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Erwägung
Gott und sich selbst erkennen ist die erste und notwendigste Heilswissenschaft. Vermag auch der Mensch den Himmel zu bemessen, die Sterne zu zählen, in das Verborgene der Natur, und selbst in die Geheimnisse des Glaubens einzudringen, so ist dennoch all sein Wissen eitel, wenn er sich selber nicht kennt, und denjenigen nicht erkennt, der ihm alles gegeben, und ohne den er nichts hat. So lange wir, durch unsere Einbildung irre geführt, der eitlen Selbstgefälligkeit frönen, werden wir weder zur wahren Frömmigkeit gelangen, noch die himmlischen Schätze der göttlichen Liebe uns erwerben. Wir müssen von jenem lebendigen Gefühl unserer Schwäche und unseres Elends durchdrungen sein, wodurch der Mensch, seiner selbst entäußert, fähig wird, Gott allein die Ehre zu geben, um die Gnade der Zerknirschung, des Gebetes, und der Liebe, wie auch aller christlichen Tugenden zu verdienen. Die Selbstkenntnis führt also zu Demütigung vor Gott, und diese zur Demut, wodurch wir, von unserer Nichtigkeit überzeugt, alles, was wir vermögen, auch vollbringen, und nur in seiner Barmherzigkeit unser Heil hoffen und finden.
Gebet (des heiligen Augustin)
Gib mir, o Herr! dass ich Dich erkenne, und dass ich zugleich auch mich selber kenne; denn wenn ich Dich erkenne, so werde ich Dich lieben und in allen Dingen verherrlichen; und wenn ich mich selber kenne, werde ich nicht mehr auf meine eigenen Kräfte vertrauen und mir nichts Gutes zueignen. Amen.
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Erwägung
O wie beschämend, für unsere Feigheit sind die Beispiele der heiligen Märtyrer, die aus Liebe zu Jesus so vieles erlitten haben! Wie unentschlossen sind wir, Gott allein zu dienen, der uns so sehr geliebt hat! Die kleinste Beschwerde bringt uns schon aus der Fassung, und wir kehren sogleich wieder zu unseren vorigen Verwirrungen zurück. Folgen wir doch nicht mehr den Beispielen dieser Welt, die im Argen liegt; nehmen wir nicht ihre Grundsätze an; denn sie sind dem Geist des Evangeliums geradehin zuwider; und wir verwerfen sie ja auch selber, wann der Sturm der Leidenschaft sich legt. Unsere Einbildungskraft malt uns die Hindernisse weit größer vor, als sie wirklich sind, damit wir nicht Hand ans Werk legen; und die Eigenliebe verblendet uns. Fassen wir nun einen recht festen Entschluss, mit standhafter Treue Gott allein zu dienen, und bitten wir zugleich um die Gnade, dass wir über alles, wodurch uns Welt, Fleisch und Satan zu unserer alten Treulosigkeit wieder verleiten könnten, den Sieg gewinnen.
"So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, auf dass sie eure guten Werke sehen, und den Vater preisen, der im Himmel ist." (Matthäus 5,16)
"Niemand wird gekrönt, der nicht zuvor tapfer gekämpft hat." - Sei beständig auf der Hut vor jeglicher Verführung!
Gebet
O Gott, wir bitten Dich, befreie uns durch die Fürbitte des heiligen Blasius von jedem Übel der Seele und des Leibes, und lass uns Deiner Gnade teilhaftig werden, durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.
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Erwägung
(Über einige Briefe des heiligen Bonifatius)
In einem Brief an eine Klosterfrau schreibt er, er habe vieles zu leiden, sowohl von den Abgöttern als von den falschen Christen und bösen Geistlichen. Doch verlange er noch mehr zu leiden, und sein einziger Wunsch sei, sein Leben für den, der für uns gestorben ist, hinzugeben. In einem anderen an den Abt Adherius beschwört er ihn, das heilige Messopfer für die ohnlängst verstorbenen Missionare verrichten zu lassen. In dem Schreiben an Euthbertus, den Erzbischof zu Cantelberg, schreibt er: "Lasst uns für die Sache des Herrn in diesen Tagen der Trübsal streiten. Ist es der Wille Gottes, so lasst uns für die heiligen Gesetze unserer Väter streben, auf dass wir mit ihnen zur ewigen Erbschaft gelangen können. Seien wir keine stummen Hunde, eingeschlafene Schildwachen oder Mietlinge, die beim Anblick des Wolfes entlaufen. Seien wir wachsame und sorgfältige Hirten." Auf die Frage, ob man beim heiligen Opfer Kelche von Holz brauchen dürfe, gab er zur Antwort: "Ehemals hatte die Kirche goldene Priester, die in hölzernen Kelchen opferten; und nun hat sie hölzerne Priester, die in goldenen Kelchen opfern." Dem König Ethelbaldus, der ein ärgerliches Leben in England führte, schrieb er im Jahr 745: "Bedenke doch, wie schmählich es sei, unter der Tyrannei einer tierischen Leidenschaft zu leben, und durch Schandtaten jenen Gott zu beleidigen, der dir ein so mächtiges Volk unterworfen hat. Trage Mitleiden mit deiner Seele und den Seelen deiner Untertanen, von denen du einmal musst Rechenschaft geben. Die Keuschheit," sagt er ferner, "war bei den heidnischen alten Sachsen in so großen Ehren, dass, wenn eine Jungfrau oder Ehefrau des Vergehens der Unlauterkeit überführt war, wurden sie erhenkt, ihre Leiber verbrannt, und die Mitschuldigen hinzugehenkt."
