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Erwägung

 

Wir haben gleich der heiligen Martha nur ein in Wahrheit wesentliches und notwendiges Geschäft, ein Geschäft, zu welchem allein uns Gott erschaffen und erlöst hat; ein Geschäft, für welches er zu unserem Besten so viele Wunder gewirkt, so viele Gnaden und Guttaten uns erzeigt hat, und auf welchem die erschreckende Wahlbestimmung unseres ewigen, ganz glückseligen oder ganz unglückseligen, Schicksals beruht. Was ist das für ein Geschäft? Es ist die Sorge für unser Seelenheil, kraft welcher wir alles, was wir tun, zur Glorie Gottes, zur Erfüllung seines heiligsten Willens, und zu unserer Heiligung richten sollen. Dies muss der Mittelpunkt unserer Gedanken, unserer Begierden, unserer Handlungen sein; dies muss der Kreis sein, in welchem wir uns, ohne jemals heraus zu gehen, einschließen sollen. Jeder von uns muss mit dem alten Tertullian sagen: "Ich habe nur ein Geschäft, und ich besorge nichts anders, als daran durch Zerstreuung gehindert zu werden." Was werden aber dem allgemeinen Richter jene einst sagen können, die kein anderes Geschäft in ihrem Leben haben, als Eitelkeiten und Lustbarkeiten, oder deren einzige Angelegenheit ist, zeitliche Güter zu erwerben, oder nach weltlicher Hoheit zu trachten, und die mithin das einzige Geschäft, für welches sie auf Erden leben, vernachlässigen, oder als das geringste behandeln?

 

Gebet

 

Lass, o Herr, in unseren Ohren allezeit erschallen, was Du einst der heiligen Martha gesagt hast, nämlich das Seelenheil sei allein notwendig, auf dass wir uns ohne Unterlass befleißen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor Dir Zeit unseres kurzen Lebens zu wandeln. Amen.

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Erwägung

 

1) Jesus Christus bedankt sich bei dem heiligen Martin für die dem Bettler bei Amiens erwiesene Guttat; und so nimmt Er auch alles Gute und alles Übel auf, dass wir dem Nächsten tun. Man muss sich von diesem großen Grundsatz des Evangeliums wohl überzeugen. So oft du Gelegenheit hast, dem Nächsten ein Liebeswerk zu erzeigen, so denke: "Jesus Christus wird mir danken, wenn ich diesen Kranken besuche, wenn ich diesen Betrübten tröste, wenn ich diesem Armen helfe." Wende aber auch diese Lehre an, wenn du gegen den Nächsten zornig wirst, und denke, Jesus Christus werde mit dir verfahren, wie du mit deinem Nächsten verfährst.

 

2) Der heilige Martin sieht nach einem so heiligen Leben den Satan bei seinem Tod. Was hast nun du zu fürchten bei deinem so trägen und vielleicht so sündhaften Leben? Man hat das ganze Leben hindurch mit der Arglist und Bosheit des Satans zu streiten; wenn es zum Ende geht, macht er den letzten und heftigsten Angriff. Glücklich der, welcher sich in jener Stunde, woran die Ewigkeit hängt, des göttlichen Schutzes durch eifriges Beten und ein wahrhaft christliches Leben würdig gemacht hat!

 

Gebet

 

Verleihe uns, o Herr, durch die Fürbitte des heiligen Martin, dass wir uns allezeit von Todsünden enthalten, und für geringere Sünden durch Reue, Buße und andere gute Werke täglich genugtun, damit wir im Todeskampf dem Satan herzhaft sagen können: "Du wirst an mir nichts finden, was dein wäre." Amen. 

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Erwägung

 

1) Der heilige Matthäus nennt seine Geschichte "Evangelium", das ist, eine gute und glückliche Botschaft, weil es nämlich allen, selbst den boshaftesten Menschen ankündigt, dass sie nun Verzeihung ihrer Sünden, Befreiung von den verdienten Strafen, die Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung, Kindschaft bei Gott, die Erbschaft seines Reiches, und die Ehre, als Brüder Seines eingebornen Sohnes angesehen zu werden, hoffen können. "Das sind", sagt der heilige Chrysostomus, "glückliche Neuigkeiten; alles Übrige, was man uns versprechen kann, Reichtümer, Macht, Ehrenstellen und dergleichen, ist nichts als Lüge und Eitelkeit." 

