Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

4. Mai

 

Der heilige Florian, Offizier und Martyrer von Lorch, Österreich,

+ 4.5.304 – Fest: 4. Mai

 

Zur Zeit, als die römischen Kaiser Diokletian und Maximian grausame Verfolgungsmaßregeln gegen die Christen erließen, schickte der römische Statthalter Aquilinus in Oberösterreich seine Häscher aus, um nach Christen zu spähen und sie zur Marter auszuliefern oder zum Abfall vom Christenglauben zu bewegen. Bereits starben vierzig Gläubige des Martertodes, die übrigen flohen in die Gebirge und Wälder, um der Verfolgung zu entgehen.

 

Florian, ein römischer Soldat, gebürtig aus Zeiselmauer (Kloster-Neuburg) bei Wien, stand damals in der Garnison Lorch, der Hauptstadt von Oberösterreich. Kaum hatte er die Trauerkunde von dem Mordbefehl der römischen Tyrannen und von dem Martertod der vierzig Christen vernommen, da entbrannte in seinem Herzen die heilige Begierde, für seinen Christenglauben sein Blut zu opfern und dadurch die wankelmütigen und eingeschüchterten Gläubigen zum glorreichen Kampf und zur Treue und Beharrlichkeit im Glauben zu stärken. Als er eben über die Ennsbrücke in die Stadt Lorch ging, traten ihm Soldaten entgegen, die mit ihm unter einer Fahne standen. Aus ihrem Mund erfuhr er, dass sie ausgesandt seien, um Christen zu fangen. Unerschrocken sprach er zu ihnen: „Warum sucht ihr nach anderen? Seht, ich bin ein Christ. Geht hin und meldet es dem Statthalter!“ Sogleich verhafteten ihn die Soldaten und führten ihn vor Aquilinus. Der versuchte den angesehenen und beliebten Offizier Florian anfangs durch Schmeicheleien zu bewegen, den Befehlen der Kaiser zu gehorchen und den Göttern zu opfern. Florian entgegnete, niemals werde er den falschen Göttern opfern, er sei bereit, für Christus jede Qual zu leiden. Aquilinus drohte ihm mit der Folter. Der Heilige aber hob seine Augen zum Himmel und betete: „Mein Herr und mein Gott! Auf dich habe ich gehofft, dich kann ich nimmermehr verleugnen, für dich will ich kämpfen und mein Leben opfern. Gib mir Kraft zum Leiden und nimm mich in die Zahl deiner auserwählten Kämpfer auf, die vor mir deinen Namen bekannt haben!“ Als Aquilinus den edlen Kämpfer so beten hörte, spottete er: „Wie magst du so unsinnig reden und den Befehlen der Kaiser trotzen?“ Ihm erwiderte Florian: „Du hast Gewalt über meinen Körper, aber über meine Seele vermagst du nichts; denn über sie hat Gott allein Macht. Ich gehorche meinem Kaiser, wie es einem guten Soldaten geziemt, niemand aber wird mich bewegen, dass ich den Götzen opfere.“ Wutentbrannt ließ der Statthalter ihn entkleiden und mit Stöcken schlagen. Mitten in der Qual rief Florian: „Wisse, dass ich keine deiner Qualen fürchte! Lass einen Scheiterhaufen anzünden und ich werde ihn willig im Namen Christi besteigen!“ Wieder schlugen ihn die Schergen, dass das Blut zur Erde strömte. Florian wankte nicht. Heiter lächelnd sprach er: „Nun bringe ich meinem Herrn und Gott ein wahres Opfer dar, der mich stärkt und zu dieser Ehre erhebt.“ Da befahl der Tyrann, mit spitzigen Stacheln ihm das Fleisch herauszureißen, aber in den furchtbarsten Qualen blieb Florian standhaft und wohlgemut.

