele der Kranken, Invaliden und Schwachen wurden plötzlich geheilt, so dass sie an dem Werk teilnehmen konnten. Auch nach Arbeitsunfällen gewährte die himmlische Mutter, die über dieser Baustätte wachte, oftmals Wunder plötzlicher Heilung.

 

So wuchs allmählich die gewaltige Kathedrale heran. Kein Name von Spendern oder Arbeitern wurde irgendwo an dem Bau für die Nachwelt verzeichnet. Keine Löhne wurden gezahlt, weder an den Baumeister noch an die Arbeiter. Die Kathedrale wurde durch den Glauben und die Liebe einer ganzen Nation erbaut und steht heute noch als eines der größten Beispiele majestätischer Architektur, das die Welt je gesehen hat.

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19. Kreuzzeichen

 

1. Das Erkennungszeichen.

 

Der evangelische Theologe Adolf Keller traf einst, wie er selbst erzählt, in der Moldau einen alten, in Lumpen und Felle gehüllten Schafhirten. Die Kürbisflasche, die er am Gürtel hängen hatte, glich denen, die man den Pilgern am Jordan verkauft. Keller griff nach ihr, um sie näher zu betrachten, und der Schäfer zeigte sofort, sichtlich freudig erregt, mit einer Handbewegung nach dem Osten. Vielleicht hatte er selbst einmal an einer Pilgerfahrt nach dem Heiligen Land teilgenommen und wollte das zum Ausdruck bringen. Jedenfalls schien er ein gläubiger Christ zu sein. Aber wie sollten sie sich darüber verständigen, wo keiner des anderen Sprache sprach? Da hatte Keller einen Einfall: „Plötzlich schlage ich, der Protestant, das Kreuz und weise mit dem Finger nach oben. Der Schäfer zeichnet sofort auch des Heilands Kreuz auf Stirn und Brust. Das ist genug. Am Kreuz haben wir uns verstanden.“ Zwei Menschen, von denen der eine des anderen Sprache nicht verstand, der eine ein gelehrter Professor, der andere ein in Lumpen gehüllter „ungebildeter“ Schäfer – und das Zeichen des Kreuzes hatte ohne viele Worte die Brücke von Herz zu Herz geschlagen.

 

2. Das Credo des Sterbenden.

 

Es war im Mai 1919, in den Tagen der Befreiung Münchens von der Spartakistenherrschaft. Da fielen in nächster Nähe der Bonifatius-Basilika zwei schwere Minen unter harmlose Passanten und richteten furchtbares Unheil an. Man legte die Toten und Verwundeten in einen Hausflur und holte schleunigst priesterliche Hilfe. Der Priester kam. Die brennenden Augen der Verstümmelten hungerten förmlich nach seiner Hilfe, und wer katholisch war, der zeigte es, indem er mit zitternder Hand ein Kreuzzeichen machte. Es lag ein herzergreifendes Bekenntnis in diesem kürzesten Credo.

 

3. Tapfere Antwort.

 

Einige Jahre vor dem ersten Weltkrieg war es, da fuhr eine Frau aus Wien mit der Südbahn aufs Land hinaus. Bald nacheinander sah man vom Zug aus die schöne Kirche von Brunn am Gebirge und dann die altehrwürdige Wallfahrtskirche Maria in Enzersdorf liegen. Die gute Frau, eine gläubige Katholikin, machte das eine wie das andere Mal, als sie die Kirchen erblickte, ein frommes Kreuzzeichen. Das aber war einem Herrn, der ihr gegenübersaß, offenbar gar nicht recht, und er begann über sie zu spotten. Er war jedoch in diesem Fall an die Unrechte geraten: die Frau war nicht nur fromm, sondern auch schlagfertig. „Sie, Herr,“ sagte sie auf einmal jedem vernehmlich, „der Grund und Boden hier“ – damit zeigte sie auf ihre Stirn – „gehört mir, und auf meinem Grund und Boden kann ich machen, was ich will. Verstanden?“ Der Herr hatte „verstanden“ und ließ sie in Ruhe.

