Bilder-Legende 6

 

Erwägung

 

Kein Alter soll dem Streben nach Vollkommenheit entfremdet sein. Es mag zwar allerdings dem menschlichen Verstand unbegreiflich erscheinen, wie schon in früher Jugend der glanzvolle Tugendschmuck errungen werden könne; und doch ist es gerade dieses Alter, das uns so herrliche Beispiele eines höheren Strebens darstellt. Denn in diesem Alter erwacht die Leidenschaft, die da überwunden werden muss, soll sie nicht allmählig über das schwache Herz die Oberhand gewinnen. Gerade in diesem Alter setzen sich den edelsten Entschlüssen oft die größten Schwierigkeiten entgegen. Zudem hat auch dieses Alter mit ganz besonderen Fehlern zu kämpfen. Denn es ist leichtsinnig, mutwillig, genusssüchtig, widerspenstig, und in wilder Hast nach Vergnügen vergisst es nur zu oft der hohen Aufgabe des Lebens. Wie erfreulich ist es aber auch dagegen, wenn die Morgenröte in ungetrübtem Glanz strahlt; wenn nämlich das noch unverdorbene Herz rein bewahrt wird, und das zarte Gemüt nur dem Guten offen steht! Der Gnadentau von oben weckt und kräftigt die schönsten Tugendkeime zu lieblichen Blüten und herrlichen Früchten. Wehe demjenigen Menschen, der schon im goldenen Zeitalter seiner Jugend vom Frosthauch der Sünde und des Lasters erstarrt ist; schwerlich wird er mehr zu einer Himmelspflanze emporkeimen, selten mehr wenigstens jede Spur seines ersten Verderbens ganz verlieren.

 

Gebet

 

Göttlicher Kinderfreund, Jesus Christus, behüte unsere Jugend vor dem Verderbnis der Verführung, damit sie sich vom Weg der Tugend und Wahrheit niemals abbringen lasse. Denn ihre so empfänglichen Herzen sind ja gar vielen schädlichen Einflüssen bloßgestellt; und selbst die besten Anlagen, oft zuvor schon mit bösem Samen bestreut, bringen das wuchernde Unkraut der Sünde hervor. Nur Du aber, mein Heiland und Erlöser, vermagst es, die wehrlose Jugend wider das sowohl im Offenen als auch im Finsteren schleichende Verderben zu schützen. Darum verleihe deinen Kindern diese Gnade durch die Fürbitte des heiligen Stanislaus, an dem Du der Jugend ein so treffliches Muster aufgestellt hast. Amen.

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Erwägung

 

Die Kirche stellt uns am 26. Dezember das Beispiel des heiligen Stephanus vor, und unterbricht hiermit gleichsam die Betrachtung über die Geburt Christi. Sie will uns dadurch ein Muster der Liebe vorstellen, die sich selbst vergisst, ihren Vorteil nicht sucht, ihre Feinde liebt, und denen, die ihr den Tod verursachen, das Leben wünscht; die alle mit der Gesinnung der Zärtlichkeit umfängt, die ein viel härteres Herz haben, als die Steine waren, womit sie den heiligen Martyrer bedeckten. Lasst uns bei diesem Unterricht still stehen, und die Untersuchung anderer Tugenden aussetzen, weil die Kirche heute die Liebe der Feinde von uns begehrt, die im menschlichen Leben so wichtig und von einem so weiten Umfang ist! Wir haben die zu lieben, von denen wir wissen, dass sie es mit uns nicht gut meinen; wir haben für sie mit aufrichtigem Herzen und zarter Gesinnung so zu beten, dass Gott gleichsam genötigt werde, ihnen um unser willen die Gnaden, die sie nicht verdienen, zu erteilen. Auf diese Art werden wir den heiligen Stephanus wohl verehren; wir werden aus der Zahl seiner Nachfolger sein; ja, was noch mehr ist, wir werden Kinder unseres himmlischen Vaters sein, der seine Sonne über die Guten und Bösen aufgehen, und seinen Regen über Gerechte und Ungerechte fallen lässt.