 

Als der grausame Statthalter alle seine ausgesuchten Martern an dem freudigen Starkmut des Heiligen scheitern sah, befahl er den Henkersknechten, ihm einen Stein an den Hals zu binden und ihn in die Enns zu stürzen. Florian dankte Gott für diese Gnade und ging fröhlichen Mutes der Brücke zu. Dort wurde ihm ein Stein an den Hals gebunden, und nachdem ihm die Henker noch eine kurze Frist zum Gebet gewährt hatten, kniete er nieder und empfahl in glühender Andacht seine Seele dem Herrn. Unwillig über diesen Verzug, lief ein fanatischer Heide herbei und stieß mit roher Gewalt den Heiligen in den Fluss hinab. Dies geschah am 4. Mai 304 (297). In demselben Augenblick erblindete der grausame Heide mit beiden Augen. Die mitleidigeren Wogen des Flusses hoben den Heiligen empor und trugen ihn samt dem schweren Stein an einen erhöhten Platz am Ufer. Ein mächtiger Adler schwang sich aus den Wolken hernieder und verteidigte den heiligen Leichnam gegen jede Verunehrung von Seiten der Heiden. In der Nacht nach seinem Tod erschien der heilige Märtyrer einer frommen Frau, namens Valeria, und zeigte ihr den Ort an, wo er begraben sein wollte. Die Frau nahm einen mit zwei Ochsen bespannten Wagen, lud den heiligen Leichnam auf und fuhr ihrem Landgut zu. Aber die Ochsen konnten nach einer Strecke Weges vor Durst nicht weiterkommen. In dieser Not flehte sie kniend Gott um Hilfe an. Sogleich entsprang eine Quelle frischen Wassers aus dem Boden und erfrischte die durstenden Tiere, die nun munter weiterzogen. Auf ihrem Landgut legte die fromme Frau mit größter Andacht den heiligen Leichnam in ein schönes Grab und seitdem verherrlichte Gott seinen treuen Diener durch zahllose Wunder, die auf seine Fürbitte geschahen.

 

Über dem Grab des heiligen Florian wurde nach der Verfolgungszeit eine Kapelle, später eine prächtige Kirche nebst Benediktinerkloster gebaut. Nach Zerstörung des Klosters durch die Hunnen stellte Engelbert, Bischof von Passau, dasselbe wieder her und räumte es den Augustiner-Chorherren ein, unter denen es zu einem der schönsten Klöster Österreichs aufblühte. In der Nähe von Linz prangt noch heute das berühmte Kloster St. Florian majestätisch auf einer Anhöhe.

 

Die Reliquien des heiligen Florian wurden in der Folge nach Rom übertragen und mit den Überresten der Blutzeugen Stephanus und Laurentius vereinigt. Nachdem im 11. Jahrhundert Polen von den Tartaren und Preußen verwüstet worden war, erhielt der König Casimir im Jahr 1184 vom Papst Lucius III. einige Reliquien des heiligen Florian, die vom Bischof Gedeon in der neuerbauten prächtigen Kirche zum hl. Florian in Krakau feierlich beigesetzt wurden. Sein jener Zeit wird der heilige Florian als Schutzpatron Polens, wie als Patron des Bistums Wien verehrt. Auch gilt der heilige Florian als Patron in Feuersgefahr und Kriegsnöten, und wird deshalb gewöhnlich in kriegerischer Rüstung abgebildet, wie er ein Gefäß mit Wasser auf lodernde Flammen gießt. Als einst ein Kohlenbrenner in den brennenden Kohlenhaufen fiel, rief er den heiligen Florian um Hilfe an, und stieg unverletzt aus den Flammen.

 

Die achtzehn seligen englischen Kartäuser-Märtyrer,

+ 1535 bis 1540 – Fest: 4. Mai

 

Im Jahr 1886, am 29. Dezember, dem glorreichen Todestag des heiligen Thomas, Erzbischofs von Canterbury, wurde in Rom ein Dekret veröffentlicht, in dem 54 Märtyrer selig gesprochen wurden, die unter Heinrich VIII. und Elisabeth in den Jahren von 1535 – 1583 zum Teil unter entsetzlichen Qualen hingemordet worden waren. Unter diesen sind im Dekret achtzehn Kartäuser namentlich aufgeführt, die durch Heinrich VIII., den Abtrünnigen, zur Krone des Martyriums gelangten.