 

4. Eine kleine Gewissenserforschung.

 

Ein Priester predigte einmal über das Kreuzzeichen. Dabei erzählte er, ein junges Mädchen sei einmal zu ihm gekommen mit der Bitte, katholisch werden zu dürfen. Der Priester lud es zum Konvertitenunterricht ein. Da sagte das Mädchen stolz: „Ich kann schon etwas Katholisches.“ „Was denn?“ „Das Kreuzzeichen.“ „Nun, so machen Sie es einmal!“ Der Priester zeigte nun eine ganz unbeschreibliche Handbewegung, wie das Mädchen sie damals gemacht hatte. Die Zuhörer in der Kirche mussten unwillkürlich lächeln. Der Priester aber fuhr fort, die Unterredung mit dem Mädchen zu Ende zu erzählen. „Aber Fräulein, das ist ja alles andere als ein Kreuzzeichen. Wo haben Sie denn das gelernt?“ „Ich bin“, war die Antwort, „öfters in ihrer Kirche gewesen und habe die Katholiken genau beobachtet, wie sie das Kreuzzeichen machen. Genau so mache ich es jetzt.“ Und nun lachte in der Kirche niemand mehr.

(Aus: Homiletisches Handbuch, Anton Koch, 1951, Band 12, Seite 17)

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20. Kraft des Namens Jesus

       

Als der gottselige Morico, der ein treuer Diener Gottes und der heiligen Jungfrau gewesen war, seinem Ende nahte, hatte er eine entsetzliche Erscheinung, die ihm zu erkennen gab, wie streng die Rechenschaft sei, die man Gott im besonderen Gericht abzulegen hat. In Schrecken versetzt, begann der Heilige mit starker Stimme zu schreien: Ich bin verdammt, ich bin verdammt! Auf dieses klägliche Geschrei eilten die Mönche sogleich herbei und bemühten sich, den Sterbenden zu trösten. Sie ermahnten ihn auf die Barmherzigkeit Gottes zu hoffen und sich unter den Schutz der göttlichen Mutter zu stellen. Eine Viertelstunde darauf sang Morico das Lob des heiligen Namens Jesus. Zwei Mönche, die in seiner Zelle geblieben waren, fragten ihn, warum er sich so gebärde. Der Diener Gottes antwortete: Als ich so stark schrie, war mir, als stünde ich vor dem Richterstuhl Gottes, der von mir eine genaue Rechenschaft über mein Leben verlangte. Obwohl ich nichts gegen seine Gebote oder gegen unsere Regeln getan zu haben glaubte, wurde das Verhör doch mit solcher Strenge geführt, dass ich verdammt zu werden glaubte. Alsdann aber erschien mir die heiligste Jungfrau und sagte mir, ich könne die Seligkeit erlangen, wenn ich zur Buße für meine Sünden hundertmal den Namen Jesus ausspreche. Deshalb sprach ich jetzt diesen süßen Namen, deshalb sang ich. 

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21. Keine Zeit

 

Wir sind wirklich arm geworden. Das einzige, sagte neulich jemand, was wir heute noch haben, ist "keine Zeit". Tatsächlich, zählen Sie nur einmal die Menschen in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, die Berufskollegen und Partner im Alltag, die nicht den Eindruck von Gehetztheit und Überlastung erwecken: die Finger einer einzigen Hand werden Ihnen genügen.

 

"Guten Tag, wie geht´s?" "Na ja, furchtbar viel zu tun halt . . ."

 

Keine Zeit zum Lesen, keine Zeit, Briefe zu schreiben: "Verzeih, dass ich Deine Zeilen erst heute beantworte, aber . . . In Eile Dein . . ." Keine Zeit für die Frau. Keine Zeit für den Mann. Keine Zeit für den persönlichen Kontakt mit Freunden, sie aufzusuchen und nachzuschauen, wie es ihnen geht; sie ein Stück zu begleiten, wenn wir sie aus Zufall treffen und sehen, dass sie besonders traurig oder besonders froh sind. Keine Zeit, Gäste zu haben, Nachbarn unsere Dienste anzubieten, die kranke Kollegin zu besuchen.

 

Keine Zeit, sich zu pflegen. Keine Zeit fürs Essen und Schlafen. Nie für einen absichtslosen Bummel ohne besonderes Ziel, noch für ein kleines Rendezvous im Park, um gemeinsam zu betrachten, was gerade blüht, noch für einen Gang in den Zoo, um Gottes drolligsten Geschöpfen, die er zu unserer Verblüffung und Erheiterung erschaffen, guten Tag zu sagen und zu staunen, wie groß die jungen Löwen inzwischen geworden sind. Keine Zeit, sich mit und ohne Handarbeit ans Radio zu setzen, wo gerade die Philharmoniker spielen. Keine Zeit, am Sonntag oder auch nur am Abend ein wenig aufs Land zu wandern oder Dinge in der Stadt zu entdecken, um derentwillen die verrückten Ausländer unter Aufwand vielen Geldes und beträchtlicher Mühe aus aller Welt kommen.