Gebet
Lass uns, o Herr, durch Deine Gnade für die Reinheit des Glaubens und der Sitten allezeit tapfer kämpfen, für die vor tausend Jahren der heilige Bonifatius bei unseren Voreltern so viel Mühe und Arbeit ausgestanden hat. Amen.
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Erwägung
1. Man erstaunt über die Strenge einer heiligen Prinzessin Brigitta; doch ist die Abtötung eine, allen Christen notwendige Tugend; ein jeder muss durch sie von sich entfernen, was ihn zur Todsünde bringen kann; das ist kein Rat, sondern ein Gebot. Begibst du dich in die Gelegenheiten, Gott zu beleidigen, so bist du an deinem Verderben schuld. Das Evangelium befiehlt, dein Auge auszureißen und deine Hand abzuhauen, wenn sie dich ärgern; d.h., was dir am liebsten ist, zu verlassen, wenn dir es zur Sünde Anlass gibt. Tust du das?
2. Enthalte dich auch, so viel du kannst, von erlaubten Belustigungen; je mehr du dich von irdischen Tröstungen abgewöhnen wirst, desto mehr himmlische wirst du empfangen. Eine solche oft augenblickliche Abtötung bewahrt dich vor dem Fall in viele, wenigstens lässliche Sünden, für die du einige Zeit im Fegfeuer wirst leiden müssen. Wer so sich selbst liebt, dass er nichts leiden will, ist sein Verfolger und Schlachtopfer zugleich.
3. Wenn die Abtötung keinen anderen Vorteil hätte, als dass sie mich meinem gekreuzigten Heiland gleich machte, wäre sie ja schon liebenswürdig; sie erinnerte mich an das, was Gott für mich gelitten hat. Wo ist dann meine Liebe zu Jesus, wenn ich ihm zu Liebe nichts leiden will? Werde ich ihm aber im Leiden keine Gesellschaft leisten, so kann ich auch auf seine Glorie nicht hoffen. Wenn wir mit ihm leiden, sagt der Apostel, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden.
Gebet
O Herr, der Du der heiligen Brigitta durch die Vorstellung Deines Leidens einen stäten Eifer zur Bußfertigkeit eingeflößt hast: verleihe durch ihre Fürbitte, dass wir uns die Betrachtung Deines Leidens zur stäten Überwindung unserer eigenen Liebe angelegen sein lassen. Amen.
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Erwägung
1. Man kann im Leben der heiligen Cäcilia die wunderbaren Wirkungen der Gnade Gottes erwägen. Gott der Herr gibt nämlich einem jeden die notwendigen Gnaden, um zu der ihm bestimmten Heiligkeit zu gelangen. Brauchen wir diese Gnaden zu unserem Vorteil, so werden wir größere bekommen. Valerian, obwohl ein Heide, nimmt sich vor, keusch zu leben. Gott erteilt ihm die Gnade, ein Christ und ein Märtyrer zu werden. Wie viele Gnaden vernachlässigst du? Wie viele verachtest du? Man beklagt sich über den Mangel an Gnade; hat aber die Gnade nicht mehr Ursache, sich wegen unserer Saumseligkeit zu beklagen?
2. Es gibt Gnade, die sich auf eines jeden Beruf beziehen; um sie zu erhalten, muss man dem von Gott uns eingegebenen Beruf nachkommen; mit dieser Beihilfe des Himmels werden dir die beschwerlichsten Dinge nicht mehr schwer fallen. Darum werden so viele heilige Seelen unter der Strenge der Buße freudig und vergnügt; während die weltlich Gesinnten, die sich entweder aus Eigennutz oder aus einer anderen Leidenschaft, einen Stand gewählt haben, seufzen, und in Mitte der Güter und Lustbarkeiten unglücklich sind.