 

Im Jahr 1534 sollten alle Untertanen von 16 Jahren an erklären, dass die Ehe des Königs ungültig und die neue, mit einem Hoffräulein der verstoßenen Königin vollzogene, rechtmäßig sei. Die übergroße Mehrzahl gab befriedigende Antwort, wie es ja „in jenem überaus verdorbenen Jahrhundert beinahe ein Wunder war, für Christus zu sterben“, sagt der Kartäuser Mauritius Chauncy, der die Leiden seines Priors und Mitbruders Johannes Houghton beschrieben hat. So kamen denn auch in die Kartause von London königliche Kommissäre und verlangten Zustimmung zu des Königs Vorgehen. Und da die Antwort des Priors, er habe über des Königs Tun und Lassen nicht zu richten, nicht genügte, wurde er und der Prokurator (Verwalter) des Klosters im Monat Mai 1534 im Gefängnis verwahrt, bis sie auf Gutachten gelehrter Männer entlassen wurden. In der Nacht vor der Entlassung hatte der ehrwürdige Prior einen Traum des Inhalts, dass sie innerhalb eines Jahres wieder dahin zurückkehren werden. Und dies war mehr als ein Traum.

 

Im Anfang des Jahres 1535 mussten alle den König als das höchste geistliche Haupt der englischen Kirche erklären, widrigenfalls sie als Hochverräter die diesen bestimmte Todesstrafe erleiden müssten. Nun wusste der Prior der Kartause, dass es jetzt auf Leben und Tod gehe und in feurigen Worten ermahnte er die Seinigen zum Kampf. In eifriger Vorbereitung auf die kommenden Dinge hielten sie ein Triduum ab, bei dem alle am ersten Tag eine Lebensbeichte ablegten, am zweiten einander nach vorausgegangenem Gebet kniefällig um Verzeihung baten; am dritten Tag wurde ein Heiliggeistamt gehalten, wobei alle, auch die Brüder außerhalb der Kirche, ein wunderbares schönes Säuseln der Luft vernahmen und zugleich mit himmlischem Trost erfüllt wurden. Zur selben Zeit kam auch der Prior Robertus Lawrence der Kartause Schönental und ein dritter Prior, Augustin Webster, um die Zeitlage sich zu besprechen.

 

Man vereinbarte sich, zum Vertreter des Königs zu gehen und um Erleichterung bezüglich des Eides zu bitten. Er ließ sie aber kurzerhand ins Gefängnis werfen und nach einer Woche auf ihre Verweigerung des Eides hin zur Todesstrafe verurteilen. Grausam war die damalige Strafe für Majestätsverbrecher. Auf einer niederen Pritsche angefesselt, wurden die drei Prioren auf den Richtplatz geschleppt. Dort wurde zuerst der Prior der Londoner Kartause Johannes Houghton gehenkt, nachdem er zuvor vom Henker die Erlaubnis erhalten hatte, einen kurzen Psalm zu beten, der ausklang in die Worte: „In deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ Alsdann wurde er noch lebend heruntergelassen, in roher Weise ausgezogen, es wurden seine Schamteile weggeschnitten, der Unterleib aufgeschlitzt, die Eingeweide herausgenommen und all dies ins Feuer geworfen; alsdann das Herz weggerissen. Bei all dem war der Prior bei voller Besinnung und betete ständig; und mit den Worten „guter Jesus, was machst du mit meinem Herzen“, gab er den Geist auf. Mit der gleichen Standhaftigkeit wurden hierauf die zwei anderen Prioren gemartert. Das geschah am 4. Mai 1535 und zwar wie auch bei den heiliggesprochenen Thomas Morus und Kardinal Fisher an einem Dienstag, der bekanntlich der Verehrung der Apostel und besonders der Apostelfürsten geweiht ist.

 

Drei Wochen darauf wurden wieder drei nunmehrige Vorsteher der Londoner Kartause gefangen gesetzt und vierzehn Tage lang mit eisernen Ketten an Hals und Beinen an Säulen gebunden, so dass sie jeglichem Ungemach der Natur und der Witterung ausgesetzt waren. Hierauf vor Gericht gestellt, bekannten sie aufs standhafteste ihre Romtreue und wurden der gleichen Todesart teilhaftig. Noch jung an Jahren, aber gereift an Geist, voll der Gnade und Tugend, von vornehmer Herkunft – einer, Pater Sebastian Newdigate, war sogar im königlichen Palast erzogen worden -, gingen sie zum Tod wie zu einem Gastmahl in der Hoffnung des ewigen Lebens am 29. Juni 1535.