 

Keine Zeit mit Talenten zu wuchern, Klavier zu üben, fremde Sprachen neu zu lernen oder aufzufrischen, zu zeichnen, zu dichten, zu sticken, gemeinsam zu singen. Mit Menschen, die man versteht und liebt, Erlebnisse und Erfahrungen auszutauschen, über einen Film zu diskutieren. Nie Zeit zu Spielen mit den Kindern, ihnen Märchen zu erzählen.

 

Keine Zeit, einen Augenblick in die Kirche zu treten, an der man gerade vorbeigeht, um sacht den ganzen Lärm und Wirbel verklingen, einen Zorn sich kühlen zu lassen, eine Verkrampfung zu lösen, einen Groll zu begraben, einen Kummer hinzunehmen; Gott eine Freude zu zeigen, wie es ein Kind tut, das soeben ein Geschenk erhalten hat; um Erkenntnis und Führung, ein starkes Herz und größere Liebe zu bitten; schon gar nicht, jemals zu danken, und am allerwenigsten, einfach zu schweigen, hinzuhorchen, da zu sein. 

 

Keine Zeit für Gott, keine Zeit für die Menschen, keine Zeit für uns selber, für Seele und Leib, Verstand und Gemüt, für die Umwelt. Kurz - einfach keine Zeit zum Leben.

 

Ist das nicht ein Wahnsinn? Wer ist denn dieser Tyrann, der über tausendvierhundertundvierzig köstlichen Minuten unseres Tages in Willkür verfügt? Ist es unser Beruf? Ist es unsere Planlosigkeit und mangelnde Ordnung, unsere Flucht vor Besinnung und Stille? Eins steht fest: So hat unser Schöpfer nicht einmal den Fluch der Arbeit gemeint.

 

Weise, die übrigens selbst "immer Zeit" haben und dabei mehr leisten als die unablässig Hastenden, behaupten, es sei gar nicht die Frage von Stunden, sondern der inneren Haltung . . .

 

Wir könnten es einmal versuchen. Es sei denn, wir hätten auch für Experimente "keine Zeit".

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22. Kulturkampf

 

Unter der Rubrik "Wo stehen wir?" schreibt die Zeitschrift Germania (Nr. 141): Der 20. Juni 1911 ist ein bedeutsamer Tag für unsere innere politische Entwicklung; denn die gesamte Situation wurde blitzlichtartig beleuchtet und sie kann auch jenen erschrecken, der im Lärm des Alltagsrennens die Meilensteine am Weg kaum beachtet. Das Herrenhaus hat die Leichenverbrennungsvorlage angenommen; im Abgeordnetenhaus ist der Religionsunterricht in der Fortbildungsschule abgelehnt worden, und gleichzeitig erfährt man von kleinlichen und erbitternden Schikanen, unter denen unsere Ordensleute zu seufzen haben. Das ist ein solch unharmonisch harmonischer Dreiklang, dass man erschreckt auffahren muss und dass man fragen muss: wo stehen wir? Frei von jedem gefährlichen Pessimismus, aber auch vom sträflichen Optimismus, muss man feststellen, dass die preußische Regierung im Verein mit der schwachen Mehrheit des Landtages ganz systematisch an eine Verdrängung des christlichen Einflusses in der Öffentlichkeit hinarbeitet, und dass der politische und kirchliche Liberalismus zu einer Zeit seine Ernte hält, wo konservative christliche Parteien sich zu bemühen haben, die ganze Last unangenehmer politischer Arbeit zu tragen. So und nicht anders ist die Situation, und es wäre töricht, es nicht offen auszusprechen; man muss auch in der Politik sagen, was ist, damit man nicht überrumpelt wird. Wenn die Regierung zudem unmittelbar vor den Wahlen so offensichtlich liberale Politik treibt und die Mehrheitsparteien des Reichstages vor den Kopf stößt, so muss man sich doppelt rüsten für den bevorstehenden Wahlkampf. Nur keine Vertrauensseligkeit! Man lese jetzt die Kaiserrede an der Klosterpforte zu Beuron und messe daran den Widerspruch der Taten der preußischen Regierung, dann kann man feststellen, wie hier Worte und Taten sich gar nicht decken. Was aber nützt es uns, wenn der Kaiser in seinen Reden den Beifall der gläubigen Christen hat, wenn aber die Taten der Regierung den Jubel der antichristlichen Kreise auslösen? Da muss es heißen: entweder - oder! Halbheiten hat man genug und unsere Zeit leidet schon hinreichend unter denselben. Eine solche Politik der Widersprüche muss dem ganzen Staatsleben gewaltigen Schaden zufügen; und man muss sich oft fragen: sind denn die leitenden Regierungskreise blind, dass sie das christlich gesinnte Volk vor den Kopf stoßen, um den Lorbeerkranz von zerstörenden Elementen einzuheimsen?