3. Wirst du mit den Gnaden, die dir Gott erteilt, nicht mitwirken, so wird er einem anderen die großen Gnaden geben, die er dir gegeben hätte. So hat der heilige Matthias den Platz des Verräters Judas und seine Krone im Himmel bekommen. Wie schmerzt es diesen Unglückseligen, aus dem Abgrund der Hölle, den Platz zu sehen, der ihm unter den Aposteln im Himmel bestimmt war, wenn er seinem Beruf gefolgt wäre. Wie wunderbar ist Gott, wenn er uns durch seine Gnaden an sich zieht! Wie schrecklich ist er aber, wenn er uns wegen Verachtung der Gnaden verlässt!
Gebet
Verleihe uns, o Herr, durch die Fürbitte der heiligen Martyrin Cäcilia, dass wir Deine Gnaden allezeit erkennen, und durch getreue Mitwirkung größere zu erlangen verdienen mögen. Amen.
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Erwägung
1. Die heilige Clara entsagt den Reichtümern, verlässt die Welt, und umfängt ein sehr armes und strenges Leben. Die Weltlichgesinnten sehen ihr Beginnen für Leichtsinnigkeit und Torheit an; Gott segnet es aber zusehends, dass schon über sechs hundert Jahre wohl hundert tausende geistliche Jungfrauen, die in der ganzen Welt verbreitet sind, auf dem Grund der Armut, die sie ihnen als Testament zurückließ, im klösterlichen Verband zusammenlebten. Die Menschen bauen ihre Unternehmungen nach ihrer Meinung auf die stärksten Grundfesten, und sie werden umgestürzt; die Heiligen gründen sie auf die Vorsehung, und sie bestehen. Wie deutlich zeigt sich die Hand Gottes in dem, was man zu seiner Ehre anfängt! Dies ist eine mächtige Bewegursache für uns, nur wegen Gott zu arbeiten, und dieses mit vollem Vertrauen auf seinen Beistand zu tun.
2. Das Beispiel der heiligen Clara, die allen Welteitelkeiten absagte, und eine so strenge Lebensart erwählte, tadelt und verurteilt unsere allzu große Sinnlichkeit; ihr Fasten und ihre Strenge waren so viel und so groß, dass der heilige Franziskus glaubte, er müsse diesem Eifer Einhalt tun. Mehr als 28 Jahre erlitt sie verschiedene Schwächen und Krankheiten, und beklagte sich niemals; wir sinnliche Menschen erschrecken angesichts der Strenge, eines Bußwerkes, einer Krankheit! Vergleiche dein Leben mit der Lebensart dieser Heiligen, die die strengsten Bußübungen für Spielwerke ansah; vergleiche dein Leben mit der Lebensart so vieler tausend schwachen Personen, die ihrer heiligen Stifterin in der Strenge nachzufolgen bemüht waren; und bedenke, ob du dich über eine Kirchenfasten, über eine Abtötung der Sinne, über einige Schmerzen des Leibes beklagen darfst.
Gebet
O Gott, der Du der heiligen Clara das Verlassen der Welt eingegeben, und die Opfer, die sie aus Liebe zu Dir entschlossen darbrachte, so reichlich belohnt hast: verleihe uns durch ihre Fürbitte, dass wir durch Nachahmung ihrer Tugenden eines Tages an jener Glorie teilnehmen, die sie in Deiner ewigen Freude genießt. Amen.