 

Gebet

 

O Herr, der Du uns im heiligen Stephanus gleich am Anfang des Christentums ein Muster aller Tugenden, besonders der Liebe gegen seine Todfeinde gezeigt hast: verleihe auf seine Fürbitte, dass wir der Lehre der Christlichen Religion, auch unsere Feinde, Verleumder und Verfolger zu lieben, treulich nachfolgen mögen. Amen.

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Erwägung

 

Bevor wir die Welt und uns selber, die wir die Welt im Kleinen sind, zu überwinden vermögen, müssen wir Gottes Kraft an uns erfahren; diese aber kommt durch den Glauben, der das Ewige und Göttliche in unsere Herzen verpflanzt; darum ist eben, nach dem Zeugnis des Evangelisten Johannes, der Glaube jener Sieg, der die Welt überwindet.

 

Die Martyrer hielten die Leiden für einen außerordentlichen Beweis der Freundschaft Gottes zu ihrer Auserwählung, und wurden so eine reichliche Quelle von Verdiensten für sie. Betrachten auch wir die Trübsale und Leiden mit dem nämlichen Geistesblick, und gebrauchen wir sie als Mittel, um im Glauben, in der Liebe, und jeglicher Tugend zu wachsen bis zum vollkommenen Mannesalter Christi, der das Haupt ist. Denn sie führen zur Erkenntnis Gottes, die da ist das ewige Leben. Tragen wir das Kreuz, das Gott auf unsere Schultern legt, mit Geduld und Ergebung in seinen heiligen Willen. Kehren wir das nicht zum Verderben, was Gottes Liebe uns zum Heil schickt!

 

Gebet

 

Verleihe gnädig, o Gott, dass wir durch die Fürbitte Deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Susanna vor dem Bösen bewahrt werden, und durch Beharrlichkeit im Guten zum ewigen Leben gelangen: durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.

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Erwägung

 

1) Wie liebenswürdig ist doch die Keuschheit, für deren Erhaltung so viele Heilige beiderlei Geschlechts so vieles getan und ausgestanden haben! Bilde dir nicht ein, dass du ohne Beschwerden den kostbaren Schatz deiner Reinheit erhalten kannst. Du wirst Tag und Nacht, zu jeder Zeit, an jedem Ort, bei jedem Alter deines Lebens zu kämpfen und zu leiden haben. Aber diese Tugend verdient wohl, dass man arbeite, um sie zu erlangen und zu erhalten. Lasst uns daher diese schöne Lilie mit unserem Schweiß, mit unseren Tränen, und, wenn es nötig ist, eher mit unserem Blut befeuchten, als in ihre Verletzung einwilligen. Die Erhaltung derselben macht uns den Engeln gleich; der Verlust den Teufeln.

 

2) Gott wird uns über unsere Kräfte nicht versuchen lassen; Er wird uns mit Seiner Gnade beistehen, wenn wir folgende Mittel gebrauchen:

a) muss man einen lebhaften Hass der Sünden durch öftere Erwägung der schrecklichen letzten Dinge des Menschen und Urteile Gottes in sich erhalten.

b) Ein völliges Misstrauen auf sich selbst setzen, und sich in der Demut fleißig üben.

c) Alle Freiheit der Sinne, und alle Gelegenheiten, die Leidenschaften rege zu machen, sorgfältig vermeiden.

d)Sich allezeit mit etwas Ernsthaftem beschäftigen, niemals müßig gehen, und die Arbeiten mit Gebet und anderen Andachtsübungen unternehmen.

e) Die Abtötung, Strenge und Selbstverleugnung lieben und ausüben. 

Haben es diese und jene sonst schwache Personen vermocht, warum ich nicht? Haben wir aber die Fertigkeit in der Abtötung einmal erlangt, so werden wir uns über unsere Sinne erheben, uns leicht überwinden, und auf gewisse Art in jenen Stand setzen, von welchem die Sünde unsere ersten Eltern herabgestürzt hat.