 

Das trifft zunächst zu für das Gesetz über die Leichenverbrennung. Den trefflichen Reden überzeugter Katholiken und gläubiger Protestanten ist nichts hinzuzufügen; nur die Tatsache des Zusammengehens sei unterstrichen. Man spricht so viel vom konfessionellen Frieden, von einem Zusammenarbeiten der Konfessionen; gut, hier standen der Kardinal und der Oberhofprediger in einer Reihe, der greise protestantische Feldmarschall Häseler und der greise Katholikenführer Droste hatten sich zur Verteidigung einer christlichen Sitte die Hand gereicht; aber die Regierung hatte kein Verständnis hierfür, sondern nur Worte der - Verhöhnung, wenn man an die Rede des Justizministers denkt. Der großen Mehrheit des deutschen christlichen Volkes versetzt man einen Schlag ins Gesicht, um - Toleranz zu üben. Ein nettes Wort, das so manche Gegner und Freunde des Gesetzes der Leichenverbrennung im Mund führen. Was wollen sie aber denn sagen, wenn morgen dafür eine Agitation einsetzt, dass man die Leichen ins Meer werfen soll, weil es noch billiger ist als die Verbrennung? Kommt da auch die Toleranz zur Geltung? Das Motiv der Regierung scheint zu sein: den liberalen Schreiern eine Konzession zu machen, da die christlichen Elemente doch ruhig bleiben. Wie sehr aber die Anspannung dieser Kreise dann erlahmt und uns das Vertrauen verloren geht, das stellt man nicht in Rechnung.

 

An demselben Tag aber hat die Regierung eine geradezu unverständliche Tat gegen die christliche Erziehung der Jugend begangen und sich damit den Beifall derselben Kreise gesichert, die dem Leichenverbrennungsgesetz zustimmten. Am lautesten jubiliert die Sozialdemokratie. Um das ungemein schwierige Problem der Erziehung der schulentlassenen Jugend einer gedeihlichen Lösung entgegenzuführen, beschloss die Kommission des Abgeordnetenhauses, in die Fortbildungsschule den Religionsunterricht aufzunehmen. Die Regierung desselben Königs, der in Marienburg und Beuron so trefflich redete, erhob hiergegen scharfen Protest, als ob zu viel Religion ins Volk käme und das ein Nachteil wäre. "Man muss dem Volk die Religion erhalten", heißt ein uneingelöstes Kaiserwort von 1878. Die Regierung hat durch ihre fortgesetzten Pressversuche und Bearbeitungen erreicht, dass nun die Konservativen bedauerlicherweise den Religionsunterricht fallen ließen, so dass das Zentrum allein stand. Ein glatter Sieg des Liberalismus. Auch hier dasselbe Lied: nur keinen christlichen Einfluss auf die Öffentlichkeit. Was die Regierung hier gefehlt hat, wird am deutschen Volk sich furchtbar rächen, und die lebende Generation wird es noch erleben. (Der Artikel wurde 1911 verfasst!) Den Gewinn aus der Haltung der Regierung müssen die Sozialdemokraten erhalten. Ist dies die Belohnung für die Hilfe bei der reichsländischen Verfassung? Nach liberalem Rezept wird man also regiert; wie aber können die Konservativen hier mithelfen? Dieses Nachgeben ist weit schlimmer als die Annahme des Leichenverbrennungsgesetzes. Hier gehen "Pietätswerte" verloren, aber bei der Fortbildungsschule handelt es sich um die Jugend und die Zukunft des Vaterlandes. 