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Erwägung
Wollen wir des Schutzes unseres Gottes würdig werden, so müssen wir unseren eigenen Kräften misstrauen, und auf ihn, den Allmächtigen, allein uns stützen. Denn wir sind nur zu sehr geneigt, indem wir eine übertriebene Meinung von uns selber hegen, aus eigenem Vermögen sowohl unser, als auch unseres Nächsten Heilsgebäude zu gründen. Würden wir indes zu Gemüte führen, wie wenig wir aus uns selber vermögen, wie sehr wir von dem Allgütigen und von seinen milden Gaben abhängen, wie viel wir von unserer inwendigen Neigung zur Sünde und von unseren Feinden, deren nicht wenige sind, zu fürchten haben, und wie oftmals wir schon gestrauchelt, ja gefallen sind: so müssten wir sicherlich zur Selbsterkenntnis gelangen, und unablässig zum Herrn der Heerscharen um Beistand in unserer Schwachheit beten. So taten die Heiligen ihr ganzes Leben hindurch. Misstrauisch auf sich selbst, fürchteten sie nichts so sehr, als die Selbsttäuschung, wodurch der Mensch, auf eigene Kraft sich stützend, und der göttlichen Hilfe beraubt, ins immer tiefere Verderben hinabstürzt. Ihre Schwäche fühlend, hielten sie sich fern von allen hohen Ämtern, wodurch ihnen, neben der Sorgfalt für sich selbst, auch noch die Heiligung ihrer Mitchristen zur Pflicht würde. Mussten sie jedoch, durch einen Ruf beordert, zur Leitung anderer sich untergeben, so sammelten sie nicht bloß alle ihre Kräfte in ihrem Wirkungskreis, sondern stets unverrückten Sinnes dem Allmächtigen zugewandt, erbaten sie sich auch des Himmels Segen über ihr Tagewerk, und so, gleichsam sichtbar wachsend, brachte es hundertfältige und die besten Früchte.
"Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Galater 6,2)
"Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz." (Philipper 2,6-8)
Wisse das Glaubenslicht zu schätzen!
Sei behutsam im Umgang!
Gebet
Unablässig will ich zu Dir beten, Du Urquelle alles Guten! dass Du mich mir selber entnimmst, und mich ganz Dir allein hingibst, damit ich nicht, auch bei den besten Werken, von eitlem Selbstvertrauen getäuscht, meiner Gebrechlichkeit anheimfalle. Ich fühle es leider gar sehr, dass ich aus mir selber nichts vermag, alles aber durch Dich, mein Gott und mein Schöpfer! Stärke und Kräftige, gründe und befestige mich je mehr und mehr im Gefühl meiner Abhängigkeit von Dir, der Du mächtig bist in den Schwachen. Amen.
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Erwägung
Der Heldenmut des heiligen Knaben Vitus, der uns erstaunlich vorkommt, entstand hauptsächlich aus der guten Erziehung, die Modestus und Crescentia an ihm angewendet haben. Es ist darum eine Sache von äußerster Wichtigkeit, eine gute Wahl unter jenen zu treffen, denen man Kinder anvertraut. Dem Glück einer solchen Wahl muss man jene Menge der Heiligen zuschreiben, die man zu gewissen Zeiten auch bei den Höfen der Könige gesehen hat. Die heidnischen Römer ließen keine von denen, so die römische Sprache übel redeten, zu ihren Kindern; ist es denn nicht eine Schande für Christen, wenn sie nicht mehr Eifer zeigen für die Tugend, als die Römer für die Reinheit ihrer Sprache bewiesen? Man muss die menschliche Natur wenig kennen, wenn man sich einbildet, die Kinder seien unfähig, vom Laster angesteckt zu werden. Sie bemerken viel schärfer, als man glaubt, was andere tun, und bekommen davon Eindrücke, die nicht leicht auszutilgen sind. Glückselig das Kind, das von den ersten Vernunftjahren an nichts als gute Beispiele vor Augen hat, und das, so zu sagen, mit der Milch der Liebe zur Tugend einsaugt. Kommt die Gnade hinzu, und bringt diesen kostbaren in seine Seele eingeworfenen Samen zum Keimen, so wird es sich täglich in Ausübung der Tugend stärken, und unvermerkt zu einer hohen Stufe der Gottseligkeit aufsteigen; vielleicht auch ohne die gewaltsamen Anfälle der Leiden zu fühlen.
Gebet
Verleihe, o Herr, durch die Fürbitte des heiligen Vitus, dass uns weder Verwandtschaft, weder Wollust noch Drohungen vom rechten Weg der Seligkeit abwendig machen, in Erinnerung, dass der die Krone der Unsterblichkeit nicht verdient, der etwas auf Erden mehr achtet, als Jesus Christus. Amen.
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Erwägung
Die Gerechten haben vieles zu ertragen; der Herr aber befreit sie nach kurzer Zeit von allen Übeln, die sie ausstehen, und krönt sie dafür mit der Krone der ewigen Glorie. Durch Geduld, spricht Jesus, werdet ihr eure Seelen besitzen; lasst uns also den Blick von unseren Leiden hinweg, und auf Gott hinrichten, damit wir sie glücklich überstehen.