 

Gebet

 

Verleihe uns, o Herr, durch Deine kräftige Gnade den unveränderlichen Sinn, in der übrigen Zeit dieses vergänglichen Lebens nicht mehr nach den menschlichen Leidenschaften, sondern nach Deinem heiligen Willen, der unsere Heiligung verlangt, zu leben. Amen.

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Erwägung

 

Bei allen Gaben und Vorzügen, welche die heilige Theresia hatte, um der Welt zu gefallen, gibt sie alles auf, umfasst hochherzig ein einsames, sehr strenges Leben. Was hat sie zu einem der Natur und Sinnlichkeit so stark widersprechenden Entschluss gebracht? Die Lesung gottseliger Bücher, die Betrachtung der entsetzlichen Höllenstrafen, der Gedanke an die entweder glückselige oder unglückselige Ewigkeit, die lebhafte Vorstellung des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi. Diese Mittel bewogen sie zur Entsagung der Welt und ihrer Eitelkeiten, wozu die Lesung einiger Romane und der Umgang mit einer weltlich gesinnten Person ihr Liebe eingeflößt hatten. Wie viele junge Menschen würden mit Eifer an ihrem Seelenheil arbeiten, wenn sie nicht durch böse Beispiele oder gefährliche Bücher und Gespräche davon wären abgezogen worden? Wie heilsam wäre es für sie, gleich der heiligen Theresia den ihnen in der Hölle bestimmten Ort zu sehen, wenn sie sich keiner anderen Lebensart befleißen! Vermeide darum die weltlichen Gesellschaften, wirf böse Bücher, deren heut zu Tage die Welt voll ist, ins Feuer, und hindere nach Möglichkeit, dass sie von anderen gelesen werden. Befleißige dich, allezeit gute Bücher zu lesen, und die ewigen Wahrheiten zu betrachten. Auf solche Art wirst du vom breiten Weg, der zum Verderben führt, dich abhalten.

 

Gebet

 

O Herr, der Du die heilige Theresia durch Lesung gottseliger Bücher auf den Weg des Heiles geführt hast, erwecke durch ihre Fürbitte in unseren Herzen einen heiligen Abscheu vor bösen, und einen unersättlichen Geschmack an guten Lehren. Amen. 

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Erwägung

 

Nach dem Pfingstfest und der Verteilung der Apostel begab sich der heilige Thomas zu den Parthern, die zur selben Zeit auch Persien beherrschten, und sehr mächtig waren; er kam auch zu anderen Völkern in Asien, zu den Mediern, den Brachmanen, den Magiern, welche in ganz Orient zerstreut waren, und taufte nach der Meinung der Schriftsteller bei Baronius die Magier oder Weisen, die Jesus Christus zu Bethlehem angebetet hatten, und bediente sich derselben zur Verkündigung des Evangeliums. Hierauf durchwanderte er entfernte Länder in Asien, kam, wie alte Denkmäler aufweisen, bis nach China, und hielt sich besonders in Indien auf, wo der heilige Franz Xaver noch deutliche Kennzeichen fand, dass der heilige Apostel in diesen Gegenden das Evangelium gepredigt habe. Ja, es merkt der heilige Chrysostomus an, dass er durch die Gnade Jesu Christi, obwohl er zuvor im Glauben so schwach gewesen, viel eifriger in seinem Apostelamt geworden, und fast den ganzen Erdboden bereist hat, und in Mitte der vor Wut schäumenden Völker ohne Todesfurcht verblieben sei. Eusebius meldet, dass der heilige Thomas seinen Bruder Thaddäus, einen Jünger Christi, aus göttlichem Antrieb nach Edessa zum Fürsten Algarus als einen Glaubensprediger geschickt habe, um das zu erfüllen, was Christus diesem König versprochen hatte. Nach so großen Arbeiten ist der heilige Apostel nach dem römischen Marterbuch zu Calamina in Indien, oder Meliopur, mit einer Lanze durchstochen, oder nach der Tradition des Landes, von den Brachmanen am Fuße eines Kreuzes, wo er betete, erschlagen worden. Einige Nachrichten erzählen, man habe seinen heiligen Leib im Jahr 1623 bei Grabung der Fundamente einer Kirche gefunden, und nach Gor gebracht, wo er sehr verehrt wird.