 

Mit den übrigen Kartäusern glaubte man dadurch zum Ziel zu kommen, dass man ihnen weltliche Vorsteher gab, die sie auf alle Art drangsalierten. Und als sie trotzdem fest blieben, wurden am 4. Mai 1536 vier Brüder verbannt in weit entlegene Kartausen, von denen zwei Priester am 11. Mai 1537 ebenfalls gehenkt wurden. Von den Zurückgebliebenen wurden zehn Brüder, das heißt drei Priester, ein Diakon und sechs Laienbrüder, anfangs Juni 1537 in den Kerker geworfen, wo sie infolge des entsetzlichen Schmutzes und Gestankes vom Juni bis September nacheinander starben bis auf einen, der wie sein Prior am 4. August 1541 gehenkt und gemartert wurde.

 

Solch ein Märtyrertod musste aber auch verdient sein. Und wahrhaft die Londoner Kartause war hierfür geradezu ein Muster. Der erst 43jährige Prior ging in allen Tugenden mit heiligem Beispiel voran. In feurigen Worten ermahnte er oft die Seinen zum eifrigen Chorgebet, das so langsam verrichtet wurde, dass die Nachtwachen gewöhnlich mindestens fünf Stunden dauerten. Man sagte allgemein: „Wenn ihr wollt den Gottesdienst andächtig gefeiert sehen, so eilet zur Kartause.“ Es lebten in der Kartause Brüder, die beim Gebet schwebend gesehen wurden. Die Gabe der Tränen und der Zerknirschung war fast allgemein, vorab beim Pater Prior. Ein edler Wetteifer in der Erstrebung der Tugenden herrschte, so dass oft Weltleute, die aus der Kartause zurückkehrten, unter Tränen sagten: „Wahrlich, Gott ist an diesem Ort.“

 

Beachten wir dies wohl besonders in unserer gewitterschwülen Zeit. Dem Kampf für den Glauben muss der Kampf für das Leben nach dem Glauben vorausgegangen sein; sonst könnte leicht die Rechnung falsch sein und zur Zeit der Not nicht genügend Eifer für Gott und Verachtung des Irdischen vorhanden sein.

 

Der selige Ladislaus von Gilnovius, Priester von Warschau,

+ 4.5.1505 – Gedenktag: 4. Mai

 

Der gottselige Ladislaus von Gielniow wurde in diesem Flecken Polens, im Bistum Gnesen, geboren. Er hatte das Glück, unter der Zahl der Franziskanergeistlichen zu leben, die der heilige Johannes von Kapistran sowohl durch seine Lehren als seine Beispiele zur Vollkommenheit emporleitete. Er hatte sich von seiner frühen Jugend an dem Herrn geweiht. Der Eifer für Gottes Ehre bewog ihn, nach Ablegung seiner Gelübde, mit 12 Gefährten eine Mission bei den tatarischen Kalmücken zu unternehmen, die dem Heidentum oder den Irrtümern Muhameds anhingen. Allein die Schwierigkeiten, die ihnen der Großfürst von Russland in den Weg legte, hinderten den Erfolg ihrer gottseligen Bemühungen. Als Ladislaus hierauf wieder nach Polen zurückgekehrt war, widmete er sich ausschließlich der Erfüllung seiner Ordenspflichten. Sein Gehorsam war erstaunlich, als Guardian des Klosters in Warschau, und als Provinzial seines Ordens bewährte er eine vollendete Klugheit. Seine Tugend und Beredsamkeit erwarben ihm einen großen Ruf als Prediger. Als er an einem Karfreitag vom Leiden des Heilands predigte, wurde er beim Aussprechen des Namens Jesus entzückt, und im Angesicht des ganzen Volkes über die Kanzel erhoben. Bald darauf befiel ihn eine Krankheit, an der er 1505 zu Warschau starb. Gott offenbarte nach Ladislaus Tod die Verdienste und Heiligkeit seines Dieners auf eine so glänzende Weise, dass ihn die Polen und Litauer zu einem ihrer ersten Patrone erwählten. Papst Benedikt XIV. hat gestattet, dass man ihn als selig verehre. Der Orden des heiligen Franziskus begeht das Fest am 22. Oktober.