 

Um aber den letzten Anschein zu nehmen, als habe man für das katholische Empfinden denselben Maßstab wie für kirchenfeindliche Bestrebungen, so trifft man in der letzten Zeit allerlei Verwaltungsmaßnahmen gegen Ordensleute, die eines paritätischen Staates unwürdig sind. Man fordert im Leichenverbrennungsgesetz die Toleranz für die Toten, aber den Lebenden gibt man sie nicht, sondern verjagt sie von der heimischen Schwelle. Die junge Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen, Missionarinnen Mariens, hat schon über 300 reichsdeutsche Mitglieder; sie will nun eine Niederlassung in Preußen gründen, und zwar für einen ausgesprochen nationalen Zweck: eine koloniale Haushaltungsschule soll geschaffen werden. Das Auswärtige Amt, das die Schwestern aus dem Wirken in China kennt, gibt ihnen das beste Zeugnis; das Reichskolonialamt anerkennt die Notwendigkeit einer solchen Schule: der Minister für Leichenverbrennung aber gestattet nicht, dass deutsche Frauen in Deutschland sich ausbilden können; der Orden soll ein "fremder" sein trotz seiner 300 deutschen Mitglieder. Ablehnung! Die Feder sträubt sich zu schildern, mit welcher Brutalität Schwestern in Groß-Berlin, die sich der ärmsten der Kinder annehmen, behandelt werden, wie man selbst die Betten der Schwestern durchschnüffelt. Geheimrätliche freiwillige Polizisten vollführen eine Jagd hinter einzelnen Jesuiten her. Rekrutenexerzitien will man unmöglich machen, obwohl die Heeresleitung voller Lob ist ob der guten Wirkungen der Rekrutenfürsorge. Sollte man dies für möglich halten? Und doch ist es so. Es muss für manche Gehirne etwas Entsetzliches sein, daran denken zu müssen, dass ein katholischer Soldat brav und unverdorben bleibt, weil er an die Exerzitienvorträge eines Jesuitenpaters sich erinnert. So mehren sich die Klagen aus unseren Orden über kleine und kleinliche Schikanen, die aber allesamt in derselben Richtung liegen: Zurückdrängung des religiösen Einflusses. Wo stehen wir? Jedem Katholiken muss die Zornesader anschwellen, wenn er Kenntnis von diesen Vorgängen erhält, und er muss fordern, dass hier Remedur eintritt. Wenn ein russischer Jude ausgewiesen wird, muss der Reichstag eine lange Rede über sich ergehen lassen, und die Regierung hat Antwort zu stehen. Wenn ein jüdischer "Einjähriger" nicht Reserveoffizier wird, kostet es dem Reichstag zwei Sitzungstage und der junge Mann wird von der Nase bis zu den Zehenspitzen untersucht und als ein künftiger Moltke gelobt. Wenn aber eine große Zahl katholischer Glaubensgenossen wegen ihrer Religion belästigt wird, wenn man den religiösen Einfluss mit staatlichen Mitteln zu unterbinden sucht, dann sollen es die Katholiken als gegeben hinnehmen, und man zuckt nur mit den Achseln, bedauert auch, dass man nicht helfen könne. Wer dies fordert, verlangt Selbstentmannung von uns; wir müssen uns vielmehr auf der ganzen Linie zur Wehr setzen und mehr katholisches Solidaritätsgefühl an den Tag legen. Nie dürfen Prinzipien unter der politischen Taktik des Tages leiden. Wenn man sich nicht wehrt, geht man immer weiter. Wir fordern für die Millionen von Katholiken dieselbe Rücksichtnahme, die die preußische Regierung dem kleinen Häuflein von Freunden der Leichenverbrennung gibt.

 

Wie stehen wir? Die Zurückdrängung des christlichen Einflusses auf die Öffentlichkeit ist heute erstes Prinzip der Regierung geworden; die liberale Ära ist durch die Minister eröffnet; wenn das Volk sich nicht mit aller Wucht und Kraft wehrt, kann es nach den kommenden Wahlen etwas erleben. Darum: keine Vertrauensseligkeit! Die Augen auf! Aber auch keine Ängstlichkeit!

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In der Kirche San Francesco wird das Ordenskleid des Hl. Franziskus aufbewahrt. In diesem Kleid zog der Poverello predigend durch Umbrien. Ein Bild aus dem Archiv der Deutschen Franziskanerprovinz.

 

23. Von einem "katholischen" Katholikentag 1956

 

Eine Predigt ohne Worte

 

Von P. O. Mund, aus "Der Dom", Paderborn 1956

 

Wenn jemand klein ist von Gestalt, wenn er keinen roten Kragen trägt, wenn er kein kirchlicher Würdenträger ist, wenn er keine Standarte am Wagen hat und in keiner öffentlichen Kundgebung als Redner auftritt, dann ist es nicht leicht, in einer Menge von Hunderttausenden sich Gehör zu verschaffen.