 

Hierzu können die von Eusebius glaubwürdig angeführten Briefe von und zu dem Algarus dienen. 

 

Brief des Algarus, Fürsten zu Edessa, an Jesus, den Heiland.

 

"Es ist mir von Dir und Deinen Heilungen, die von Dir ohne Arzneimittel und Kräuter geschehen, hinterbracht worden; denn wie der allgemeine Ruf sagt, so machst Du die Blinden sehen, die Lahmen gehen, reinigst die Aussätzigen, treibst die Teufel aus, stellst die mit langen Krankheiten Behafteten wieder her, und erweckst die Toten. Und da ich alles dieses gehört, hab ich eines von beiden bei mir beschlossen: Dass Du entweder Gott seist, der vom Himmel herabgekommen, dieses zu tun; oder dass Du der Sohn Gottes seist, der diese Dinge wirke. Deswegen hab ich Dich durch Briefe gebeten, Du wollest mich besuchen, und die Krankheit, womit ich behaftet bin, heilen; denn ich habe gehört, dass die Juden Dich verleumden und misshandeln wollen. Meine Stadt ist zwar klein, jedoch reinlich; sie wird für beide genügen."

 

Antwort Jesu Christi auf das Schreiben des Königs Algarus durch Ananias

"Selig bist du, mein Algarus, dass du an mich geglaubt hast, ohne mich jemals gesehen zu haben. Denn es steht von mir geschrieben, dass die, welche mich sehen, mir nicht glauben werden, auf dass die, welche mich nicht sehen, glauben und leben. In Betreff dessen, was du mir schreibst, ich möchte zu dir kommen, wisse, dass ich alles, warum ich gekommen bin, hier erfüllen, und nach dessen Erfüllung zu dem, der mich gesendet hat, wieder zurückkehren müsse. Und wenn ich dort werde aufgenommen sein, will ich einen von meinen Jüngern schicken, auf dass er deine Krankheit heile, und dir, wie auch denen, welche bei dir sind, das ewige Leben erteile."

 

Gebet

 

Herr Jesus Christus, der Du diejenigen glückselig gesprochen hast, welche glauben, ohne gesehen zu haben, verleihe, dass wir Dir als dem wahren Gott durch lebhaften Glauben allezeit anhangen und mit dem heiligen Thomas zu Dir mit Herz und Mund stets sagen: "Mein Herr und mei Gott!" Amen.

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Erwägung

 

1) Der heilige Ulrich arbeitet bis ins hohe Alter, um der Seligkeit willen. Lernen wir daraus, dass es viel Mühe koste, den Himmel, das ist: eine Krone, ein Reich, zu gewinnen. Nur tapfere und herzhafte Seelen erobern es mit den Waffen in der Hand; dieses Leben ist kein Ruheplatz, sondern ein Schlachtfeld. Jesus Christus hat uns den Weg mit seinem Blut bezeichnet; die Heiligen haben ihn mit ihrem Schweiß begossen. Und wir Feige wollen ohne Mühe haben, was unsre Vorfahren so viel gekostet hat?

 

2) Alles, was wir tun und leiden, ist wenig, wenn wir es mit dem vergleichen, was Gott verdient, was der Himmel wert ist, und was Jesus Christus, um uns seine Tür zu öffnen, getan hat. Ich leide einen Augenblick, um ewiger Pein zu entgehen, und ewige unendliche Glorie zu besitzen; denn was sind hundert Jahre gegen die Ewigkeit? Nichts.

 

3) Die Welt erfordert von ihren Dienern viel mehr, als Jesus Christus von den Seinigen. Was tut nicht ein Soldat, um sein Glück zu machen, ein Kaufmann, reich zu werden, ein Höfling, dem Fürsten zu gefallen? Was tust, was leidest du vielleicht selbst wegen der Eitelkeit, wegen deiner Lustbarkeiten? Wann wirst du einmal so viel für Gott arbeiten, als du für die Welt gearbeitet hast? Wann wirst du so viel für deine Seele tun, als du für deinen Leib getan hast?