 

Aus dem Marianischen Festkalender, Regensburg 1866:

 

Von Geburt ein Pole, studierte Ladislaus auf der Hochschule in Krakau, wo eben Johann von Kapistran den Orden des heiligen Franziskus einführte. In Warschau ließen sich die ersten frommen Ordensbrüder nieder und hier trat auch Ladislaus ein. Hier wurde er bald zum Priester geweiht und nährte und pflegte als solcher die Andacht zu Maria in überaus hohem Grad besonders durch Abbeten des Rosenkranzes. Ladislaus wurde Provinzial-Vikar und wirkte äußerst segensreich auf seine Klostergemeinde wie auch nach außen hin auf das gläubige Volk ein. Er trug viel zur festeren Begründung der neuen Ansiedlung bei und alle seine Werke verrieten den mächtigen Schutz des Himmels, unter dem er stand. An Verdiensten reich nahm ihn der Herr zu sich am 4. Mai 1501. Von den vielen Wundern, die am Grab dieses unermüdlichen Dieners Gottes und Mariens gewirkt wurden, finde eins der merkwürdigsten hier seine Stelle:

 

Anna Mirkowska hatte aus der Heimat die Nachricht erhalten, dass ihre beiden Eltern an der Pest gestorben seien. Die liebende Tochter wurde dadurch so von Schmerz erfüllt, dass sie Tag und Nacht weinte und nicht mehr zu trösten war. Durch das Übermaß der Trauer zog sie sich aber ein anhaltendes Kopfweh, und durch das immerwährende Weinen ein solches Augenübel zu, dass sie schließlich auf beiden Augen vollends erblindete. Dadurch erreichte nun der traurige Zustand der Verwaisten den höchsten Grad und sie hatte nicht mehr allein über den Tod der Eltern, sondern auch über ihre gegenwärtige Lage zu trauern und noch mehr für ihre Zukunft zu fürchten. Doch die Mutter der Barmherzigkeit hatte Mitleid mit der Armen, die sowohl zuerst durch körperliches Leiden zur Erkenntnis der Fehlerhaftigkeit einer so übermäßigen und zu natürlichen Trauer gebracht und dann, am Geist geheilt, auch vom leiblichen Übel befreit werden sollte. Am dritten Tag nach ihrer völligen Erblindung, der der Gedächtnistag des heiligen Bonaventura war, hatte sie folgenden Traum. Es schien ihr, als käme eine Frau von übermenschlicher Schönheit und Würde, in der sie die Königin des Himmels erkannte, begleitet von Engelsscharen auf sie zu, die sie tröstete und mit freundlicher Stimme ihr riet, sich zum Grab des seligen Ladislaus Gilnow in Warschau zu begeben, ihre Sünden zu beichten und die heilige Kommunion zu empfangen: nur so, und durch kein anderes Mittel, würde sie das verlorene Augenlicht wieder erlangen. Durch diesen Traum belehrt und ermuntert, ließ sie sich an den bezeichneten Ort bringen und daselbst, nachdem sie sich durch eine reumütige Beicht gereinigt hatte, das heilige Messopfer für sich entrichten. Als sie an der Messe am Grab des Seligen teilnahm und inbrünstig betete, erhielt sie zur Zeit der heiligen Wandlung auf dem rechten Auge das Sehvermögen und konnte bei der Elevation die heilige Hostie in den Händen des Priesters deutlich erkennen, nachdem sie aber die heilige Kommunion empfangen hatte, sah sie zu ihrer größten Freude auch auf dem linken wieder. 

 