 

In Köln auf dem Katholikentag ist 1956 solch ein seltsamer Mann gewesen. Er kam vom Ausland, ohne ein Ausländer zu sein. Er war kein Kardinal, und die Kardinäle haben sich vor ihm verneigt. Reiche und Arme haben ihm ehrfürchtig eine Gasse durch die Menge freigegeben. Katholiken und Protestanten, Getaufte und Ungetaufte, Menschen aus Ost und West haben ihn gegrüßt. Er ist arm, und doch verblasst vor ihm der Glanz der Heiligen Drei Könige mit dem goldenen Schrein. Franziskus von Assisi heißt dieser Mann.

 

Zum ersten Mal wanderte er über die Alpen nach Deutschland. Der Heilige Vater (Papst Pius XII.) schickte uns seine Kutte als Gruß zum Katholikentag. Diese Kutte ist ein Zeichen, das von allen verstanden wird. Graubraun wie die Erde ist das Gewand. Aus Wolle ist es gewirkt. Die Wolle ist eine große Macht. Damit kann man Gutes tun, Arme bekleiden, Menschen in Not helfen. Damit kann man auch Furchtbares anrichten. Man kann damit Armeen ausrüsten, die Tod und Verderben bringen. Mit einem Strick aus Wolle kann man einen Armen und Rechtlosen erwürgen. Franziskus hat aus der Wolle den Strick gewirkt, der Himmel und Erde miteinander verbindet. Sein Name ist ein Programm!

 

Als der Kaufmann Pietro Bernardone im Hochsommer des Jahres 1182 durch das Stadttor von Assisi ritt, heimkehrend von einer weiten Reise, da beglückwünschten ihn die Nachbarn zu dem inzwischen geborenen Stammhalter. Die Mutter stand an der Tür, als der Vater freudestrahlend nach dem Namen seines Erstgeborenen fragte. ""Giovanni", gab die Mutter zur Antwort, "denn er ist am Vorabend des Johannestages geboren!"

 

"Giovanni? Auf keinen Fall!" sagte der Vater. "So heißt ja jeder Straßenjunge bei uns. Mein Sohn soll Reklame machen für die Firma!" Er erhielt als Rufnamen den Namen des damals bestverkauften Stoffes des Kaufmanns Bernardone: Francesco, ein Stoff aus Südfrankreich. Und Franziskus hat Reklame gemacht, nur anders, als sich das sein Vater gedacht hatte. 

 

Wer in Köln war zum Katholikentag, der muss gestehen, dass in keiner Kirche so viel gebetet wurde wie in der Minoritenkirche. Da ist das Grab von Vater Kolping. Da ruhen in dem kostbaren neuen Schrein die Gebeine des seligen Duns Skotus. Und zum Katholikentag war dort die Kutte des hl. Franziskus mit dem Text der Regel und dem Segen des Bruders Leo zur Verehrung ausgestellt.

 

Diese Kutte war gleichsam das Zeichen unter den Völkern, das von allen verstanden wurde. Sie war das Zeichen einer Völkerverständigung und Überbrückung von Klassengegensätzen. Mehr als hochgelehrte Vorschläge über ein gesundes Betriebsklima und geistvolle Betrachtungen über menschenwürdige Lohn- und Wohnverhältnisse war das Gewand des Armen von Assisi für alle eine Mahnung und Besinnung. Wenn der Heilige Vater uns das Gewand des hl. Franziskus geschickt hat, so will er uns daran erinnern, dass wir Christus nachfolgen müssen wie Franziskus.

 

Wer Franziskus verstehen will, muss Christus kennen. Wir nennen Franziskus den Armen von Assisi. Er wurde arm, weil Christus arm war. Armut ist für ihn kein wirtschaftlicher oder sozialethischer Begriff. Er war von Haus aus kein Prolet, kein Habenichts, sondern der Sohn reichbegüterter Eltern. Dass er Hab und Gut an die Armen verteilte, dass er das vornehme Patrizierhaus mit einer Hütte vertauschte und eine elende Kutte anstatt des Seidengewandes anzog - das war für Franziskus kein Opfer, sondern eine Selbstverständlichkeit.

 

Die Kutte spricht eine beredte Sprache. Sie spricht von Arbeit, von den Nächten, in denen sie gewoben wurde. Sie spricht von Freiheit, die uns so viel bedeutet. Sie spricht von der Verbundenheit der Menschen untereinander. Aber nicht vom Genossen, sondern vom Bruder spricht sie, weil Christus unser Bruder wurde. Und jeder ist dieser Bruder: der Bruder Papst und der Bruder Räuber auf der Landstraße. Ja sogar die Leblose Natur wird zum Bruder: Bruder Feuer, Schwester Sonne, Schwester Wasser.