Gebet
O Gott, Du Ruhm Deiner Priester! Verleihe gnädig, dass wir des Beistandes des heiligen Bischofs und Martyrers Donatus, dessen Andenken wir feiern, teilhaftig werden; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
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Erwägung
O wie überaus mächtig wirkte Gottes Gnade in diesen beiden heiligen Märtyrern! Ermuntern wir uns in jeder Lage unseres Lebens zum Vertrauen auf sie. Geben wir, um diesen kostbaren Schatz nicht zu verlieren, alles und alles, ja selbst unser Leben hin, wie wir an Dorothea ein Beispiel haben. Hätten wir aber, wie dieselben zwei Schwestern Christina und Callista, am Glauben Schiffbruch gelitten, oder hätten wir, wie Theophilus, das Unglück gehabt, über ehrwürdige Dinge unserer heiligen Religion zu spotten, so verlieren wir deshalb ja den Mut nicht; denn Verzweiflung wäre gar die allergrößte Sünde. Fürchten wir die göttliche Gerechtigkeit, bevor wir sündigen; fürchten wir sehr, spricht der heilige Augustin, dass wir nicht in die Hände des erzürnten Gottes fallen, der, ohne mehr Zeit zur Buße zu schenken, in den Abgrund ewiger Peinen uns stürzen könnte; haben wir aber gesündigt, so setzen wir großes Vertrauen auf die mächtige Gnade und unaussprechliche Güte Gottes, der, wie Jesaja der Prophet sagt, deswegen wartet, damit er sich unser erbarme. - Die heilige Dorothea ließ sich weder durch das böse Beispiel der zwei abgefallenen Schwestern, noch durch ihr Zureden vom Christentum abwendig machen; vielmehr brachte sie sie wieder auf den Weg des Heils zurück. Glauben wir ja nicht, dass, weil mehrere sündigen, der Strafe wir entrinnen werden. "Sage nicht: ich bin vor Gott verborgen; sollte denn jemand im Himmel an mich denken? Unter so vielem Volk bleibe ich wohl unbemerkt." Wie! Sollte Gott, der uns das alltägliche Brot gibt, nichts um uns wissen? Die Könige dieser Welt wissen freilich nicht, was in jedem Winkel ihrer Staaten geschieht. Ist denn Gott, der Regent des Himmels und der Erde, nicht allwissend, nicht allgegenwärtig? Kein Sünder wird von ihm ungestraft bleiben - Vermögen wir aber einen Verirrten wieder auf den Weg der Wahrheit zurückzubringen, dann unterlassen wir ja nicht, diese selige Pflicht zu erfüllen.
"So selig und entzückend ist der Himmel, dass derjenige, der ihn recht betrachtet, leicht alle Qualen dieser Erde verlacht!"
"Getrennt von Mir könnt ihr nichts vollbringen." (Johannes 15, 5)
Gebet
Allmächtiger und ewiger Gott, in dessen Namen die glorwürdige Jungfrau und Martyrin Dorothea alle Martern glücklich überstanden hat: wir bitten Dich demütig, verleihe uns, dass wir durch ihre Fürbitte allen Gefahren entkommen, und ihre Hilfe in unseren Nöten erfahren, durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.
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Erwägung
Das Wesen der Vollkommenheit besteht in der Liebe. Nur derjenige hat die höchste Stufe der Vollkommenheit erreicht, der durch die Liebe mit Gott auf das innigste vereinigt ist. Demut und Selbstverleugnung müssen vorzugsweise dahin führen, indem sie die der göttlichen Liebe im Weg stehenden Hindernisse heben, und die unordentlichen Neigungen und verkehrte Gemütsstimmung abschneiden. Das Herz ist nur insofern frei, als es von der Dienstbarkeit der Sinne entledigt, und durch keine Anhänglichkeit an erschaffene Dinge beherrscht wird. Dann aber wird sich die Seele mit dem Beistand der Gnade leicht zu Gott emporschwingen, und ihm ganz rein anhangen. Gleichwie ein Stein im Fallen seinen Strebepunkt nicht erreichen wird, wenn er durch Hindernisse aufgehalten wird, ebenso wenig kann eine Seele zur reinen Liebe Gottes gelangen, wenn sie im Aufflug durch das Gewicht irdischer Anhänglichkeit niedergehalten wird. Nichts jedoch bringt mehr und mehr die innerliche Freiheit, als die Kreuzigung des alten Menschen und die geduldige Ergebung in den Willen Gottes unter der Last der Trübsale.
Gebet
Möchte denn Deine Liebe, o mein Gott, über alle Herzen herrschen, und jede unerlaubte Anhänglichkeit an das Irdische aus ihnen verbannen, damit alle Herzen im Glück und Unglück, in Ehre und Verachtung, in Reichtum und Armut, Dich allein suchen und Dich allein finden. Amen.