 

Gebet

 

Gib uns, o Herr, täglich mehr zu erkennen, was du uns im Evangelium gelehrt hast: "Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt brauchen, reißen es an sich." Amen.

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Erwägung

 

1) Die heilige Ursula ermahnt ihre Gesellinnen, eher als christliche Jungfrauen zu sterben, als in den Verlust ihrer Keuschheit einzuwilligen. Ihr Beispiel ermutigt mehr, als ihre Worte: sie starben alle, aber sie starben keusch und unschuldig. Lerne hieraus, eher das Leben, welches du mit den unvernünftigen Tieren gemein hast, als die Reinheit, welche dich den Engeln gleich macht, zu verlieren, als die Gnade, welche dich Gott angenehm und zum Kind Gottes macht, zu verscherzen. Mache dir dies zum Grundsatz, und suche ihn, nach dem Beispiel der heiligen Ursula, auch andern, die dich angehen, zu verkündigen. 

 

2) Unter der so zahlreichen Gesellschaft der heiligen Ursula war nur eine einzige, die sich aus Todesfurcht verborgen hat; und so geht es auch in den geistlichen gut eingerichteten Gemeinden; für einen Unvollkommenen und Lauen findet man viele eifrige und vortreffliche Diener Gottes. Aber auch diese Kordula wurde durch das herzhafte Beispiel ihrer Gesellinnen ermutigt, gab sich des anderen Tags selbst als Christin an, und erlitt gleichen Tod. Das ist der Vorteil, den man aus der Gesellschaft tugendhafter Personen zieht; man fällt nicht so oft, man erhebt sich geschwinder, man macht sich seinen Fall sogar noch zu Nutzen, und verdoppelt seinen Eifer, sagt der heilige Bernard.

 

3) Gott hat die Verehrung der heiligen Ursula und ihrer Gesellinnen so viele Jahrhunderte hindurch bei den Gläubigen erhalten. Er hat sie weit ausgebreitet; Er will, dass man ihr Andenken, besonders wo ihre Reliquien sind, nicht vergesse, wie unter anderem aus dem erhellt, was Trithemius auf das Jahr 1183 erzählt. In der Stiftskirche zu Aschaffenburg hatte man infolge der Jahre unterlassen, das Andenken zweier, als Reliquien der heiligen Jungfrauen von Köln mit großer Andacht abgeholten Häupter an dem ehemals bestimmten Tag zu erneuern. An einem solchen Tag aber sahen die Kanoniker einst im Früh-Chor zwei vornehm gekleidete Jungfrauen hinter dem Altar hervor- und durch die Mitte des Chores gehen, ihre Häupter gegen beide Seiten neigen und verschwinden. Man erstaunte über diese Erscheinung, und hörte endlich von einem der Ältesten die Mutmaßung, es seien vielleicht die ehemals bei ihnen an diesem Tag in großen Ehren gehaltenen zwei Häupter der heiligen Ursula. Man suchte sie unter den Reliquien, aber umsonst; sie hatten Abschied genommen. Als man sich deshalb in Köln erkundigte, vernahm man, dass dort am nämlichen Tag zwei als Reliquien eingefasste Häupter von ungefähr auf dem Altar gefunden worden seien.

 

Gebet

 

Verleihe uns, o Herr Jesus Christus, dass wir die ärgerlichen Beispiele, welche die heutige Welt in Menge aufstellt, jederzeit verabscheuen, und unser Betragen nach den so herrlichen Tugendbeispielen so vieler tausend Heiligen stets richten. Amen.