 

Das ist keine Schwärmerei. Wir kennen noch das Stadttor, wo Franziskus als Ritter vom Pferd stieg und den Aussätzigen wie einen Bruder umarmte. Das ist keine Poesie, das ist Realismus, unerbittliche Treue gegen Christus.

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24. Zum Krieg in der Ukraine

 

Es ist Krieg und Kriegsgeschrei,

aber die „Friedfertigen“ werden von Jesus seliggepriesen

 

Von vielen Kirchengebäuden herab rufen uns derzeit handbemalte Stoffbahnen mit dem Text einer der Seligpreisungen zu, in der es heißt:

„Selig sind die Friedfertigen“ – oft auch Friedensstifter genannt -, "denn sie werden Gottes Kinder genannt werden.“

 

In diesen Spruchbändern zeigt sich, wie sehr wir Menschen, jetzt da dieser fürchterliche Krieg nicht weit von uns in der Ukraine tobt, ausschauen nach dem Frieden und dem Friedensstifter. Dies ist meiner Ansicht nach der beste Anschauungsunterricht für unsere Seligpreisung: „Selig sind die Friedfertigen!“

 

Und doch hat der Heiland an eine solche Anwendung seines Wortes zunächst wohl nicht gedacht. In politische Fragen, in die Händel der Völker hat er sich nicht eingemischt. Wer bei seinem Friedenstiften nur die politische und militärische Lage in Rechnung stellt, muss von dem Wort des Herrn die Hände lassen. Das war nicht der Geist der Heiligen, die sich beim „Friedenstiften“ besonders hervortaten, wie die heilige Elisabeth von Portugal, der heilige Nikolaus von der Flüe u.v.a.m.

 

Denn wenn der Heiland das Wort vom Frieden in den Mund nimmt, hat es einen besseren Klang. Sein Friedenstiften war von ganz anderer Art. Der Apostel Paulus beschreibt es uns: "Er hat im Frieden vereint durch das Blut seines Kreuzes, was im Himmel und auf Erden ist" (Kolosser 1,20); „er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und die trennende Scheidewand weggenommen, auf dass er Frieden stifte und uns versöhne mit Gott" (Epheser 2,14).

 

In dem großen Widerstreit gegen Gott und sein Gebot liegt die Wurzel aller anderen Streitigkeiten und Kriege in der Welt, und wer sie aus der Welt hinausschaffen will, der muss zuerst daran mitarbeiten, die Menschheit zu versöhnen mit Gott. Alle Arbeit unserer Friedensstifter kann dem Frieden keinen festen Halt und keinen sicheren Bestand geben, wenn sie ihn nicht in den Menschenherzen verankert und dem ewigen Grund der Gebote Gottes.

 

Um das zu erreichen, dazu braucht man aber keinen Sitz im Parlament und keinen Platz in einem Parteitag. Das Lob des Heilands kannst du dir auch daheim erwerben in deinem kleinen Kreis, in deinem Haus, in deiner Familie, in deiner Gemeinde, in deiner Umgebung: "Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder genannt werden."

 

Du sollst besonders in deinem Haus darauf achten, dass alles Frieden hält mit Gott und dem Nächsten. Du sollst selbst mit gutem Beispiel vorangehen und keine bösen Reden, keine Fluchworte, keine lieblosen Reden führen und dulden. Du sollst nicht bloß selbst mit allen Menschen im Frieden leben, soweit es möglich ist, ohne eine Pflicht zu verletzen, sondern du sollst auch Frieden zu stiften suchen, wo immer es möglich ist. Du sollst nicht in heller Schadenfreude danebenstehen, wenn zwei Nachbarn sich streiten und noch ins Feuer pusten, sondern du sollst ein versöhnendes Tröpflein Öl auf die aufgeregten Wogen gießen.

 

Wer von einem zum andern läuft, Ohrenbläserei treibt, die Leute aufhetzt und keine größere Freude kennt, als Feindschaften zu stiften, ist Teufels Kind. Wer aber zum Frieden hilft, ist "Gottes Kind".

 

Es ist sicher manchmal ein mühseliges und undankbares Geschäft, Frieden zu stiften, und oft genug macht man sich beide Teile zu Feinden. Wenn aber beim Friedenstiften Taubeneinfalt mit Schlangenklugheit sich verbindet, dann findet auch heute noch ein gutes Wort einen guten Ort, und was in reiner Absicht aus Liebe zu Gott geschieht, trägt seine Frucht. Dass auf solchem Tun das Wohlgefallen Gottes ruht, ist selbstverständlich und der schönste Lohn der Friedfertigen ist: "sie werden Kinder Gottes genannt werden". Gott ist der Friedestifter im Großen, und jeder, der im Kleinen für den Frieden sorgt, ist Gott verwandt, ist "Gottes Kind".