Pater Johannes vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 4. Mai 1799 verlor der Konvent zu Heidelberg einen Mann, der sowohl im Kloster als außerhalb als tüchtige Arbeitskraft bekannt war. Der lobwürdige Pater Johannes vom Kreuz, in der Welt Andreas Streit genannt, wurde im Jahr 1740 zu Reiersbach im Würzburgischen geboren. Welch vorzüglicher Ordensmann Pater Johannes war, geht daraus hervor, dass seine Mitbrüder ihn für würdig erachteten, sechs Jahre als Prior, drei Jahre als Provinzdefinitor und drei Jahre als Provinzial an der Regierung des Ordens teilzunehmen. Im Würzburger Studienkonvent versah er elf Jahre das Amt eines Lektors für die Kleriker des Ordens. Nach dem Tod des Pater Alexius wurde er vom Kurfürsten zu dessen Nachfolger als Professor der orientalischen Sprachen nach Heidelberg berufen. Später erhielt er auch einen Lehrauftrag für alttestamentliche Exegese. Zwei Jahre lang musste er auch Dogmatik vortragen. Zeitweise leitete Pater Johannes als Rector magnificus die ganze Universität. Im Jahr 1786 erhielt er von der theologischen Fakultät den Doktortitel, eine wohlverdiente Würde, wie seine "historisch-kritische Abhandlung über den Ursprung, die Entwicklung und den modernen Gebrauch der hebräischen Sprache" und seine "kritisch-wörtliche Harmonie in dunklen Stellen des Buches Exodus" beweisen. Er litt viel durch die Wassersucht, ließ sich durch seine Krankheit aber keineswegs hindern, seine Vorlesungen zu halten. Auf dem Weg zur Universität traf ihn ein Schlaganfall, der seinen Tod zum Gefolge hatte. Pater Johannes war stets von Eifer für die Ehre Gottes und der Kirche entflammt, war gleich dem guten Hirten stets bereit, sein Leben im Weinberg für das Wohl seiner Pflegekinder hinzugeben und endigte es, wiederholt von einem Nervenschlag berührt, gestärkt durch den Empfang der heiligen Sakramente, im vollen Besitz des Bewusstseins unter den inbrünstigsten Anmutungen zu seinem Schöpfer und Erlöser.

 

Gebet nach dem heiligen Andreas von Kreta am 4. Mai

 

Ich grüße dich, o Gnadenvolle! Du bist die Ursache unseres wahren Trostes. Durch dich ist das Urteil unserer Verdammung widerrufen, und in ein erbarmungsvolles Wort der Gnade umgewandelt worden. Ich grüße dich, o vortrefflichste und wahrhaft gebenedeite Jungfrau, die du zum Tempel der Herrlichkeit Gottes und zum geheiligten Palast des Königs der Himmel erwählt worden bist. Dein jungfräulicher Schoß ist das königliche Lager, in dem die Menschheit Jesu Christi mit der Gottheit so glücklich vereinigt wurde. In dir wurde Gott mit dem Menschen wieder ausgesöhnt. Du bist das Kleinod des unsterblichen Lebens, der Himmel, in dem die Sonne der Herrlichkeit über dem Gesichtskreis dieses Lebens zu leuchten begann, die himmlische Bundeslade des eingefleischten Wortes. Ich grüße dich, Mutter und Gebärerin deiner eigenen Freude, du bist in Wahrheit die einzig Gebenedeite, weil du vor allen deines Geschlechtes für würdig befunden worden bist, Mutter deines Schöpfers zu sein. Alle Geschlechter preisen dich selig, die Könige loben dich, die Fürsten huldigen dir, die Vornehmsten des Volkes tragen dir ihre Bitten vor, und die heiligen Jungfrauen rechnen es sich zur Ehre, dir zu folgen. O Maria, wenn ich auf dich vertraue, werde ich selig sein. Wenn ich unter deinem Schutz stehe, habe ich nichts zu fürchten. Denn der Herr hat in deine Hände gelegt die Waffen des Heils, die er denen übergibt, die er selig machen will. Amen. 

 

Zu Gott

 

Vermehre, o himmlischer Vater, die Zahl tugendhafter Mütter, damit durch sie Deine treuen Anbeter sich mehren, aus dem Kreis der Familien und aus der Mitte aller Deiner Kinder jedes Ärgernis entfernt werde, und alle durch Jesu Blut Erkaufte durch ein reines Leben zu Dir gelangen. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Florian

 

Wir bitten dich, o Gott, beschütze uns durch die Fürbitte des heiligen Martyrers Florian von allen Gefahren der Seele und des Leibes, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag hielten die Annonciaden das Fest des von der seligsten Jungfrau im Tempel zu Jerusalem im zwölften Jahr des Alters gefundenen Jesus.

An eben diesem Tag wurde im Jahr 553 der Anfang des fünften Allgemeinen Konzils gemacht, in dem die seligste Jungfrau als eine wahre Mutter Gottes gegen die Ketzerei des Nestorius von neuem erklärt worden ist.