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Erwägung
Unter allen Tugenden ist die Demut, diese Grundfeste der evangelischen Vollkommenheit, die Eine Notwendigste. Ermahnt uns nicht dringendst unsere so mannigfaltige Gebrechlichkeit, unserer Niedrigkeit zu gedenken? Wer den Abgrund seines geistigen und leiblichen Elends recht durchschaut hat, wird erkennen, dass Gott allein groß ist, und dass der Mensch nur durch eine kindliche Unterwerfung und Abhängigkeit von dem Allerhöchsten zur wahren Würde der göttlichen Kindschaft erhoben zu werden verdiene. Nur im Gefühl der eigenen Armseligkeit vermag der Christ die Züchtigungen hienieden mit dankbarem Herzen hinzunehmen, und zum Heil seiner Seele zu benützen. Er wird durch würdige Früchte der Buße die göttliche Gerechtigkeit zu besänftigen bemüht sein, und durch Verdemütigung unter die heilsam-züchtigende Hand Gottes auch wieder der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade gewürdigt werden.
Gebet
Allmächtiger Herr und Gott, wir bitten Dich um die Gnade, dass durch das feierliche Fest, das wir zu Ehren Deines heiligen Bischofs Erhard begehen, die Andacht in uns vermehrt und unser Seelenheil befördert werde, durch Jesus Christus unsern Herrn. Amen.
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Erwägung
Sprechen wir recht oft, mit lebendigem Glauben, innigster Ehrfurcht, freudigem Vertrauen, und glühendster Liebe den allerheiligsten Namen Jesus aus. Ein Name, der Heiland, Erlöser, Seligmacher heißt. Im Namen Jesus sollen sich alle Knie beugen, sowohl die, die im Himmel sind, als auch die, die auf Erden und unter der Erde sind. Im Namen Jesus ist allein unser Heil. Rufen wir ihn in all unseren Anliegen, Leiden, Gefahren und Versuchungen mit getroster Zuversicht an! Gewöhnen wir uns, Gott um alles in diesem Namen zu bitten! Bitten wir Jesus um seinen Beistand zur Erlangung der ewigen Seligkeit! "Es ist uns kein anderer Name gegeben, in dem wir selig werden sollen, denn allein der Name Jesus!" Dieser Name stärkt, tröstet, erfreut und beschützt uns. - Heiligen wir Gott diesen Tag durch gute Werke. Opfern wir ihm die Erstlinge dieses Jahres auf! Danken wir Ihm für die bisher uns erwiesenen Guttaten, vor allem aber für die Zeit, die er uns immer noch zur Buße und Bekehrung schenkt. Bereuen wir von Herzen unsere verübten Sünden, und suchen wir uns aus allen Kräften vor dem Rückfall zu verwahren, und geben wir uns alle Mühe, in der Liebe Gottes und des Nächsten täglich zuzunehmen! Wir rücken ja mit jedem Augenblick dem Ende unseres Lebens näher. Wer weiß, ob wir den Ablauf dieses Jahres noch erreichen werden? Was täten wir wohl, wenn wir mit aller Gewissheit wüssten, dass dieses Jahr das letzte unseres Daseins ist? Wie viele von unseren Bekannten sind letzten Jahres uns entrissen worden? Bereiten wir uns zur strengen Rechenschaft, die wir dem allwissenden, gerechten und heiligen Gott werden geben müssen. Bringen wir würdige Früchte der Buße. Wachen und beten wir ohne Unterlass, damit wir dereinst getrost vor dem Angesicht unseres ewigen Richters Jesus Christus erscheinen können! -
Gebet
O Jesus, Du Sohn der heiligsten Jungfrau Maria! Du heiligstes Ziel und Ende aller meiner Lebensjahre und der ganzen Ewigkeit: gib Dich mir zum Neujahrsgeschenk und mich Dir, auf dass nicht allein dieses Jahr, sondern auch alle Jahre, Monden, Wochen, Tage, Stunden, Minuten, ja alle Augenblicke meines Lebens wie meines Todes dem Dienst Deines glorreichsten Namens geweiht seien! Dein seien sie alle, und alle, mit Deinem überfließendem Verdienst geeinigt, sollen sich in das unermessliche Meer der Ewigkeit ergießen, damit ich die Jahre meiner irdischen Laufbahn durch ein seliges Ende ruhmvoll beschließe, und danach die nicht mehr aufhörenden ewigen Jahre jener Herrlichkeit, zu der Du mich erschaffen, berufen und auserwählt hast, und um derentwillen Du, o Jesus, mein Heiland geworden bist, beginnen und vollenden möge. - Ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich über alles und aus allen meinen Kräften, und bete Dich an, o Du mein bester und liebenswürdigster Gott! Aus diesen Beweggründen bereue ich, und wünsche es auf das schmerzlichste zu bereuen, dass ich Dich so schwer beleidigt, so undankbar und treulos verlassen habe! - "Mein Gott und mein Alles!" Zur Danksagung und Genugtuung opfere ich Dir alle Handlungen und Augenblicke dieses Tages und meines ganzen Lebens zu einem wohlgefälligen Opfer! - "O Jesus, sei mein Jesus, und errette mich!" Amen. -
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Erwägung
1. Der heilige Felix, der in den Augen der Welt so gering schien, war in den Augen Gottes wahrhaft groß. Wüssten wir nach den Regeln des Glaubens von Sachen und Personen zu urteilen, so würden wir dem herrlichsten Zepter die Armut eines Lazarus vorziehen, der mit Ergebung und Geduld die gänzliche Verlassenheit, worin er sich befindet, erträgt. Zur nämlichen Zeit, wo Gott die angemaßten Gottheiten der Erde mit seinem Fluch belegt, hört er ganz gütig und barmherzig die geringste Begierde eines mit Liebe zu ihm brennenden Herzens an.