 

2) Die darin enthaltenen hohen Wahrheiten hat uns, wie der heilige Johannes sagt, "der Eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist", selbst kundgemacht. - Deswegen müssen wir, wie der heilige Augustinus sagt, die Lesung dieses göttlichen Buches so anhören, als wenn wir Jesus Christus in unserer Mitte reden hörten. Die Christen der ersten Kirche standen aus Ehrfurcht aufrecht, wenn sie es lasen oder lesen hörten. Wenn das Evangelium in den Kirchen des Orients gelesen wird, schreibt der heilige Hieronymus, zündet man, wenn auch die Sonne scheint, Kerzen an, seine Freude zu bezeigen. Man sieht hier, wie alt der noch andauernde Gebrauch sei, bei Lesung des Evangeliums in der heiligen Messe aufzustehen, und während der Absingung desselben bei einem Hochamt brennende Kerzen zu tragen. Der heilige Thomas von Aquin las das Evangelium allezeit auf den Knien.

 

3) In den Evangelien finden wir nicht allein die göttlichen Lehren unseres Heilandes, sondern auch die Geschichte seines Lebens, Leidens und seiner Auferstehung, als ein Muster, wonach wir unser Leben einrichten sollen. "Jedes Wort, jede Tat unseres Herrn Jesus Christus," sagt Basilius, "ist für uns eine Regel der Gottseligkeit. Er hat sich mit der menschlichen Natur bekleidet, uns ein Muster zur Nachahmung zu entwerfen und deutlich vorzustellen." In welcher Achtung steht aber heutigen Tages bei vielen Christen das Evangelium? Wie viele gibt es nicht, die durch ihre Reden und Taten zeigen, dass sie sich des heiligen Evangeliums schämen? Was werden sie aber dann für Gesinnungen haben, wenn ihr ewiges Schicksal einmal nach dem Evangelium entschieden wird?

 

Gebet

 

Verleihe uns, o Herr, durch die Fürbitte des heiligen Matthäus die Gnade, allezeit vom Geist des Evangeliums, das ist, vom Geist der Demut, Sanftmut, Buße und Liebe durchdrungen und beseelt zu sein. Amen.

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Erwägung

 

Gleich dem Beruf des heiligen Matthias ist auch unser Beruf zum Glauben von Seite Gottes die Wirkung einer ganz unverdienten Barmherzigkeit. Er hat in uns nichts gefunden, das ihn bewegen konnte, uns von dem Haufen der Verlorenen abzusondern, und unsere Seelen von den Schandflecken der Sünde zu reinigen, um uns der göttlichen Kindschaft und der Erbschaft seines Reiches teilhaftig zu machen. Welche Dankbarkeit sind wir ihm nicht für die empfangene Gunstbezeigung schuldig, die uns vor allen denen, welche noch in den Finsternissen der Sünde und des Irrtums leben, vorzüglich zugekommen ist? Mit welchen Anstrengungen der Liebe und Dankbarkeit sollten wir nicht einen so liebevollen Gott loben? Mit welchem Eifer sollten wir nicht die Gnade, unserem Beruf treu zu sein, von ihm begehren, um nicht jenen gleich zu werden, welche, nachdem sie, wie wir, Gott wohlgefällig gewesen, durch ihre Schuld den ihnen anvertrauten kostbaren Schatz verloren haben! O glückselige Kirche Jesu Christi, wenn ihre Kinder mit Betrachtung dieser großen Wahrheiten sich beschäftigten! Sie würden nicht täglich mit Schmerzen so Unzählige sehen, die in einer schrecklichen Vernachlässigung ihrer Pflichten, besonders in jetziger Zeit, leben, und in einen viel schlimmeren Zustand, als aus welchem sie gezogen worden, verfallen. 

 

Gebet

 

O Herr, der Du Deinem Diener aus lauter Barmherzigkeit das Licht des wahren Glaubens vor so vielen Millionen Menschen mitgeteilt hast, verleihe, dass wir durch unsere ungezähmten Leidenschaften dieses Licht nicht verdunkeln oder gar auslöschen. Amen.

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Erwägung

 

Der heilige Maximilian wurde von heiligem Eifer entflammt, und scheute keine Gefahr, als er die Gläubigen schwach und dem Heiland abtrünnig werden sah; er trat hin zum Prätor, verwies ihm sein gottloses Verfahren und gab sich selbst dem Tode preis, um seine Mitbrüder wieder zu ermutigen, dass sie aus Todesfurcht den Götzen nicht opfern und das ewige Heil nicht verlieren möchten. Handelst du wohl auch so, christlicher Vater und christliche Mutter, wenn du deine Kinder in Gefahr weißt, in die Fallstricke eines Verführers zu fallen? Oder, wenn du weißt, dass sie in sündhaften Verhältnissen leben oder gottlose Orte besuchen, und daselbst Ärgernisse ohne Zahl sehen? - Es ist deine heilige Pflicht, durch eigenes Tugendbeispiel, durch liebevolle oder ernste Mahnungen und selbst durch Strafen das Seelenheil der dir Anvertrauten zu retten und Sünde zu verhindern. Auch dir schreibt der heilige Apostel Paulus: "Ich beschwöre dich vor Gott und Jesus Christus, der da richten wird die Lebendigen und die Toten, predige das Wort, halte an damit, es sei gelegen oder ungelegen, weise zurecht und bestrafe, ermahne mit aller Geduld und Belehrung."