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Erwägung

 

Weder der Anblick der Martern, noch auch die Furcht vor dem Tod konnten den heiligen Valentin zurückschrecken, den Christen in Gefängnis und Banden beizuspringen; denn nichts war imstande, die heiligen Blutzeugen von der Liebe Gottes, die da in Christus Jesus ist, zu trennen. Das heilige Feuer, das auf dem Altar ihres Herzens brannte, bewirkte, dass sie ohne Unterlass nach dem himmlischen Vaterland verlangten; gleichwie die in Babylon gefangenen Juden schon bei dem bloßen Andenken an Jerusalem weinten, und gleichwie der Prophet ob der zu langen Dauer seiner zeitlichen Pilgerfahrt seufzte. Mit welch glühendem Eifer ergriffen sie jede Gelegenheit, ihr Leben hinzugeben und ihr Blut zu vergießen, um ja recht bald zum Ziel ihrer Wünsche zu kommen! Auch wir dienen einem und demselben Gott; auch wir sind Erben ihres Glaubens; sind wir aber auch Erben ihrer Liebe?

 

Gebet

 

Wir bitten Dich, o Herr, behüte uns kraft der Fürbitte Deines heiligen Martyrers Valentin vor aller Gefahr, durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.

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Erwägung

 

Eine uralte Überlieferung sagt, dass eine fromme Frau, als sie Jesus mit dem Kreuz beladen in so großen Schmerzen und Drangsalen erblickte und Sein heiliges Angesicht mit Schweiß und Blut überronnen sah, innig gerührt in Ehrfurcht zu Ihm trat, und Ihm ein reines Tuch überreichte, sich abzutrocknen, in welches das Bildnis Seines heiligsten Angesichtes sich abprägte. Dasselbe wird in der Peterskirche zu Rom aufbewahrt und heißt Veronika, d.i. wahres Bildnis, wonach auch diese fromme Matrone benannt wurde, weil sie mit einem solchen Schweißtuch abgebildet wird. Über ihre Lebensgeschichte ist in den Legenden nichts Zuverlässiges aufbewahrt.

 

Für diesen geringen Dienst erlangte Veronika eine so große Gnade, das Antlitz Jesu im Schweißtuch. So freigebig ist der Herr mit Seinen Gnaden gegen jene, die Sein bitteres Leiden oft betrachten. Dieses göttliche Angesicht ist uns ein klarer Spiegel der Tugend; fragen wir uns daher recht oft: "Wessen Bild ist in unserer Seele?" und beherzigen wir die Worte des heiligen Papstes Leo: "O Christ, erkenne deine Würde, und da du der göttlichen Natur teilhaftig geworden bist, so kehre nicht mehr durch einen ausgearteten Wandel zurück zur vorigen Niedrigkeit. Bedenke, welches Hauptes und welches Leibes Glied du bist!"

 

Gebet

 

Ach mein Jesus, drücke meinem Herzen Dein heiligstes Angesicht ein, damit ich Dich niemals vergesse, und gib mir ein mitleidiges Herz gegen Dich und gegen meinen Nächsten, damit ich Dein bitteres Leiden mit Nutzen betrachte, allen Kranken und Notleidenden nach Kräften beistehe, und auf solche Weise an meinem Nächsten ersetzen möge, was ich Dir, o Jesus, schuldig bin. Amen.

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Erwägung

 

Die heiligen Jungfrauen erfassten dasjenige, was die Menge nicht zu fassen vermag: darum erwählten sie den Gott so wohlgefälligen Jungfrau-Stand; sie suchten nur ihrem himmlischen Bräutigam zu gefallen; Ihn liebten sie von ganzer Seele, und gaben selbst Leib und Leben Ihm zum Opfer dar. Freuen wir uns über das makellose Leben so vieler heiliger Jungfrauen, die uns so erweckende Beispiele von Geistesstärke und wahrer Seelengröße zurückgelassen haben, damit wir in ihre Fußstapfen eintreten sollen.

 

Gebet

 

O Gott, verleihe uns durch die Fürbitte Deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Viktoria die Gnade, dass wir an Geist und Leib heilig leben; und Dir selbst mit Vergießung unseres Blutes unsere Liebe bezeugen: durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.