2. Die im weltlichen Stand gefesselten Personen müssen nach dem Beispiel des heiligen Felix alle ihre Handlungen zu Gott richten, und davon so viele Opfer seiner Herrlichkeit machen. Sie müssen sich folglich im Geist der Gottseligkeit erhalten, und in festgesetzten Religionsübungen eine beständige Nahrung für ihren Eifer suchen. Wie viele aber holen aus der Menge ihrer standesmäßigen Geschäfte einen Vorwand, warum sie an Gott nicht denken können. Und so verdirbt ein zerstreutes und in weltlichen Lustbarkeiten vertieftes Leben den Geschmack an himmlischen Dingen, bringt Gleichgültigkeit und Verachtung gegenüber den Lehren des Evangeliums, beugt das Herz mehr zur Erde und entfernt vom Himmel.
Gebet
Verleihe uns, o Herr, dass wir in Einfalt und Unschuld unseres Herzens leben, weshalb Du den heiligen Felix mit so herrlichen himmlischen Gaben auf Erden bereichert und im Himmel zu so großer Glorie erhöht hast. Amen.
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Erwägung
Der Herr hat seine Kirche noch nicht verlassen und wird sie niemals verlassen. In einer Zeit, da der Unglaube und mit ihm alle Sünden und Laster mit Gewalt überhandgenommen haben, erregt Gott den Staub eines Grabes und macht die vertrockneten Gebeine einer heiligen Martyrin gleichsam wieder lebendig und fruchtbar. In allen Ländern hört man von den Wundern, die Gott durch diese Heilige wirkt, und man glaubt und betet wieder. Man hört von der Tugend, die sie, noch ein Kind von 13 Jahren, bewiesen hat, und überall kehren viele zur Buße und zur Tugend zurück. Alle bewunderten besonders ihre jungfräuliche Reinheit. Welch ein Beispiel für uns! Die heilige Filomena erkennt den ganzen Wert dieser engelhaften Tugend und verbindet sich dazu durch ein Gelübde schon im Alter von 11 Jahren. Sie bewahrt ihre Unschuld an einem weichlichen, asiatischen Hof, und zu einer Zeit, da noch das Heidentum herrschte, und die unzüchtigen Bilder der griechischen Götter und die schändlichsten Beispiele überall unschuldige Augen und Herzen verführten. Ein mächtiger Kaiser, Beherrscher eines Weltreiches, liegt zu ihren Füßen, und bietet ihr mit der Krone alle Herrlichkeiten der Welt an. Der Zorn eines empörten Vaters und die Tränen einer zärtlichen Mutter bestürmen ihr Herz. Entsetzliche Martern und ein schrecklicher Tod drohen ihr. Sie steht einsam und verlassen da. Aber sie vertraut auf den Herrn, hält Ihm die gelobte Treue und - überwindet. Der Herr hat sie damals gestärkt und wie schön verherrlicht er sie jetzt unter allen Völkern!