 

Andacht am 4. Mai:

 

Das Thema im Mai:

Von der Sanftmut

"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)

 

"Es ist notwendig, dass man Sanftmut gegenüber allen übt, und jeden ohne Unterschied mit einer Freundlichkeit behandle, die aus einem zarten und christlich liebenden Herzen hervorgeht. Wohlwollen, Liebe und Demut sind Tugenden, die wundersam wirken, alle Herzen der Menschen zu gewinnen, um sie dahin zu stimmen, dass sie gern tun, was der Natur am meisten zuwider ist." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Durch seine große Sanftmut erhielt der heilige Franz von Sales alles, was er verlangte. Niemand konnte ihm widerstehen; denn er gewann alle Herzen, da er Menschen aller Art mit Achtung und Güte behandelte, und gegen alle einen großen Eifer nach ihrem Heil bezeigte. Man nannte ihn den Bezwinger der Willen, weil seine Sanftmut so wundersam überredete, dass er leicht diejenigen, mit denen er zu tun hatte, dahin vermochte, dass sie ihrem eigenen Willen entsagten. 

Als einst der Abt Servius einem Menschen, der ihn ohne Grund unwürdig behandelte, mit großer Sanftmut geantwortet hatte, wurde der Mensch von so großer Scham über seinen Fehler ergriffen, dass er ihm zu Füßen fiel, um Verzeihung bat und ihn beschwor, in sein Kloster ihn aufzunehmen, was der heilige Abt ihm auch gewährte.

 

O verleihe mir, mein Gott, dass ich immer mit Sanftmut spreche; und dass diese Sanftmut aus einem Herzen voll heiliger Liebe kommt; auf dass ich dadurch die Frucht erziele; Dir Seelen zu gewinnen und sie Deiner göttlichen Liebe anzuziehen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. Mai

 

"Wendet die Augen eures Leibes und eurer Seele von der Betrachtung anderer ab,

damit ihr euch selbst betrachten könnt."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 4. Mai - Zur Kreuzauffindung

 

Ein Wunderbalsam quillt vom Kreuzesstamm,

Zu heilen, meine Seele, deine Wunden;

Für dich vergießt sein Blut dort Gottes Lamm.

Blick auf zu ihm, und schnell wirst du gesunden.

 

1. Johannes 3,14-15: "Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat." In diesen Worten spricht unser göttlicher Erlöser das große Geheimnis seines Kreuzes aus. Für alle hing jene eherne Schlange an einem Kreuz. Sie hatte keine Schuld, kein Gift, ja sie war auch keine wahre Schlange, sondern sie war im heftigsten Feuer aus Erz gegossen worden. Also hatte auch Jesus keine Schuld, keine Sünde, ja er war auch kein Sünder, sondern das Feuer seiner göttlichen Liebe bewog ihn, die Gestalt eines Sünders anzunehmen. Wer wird diese unermessliche Liebe je erfassen?

 

2. Die eherne Schlange wurde an das Kreuz gehenkt, damit durch ihren Anblick diejenigen geheilt würden, die von giftigen Schlangen gebissen worden waren. Ebenso hing unser liebevoller Erlöser am Kreuz, damit wir, die wir von der "alten Schlange" gebissen worden waren, durch ihn geheilt würden. So sinke denn nieder zu den Füßen des Kreuzes und flehe deinen Heiland um Heilung von deinen Wunden an. Es gibt keine kräftigere Arznei gegen deine schwersten Krankheiten, als der Anblick und die Beherzigung der namenlosen Schmerzen, der tiefsten Schmach und des bittersten Todes, die er um deinetwillen am Kreuz erlitten hat.

 

3. Mose erhöhte die eherne Schlange in der Wüste auf einer hohen Stange, damit alles Volk sie schauen, und geheilt werden könnte. Auch das Kreuz, woran Jesus hing, stand auf der Höhe des Berges, und er selbst nennt seine Kreuzigung, keine Schmach, sondern eine Erhöhung. "Der Menschensohn muss erhöht werden!" Erhöht wollte er werden am Kreuz, damit alle ihn schauen könnten, und niemand an seinem Tod zweifelt. Durch diese Erhöhung aber erhöhte er uns, denn er starb "auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe". Preis und Anbetung sei dir, Herr! "Du hast uns mit deinem Blut für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern." (Offenbarung 5,9)

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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