 

Gebet

 

Erwecke, o Herr Jesus Christus, in den Herzen aller Vorgesetzten, Väter und Mütter heiligen Eifer für deine Lehre und deine Vorschriften, dass sie daran glauben und dieselben vollziehen, und in wahrhaft christlichem Eifer, wie dein heiliger Diener Maximilian, ihren Anvertrauten wohl vorstehen in Unterweisung, Ermahnung, Warnung und heiligem Beispiel, und deren Seelen retten und bewahren mögen für das ewige Leben, damit dadurch dein göttliches Reich unter uns immer mehr verbreitet und wir alle darin beseligt werden mögen. Amen.

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Erwägung

 

1) Der heilige Erzengel Michael hat sich dem aufrührerischen Lucifer, der, wie viele glauben, sich in den Sohn Gottes verkleidet, und die guten Engel an sich gezogen hatte, widersetzt. Ein nachahmungswürdiges Beispiel für Christen, wie sie sich der Ehre Gottes gegen die Ungläubigen heutiger Zeiten annehmen sollen. Will dich die Welt und der Satan durch ihre Lüste und Eitelkeiten von Gott abziehen, so sprich: "Michael! Wer ist wie Gott? Kann etwas von euren Tändeleien mit dem unendlichen Gott verglichen werden?"

 

2) Die Demut und Untertänigkeit des heiligen Michael wurde von Gott mit ewiger Glorie belohnt; die Hoffart aber hat den Lucifer auf ewig in den Abgrund der Hölle gestürzt. Zittert, ihr Stolzen! Lucifer ist wegen seiner Eitelkeit vom Himmel gefallen, das Schönste unter allen Geschöpfen ist ewig verloren. Lasst uns in Demut vor jenem Gott wandeln, der auch in seinen Engeln Verderbnis gefunden hat. Die Sterne des Himmels sind gefallen; und ich armer Erdwurm fürchte mich nicht?

 

3) Verehre den heiligen Michael; er ist der Fürst der Kirche, welcher einst bei der Untersuchung deines ganzen Lebens gegenwärtig sein wird. Was willst du da sagen, wo dir weder Schätze noch Wissenschaften helfen werden? Dein gutes Gewissen und deine guten Werke werden dir alsdann bei deinem Richter allein Hilfe und Schutz verleihen. Was kannst du aber zu Jesus Christus bringen, das, wie du erwartest, ewige Belohnung verdiente?

 

Demnach sollen alle Christen ihn als Schutzherrn erkennen, lobpreisen, mit Andacht verehren, durch Gebet geneigt machen, ihm die Anliegen anbefehlen, und durch Lebensbesserung ihn zu erfreuen suchen. Denn seine Liebe und Gewogenheit ist dermaßen groß, dass er unser Gebet nicht verschmähen, das Vertrauen nicht verachten, und unsere Liebe nicht unerkannt lassen wird; indem er jeden Demütigen schützt, jeden Keuschen liebt, jeden Unschuldigen leitet, jeden Frommen bewahrt, und in dieser Wanderschaft begleitet bis ins Himmelreich, wo Jesus Christus, als der Bräutigam der heiligen Kirche, mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit! Amen. 

 

"Michael, der große Fürst, wird sich erheben, der den Kindern des Volkes Gottes beisteht."                                                                                                          (heiliger Daniel)

 

Bestrebe dich, wenn du weise sein willst, diesen heiligen Erzengel zu deinem Patron und Fürsprecher zu haben!

 

"Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Streit, damit wir bei dem schrecklichen Gericht nicht zugrunde gehen!"

 

Gebet

 

Heiliger Erzengel Michael, den Gott über alle Seelen, welche das Zeitliche verlassen, bestellt hat, stehe uns mit deiner Hilfe im letzten Streit, wo es sich um die Ewigkeit handelt, bei, damit wir im schrecklichen Gericht nicht verloren gehen. Amen. 

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