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Erwägung

 

1) Man muss mit dem Elend des Nächsten nach dem Beispiel des heiligen Vinzenz Mitleid haben, und dieses Mitleid muss die Begierde, ihm zu helfen, und die werktätige Hilfe selbst zuwege bringen. Nichts ist, was dich Gott gleichförmiger macht, als die Liebe gegenüber denen, welche wegen Krankheit oder Armut armselig sind. Kannst du ihnen nicht helfen, so bitte Gott, dass er ihnen beistehen möge, und danke ihm, dass er dich vor dem Elend, in welchem dein Nächster seufzt, behütet hat. 

 

2) Trage Mitleid mit den Sündern, obwohl sie reich, glückselig und vergnügt scheinen: sie sind desto mehr zu bedauern, je weniger sie ihr Übel erkennen, und demselben abzuhelfen trachten. Ermahne sie, wenn du kannst; stelle ihnen den elenden Zustand ihrer Seele vor Augen; bitte Gott für sie; versuche sie von gefährlichen Gelegenheiten abzuhalten; wende dazu deine Freunde, dein Ansehen, dein Geld und Gut an. Jesus Christus hat um ihrer willen sein Leben dargegeben. Vor allem sei ihnen wegen ihrer anscheinenden Glückseligkeit nicht neidig; sie sind bedauernswürdig.

 

3) Bist du nicht selbst des Mitleids würdig, entweder wegen deines elenden Zustandes oder wegen deiner Sünden? Ist es wegen deiner Armseligkeit, so habe Geduld. Jesus hat in Schmerzen gelebt, und die Heiligen haben ihr Leben in Tränen zugebracht. Bist du aber um deiner Sünden willen des Mitleids würdig, so erbarme dich über dich selbst, und entledige dich ohne Verweilen eines so betrübten Zustandes.

 

Gebet

 

Lass uns, o Herr, nach der Ermahnung Deines Apostels die innigste Barmherzigkeit aneignen, wie es den Auserwählten Gottes, den Heiligen und Gottgeliebten zukommt, auf dass wir mit dem Elend des Nächsten Mitleid tragen, und uns gegen jeden Menschen mild und gefällig, demütig, züchtig und geduldig bezeigen. Amen.

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Erwägung

 

Wer von Gott in ein Kloster berufen wird, der strebe aus allen seinen Kräften nach der Vollkommenheit; er suche nichts, als Gott allein; in heiliger Liebe Gottes Willen zu tun, und nach seinem heiligen Wohlgefallen zu wandeln, sei seine einzige Absicht und Bestrebung; Achtung und Liebe gegenüber den übrigen Gemeindegliedern, Verträglichkeit, Demut, Gelassenheit, Gehorsam, Einigkeit, Selbstverleugnung, Stillschweigen und Liebe zum Kreuz sind der Ordensleute vorzüglichster Schmuck und Zierde. Allein geht die Lehre Jesu, die zu diesen Tugenden ermahnt, nicht auch die Außerklösterlichen an?

 

Gebet

 

Wir bitten Dich, o Herr, hilf uns durch die Verdienste und Fürbitte Deiner heiligen Jungfrau Walburga in jeglicher Widerwärtigkeit, und gib uns ein wahrhaft demütiges Herz, durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.

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Erwägung

 

Lieber Christ, siehe da, Gott hält es mit den Demütigen, mit denen, die geraden einfältigen Herzens sind, mit denen, die ihres Berufes aus göttlicher Liebe mit aller Treue wahrnehmen.

 

Unsere Landleute haben eine große Verehrung gegenüber dem heiligen Wendelin, und rufen ihn an als Fürbitter bei Gott, um einen gesegneten Viehstand zu erhalten. Wie vielen fällt es wohl ein, die Selbstverleugnung und Weltverachtung dieses Heiligen zu bewundern und nachzuahmen? - Darum sollten sie beten, dass ihnen Gott auf seine Fürbitte die Gnade verleihe, ihr Herz nicht so sehr an das Irdische und Vergängliche zu heften, sondern vielmehr nach dem zu trachten, was ewig dauert. "Viele", schreibt der Apostel, "wandeln als Feinde des Kreuzes Christi . . . ihr Gott ist der Bauch . . . und ihr Sinn ist auf das Irdische gerichtet. Unser Wandel aber ist im Himmel!" (Philipper 3,18-20)

 

O Sünder, verlass deine Sünde, und wende dich zu Christus; denn Er ist lauter Huld und Güte, und wird dich nie von Sich stoßen, wenn du von wahrem Bußgeist dich leiten lässt.