"Besser ist Kinderlosigkeit (Keuschheit) mit Tugend; unsterblich ist ihr Ruhm, sie steht in Ehren bei Gott und bei den Menschen. Ist sie zugegen, ahmt man sie nach; ist sie entschwunden, sehnt man sie herbei. In der Ewigkeit triumphiert sie, geschmückt mit dem Kranz, Siegerin im Wettstreit um einen edlen Preis." (Weisheit 4,1-2)
"Die Jungfräulichkeit ist nicht bloß deswegen so lobenswert, weil sie sich bei den Martyrern findet, sondern auch weil sie Martyrer erzeugt." (hl. Ambrosius)
"Die Jungfrauen bewahre, wie einen kostbaren Halsschmuck Christi." - "Schätzt diejenigen, die in der Jungfräulichkeit leben, wie die Priester Christi." (hl. Ignatius - Martyrer)
Verehre mit Vertrauen die heilige Filomena! Auch du wirst erfahren, wie viel ihre Fürbitte bei Gott vermag.
Gebet
Jesus, reinstes Lamm, Du Freund unschuldiger, keuscher Seelen! Stärke uns durch das Beispiel und die Fürbitte der heiligen Jungfrau und Martyrin Filomena, die Du in diesen letzten Zeiten so schön verherrlicht hast, dass wir unseren heiligen katholischen Glauben hoch verehren, die jungfräuliche Reinheit innig schätzen, und die Keuschheit nach unserem Stand sorgfältig bewahren. Wir bitten Dich darum durch Dein kostbares Blut. Amen.
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Erwägung
Im Soldatenstand gibt es zwar viele Zerstreuungen und Gefahren, allein desungeachtet zählt er dennoch große Heilige und berühmte Martyrer, unter die gewiss der heilige Florian gehört. In einem jeglichen Stand kann man heilig leben, in jeglichem findet man nachahmungswürdige Tugendbeispiele. O wie tröstlich ist dies für diejenigen, die sich diese Vorbilder zu Nutzen machen. Wie beschämend hingegen aber auch für diejenigen, die das heilige Gesetz Gottes in ihrem Stand nicht beobachten. Bewachen wir uns selbst und lassen wir uns vor allem das Heil unserer unsterblichen Seele eifrigst angelegen sein. Ziehen wir die Gnade Gottes allen Dingen vor. Erfüllen wir die Pflichten unseres Standes mit großem Fleiß und in heiliger Liebe zu Gott. Richten wir unser Leben nicht nach dem Zeitgeist dieser Welt, die im Argen liegt, sondern nach den Grundsätzen des göttlichen Evangeliums, denn danach werden wir dereinst gerichtet werden. Gedenken wir oftmals der Worte Jesu: "Viele sind berufen, wenige aber auserwählt."
Rufe den heiligen Florian um seine Fürbitte an, dass das Feuer sündhafter Neigungen und Begierden in dir erlösche!
Gebet
Wir bitten Dich, o Gott, beschütze uns durch die Fürbitte des heiligen Martyrers Florian vor allen Gefahren der Seele und des Leibes, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
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Erwägung
Die Sanftmut war die herrschende Tugend des heiligen Franz von Sales. In dem, was er von dieser Tugend äußert, hat er sich selbst unterworfen. "Wenn jemand," sagt er, "die christliche Sanftmut besitzt, so hat er ein zartes Herz gegen alle Menschen, ist geneigt zu verzeihen, und die Schwachheiten der anderen zu entschuldigen. Er bezeigt die Gütigkeit seines Herzens durch eine süße Leutseligkeit, die einen Einfluss auf seine Reden und Taten hat, und ihm alles anmutig macht. Er untersagt sich alles trockene, trotzige und gebieterische Sprechen. Eine liebliche Heiterkeit ist allezeit auf seinem Angesicht gemalt. Er gleicht jenen nicht, die nur zornige Blicke auf andere werfen, die nur wissen, abzuschlagen, oder so mürrisch etwas zu bewilligen, dass sie alles Verdienst, Gutes zu tun, verlieren." Und diese Lehre wandte der Heilige einst auf den berühmten Camus, den Bischof von Belley, seinen Vertrauten, an, der einige Missbräuche mit allzu großer Heftigkeit bestrafte: "Die Wahrheit," sprach er, "muss allezeit liebevoll sein: aus einem bitteren Eifer entstehen nur Übel. Die Bestrafungen sind eine hart zu verdauende Speise: man muss sie in dem hitzigen Feuer der Liebe so wohl kochen, dass sie ihre Rauheit verlieren."
Gebet
O Gott, der Du im heiligen Franz von Sales den Eifer und die Sanftmut wunderbar vereinigt hast: Verleihe, dass wir unseren Eifer, wo es nötig ist, so ausüben, dass wir der Sanftmut nicht vergessen, durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
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