 

"Liebt eure Feinde", so nimmt der Heiland im Verlauf seiner Bergpredigt den Gedanken unserer Seligpreisung nochmals auf, "tut Gutes denen, die euch hassen und betet für die, die euch verfolgen und verleumden; so werdet ihr Kinder sein eures Vaters im Himmel, der seine Sonne scheinen lässt über Gute und Böse und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte" (Matthäus 5,44).

 

"Wenn aber Kinder Gottes, dann auch Erben Gottes" (Galater 4,7). Wer hienieden um den Frieden sich bemüht, wird einmal belohnt werden mit dem Land, in das kein Wort und kein Hauch des Unfriedens mehr Einlass findet, "wo Güte und Treue einander begegnen und Gerechtigkeit und Friede sich küssen" (Psalm 85,11).

 

Das ist es, was die Kirche am Fest so mancher Heiligen in den Gebeten der heiligen Messe für alle erbittet: "O gütigster Gott, der du die heilige N. mit dem Vorrecht ausgezeichnet hast, Kriege zu schlichten und Frieden zu stiften, verleihe auch uns auf ihre Fürbitte, dass wir nach dem irdischen Frieden, um den wir demütig bitten, zum ewigen Frieden und den ewigen Freuden gelangen." Amen.

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25. Gedanken über "katholisch.de"

 

Durch die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten unserer Zeit ist der geförderten Webseite der Deutschen Bischofskonferenz „katholisch.de“ der Boden zu einer wirklich katholischen Berichterstattung fast ganz verlorengegangen. Wenn sie auch weiterhin zur antikirchlichen Presse und Politik nicht einen vollen, ureigenen, ganz aktuellen und unentbehrlichen Ersatz bieten kann, wird sie an geistiger Leere sterben. Es kann die katholischen Leser nicht befriedigen, auf der Webseite „katholisch.de“ nur genau das gleiche zu finden, was auch auf und in allen anderen kirchen- und glaubensfeindlichen Seiten und Zeitungen zu finden ist. Auch dadurch bewahrt die Webseite „katholisch.de“ nicht ihren katholischen Charakter oder beweist sie ihr Daseinsrecht, dass sie auch die gewöhnlichen Vorgänge im katholischen Leben kalendermäßig notiert. Diese Seite muss und kann anders, besser und wichtiger sein als alle anderen Webseiten, gerade mit solch einem schönen und hervorragenden Namen. Gerade sie kann und muss Lebenswerte und Kraftquellen dem neuen Werden um uns darbieten, die wesenhaft sind, und die kein anderer bieten kann, anstatt beispielsweise lauthals in die Kritik antikirchlicher Verlautbarungen am Weltjugendtag 2023 in Lissabon einzustimmen und dabei unentwegt die Regenbogenfahne zu schwingen.

 

Vielleicht hat die göttliche Vorsehung gerade deshalb einiges in unserer Zeit – auch Kirchliches - in Scherben gehen lassen, damit wir uns auf jene katholischen Werte besinnen, die nie in Scherben gehen, und die wir doch zu wenig beachtet haben. Ich denke hier an Christi Forderung: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit!“ Eine katholische Webseite, dazu noch kräftig unterstützt von der Deutschen Bischofskonferenz, sollte gerade jetzt die christlichen Lebenswahrheiten und Lebenswerte nach Kräften aufleuchten lassen, die allein der Gesellschaft die gesunde Seele und das dauerhafte Leben geben können. Sie ist da mit ihrem Namen am günstigsten gestellt.

 

Ein katholischer Internetauftritt mit dem Namen „katholisch.de“ muss auch Wächter- und Prophetenamt ausüben und zu den Zeitgeschehnissen und Menschheitsanliegen die rechte Einstellung aufzeigen, nicht nur die politische, das kann schnell tendenziös werden, sondern viel mehr noch die klar und ganz katholische. Das ist des katholischen Artikelschreibers schönster und einzigartiger Beruf, wodurch er sternenhoch über die Journalisten der nichtkatholischen Veröffentlichungen gestellt ist. Freilich braucht er dazu mehr als nur politische und wirtschaftliche Schulung, und vor allem muss er eine „Ewige Lampe“ in der Brust tragen. 

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