 

Gebet

 

Herr, ich bitte Dich um den Geist Deiner Heiligen, der sich über das Irdische erhebt, und nach den Gütern des Himmels sehnt, die Du Deinen Dienern verheißen hast. Amen.

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Erwägung

 

1) Die Sicherheit und Glückseligkeit der Staaten und aller Gesellschaften sind wesentlich auf die Religion gegründet; diese allein kann den Regenten die Liebe für ihre Untertanen, und den Völkern den Gehorsam gegenüber den Gesetzen einflößen. Gott hat den vernünftigen Geschöpfen ein innerliches Gesetz eingedrückt, und dessen Beobachtung durch würdige Belohnungen und Strafen auf das stärkste befestigt. Wenn die Menschen, ungeachtet der lauten Stimme der Natur, dieses Gesetz verachten, wie können sie dann durch menschliche Gesetze in Schranken gehalten werden? Wenn sie die Religion nicht beständig auf ihr Gewissen beruft, werden sie bald Sklaven ihrer Leidenschaften werden. Kein Laster wird für sie zu groß sein, wenn sie dabei ihren Vorteil finden, oder keine Strafe zu fürchten haben. Besser wäre es, unter Löwen und Tigern zu leben, als mit Menschen, die keinen Zaum der Religion haben. Man muss deswegen für die ärgsten Feinde des menschlichen Geschlechtes jene gottlosen Schriftsteller ansehen, welche die Religion untergraben, und die Furcht vor ewiger Vergeltung zu entkräften suchen.

 

2) Was für ein Unterschied ist zwischen einer christlichen und unchristlichen Regierung? Der von der gottseligen Ludmilla nach den Regeln des Evangeliums erzogene Wenzeslaus wird in der Folge die Freude seines Volkes und die Verwunderung der christlichen Welt. Der unchristlich erzogene Boleslaus gelangt durch eine abscheuliche Tat zum Thron, und wird seinem Volk zur Last und zur Verachtung. Lässt auch Gott zu, dass die selige Ludmilla und der heilige Wenzeslaus der Bosheit ihrer Feinde unterliegen, so weiß Er wieder ihre Glorie durch herrliche Wunderwerke und allgemeine Verehrung zu erheben, dagegen die Lastertaten der Drahomira und des Boleslaus zum immerwährenden Abscheu zu machen. Kann man die Wunder der Allmacht und Gerechtigkeit Gottes bei solchen Begebenheiten verkennen?

 

Gebet

 

O Herr, der Du den heiligen Wenzeslaus mehr durch seine Tugenden, als durch seinen Rang in den Augen der Menschen groß gemacht hast, verleihe uns auf seine Fürbitte, dass wir seinem Eifer und seiner Treue im Dienst Gottes allezeit nachahmen mögen. Amen.

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Erwägung

 

Unter den vielen Tugenden, die den heiligen Wolfgang zierten, war die Uneigennützigkeit eine der glänzendsten. Gleichwie, nach der Lehre des heiligen Paulus, der Geldgeiz eine Wurzel alles Bösen ist, so ist die Uneigennützigkeit ein Same des Guten für die Ewigkeit. Hängen wir unser Herz nicht an irdische Güter; tun wir Armen Gutes und verzichten wir auch manchmal auf unser Recht, wenn wir dadurch dem Seelenheil unseres Nächsten nützlich werden können.

 

"Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er seine Gnade." (Jakobus 4,6)

"Entziehe dem Armen sein Almosen nicht, und wende dein Angesicht nicht von den Dürftigen!" (Jesus Sirach 4,1)

 

Gebet

 

Lehre uns, o Gott, in unser Herz oft zurückzugehen, und die stille Unterhaltung mit Dir über alle Gesellschaften und alles eitle Gespräch der Weltmenschen zu lieben. Amen.

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